Burg Lichtenwalde

Burg Lichtenwalde
Frontansicht
Teehaus im Schlosshof

Schloss Lichtenwalde befindet sich im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Niederwiesa im Landkreis Mittelsachsen in Sachsen.

Das im Eigentum des Freistaates Sachsen befindliche Barockschloss wurde in den letzten Jahren aufwendig saniert. Seit 1. Januar 2007 sind die bisherigen Ausstellungen geschlossen. Nur das kleine Uhrenmuseum ist noch geöffnet, ebenso das Schlossrestaurant, da bis 2009 im Inneren des Hauses umfangreiche Restaurierungen und Umbauten stattfinden. Ziel ist die Etablierung eines neuen Museumskomplexes. In Zukunft wird das Museum Schloss Lichtenwalde Ausstellungsbereiche zur Geschichte des Hauses, zur Scherenschnittkunst sowie zur Kunst und Kultur Westafrikas, Ostasiens und der Himalaya-Region beherbergen. Die mit Gemälden, historischen Möbeln und asiatischen Porzellanen ausgestatteten Repräsentationsräume werden dann ein Stück Vergangenheit des geschichtsträchtigen Hauses wach werden lassen. Im Nordflügel des Schlosses wird eine Galerie für Design entstehen, die vom Fachbereich Angewandte Kunst Schneeberg der Westsächsischen Hochschule Zwickau unterhalten wird. Umgeben ist das Schloss von einem Barockpark mit zahlreichen Wasserspielen, der im Jahre 2005 zu einem der schönsten Parks Deutschlands gekürt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Burg

Um 1230 entstand am linken Ufer der Zschopau, 60 m über dem Tal gelegen, eine Burganlage. Als Erbauer gelten die Markgrafen von Meißen, welche das ganze Umland südlich und westlich des Flusses schon einige Jahre zuvor von Rochlitz aus kolonisierten. Die Burg diente zunächst als Bollwerk gegen die nördlich und östlich angrenzenden reichsunmittelbaren Herrschaften Mildenstein und Schellenberg und wurde von einem markgräflichen Kastellan verwaltet, in welcher Eigenschaft 1280 ein Ritter Heidenreich von Lichtenwalde fungierte.

Nachdem die Burg Ende des 13. Jahrhunderts für kurze Zeit vom Reich verwaltet wurde, fiel sie 1307 wieder an die Markgrafen zurück, die das Objekt mit allem Zubehör 1336 an die Burggrafen von Meißen verpfändeten und später auch an diese verlehnten. Die Burggrafen ihrerseits vergaben die Burg einige Jahre später an die Familie von Honsberg, welche hier bis 1439 gebot, während die burggräfliche Lehnshoheit bereits 1426 wieder an die Markgrafen zurück fiel. 1439 tauschten Apel von Vitzthum und Konrad von Stein ihre Besitzungen mit denen von Honsberg und wurden somit neue Inhaber von Burg und Herrschaft, verloren diese aber im Verlauf des Sächsischen Bruderkrieges 1447 wieder.

Neue Besitzer waren ab 1447 bis 1561 die von Harras, ein aus Thüringen stammendes altes Adelsgeschlecht. Zunächst wurde Hermann von Harras 1447 mit Lichtenwalde belehnt. Bedeutendster Vertreter der Familie war Dietrich von Harras († 1499), welcher die Burg ab etwa 1474 nach dem Tod seiner Mutter Ilse zusammen mit drei Brüdern übernahm.

Nach Dietrichs Tod ging die Herrschaft zunächst an seinen Sohn Georg II. von Harras († 1538) und dann an Eustachius von Harras, welcher die alte Burg 1550 zu einem Wohnschloss umbauen ließ und 1561 ohne männliche Erben starb, worauf die Herrschaft Lichtenwalde an das Kurhaus Sachsen fiel und in ein landesherrliches Amt verwandelt wurde.

1694 erwarb die Familie von Bünau Lichtenwalde im Austausch gegen Pillnitz bei Dresden, welches Kurfürst Johann Georg IV. seiner Mätresse Magdalena Sibylla von Neitschütz schenken wollte.

Schloss

Innenhof

1719 ersteigerte Jakob Heinrich Graf von Flemming den verschuldeten Besitz derer von Bünau und verkaufte ihn 1722 an Christoph Heinrich Reichsgraf von Watzdorf († 1729) weiter, der die Reste der alten Burg wie auch des Harrasschen Schlosses abreißen ließ und ein großes Barockschloss an deren Stelle errichtete. Sein Sohn Friedrich Carl von Watzdorf († 1764) ließ um die Anlage ab 1730 einen weitläufigen Park anlegen.

Als Watzdorf ohne Nachkommen starb, gelangte Lichtenwalde 1764 in den Besitz seiner Witwe, Henriette Sophia, geborene Gräfin Vitzthum von Eckstädt. Die Grafen Vitzthum von Eckstädt blieben bis zur Enteignung im Jahre 1945 Schlossherren auf Lichtenwalde.

Durch einen Großbrand, der in der Walpurgisnacht 1905 das Dach und Obergeschoss vernichtete, erlitt das Bauwerk schwere Schäden. Bis zum Jahre 1908 erfolgte ein weitgehend originalgetreuer Wiederaufbau durch den Dresdner Hofbaumeister Gustav Frölich.

Im Juli 1945 beschlagnahmte die Rote Armee das Schloss und wies die letzte Schlossherrin Sibylle Gräfin Vitzthum von Eckstädt († 1951), die mehrere Flüchtlingsfamilien aufgenommen hatte, aus dem Haus. Während die alte Dame bis zu ihrem Tode eine neue Bleibe bei Freunden im Dorf Lichtenwalde fand, wurde das Schloss ausgeplündert. Nach dem Abzug der Militärs im Jahre 1946 war das Mobiliar und die Porzellan- und Gemäldesammlung der Familie Vitzthum nicht mehr vorhanden.

Das nun verstaatlichte Schloss wurde ab 1948 zunächst als Kurheim, dann als Tbc-Heilstätte genutzt. 1972 wurde im Haus eine Bildungseinrichtung des staatlichen Gesundheitswesens der DDR eingerichtet. 1990 ging das Schloss in den Besitz des wiedererrichteten Freistaates Sachsen über, der die Liegenschaft bis 1995 als Bildungszentrum des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales nutzte. Mit dem Umzug der Schule in das neu errichtete Bildungszentrum in Niederbobritzsch stand das Schloss zunächst leer.

Seit 1999 bewirtschaftet die Liegenschaftsverwaltung des Landesamtes für Finanzen das Schloss, das eine neue - museale - Nutzung erhielt.

Grundherrschaft

Die bis 1855 existierende Gerichtsherrschaft umfasste neben dem Ort Lichtenwalde auch die Ortschaften Ebersdorf (heute zu Chemnitz), Nieder- und Oberlichtenau (heute Lichtenau), Nieder- und Oberwiesa (heute Niederwiesa), Ortelsdorf (heute zu Frankenberg), Merzdorf, Ottendorf, Garnsdorf (bis 1724 halbanteilig, dann ganz), Auerswalde (bis 1724 halbanteilig, dann ganz), Braunsdorf und Gückelsberg (heute zu Flöha).

Schlossanlage

Schlosskapelle im Hof
Detail am Hauptgebäude
Innenhof
Schloss vom Park aus gesehen

Das dreiflügelige Schlossgebäude, das auf seinem Hauptflügel von einem großen turmartigen Dachreiter gekrönt wird, beherbergt in seinem Südflügel mit der Bibliothek, dem Roten Salon, Chinesischen Salon, Speisesalon und dem Wintergarten die ehemaligen Repräsentationszimmer der Grafenfamilie, in denen die ursprüngliche Festausstattung noch teilweise erhalten geblieben ist.

Der Chinesische Salon diente früher der Ausstellung der Vitzhumschen Porzellansammlung und gilt heute als der schönste Raum des Hauses. Sein Interieur stammt noch aus der Zeit vor dem Brand. Mit der umfangreichen Restaurierung des Raumes wurde im Herbst 2006 begonnen.

Im Schloss Lichtenwalde befindet sich auch die Umweltbibliothek der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt.

Nach Osten schließt sich der Schlosshof an, dessen Sanierung im Jahre 2004 abgeschlossen wurde. Die sich daran anschließende Schlosskapelle, die in wesentlichen Teilen noch aus dem 15. Jahrhundert stammt, wurde einer umfassenden Restaurierung unterzogen und 2008 neu geweiht.

Schlosspark

Orangerie

Der Barockgarten entstand zwischen 1730 und 1737 im Auftrag des Grundherrn Friedrich Carl von Watzdorf. Der 10 Hektar große Park verwilderte nach der 1945 erfolgten Enteignung der letzten Schlossbesitzerin. Im Jahre 1954 begannen die Arbeiten zu einer Wiederherstellung. In den Jahren 1990 bis 1997 wurde der Park in seiner ursprünglichen Form saniert. Die letzten Arbeiten am Park wurden im Jahre 2004 abgeschlossen.

Zu der Landschaftsarchitektur des Parkes gehören Wasserspiele, von denen die „Sieben Künste“ das bekannteste ist.

Der Park ist täglich, außer montags, während der Öffnungszeiten gegen Eintrittsgeld begehbar.

Siehe auch

Weblinks

50.8822513.0068333333337Koordinaten: 50° 52′ 56″ N, 13° 0′ 25″ O


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