Burg Neersen

Burg Neersen
Schloss Neersen
Datei:Schloss Neersen Festspiele.jpg

Innenhof des Schlosses Neersen mit Tribüne für die Festspiele

Alternativname(n): Rathaus der Stadt Willich
Burgentyp: Motte
Erhaltungszustand: Erhalten
Ständische Stellung: Reichsgrafen
Ort: Willich
Geographische Lage 51° 15′ 1″ N, 6° 28′ 39,5″ O51.2502777777786.4776544Koordinaten: 51° 15′ 1″ N, 6° 28′ 39,5″ O
Höhe: 44 m ü. NN
Schloss Neersen (Nordrhein-Westfalen)
DEC
Schloss Neersen
Allianzwappen von Ambrosius Franz von Virmond am Giebel
Tafel mit Grundriss
Wappen der Familie Crous über dem Hauptportal

Das Schloss Neersen ist ein Schloss mit allgemein zugänglicher Parkanlage in Neersen, einem Stadtteil von Willich am Niederrhein. Es befindet sich auf einer Höhe von 44 Metern über NN.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Burg Neersen

Das Schloss Neersen war bei seiner Erbauung noch eine Wasserburg am Fluss Niers. Die Burg war als steinerne Niederungsburg (Motte) auf einer Donk inmitten der von Bruchwald geprägten Landschaft errichtet worden. Sie lag unmittelbar an der Niers, die den Burggraben speiste und bis zu ihrer Begradigung im Jahr 1930 direkt an der Burg bzw. dem späteren Schloss vorbei führte. Aller Vermutung nach rührt aus diesem Umstand der Name Neersen.[1] Heute ist die Niers etwa einen Kilometer vom Schloss entfernt.

Neersen war im Mittelalter Zentrum einer Erbvogtei, die im Jahre 1263 als kurkölnisches Lehen und Bestandteil der Neusser Vogtei über die Grafen von Kessel an die Herren von Neersen (auch Herren van der Ners - Leitname Heinrich) kam. Als 1371 der Erzbischof von Köln als der Herr von Heinsberg und Nachfolger des Grafen von Kessel, Heinrich von Neersen mit der Vogtei belehnte, wurde auch die damalige Burg Neersen urkundlich erwähnt. Neersen lag an der Grenze zwischen dem Kurfürstentum Köln und dem Herzogtum Jülich. Die Burg sowie die dort ansässigen Soldaten sollten im Kriegsfall die Niersübergänge verteidigen.

Die Herren von Neersen versuchten im 14. Jahrhundert vergeblich, ihre Vogtei zu einer eigenständigen Herrschaft aufzubauen. 1487 starb die männliche Linie der Familie aus, und das Erbe fiel an Anton von Palant. 1502 heiratete der hessische Ritter Ambrosius von Virmond zu Nordenbeck Agnes von Palant, die Erbtochter von Neersen, und begründete damit in Neersen eine neue Linie derer „von Virmond“.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Familie Virmond 1621 durch Kriegsbeteiligung im Ansehen gestiegen. Johann von Virmond war für seine Verdienste in der Schlacht am Weißen Berg von Kaiser Ferdinand II. zum Freiherrn erhoben worden. Zudem hatte die Burg Neersen als Befestigung ausgedient, und man wünschte einen standesgemäßen Neubau. Die dafür benötigten Gelder entstammten seit Johanns Herrschaft unter anderem aus Zahlungen des Kölner Kurfürsten für die Bereitstellung bewaffneter Kräfte, aber auch der Erpressung von Steuern und Kriegsabgaben von der Bevölkerung.[2]

Schloss Neersen

Unter Adrian Wilhelm von Virmond wurde die mittelalterliche Wasserburg 1661 bis 1669 mit dem damals beachtlichen Aufwand von 18.139 Reichstaler und rund zwei Millionen Ziegelsteinen in ein dreiflügeliges, barockes Schloss mit vier Ecktürmen umgebaut.

1706 wurde Damian Hugo von Virmond von Kaiser Joseph I. zum Reichsgrafen erhoben. 1744 starb die Familie mit dem Tod des Ambrosius Franz von Virmond im Mannesstamm aus. Seine kinderlose Witwe trat Neersen nebst Anrath und Schloss schließlich 1763 für 110.000 Gulden wieder an das Kurfürstentum Köln ab.

1794 wurde Neersen während des Ersten Koalitionskriegs von französischen Revolutionstruppen besetzt und 1798 im Rahmen der Säkularisierung endgültig von Kurköln getrennt. Nach der Franzosenzeit kaufte der letzte kurkönlische Amtmann von Neersen, Josef Lenders, das Schloss. 1852 richtete der Fabrikant Felix Wilhelm Hüsgen dort eine Wattefabrik und Baumwollweberei ein. Durch einen Brand im Jahre 1859 wurde das Schloss bis auf die Grundmauern zerstört.

Neuere Geschichte

Das beschädigte Schloss wurde durch einen Krefelder Fabrikanten mit Ausnahme des Westflügels bis 1896 wiederhergestellt. 1928 erwarb es der aus Viersen stammende Privatmann Emil Crous.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte dort die 5th Armored Division der United States Army vorübergehend ihren Sitz. Dieser wurde dann aufgegeben und das Schloss über den Kreis Kempen-Krefeld dem DRK übergeben, das es als Erholungsheim für Kinder nutzte.

1970 wurde Schloss Neersen von der neu gegründeten Stadt Willich, in welche die Gemeinde Neersen eingegliedert wurde, gekauft. Um das Schloss als Rathaus zu nutzen, wurde 1973 die Renovierung und der Wiederaufbau des Westflügels beschlossen. Die Arbeiten dazu wurden 1982 beendet.

Im Rahmen der Euroga 2002 war es ein Teil der überregionalen Landesgartenschau Nordrhein-Westfalens. Zu diesem Anlass wurden die Außenanlagen nach Vorbildern des 18. Jahrhunderts wiederhergestellt. Im Park befindet sich der Park der Sinne mit verschiedenen Stationen wie Labyrinthe usw.

Alljährlicher Höhepunkt sind die Neersener Schloss-Festspiele, die im Schlossinnenhof unter freiem Himmel stattfinden.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Zur Namensherleitung siehe Artikel Neersen.
  2. Westdeutsche Zeitung vom 16. August 2007: Geschichte: Mit Kriegsgewinn Schloss gebaut, Zugriff am 6. Februar 2009.

Weblinks

51.2502777777786.47763888888897Koordinaten: 51° 15′ 1″ N, 6° 28′ 40″ O


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