Burg Perchtoldsdorf

Burg Perchtoldsdorf

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Burg Perchtoldsdorf
Der Turm rechts weist einen auskragenden Wehrgang auf, im Zentrum die Pfarrkirche

Der Turm rechts weist einen auskragenden Wehrgang auf, im Zentrum die Pfarrkirche

Entstehungszeit: vor 1000
Burgentyp: Ortslage
Erhaltungszustand: Reste in neueren Teilen
Ort: Perchtoldsdorf
Geographische Lage 48° 7′ 11″ N, 16° 15′ 51″ O48.11972222222216.264166666667Koordinaten: 48° 7′ 11″ N, 16° 15′ 51″ O
Burg Perchtoldsdorf (Niederösterreich)
Burg Perchtoldsdorf
Im Vordergrund die Burgmauer, dahinter das Dach der Pfarrkirche, leicht rechts der Wehrturm und ganz rechts das Dach der Martinskapelle
Die Pfarrkirche
Der Wehrturm

Die Burg Perchtoldsdorf ist eine Turmburg in Ortslage und liegt direkt im gleichnamigen Markt Perchtoldsdorf im Bezirk Mödling in Niederösterreich an der Wiener Stadtgrenze.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Burg liegt im Zentrum von Perchtoldsdorf am Abhang des Wienerwaldes.

Geschichte

Die Ursprünge der Burg dürften schon vor das Jahr 1000 zurückgehen und sie wurde im Zuge der zahlreichen Burgen am Ostrand des Wienerwaldes errichtet um die Babenberger vor den immer wieder einfallenden Ungarn zu schützen.

Die Burg bestand ursprünglich nur aus einem gemauerten Turm und einigen Holzbauten, die durch eine Palisade und einen Graben geschützt waren. Nachdem sie aber bald zu klein wurde, war sie nur für Verteidigungszwecke bewohnt. Als erster Burgherr wird 1138 Heinricus de Pertoldesdorf genannt. Unter seinem Nachfolger wurden die Holzbauten durch gemauerte ersetzt und eine Vorburg mit einer Mauer errichtet. In diesem Zustand war sie auch wieder bewohnbar. Es wurde auch der heute noch stehende Südturm als Bergfried errichtet. Die Burgkapelle im zweiten Geschoss der Burg wurde 1217 unter Bischof Ulrich II. von Passau zur Pfarrkirche erhoben. Das freie Eigen von Otto I. von Perchtoldsdorf wurde 1232 an das Stift Melk übergeben, von dem er es wieder als Lehen zurückbekam. Otto I. war auch beim Adelsaufstand an Friedrich dem Streitbaren beteiligt. Deshalb wurde die Burg auch von diesem im Zuge einer Strafexpedition zerstört, sodass nur mehr der Sockel und ein Teil der Südwand übrig blieb.

Die Ruine wurde in eine Kirche umgebaut, während Otto in seiner neuen Burg Kammerstein gewohnt haben dürfte. Unweit der Burg wurde aber eine neue Stadtburg, die hauptsächlich Verwaltungszwecken diente, an der südöstlichen Ecke des heutigen Marktplatzes erbaut. Otto II., der später auch an der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen an der Seite Rudolf von Habsburg gekämpft hat, ließ die Stammburg wieder aufbauen. Um 1270 dürfte die Stammburg bereits wieder fertig gestellt gewesen sein.

Aber Otto III. von Perchtoldsdorf, nahm ebenfalls am Adelsaufstand teil, sodass alle drei Burgen, also die Stammburg, die Stadtburg und Kammerstein, von Herzog Albrecht I. um 1290 wieder zerstört wurden. Otto starb vermutlich im Gefängnis.

Mit dem Tod des Bruders von Otto III. Heinrich IV. starben die Perchtoldsdorfer aus und die Burg fiel an das Stift Melk zurück, das es an den Herzog von Österreich als Lehen weitervergab. Die Burg wurde wieder aufgebaut und bewohnbar gemacht. Als Baustil wurde zeitgemäß die Gotik bevorzugt. Ein eigener Brunnen wurde innerhalb der Burg angelegt und die sogenannte Herzogskapelle wurde als Anbau zur Pfarrkirche gebaut, der nur der Familie vorbehalten wurde.

Die Burg wurde in der Folge zum Witwensitz österreichischer Herzoginnen. Die erste Burgherrin war Elisabeth von Virneburg, die Witwe von Herzog Heinrich. In den kommenden Jahrzehnten waren zahlreiche Herzoginnen in der Burg, sowie Herzogin Beatrix, die in Perchtoldsdorf das Spital und die heute noch bestehende Spitalkirche erbauen ließ.

In den Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Friedrich III. und seinem Bruder Albrecht VI. wurde sowohl die Burg als auch der Ort in Mitleidenschaft gezogen, ebenso wie in den folgenden Einfällen der Ungarn. Als die Ungarn 1490 endgültig vertrieben wurden, war auch die Burg komplett zerstört, sodass Erzherzog Maximillian kein Interesse mehr hatte und sie an Manngen von Höhenberg verkaufte.

Auf Grund der drohenden Türkeneinfälle richteten die Bewohner von Perchtoldsdorf und den umliegenden Orten sie als Wehranlage wieder her. Fenster wurden durch Schießscharten ersetzt und ein Mauerring wurde außen herum errichtet. Während der Markt bei der Ersten Türkenbelagerung niedergebrannt wurde, konnten die Bewohner den Angriff auf die Burg abwehren. Im ehemaligen zweiten Burghof wurde ein Friedhof angelegt.

1605 musste die Burg wieder Schutz bieten, als Stephan Bocskai mit den Heiducken anrückte. Gegen die Türken bei der zweiten Belagerung 1683 war die Burg allerdings nicht so gut instandgehalten, sodass sie wieder niedergebrannt wurde. 1794 riss man die innere Burgmauer ab und um die Gebäude kümmerte sich niemand. Später überlegte man, überhaupt die komplette Burg abzureißen, um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen.

1871 wurde der Südturm wieder hergerichtet und zu einer Arbeitsstätte von Joseph Hyrtl gewidmet. Nach seinem Tod wurden diese Räume einige Jahre als Museum geführt. Der Friedhof wurde 1883 nach der Anlage des heutigen Perchtoldsdorfer Friedhofs aufgelassen. 1928 wurde die Rüstkammer saniert und nach einer regionalen Messeveranstaltung de Pfadfindern als Vereinslokal zur Verfügung gestellt.

Heutige Nutzung

Über dem Palassaal wurde 1958 ein Notdach errichtet und 1964 wurde der ehemalige Wohntrakt in ein Kulturzentrum umgebaut.

Seit 1976 wird der Burghof jährlich für Sommertheater verwendet. Nachdem 2008 weitere Umbauten erfolgen, entfällt die Theatersaison. Im Juni 2010 wird die Burg wiedereröffnet, wobei die alte Bausubstanz unangetastet bleibt, aber ein neuer, unterirdischer Veranstaltungssaal sowie ein neues Foyer,da das alte Foyer einer Küche mit modernen Schiebetüren weichen musste. Es gibt aber nun behindertengerechte Aufgänge und einen Aufzug. Anstatt des Buffet im Obergeschoss befindet sich dort nun eine moderne Konstruktion aus Glas und Stahl, welche die historischen Mauern ersetzte. Der historische Ausgang zum Burghof wurde zugemauert, und das Tor der historischen Rüstkammer in den Burghof wurde unbenutzbar gemacht, da die Stahl- Glaskonstruktion davor nicht begehbar ist. Zugunsten des Übergangs von der alten Burg zum neuen Festsaal wurde die historische Mauer dazwischen durch einen Stahlbetondurchgang geöffnet.

Siehe auch

Weblinks


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