Burkina

Burkina
Burkina Faso

Burkina Faso

Flagge Burkina Fasos
Flagge Wappen
Wahlspruch: « Unité, Progrès, Justice »
(frz., „Einheit, Fortschritt, Gerechtigkeit“)
Amtssprache Französisch
Hauptstadt Ouagadougou
Staatsform Republik
Staatsoberhaupt Präsident Blaise Compaoré
Regierungschef Premierminister Tertius Zongo
Fläche 274.200 km²
Einwohnerzahl 13.730.258 (Zensus 2006)[1]
Bevölkerungsdichte 51 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 449 US-$ (2006)
HDI 0,370
Währung 1 CFA-Franc BCEAO
1 € = 655,957 XOF
100 XOF = 0,152449 €
(Fixer Wechselkurs)
Unabhängigkeit 5. August 1960 (von Frankreich)
Nationalhymne Ditanyè
Zeitzone UTC
Kfz-Kennzeichen BF
Internet-TLD .bf
Telefonvorwahl +226

Burkina Faso (deutsche Aussprache: [bʊrˌkiːnaˈfaːzo]) ist ein Staat in Westafrika, der im Inneren des Nigerbogens liegt und an Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana sowie die Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire) grenzt. Die ehemalige französische Kolonie Obervolta erlangte am 5. August 1960 unter diesem Namen, der am 4. August 1984 durch die heutige Bezeichnung Burkina Faso („Land der ehrenwerten Menschen“) ersetzt wurde, ihre Unabhängigkeit. Der vorwiegend flache Binnenstaat mit Anteilen an den Großlandschaften Sudan und Sahel ist durch tropisches Klima und verschiedenartige Savannenlandschaften geprägt. Administrative und kulturelle Hauptstadt des 13.730.258 Einwohner (Zensus 2006) zählenden Landes ist die zentral gelegene Millionenstadt Ouagadougou. Etwa die Hälfte der Burkiner (Burkinabe) zählt zur politisch dominierenden Ethnie der Mossi, die bis zur Kolonisierung durch Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts in mehreren streng hierarchisch organisierten Reichen lebten. In Burkina Faso werden etwa 60 einheimische Sprachen gesprochen, der Islam ist neben den traditionellen Glaubensvorstellungen die meistpraktizierte Religion. Nach einer Phase politischer Instabilität mit zahlreichen Putschen kam es 1983 zur Revolution des panafrikanistisch-sozialistisch orientierten Thomas Sankara.

Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, zeichnet sich heute aber durch eine gewisse Stabilität und die kulturelle Vielfalt der friedlich zusammenlebenden Ethnien aus. Regelmäßig wiederkehrende Dürreperioden sorgen oft für große Not der hauptsächlich als Bauern lebenden Bevölkerung. Präsident ist seit 1987 Blaise Compaoré, der das Land seit dem Putsch gegen Sankara semiautoritär regiert und stabile Verhältnisse zugunsten ausländischer Investitionen geschaffen hat. Burkina Faso richtet unter anderem das alle zwei Jahre stattfindende panafrikanische Filmfestival FESPACO aus.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Name Burkina Faso ist zweisprachig; burkĩna ist Moore und bedeutet etwa „ehrenwerte Person“.[2] Das Wort faso entstammt der Sprache Dioula und heißt „Vaterland“ (von fa „Vater“ und so „Haus, Dorf'“). Burkina Faso bedeutet dementsprechend wörtlich „Vaterland der ehrenwerten Menschen“. Die in Burkina Faso offizielle Einwohnerbezeichnung lautet Burkinabè, wobei dieses Wort nicht flektiert wird. Das Pluralsuffix -bè ist der dritten Hauptsprache des Landes, dem Fulfulde der Fulbe, entnommen. Im amtlichen deutschen Sprachgebrauch sind die Einwohnerbezeichnungen Burkiner und Burkinerin vorgeschrieben.[3]

Geographie

Lage

Burkina Faso ist ein Binnenstaat im Inneren Westafrikas mit 274.200 km² Fläche, von denen 400 km² auf die Gewässer entfallen. Es liegt unterhalb des Nigerbogens und der Sahara und teilt sich seine 3193 km lange Landgrenze mit sechs Nachbarstaaten; im Nordwesten und Norden mit Mali (1000 km Länge), im Osten mit Niger (628 km) sowie im Südosten mit Benin (306 km) und Togo (126 km). An Burkina Faso grenzen außerdem Ghana (549 km) im Süden und die Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire, 584 km) im Südwesten. [4] Der größte Teil des Landes liegt in der Großlandschaft Sudan, außerdem hat Burkina Faso im Norden Anteil am Sahel.

Relief

Inselberg im Norden Burkina Fasos, zwischen Yalgo und Dori

Etwa drei Viertel des Landes werden von einer Rumpffläche geprägt, die zum niedrigen Mittelabschnitt der Oberguineaschwelle gehört. Es handelt sich um eine flachwellige Hochebene, deren durchschnittliche Höhe etwa 250–350 über NN beträgt und die Teil eines vor etwa 2–3 Milliarden Jahren entstandenen präkambrischen Sockels aus Granit und Gneis ist. Etwa 32 % (70.778 km²) der Landesfläche entfallen auf das Zentralplateau (nach seinen Bewohnern auch Mossiplateau genannt).[5] Die Landschaft des Plateaus ist vorwiegend flach mit vereinzelten Hügeln, Senken, Kuppen, Inselbergen und freistehenden Granitfelsen, die der Erosion widerstanden haben. Ein Sandsteintafelland prägt den Südwesten Burkina Fasos, das mit dem Ténakourou, dem höchsten Berg des Landes, 749 m Höhe erreicht. Dieses Massiv, das überwiegend die Form eines monotonen Hochplateaus aufweist, hat eine durchschnittliche Höhe von 450–500 m, fällt zu den mit Sedimenten bedeckten Sockeln steil ab und bildet dort den Höhenzug Chaîne de Banfora. Diese Kette erstreckt sich bei einer durchschnittlichen Höhe von 150 m in Nordost-Südwest-Richtung. Im Südosten befindet sich die Chaîne de Gobnangou, ein Massiv, das etwa 100 m über das Zentralplateau hinausragt. Quartäre Formationen existieren vor allem in Form von Altdünen im Norden des Landes, die bis zu 20 m Höhe und 10–20 km Länge erreichen. 40 % der Flächen nördlich von Markoye sind von Dünen bedeckt. [6] Der tiefste Punkt des Landes liegt im Flusstal des Pendjari mit 125 m.

Gewässer

Ufer des Kompienga-Stausees im Südosten, nahe der Grenze zu Togo

Die Wasserläufe in Burkina Faso können drei Becken zugeordnet werden; von diesen ist das Voltabecken mit einer Fläche von 120.000 km² das Bedeutendste, es umfasst die Becken des Mouhoun (Schwarzer Volta), des Nakambé (Weißer Volta) und des Pendjari. Im Norden Ghanas nimmt der Mouhoun das Wasser der genannten Nebenflüsse sowie des Nazinon (Roter Volta) auf. Mit 18.000 km² Fläche ist das Becken des Comoé, dessen Lauf durch Stromschnellen und Wasserfälle (zum Beispiel den Cascades de Karfiguéla) unterbrochen wird, deutlich kleiner. Zum 72.000 km² großen Entwässerungssystem des Nigerbecken zählen die kleinen temporären Wasserläufe, die diesem im Norden Burkina Fasos rechts zufließen (unter anderem Béli, Gorouol und Sirba).

Viele der zahlreichen kleinen Seen und abflusslosen Tümpel, darunter das Ramsar-Schutzgebiet Mare d'Oursi, liegen saisonabhängig trocken. Sie stellen wichtige Wasserreservoirs für Mensch und Vieh dar. Zahlreiche Flüsse wurden zu Seen gestaut, so liegen im Südosten der Kompienga- und im Süden der Bagré-Stausee, die beide jeweils ein Speicherkraftwerk antreiben. Im Nordwesten wurde der Sourou gestaut, während der Ziga-Stausee seit Juli 2004 die westlich gelegene Hauptstadt mit Wasser versorgt.

Klima

In der Regenzeit ist der sonst karge Boden von grüner Vegetation bedeckt.

Burkina Faso unterliegt tropischem Wechselklima mit sudanosahelischem Charakter und einem Wechsel aus Regen- und Trockenzeit. Von Nord nach Süd hat das Land Anteil an den Klimazonen Sahel, Sudan-Sahel und Sudan. Erstere umfasst etwa 25 % der Landesfläche und ist von Trockenheit geprägt; die Niederschläge können auf unter 300 mm pro Jahr fallen, die Regenzeit zum Teil weniger als zwei Monate dauern. Die Hälfte des Landes unterliegt dem Sudan-Sahel-Klima, für das eine Regenzeitdauer von vier bis fünf Monaten charakteristisch ist. Etwa sechs Monate beträgt die Regenzeit in der im Süden gelegenen Sudan-Zone; Niederschläge von bis zu 1300 mm pro Jahr sind hier keine Seltenheit. Durchschnittstemperaturen bewegen sich zwischen 25° C und 30° C. Die niedrigste je gemessene Temperatur war 5° C, 1971 bei Bobo-Dioulasso und 1975 in Markoye. Dort wurde mit 46° C auch die höchste je gemessene Temperatur des Landes aufgezeichnet.[7] März und April sind die heißesten Monate, Januar und Dezember die kältesten. In der Regenzeit strömen warmfeuchte Winde aus Südwest über das Land, während im Winter der trockenheiße Harmattan Sand und Staub aus der Sahara in Richtung Südwest weht. In den vergangenen 35 Jahren konnten einige klimatische Veränderungen festgestellt werden, darunter ein Sinken der Niederschlagswerte sowie die Zunahme der Temperaturen. Extreme Klimaerscheinungen wie große Trockenheiten und Überschwemmungen haben in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls zugenommen.[8]

Vegetation

Karitébaum

In Burkina Faso gibt es etwa 1700 Pflanzenarten, den größten Anteil daran haben die Süßgräser und Schmetterlingsblütler[9]. Zahlreiche Wildpflanzen werden genutzt, sei es als Rohstoff, Viehfutter, Nahrung oder Medizin. Besonders wichtige Nutzbäume sind etwa Karitébaum, Afrikanischer Affenbrotbaum (Baobab) und Néré, aber auch Anabaum, Niembaum, Äthiopische Palmyrapalme und Tamarindenbaum. Im Zuge von Nutzungsveränderungen und Klimawandel verschiebt sich das Areal vieler sahelischer Arten gen Süden.

Akaziensavanne im Osten Burkina Fasos
Im Schutzgebiet Réserve partielle de Pama, nahe der Grenze zu Benin

Burkina Faso umfasst drei zum sudanosambesischen Savannengürtel zählende phytogeografische Zonen; Sahel im Norden, Sudan im Zentrum und Sudan-Guinea im Süden. Die Unterscheidung basiert unter anderem auf den niedrigeren Niederschlägen (weniger als 600 mm Niederschlagsmenge pro Jahr) und der längeren Trockenzeit im Norden. In der Sahelzone sind Dornstrauchsavannen vorherrschen – zum Teil mit Tigerbuschvegetation, die eine Form der Anpassung an die Trockenheit darstellt. Bäume wachsen zumeist vereinzelt, teils zu Hainen gruppiert. Vorherrschende Arten sind unter anderem Verek-Akazie, Duftende Akazie, Wüstendattel, Indische Jujube sowie der für den Sahel charakteristische Afrikanische Affenbrotbaum (Baobab).

Trockensavannenlandschaft westlich von Ouagadougou

Die Sudanzone, durch Niederschläge im Bereich zwischen 600 mm und 1000 mm pro Jahr gekennzeichnet, ist wie der Sahel von Akazienbewuchs und Dorngewächsen geprägt, unterscheidet sich aber unter anderem durch das Aufkommen weiterer Arten, wie Néré, Karitébaum und vor allem Flügelsamengewächsen als dominierendem Element der sudanesischen Savannen. Die Baumdichte nimmt nach Süden hin zu und bildet vereinzelt Haine, Wälder und entlang der Flüsse Galeriewälder. In den dichtbesiedelten Gegenden des Zentralplateaus dominieren durch menschlichen Einfluss degradierte Savannenlandschaften. Die Krautschicht besteht nach Arten und Abundanz zu einem großen Teil aus Gräsern, wobei der Anteil hoher und ausdauernder Arten zum Süden hin zunimmt.

In der Sudan-Guinea-Zone sind Niederschläge über 1000 mm pro Jahr üblich. Zu den auch in den nördlicheren Zonen beheimateten Arten gesellt sich hier unter anderem die Guineapflaume. In den Galeriewäldern finden sich Arten wie Breitblättrige Feige, Westafrikanischer Butterbaum, Ölpalme oder Juckbohne. In den Galeriewäldern gedeihen vor allem Pflanzen, die feuchtwarmes Klima bevorzugen.

Fauna

„Heiliges Krokodil“ in Bazoulé (Tanghin-Dassouri)

Die meisten der großen, die Savannen bewohnenden Säugetiere sind auch in Burkina Faso zu finden, durch den enormen Bevölkerungsdruck aber in ihren Lebensräumen bedroht. Einige Tierarten, wie zum Beispiel Giraffen und Geparden sind im Land nicht mehr anzutreffen. In den Schutzgebieten leben Flusspferde, Elefanten, Antilopen, Affen, Gazellen und Leoparden, die durch Jagd dezimiert wurden. Es gibt Afrikanische Buschratten und Schlangen. Im Land wurden 495 Vogelarten nachgewiesen[10], unter anderem der Afrikanische Strauß, mehrere Storcharten, etwa 50 verschiedene Greifvögel, Nashornvögel, Eisvögel und Bienenfresser. In den Seen und mares leben Krokodile, die von der Bevölkerung als „heilige Krokodile“ besonders geehrt werden. Für bestimmte Tierarten bestehen Jagdverbote.

Umwelt

Zu den Naturschutzgebieten in Burkina Faso zählen vier Nationalparks. Der Arli-Nationalpark liegt wie der burkinische Teil des W-Nationalparks im Südosten, der Kaboré-Tambi-Nationalpark im Süden und der Deux-Balés-Nationalpark im Westen des Landes. Es existieren weiterhin ein UNESCO-Biosphärenreservat Mare aux Hippopotames und ein Ramsar-Schutzgebiet Mare d'Oursi sowie zahlreiche, réserves und forêts classés genannte Schutzgebiete.

Bei den Unwettern 2007 zerstörtes Regenrückhaltebecken im Südosten des Landes

Der seit etwa 35 Jahren in Burkina Faso zu beobachtende Klimawandel, der sich in sinkenden Niederschlagswerten und höheren Temperaturen ausdrückt, sowie die von Landwirten zur Erschließung von Ackerland entfachten Buschfeuer, Abholzung sowie Erschöpfung der Böden sind Gründe für eine wachsende Desertifikation, ausgehend vom sahelischen Norden des Landes. Im Jahre 1984 wurde der Plan national de lutte contre la désértification (PNLD) erstellt, mit dem die noch intakten Naturräume geschützt, die Praxis der Buschfeuer bekämpft, die Bodenqualität verbessert und Wiederaufforstungsprogramme organisiert werden sollen. Allein in den Jahren 1996 bis 2000 wurden zu diesem Zweck rund 23 Millionen Bäume gepflanzt. Es wurde davon Abstand genommen, reine Eukalyptusplantagen anzulegen, wie in den 1960er-Jahren geschehen, als man relativ schnell Bäume zur Feuerholzgewinnung bekommen wollte.

Bei den schweren Unwettern, die in der Regenzeit 2007 in zahlreichen Ländern Westafrikas Überflutungen zur Folge hatten, kam es auch in Burkina Faso zu Schäden. Etwa 9000 Häuser wurden zerstört und 28.000 Menschen obdachlos, 51 Menschen starben. Zahlreiche Straßen und Brücken wurden beschädigt sowie die Ernten zerstört; der Ernteausfall wird mit 13.268 Tonnen beziffert.[11]


Bevölkerung

Burkiner (Burkinabe)

Zahlenmäßig stärkste Ethnie sind die Mossi (40 %), deren Vorfahren etwa im 15. Jahrhundert aus dem Süden eingewandert waren und sich im Laufe der Zeit mit den alteingesessenen Bewohnern, darunter den Yonyoose, assimiliert haben. In der Folge entwickelte dieses Gemisch aus autochthonen Gruppen (tẽng-biisi genannt) und Eroberern (nakombse) durch gemeinsame Sprache, Gründungsmythen, Rituale und hierarchisch organisierte Machtstrukturen eine ethnische Identität[12] mit dem Moogo naaba als geistigem Oberhaupt und hat heute eine politisch dominierende Rolle in Burkina Faso inne[13]. Eng verwandt mit ihnen sind die im Osten lebenden Gulmancema (8 % der Bevölkerung). Dem Gründungsmythos beider Völker zufolge stammen die jeweiligen Stammväter – Ouédraogo bei den Mossi und Diaba Lompo bei den Gulmancema – aus derselben Familie. Eine weitere Bevölkerungsgruppe sind die Fulbe (5 %), die hauptsächlich im Norden siedeln, als viehzüchtende Nomaden allerdings im ganzen Land anzutreffen sind. Sie stammen ursprünglich aus dem Fouta Toro im heutigen Senegal. Ebenfalls nomadisch leben hoch im Norden, im Sahel, die Tuareg (7 %). Sprachlich eng miteinander verwandt sind die im Süden lebenden Bissa und die im Nordwesten siedelnden Sanan. Der Südwesten des Landes zeigt sich ethnisch weniger homogen; neben den Bobo (14 %), Senufo (9%), Lobi (6 %) und Bwaba leben dort zahlreiche kleinere ethnische Gruppen. Zu den früher unter dem Begriff Gurunsi zusammengefassten Ethnien zählen unter anderem die Kassena, Nuna, und Lyéla. Die traditionellen Scherzbeziehungen (parenté à plaisanterie) zwischen den verschiedenen Gruppen leisten einen wichtigen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben: Bestimmten Ethnien ist es hierbei erlaubt, sich nach festgelegten Regeln gegenseitig zu verspotten, zum Beispiel Mossi und Sanan oder Fulbe und Bobo.

Etwa 3200 Franzosen leben dauerhaft in Burkina Faso, dazu kommen etwa 20.000, die sich unter anderem im Rahmen von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit temporär im Land aufhalten.[14] Die wirtschaftlich bedeutende libanesische Gemeinschaft zählt ungefähr 600 Mitglieder.[15]

Demografische Entwicklung Burkina Fasos (Zahlen in Tausend)

In den letzten Jahren ist die Bevölkerungszahl sprunghaft angestiegen (pro Jahr um 2,4 %). Bedingt durch die geringe Lebenserwartung (52 Jahre) und hohe Geburtenraten besteht ein hoher Anteil von jungen Menschen an der Gesamteinwohnerzahl. Die Fertilitätsrate liegt bei 6,1 und die Kindersterblichkeitsrate bei 204 von 1000 Geburten.[16]

Sprachen

Mit der Unabhängigkeit wurde die Sprache der ehemaligen Kolonialherren, Französisch, alleinige Amtssprache. Sie wird allerdings nur von einer Minderheit beherrscht. Deshalb finden Alphabetisierungskurse für diejenigen, die nie eine Grundschule besucht haben, unter anderem in den Nationalsprachen Moore (Sprache der Mossi), Dioula, und Fulfulde (Sprache der Fulbe) statt. Dioula besitzt eine große Bedeutung als Verkehrs- und Handelssprache im sprachlich heterogenen Westen des Landes. Auch Arabisch besitzt eine Funktion als Handelssprache und wird unter anderem an Koranschulen gelehrt. Weitere Sprachen sind das Tuareg und die zahlreichen Niger-Kongo-Sprachen, die den Hauptanteil der im Land gesprochenen Sprachen ausmachen: darunter die Mande-Sprachen Bissa, San, Boboda, die Gur-Sprachen Gulmancema, Lobiri und Bwamu sowie die zahlreichen Gurunsi-Sprachen.

Religion

Große Moschee von Bobo-Dioulasso
Kathedrale von Ouagadougou

Die Bedeutung der traditionellen Religionen der einzelnen ethnischen Gruppen konnte sich bis heute stärker halten als in anderen Staaten, so sind ungefähr 40 % der Burkiner Anhänger einer indigenen Religion. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass sich die Mossi der Islamisierung aus dem Norden lange widersetzten. Erst Ende des 18. Jahrhunderts konvertierte Moogo naaba Doulgou zum Islam. Etwa die Hälfte der Burkiner sind heute Muslime. Bis heute wird im Land eine undogmatisch-pragmatische Variante des Islam gelebt, der Elemente des Animismus einbezieht.[17] Die Zahl der Christen wird mit 10 % angegeben, in der Mehrzahl Katholiken, sowie Angehörige verschiedener protestantischer Glaubensrichtungen. Sowohl in der Theorie als auch in der Praxis bestehen die Freiheit der Religionswahl und -ausübung und auch im alltäglichen Zusammenleben kommt es zu keinen Problemen.[18] Dies wird der traditionell hohen religiösen Toleranz der Burkiner zugeschrieben.[17]

Mit Ausnahme unter anderem der vorwiegend im Norden siedelnden Fulbe sind die ethnischen Gruppen religiös heterogen. Vor allem die Hauptstadt Ouagadougou ist religiös durchmischt, während die Wirtschaftsmetropole Bobo-Dioulasso mehrheitlich muslimisch ist. Die libanesische Gemeinschaft ist zu 90 % christlich.[18]

Es bestehen 13 katholische Bistümer, davon drei Erzbistümer, die in der Bischofskonferenz von Burkina Faso und Niger organisiert sind. Erzbischof von Ouagadougou ist Jean-Marie Untaani Compaoré. Sammelverband der burkinischen Muslime ist die Communauté musulmane du Burkina Faso (CMBF), gegründet 1962.

Im traditionellen Glauben der Mossi existiert ein Gott Wẽnde, der das Universum erschaffen hat und sich anschließend von den Menschen zurückgezogen hat. Als Vermittler haben sich in der Folge an verschiedenen Plätzen, in Objekten und Tieren verschiedene Geister angesiedelt. Ahnenverehrung hat bei den Mossi große Bedeutung.

Besiedlung

Im Südwesten Ouagadougous gelegener Stadtteil
Die place des Nations-Unies im Zentrum Ouagadougous

Der Volkszählung von 2006 zufolge leben in Burkina Faso 13.730.258 Menschen, davon 20,3 % in städtischen Siedlungen. Von 1975 an kam es zu einer schnell zunehmenden Urbanisierung der Bevölkerung; waren zu diesem Zeitpunkt nur 6,4 % der Burkiner Stadtbewohner, so verdoppelte sich diese Zahl innerhalb von zehn Jahren auf 12,7 %. Trotz dieser Zunahme liegt der Urbanisierungsgrad niedriger als in Ländern wie Senegal oder der Elfenbeinküste (47 %, beziehungsweise 50 %).[19] Vorrangiges Ziel der zum großen Teil jungen Landbevölkerung, die in ihren Dörfern keine Perspektiven sieht, ist die Hauptstadt Ouagadougou, deren Bevölkerungszahl sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt hat, und mit einem Anteil von 50 % Unter-20-Jähriger an der Gesamtbevölkerung eine junge Stadt ist. Zweitgrößte Agglomeration ist die im Westen des Landes gelegene Wirtschaftsmetropole Bobo-Dioulasso. Um den Zuzug in diese beiden Städte abzuschwächen, wird seit Ende der 1980er-Jahre versucht, weniger große Städte infrastrukturell aufzuwerten.

Die zehn größten Städte des Landes, links nach Einwohnerzahl der Kernstadt, rechts nach Einwohnerzahl des Gemeindegebiets:[1]

Rang Name Einwohner Rang Name Einwohner
1. Ouagadougou 1.181.702 1. Ouagadougou 1.273.355
2. Bobo-Dioulasso 435.543 2. Bobo-Dioulasso 497.462
3. Koudougou 82.720 3. Koudougou 131.825
4. Banfora 72.144 4. Tenkodogo 124.053
5. Ouahigouya 70.957 5. Fada N'Gourma 123.594
6. Kaya 51.778 6. Ouahigouya 122.677
7. Tenkodogo 40.839 7. Solenzo 118.424
8. Fada N'Gourma 40.815 8. Kaya 114.807
9. Dédougou 37.793 9. Banfora 106.815
10. Houndé 34.669 10. Gorom-Gorom 104.587

Diaspora

Die zahlenmäßig größte Gruppe der Auslandsburkiner ist diejenige in der Elfenbeinküste, ihre Zahl betrug 1998 ungefähr 2,2 Millionen Menschen. Sie leben dort zum Teil seit mehreren Generationen, da von 1932–1947 ein Teil des heutigen Burkina Faso von den Franzosen der Kolonie Elfenbeinküste zugeschlagen worden war, um die Beschäftigung von Arbeitern auf den dortigen Plantagen zu erleichtern. Im Zuge des Bürgerkriegs in der Elfenbeinküste ab 2002, bei dem unter anderem die burkinische Diaspora Zielscheibe von Verfolgung war, sind mehrere Hundertausend Burkiner zurück in ihre Heimat oder die ihrer Vorfahren geflohen.[20]

In Italien leben ungefähr 35.000[21], in Frankreich etwa 4000–5000 Burkiner, dort zum Teil in der dritten Generation.[22] Die Diaspora ist im Conseil supérieur des Burkinabè de l’étranger (CSBE) organisiert.

Zum 31. Dezember 2007 waren in Deutschland 1173[23], in Österreich zum 1. Januar 2007 60[24] und in der Schweiz 393[25] burkinische Staatsangehörige gemeldet.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Burkina Fasos

Vor- und Frühgeschichte

Etwa 400.000 Jahre alte Hackwergzeuge (Chopping Tools) wurden im Norden des Landes bei Markoye gefunden.[26] Es konnte nachgewiesen, dass vor etwa 14.000 Jahren Jäger und Sammler im Nordwesten des heutigen Burkina Faso lebten. Zwischen 3600 und 2600 v. Chr. wurde von jungsteinzeitlichen Kulturen Landwirtschaft betrieben. Für die Zeit vor etwa 3000–3500 Jahren lassen Grabbeigaben auf ein erwachendes spirituelles Bewusstsein der Menschen schließen. Der Gebrauch von Eisenobjekten und Keramiken konnte nachgewiesen werden.[27]

Präkoloniale Ära

Kavallerie der Mossi um 1890

Einige der heute in Burkina Faso existierenden Ethnien waren schon zum Ende des ersten Jahrtausends nach Christus auf dem heutigen Gebiet des Landes ansässig und in autonomen Dorfgemeinschaften organisiert, so die Dogon, die im 15. Jahrhundert in ihr heutiges Siedlungsgebiet im Grenzbereich von Mali und Burkina Faso weiterzogen sowie die Bobo und Senufo. Zu den am längsten ansässigen Gruppen gehören die Yonyoose, die sich mit den ab dem 15. Jahrhundert aus dem Süden vordringenden Mossi assimilierten. Diese waren aus dem Norden Ghanas – der Legende nach unter der Führung der Prinzessin Yennenga – nach Norden gezogen. Ihr Sohn Ouédraogo soll das Reich Tenkodogo gegründet haben. Dies war das Älteste von insgesamt 20 Reichen, darunter Ouagadougou und Yatenga. Dieses Moogo bezeichnete Gebiet war ein kultureller und linguistischer Raum, dessen administrative Elemente allerdings unabhängige Einheiten bildeten, den Moogo naaba aber als geistiges und spirituelles Oberhaupt ansahen. Im Osten lag Gulmu, das Reich der Gulmancema, das seine Ursprünge ebenfalls im Norden Ghanas hat. Nördlich davon gründeten 1809/1810 Fulbe aus Massina das Emirat Liptako. Es war ein religiöser und kriegerischer Staat, der im Zuge des von Usman dan Fodio inspirierten „Dschihad der Fulbe“ entstand.[28] 1827 wurde ein Teil des Emirats von Tuareg erobert, die dort das Reich Oudalan errichteten. Die westlich dieser Formationen siedelnden Ethnien waren unter anderem in segmentären Gesellschaften organisiert, das heißt ohne zentrale Institutionen in autonomen Dorfgemeinschaften. Im einzelnen unterschieden sich die Organisationsformen bei den verschiedenen Ethnien. Weiter im Westen kamen die dort lebenden Gruppen im 18. Jahrhundert unter den Einfluss der Herrscherdynastien von Kong in der heutigen Elfenbeinküste. In der Historiografie der frühen Kolonialzeit angenommene Reiche namens Gwiriko und Kénédougou haben vermutlich nie existiert: Vielmehr übten die Herrschergruppen zum Teil in Allianz, zum Teil in kriegerischem Konflikt mit den Dorfgemeinschaften zahlreicher Ethnien ihren Einfluss auf die wirtschaftliche Produktion der Region aus. Dies geschah ohne Bemühen um politische Machtausübung. [29]

Französische Kolonialzeit

Karte Französisch-Westafrikas (1909)

Der erste Europäer, der das heutige Burkina Faso bereiste war Heinrich Barth. Er erreichte Liptako von Norden kommend und besuchte auf dem Weg nach Timbuktu die Stadt Dori. Nach der Kongokonferenz 1884/1885 in Berlin äußerte sich der „Wettlauf um Afrika“ im Westsudan im Versuch von Briten, Franzosen und Deutschen durch Protektoratsverträge mit den Mossiherrschern das Hinterland der Küste unter Kontrolle zu bringen. Es waren schließlich die Franzosen, die 1896 mit militärischer Gewalt Ouagadougou einnehmen konnten und den Moogo naaba zur Flucht zwangen. In der Folge wurde durch zahlreiche Protektoratsverträge das gesamte Gebiet des heutigen Burkina Faso unter Kontrolle gebracht und unter Militärverwaltung gestellt. 1904 wurde es Teil der Kolonie Obersenegal und Niger und 1919 eine neue Kolonie Obervolta geschaffen, die zu Französisch-Westafrika gehörte. Der Versuch der wirtschaftlichen Entwicklung unter Gouverneur Édouard Hesling war erfolglos und aufgrund mangelnder Rentabilität wurde das Territorium 1932 unter den Nachbarkolonien Französisch-Sudan (heutiges Mali), Niger und Elfenbeinküste aufgeteilt. Damit sollte unter anderem der Einsatz von Zwangsarbeitern auf den Plantagen an der Küste erleichtert werden; Obervolta diente aufgrund seiner relativ hohen Bevölkerungszahl als Reservoir für Arbeitskräfte. Wie im Ersten nahmen auch im Zweiten Weltkrieg Obervoltaer als Soldaten bei den Einheiten der sogenannten Senegalschützen (tirailleurs sénégalais) für Frankreich teil.

Luftaufnahme von Ouagadougou (1930/31)

Nach dem Krieg wurde die französische Kolonialordnung unter Charles de Gaulle mit der Gründung der Union française neu gestaltet. Vor allem die Mossi unter Führung des Moogo naaba Koom II. drängten auf Wiederherstellung Obervoltas in den Grenzen von 1932 und so wurde Obervolta 1947 Überseeterritorium (territoire d'outre-mer, TOM). In den folgenden Jahren entwickelte sich das politische Leben und Obervoltaer waren im Parlament des Mutterlandes in Paris vertreten (Nazi Boni, Joseph Conombo, Henri Guissou, Gérard Kango Ouédraogo und Mamadou Ouédraogo). Parteien boten allerdings kaum programmatische Unterschiede und waren vor allem auf die Persönlichkeiten der Parteiführer orientiert. Zur bedeutendsten Partei in einer konfliktreichen und von Spaltungen und Zusammenschlüssen geprägten Parteienlandschaft entwickelte sich die obervoltaische Sektion des interkolonialen Parteienbündnisses Rassemblement démocratique africain (RDA) unter Daniel Ouezzin Coulibaly und nach dessen Tod Maurice Yaméogo.[30] In diesen Jahren wurden die Weichen für die Unabhängigkeit gestellt. Mit dem loi cadre von 1956 gab die Kolonialverwaltung Macht an neu zu wählende Territorialversammlungen und -regierungen ab. Mit dem Referendum 1958 kam es im Rahmen der Communauté française zu einer Assoziation mit Frankreich als autonomer Republik. Doch schließlich erklärte auch Obervolta im „Afrikanischen Jahr 1960“ seine Unabhängigkeit.

Unabhängigkeit Obervoltas 1960

Flagge des unabhängigen Obervolta

Erster Präsident des unabhängigen Obervolta wurde Maurice Yaméogo, der in der Folge eine Einparteiendiktatur des RDA errichtete. Sein verschwenderischer Regierungsstil, Korruption und wirtschaftliche Fehlentwicklung führten schließlich zu einem Volksaufstand. Yaméogo dankte nach Straßenprotesten unter dem Druck von Gewerkschaften und der Untergrundopposition im Januar 1966 ab. Sein Nachfolger wurde Sangoulé Lamizana, der Oberbefehlshaber der Armee. Unter der Militärregierung des pragmatischeren und bescheidener auftretenden Lamizana wurde eine neue Verfassung ausgearbeitet, die nach einem Referendum 1970 im Januar 1971 die Zweite Republik schuf. Nach den anschließenden Parlamentswahlen, den ersten freien Mehrparteienwahlen in Westafrika[31] wurde Gérard Kango Ouédraogo (RDA) Premierminister. Innere Streitigkeiten der Partei führten dazu, dass 1974 wieder das Militär die Macht übernahm und die Gouvernement du renouveau national (GRN: „Regierung der nationalen Erneuerung“) schuf. Angesichts der Unzufriedenheit der Bevölkerung aufgrund der wirtschaftlichen und sozialen Probleme Mitte der 1970er-Jahre ernannte Lamizana eine Regierung der nationalen Einheit, die eine neue Verfassung ausarbeiten sollte. Nach deren Annahme per Referendum wurde Lamizana bei den Wahlen 1978 Präsident der Dritten Republik und ernannte Joseph Conombo zum Premierminister. Auch diese Regierung war aufgrund interner Querelen handlungsunfähig und nach einem Streik von Lehrern putschte am 25. September 1980 eine Gruppe von Militärs um Saye Zerbo, der daraufhin Präsident wurde. Im Rückblick werden Lamizana seine ausgleichenden Fähigkeiten und die Tatsache, dass es unter ihm keine politischen Gefangenen gab, zugute gehalten.[32] Eher zufällig an die Macht geraten, hatte das Militär unter Lamizana zunehmend Gefallen daran gewonnen.[30]

Mit dem Putsch von 1980 stürzte Obervolta für drei Jahre in ein Chaos, das durch den Machtkampf der alten Garde des Militärs und einer Gruppe junger Offiziere, die den Stillstand des Landes überwinden wollten, verursacht wurde. Zerbo regierte das Land mit einem Comité militaire de redressement pour le progrès national (CMRPN), verlor durch unpopuläre Maßnahmen – darunter dem Verbot von Streiks – rasch seine Popularität. Zu dieser Zeit begann der Aufstieg des charismatischen linksgerichteten Thomas Sankara. Schließlich kam es am 7. November 1982 zu einem erneuten Militärputsch. Da der als Drahtzieher angesehene Sankara nicht die Macht anstrebte, wurde der Militärarzt Jean-Baptiste Ouédraogo zum Präsidenten. Während in einer Übergangsphase die Rückkehr zu einer verfassungsgemäßen Ordnung angestrebt wurde, intensivierte Sankara – zum Premierminister ernannt – Kontakte zum antiwestlichen Regime Muʿammar al-Qaḏḏāfīs in Libyen. Zum Missfallen Ouédraogos, der die Untergrabung seiner Macht zu verhindern versuchte und die Bindungen zu Frankreich und den gemäßigten Staaten Afrikas aufrecht erhalten wollte.[33] Sankara wurde schließlich festgenommen, was Unruhen in den Reihen des Militärs und Proteste bei der Bevölkerung auslöste. Nachdem der Offizier Blaise Compaoré mit der ihm unterstehenden Fallschirmspringereinheit nach Ouagadougou zog, um seinem Freund Sankara zu befreien, kam es am 4. August 1983 zum Staatsstreich, der später als Revolution bezeichnet wurde und Sankara an die Macht brachte.

Revolution 1983

„Pioniere der Revolution“ (1987)

Sankara errichtete eine linksgerichtete Militärdiktatur mit dem Conseil national de la révolution (CNR: „Nationaler Revolutionsrat“) als Exekutivorgan, betrieb eine energische Sozial- und Entwicklungspolitik, die den ländlichen Raum zu Ungunsten der Stadtbevölkerung und Staatsklasse fördern sollte und forcierte die Gleichstellung der Frauen.[30] Ziel war eine radikale Umgestaltung der Gesellschaft[34] und das Beenden der Abhängigkeit vom Ausland. Bei einem Gegenputschversuch kamen in der Nacht vom 9. auf den 10. August zwei der Beteiligten ums Leben. Damit war es in Obervolta zum ersten Mal bei einem Umsturzversuch zu Blutvergießen gekommen. In Folge schuf Sankara Comités de défense de la révolution (CDR: „Komitees zur Verteidigung der Revolution“), die in allen Orten des Landes den Verlauf und den Fortbestand der Revolution gewährleisten und überwachen sollten. Die CDR hatten Anteil am erfolgreichen Verlauf zahlreicher Entwicklungskampagnen, wie einem großangelegten von WHO und UNICEF unterstützten Programm zur Impfung von Kindern oder dem als bataille du rail bezeichneten Ausbau der Eisenbahnstrecke unter Beteiligung der Bevölkerung. In der Anfangsphase der Revolution kam es zu Verhaftungen und Denunzierung von der Gegenrevolution verdächtigten Personen, darunter Joseph Ki-Zerbo. An der Spitze des Staates stand eine Gruppe, die neben Sankara aus Blaise Compaoré, Henri Zongo und Jean-Baptiste Lingani bestand.

1984 eingeführtes Wappen des in Burkina Faso umbenannten Staates

Am 2. Oktober 1983 präsentierte Sankara der Bevölkerung in einer als discours d'orientation politique (DPO) bezeichneten Rede die politischen Ziele der Revolution. Ziel sei es, die mit dem Imperialismus verbundene Bourgeoisie zu Gunsten der arbeitenden Klassen zu neutralisieren und die landwirtschaftliche Selbstversorgung zu ermöglichen. Dazu wurden Grund und Boden verstaatlicht, deren Nutzung zuvor von traditionellen Autoritäten in den Dörfern organisiert wurde. Alphabetisierung und Gleichstellung der Geschlechter waren weitere Schwerpunkte Sankaras. Vor den tribunaux populaires de la révolution (TPR: „Volkstribunale der Revolution“) mussten sich ehemalige Politiker und Beamte wegen Vergehen wie Korruption, und Unterschlagung von öffentlichen Geldern verantworten. Ex-Präsident Zerbo bekam mit 15 Jahren Haft, davon sieben auf Bewährung, die höchste Strafe. 1985 wurden die ausgesprochenen Urteile wieder aufgehoben. Um mit der kolonialen Vergangenheit zu brechen, benannte Sankara den Staat 1984 in Burkina Faso („Land der ehrenwerten Menschen“) um, schuf eine neue Flagge in den panafrikanischen Farben und führte eine neue, von ihm selbst verfasste Nationalhymne (Ditanyè) ein. Im Mai 1984 wurden sieben Personen wegen eines versuchten Putsches verurteilt und hingerichtet. Diese vorher nicht erlebte Gewaltanwendung schockierte die Bevölkerung[35], ebenso wie die Brandstiftung in den Räumen der unabhängigen Zeitung L’Observateur (heute L’Observateur paalga), die in Folge ihr Erscheinen einstellen musste. Der 1985 ausgebrochene Grenzkrieg mit Mali um einen schmalen Grenzstreifen im Sahel endete mit einer militärischen Niederlage der deutlich unterlegenen Burkiner[36] und einem Richterspruch des Internationalen Gerichtshofes. Dem Konflikt vorangegangen waren Beschuldigungen Sankaras malischer Subversion, seine Ermunterung einer Revolution in Mali, das unter Diktator Moussa Traoré „im Dienste des amerikanischen Imperialismus handele“. In einem Klima von Verdächtigungen, Machtmissbrauch der CDR, und politischen Gefangennahmen – bis hin zu Folter und Tod[37] – wuchs die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Der repressive Charakter des Regimes entfremdeten die Bevölkerung vom Projekt der Revolution. Innerhalb des CNR kam es zu Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Geschwindigkeit weiterer Reformen und der Art ihrer Umsetzung. Thomas Sankara, dem Abgleiten in an Blindheit grenzenden Dogmatismus und Verrat an der Revolution vorgeworfen wurden, wurde im Laufe eines Putsches am 15. Oktober 1987 mit etwa 30 weiteren Personen erschossen. Blaise Compaoré wurde neuer Präsident Burkina Fasos.

Jüngste Geschichte

Präsident seit 1987: Blaise Compaoré

Compaoré regierte das Land zunächst an der Spitze einer Front populaire (FP: „Volksfront“) an der Seite von Zongo und Lingani. In einer als rectification („Verbesserung“) bezeichneten Entwicklung sollte es zu einer Normalisierung und politischen Öffnung kommen, allerdings im Geiste der revolutionären Ziele einer Entwicklung von innen. Doch auch nach dem Umsturz herrschten Instabilität – es gab drei missglückte Putschversuche – und ein Klima der Repression; zahlreiche Tote waren zu beklagen[38], darunter auch Zongo und Lingani, die 1989 erschossen wurden. Diejenigen Parteien und Organisationen, die Compaorés Wandel mittrugen, vereinigten sich in der Organisation pour la démocratie populaire-Mouvement du travail (ODP-MT), der Vorgängerin der heutigen Regierungspartei Congrès pour la démocratie et le progrès (CDP). Unter dem Einfluss der weltpolitischen Ereignisse 1990/91, kam es auch in Burkina Faso zum Prozess einer formalen Demokratisierung; Compaoré ließ eine Verfassung ausarbeiten, die 1991 in einem Referendum von der Bevölkerung angenommen wurde. Die folgenden Präsidentschaftswahlen wurden von der Opposition boykottiert und zu einem Misserfolg für Compaoré, der seine Macht bei einer Wahlbeteiligung von nur 27 % nicht legitimieren konnte. In den folgenden Jahren gelang die gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilisierung, trotz der Entwertung des CFA-Francs im Jahre 1994. Nachdem Compaoré bei den Wahlen von 1998 in seinem Amt bestätigt wurde, kam es nach der Ermordung des kritischen Journalisten Norbert Zongo zu einer großen Krise mit zum Teil gewalttätigen Protesten. Bei den Parlamentswahlen 2002 verlor die Regierungspartei CDP zahlreiche Sitze an die zersplitterte Opposition. Dank einer umstrittenen Verfassungsänderung konnte Compaoré 2005 erneut zum Präsidenten gewählt werden.

Schwer wiegende Vorwürfe, in den Bürgerkriegen von Liberia und Sierra Leone beteiligt gewesen zu sein und am Handel von Waffen und sogenannten „Blutdiamanten“ profitiert zu haben, konnten bisher nicht bewiesen werden.[39] Der ehemalige liberianische Präsident Charles Taylor, der als Freund Compaorés gilt, organisierte seinen Angriff von Burkina Faso aus, das ihm Asyl gewährt hatte. Einige Nachbarländer beschuldigten Compaoré, destabilisierenden Einfluss auszuüben, indem er Oppositionelle und Rebelle unterstütze und beherberge. Gleichzeitig bemühte sich Burkina Faso um eine Rolle als Vermittler und Friedensstifter bei zahlreichen Krisen in Afrika, zum Beispiel nach dem Tod des Präsidenten von Togo, Gnassingbé Eyadéma.

Mit dem Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste kam es zur wohl schwersten außenpolitischen Krise des Landes. Burkina Faso wurde von der Elfenbeinküste beschuldigt, die Rebellen zu unterstützen und wollte seinerseits ein militärisches Eingreifen nicht ausschließen, um den etwa zwei Millionen Burkinern oder Burkinischstämmigen beizustehen, die bei den Unruhen Zielscheibe von Gewalt wurden. Die Normalisierung der Beziehung und die Vermittlung des Vertrags von Ouagadougou zur Beendigung des Bürgerkriegs gelten als Erfolg der Diplomatie Burkina Fasos und Compaorés.

Politik

Seit 2007 Premierminister: Tertius Zongo

Politisches System

Mit der Annahme der Verfassung 1991 wurde die Vierte Republik errichtet, die präsidialen Charakter nach französischem Vorbild aufweist. Blaise Compaoré konnte bei den Präsidentschaftswahlen im November 2005, die zum ersten Mal nicht von der Opposition boykottiert wurden, 80,4 % der Stimmen gewinnen und damit seine dritte Amtszeit antreten. Der Premierminister wird vom Präsidenten ernannt und heißt seit dem 4. Juni 2007 Tertius Zongo. Er übernahm das Amt von Paramanga Ernest Yonli. Alle fünf Jahre wird das Parlament gewählt. Von den derzeit 111 Abgeordneten gehören 73 der Regierungspartei Congrès pour la démocratie et le progrès (CDP) an.[40]

Präsident

Staatsoberhaupt ist der Président du Faso, der nach der Verfassungsänderung von 2000 alle fünf Jahre (vorher alle sieben Jahre) gewählt wird und einmal wiedergewählt werden kann.

Bisherige Präsidenten:

Name Amtszeit
Maurice Yaméogo 5. August 1960 – 3. Januar 1966
Sangoulé Lamizana 3. Januar 1966 – 25. November 1980
Saye Zerbo 25. November 1980 – 7. November 1982
Jean-Baptiste Ouédraogo 7. November 1982 – 4. August 1983
Thomas Sankara 4. August 1983 – 15. Oktober 1987
Blaise Compaoré seit 15. Oktober 1987

Innenpolitik

Die Opposition des Landes ist in zahlreiche kleine Parteien zersplittert und konnte daher noch kein Gegengewicht zu Präsident Blaise Compaoré bilden. Zu nennen sind die von Gilbert Ouédraogo geführte Alliance pour la Démocratie et la Fédération - Rassemblement Démocratique Africain (ADF-RDA), die 2003 von ihr abgespaltene Union nationale pour la démocratie et le développement (UNDD) von Hermann Yaméogo und den bis vor kurzem vom 2007 verstorbenen Historiker Joseph Ki-Zerbo geleiteten Parti pour la démocratie et le progrès/Parti socialiste (PDP/PS). Mehrere sankaristische Bewegungen sind im Parlament vertreten; die ideologische Zersplitterung der Erben Sankaras konnte in den letzten Jahren nicht überwunden werden.

Das Land besitzt aktive Gewerkschaften, die zu Streiks und Demonstrationen mehrere Tausend Menschen mobilisieren können.

Außenpolitik

In der Außenpolitik sind die Beziehungen zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich besonders seit dem Konflikt in der Elfenbeinküste wieder intensiver geworden, wichtiger Partner der burkinischen Diplomatie ist aber auch Libyen. Das Land unterhält ebenfalls gute Beziehungen zur Republik China auf Taiwan. Deutschland ist traditionell sehr in der Entwicklungszusammenarbeit engagiert. Es bestehen viele Kontakte und Partnerschaften auf der Ebene von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zwischen deutschen Vereinen oder Kommunen und Orten in Burkina Faso. Die Deutsch-Burkinische Freundschaftsgesellschaft ist seit 1990 das Netzwerk dieser Partnerschaften in Deutschland. Burkina Faso bemüht sich in den letzten Jahren intensiv, auf internationaler Ebene wahrgenommen zu werden, und bietet sich immer öfter als Ausrichter von Großereignissen an, wie beispielsweise dem Frankophoniegipfel 2004 und Treffen der Afrikanischen Union. Die Hauptstadt Ouagadougou gilt seit Jahren als sicherer und stabiler internationaler Mittelpunkt Westafrikas.

Im Rahmen der 62. ordentlichen Generalversammlung der Vereinten Nationen wurde Burkina Faso am 16. Oktober 2007 als nichtständiges Mitglied für die Periode 2008–2009 in den UN-Sicherheitsrat gewählt. [41] [42]

Militär

Die Armee (Forces armées nationales) (FAN) wurde 1960 gegründet, 1961 wurde die Befehlsgewalt von den französischen auf die obervoltaischen Behörden übertragen.[43] In der Folge übernahm das Militär mehrmals die Macht durch Staatsstreiche. In den Achtzigerjahren kam es zum Krieg mit Mali (Malisch-Burkinischer Grenzkrieg).

Die Beziehungen zum Nachbarland Elfenbeinküste, in dem mehrere Millionen Burkiner oder Burkinischstämmige leben, sind infolge des dort herrschenden Bürgerkrieges sehr angespannt. Abidjan beschuldigt Burkina Faso, die Rebellen im Norden des Landes zu unterstützen. Mehrere Hunderttausend Flüchtlinge sind in den vergangenen Jahren vor der Gewalt gegen die Immigranten aus den Sahelländern zurück nach Burkina Faso geflohen. Die Möglichkeit eines Eingreifens der burkinischen Armee wurde nicht ausgeschlossen.

In Folge eines Putschversuchs aus Reihen des Militärs wurde im Jahre 2004 Verteidigungsminister Kouamé Lougé entlassen.

Zum Jahreswechsel 2006/2007 kam es in Ouagadougou zwischen unzufriedenen Soldaten und Polizeikräften zu Schießereien, die auf beiden Seiten mehrere Tote sowie verletzte Zivilisten forderten. Hunderte von Soldaten zogen nachts schießend durch die Stadt und ließen etwa 600 Insassen des Hauptgefängnisses entkommen. Der Unmut der Soldaten beruht anderem auf dem Gefühl der Benachteiligung gegenüber der immer besser ausgestatteten Polizei, schlechter Ausstattung und niedriger Besoldung.[44]

Burkina Faso beteiligt sich an verschiedenen Friedenseinsätzen der UN-Blauhelme.

Aktuelle Ausrüstung der Luftwaffe[45]

Flugzeug Herkunft Verwendung Version Aktiv Eingelagert Bestellt Anmerkungen
Transportflugzeuge
Casa CN-235 Spanien Spanien Taktisches Transportflugzeug CN-235 1
Hawker-Siddeley HS 748 Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich Transportflugzeug HS.748 2
Beechcraft King Air Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Transportflugzeug King Air 200 3
Nord 262 Frankreich Frankreich Transportflugzeug 262 2
Kampfhubschrauber
Mil Mi-17 UdSSR UdSSR, Russland Russland Mehrzweckhubschrauber Mi-17 3
Aérospatiale SA-316 Frankreich Frankreich Leichter Mehrzweckhubschrauber SA316 1

Verwaltungsgliederung

Hauptartikel: Verwaltungsgliederung Burkina Fasos

Burkina Faso ist in 13 Regionen (régions) unterteilt, die jeweils von einem Gouverneur verwaltet werden. Diese Regionen gliedern sich in 45 Provinzen (provinces), denen Hochkommissare vorstehen. Darunter folgen 350 von Präfekten verwaltete Departements (départements), die deckungsgleich mit den im Rahmen der Dezentralisierungsmaßnahmen geschaffenen Gemeinden (communes urbaines und communes rurales) sind. Nach den Kommunalwahlen im Jahre 2006 bestehen auf dem gesamten Territorium des Landes nun basisdemokratisch organisierte Verwaltungseinheiten mit Gemeinderäten und Bürgermeistern.

Regionen

Karte Nr Region Hauptstadt Provinzen
Regionen Burkina Fasos 1 Boucle du Mouhoun Dédougou Balé, Banwa, Kossi, Mouhoun, Nayala, Sourou
2 Cascades Banfora Comoé, Léraba
3 Centre Ouagadougou Kadiogo
4 Centre-Est Tenkodogo Boulgou, Koulpélogo, Kouritenga
5 Centre-Nord Kaya Bam, Namentenga, Sanmatenga
6 Centre-Ouest Koudougou Boulkiemdé, Sanguié, Sissili, Ziro
7 Centre-Sud Manga Bazèga, Nahouri, Zoundwéogo
8 Est Fada N’Gourma Gnagna, Gourma, Tapoa, Kompienga, Komondjari
9 Hauts-Bassins Bobo-Dioulasso Houet, Kénédougou, Tuy
10 Nord Ouahigouya Loroum, Passoré, Yatenga, Zondoma
11 Plateau Central Ziniaré Ganzourgou, Kourwéogo, Oubritenga
12 Sahel Dori Oudalan, Séno, Soum, Yagha,
13 Sud-Ouest Gaoua Bougouriba, Ioba, Noumbiel, Poni

Infrastruktur

Verkehr

Bahnhof in Koudougou

Burkina Faso besitzt eine Eisenbahnstrecke (Abidjan-Niger-Bahn), die in die ivorische Wirtschaftsmetropole Abidjan führt und bis zu den Unruhen dort eine der wichtigsten Lebensadern des Binnenstaates war. Es verkehren täglich Güter- und Personenzüge nach Abidjan. Die Linie wurde während der Herrschaft Sankaras bis Kaya ausgebaut (bataille du rail), um die Bodenschätze aus dem Sahel leichter abtransportieren zu können. Nach seinem Sturz wurde der Ausbau eingestellt, die Strecke ist heute nur bis Ouagadougou befahrbar. Über zwei internationale Flughäfen ist das Land zu erreichen; europäische Fluglinien, die die Hauptstadt bedienen, sind Air France und die Chartergesellschaft Point-Afrique Voyages. Nationale Fluglinie ist Air Burkina. Das Straßennetz verbindet Burkina Faso mit allen Nachbarländern über Asphaltstrecken, deren Ausbau zum Teil von der Europäischen Union finanziert wird. Der Großteil des Netzes besteht aus Lateritstraßen; Asphaltierungsarbeiten sind auf der West-Ost-Achse abgeschlossen, auf den diversen Nordstrecken noch im Bau.

Versorgung

Der Wasserversorgung dienender Stausee in Ouagadougou

Der Versorgungsgrad mit Strom und Wasser ist im ganzen Land sehr niedrig. Mit dem neuen Stausee in Ziga in der Nähe von Ouagadougou sollte jedoch zunächst der Wasserbedarf der Hauptstadt zu decken sein. Staatliche Elektrizitätsgesellschaft ist die SONABEL, für das Wasser zuständig ist ONEA. Strom wird zum größten Teil aus der Verbrennung von importierten fossilen Brennstoffen (Erdöl, Erdgas) gewonnen. Ein weiterer Teil des Strombedarfs wird durch Importe aus Ghana und der Elfenbeinküste gedeckt; außerdem liefert ein Wasserkraftwerk am Kompiengastausee Elektrizität.[46] Solarenergie dient der punktuellen Stromversorgung von Krankenhäusern oder Schulen vor allem in ländlichen Gebieten.

Telekommunikation

Das Verlegen von Telefonleitungen war bisher kaum zu bezahlen. Entsprechend blüht das Gewerbe privater Telecenter, in denen Privatleute eine kleine Anzahl Telefonapparate zur öffentlichen Nutzung bereitstellen. Neue Möglichkeiten bietet die Mobiltelefonie; drei Anbieter buhlen um die Kundschaft und sorgen auch in kleineren Städten für die nötige Netzabdeckung. Internetzugänge existieren für Privatleute und kleine Organisationen entweder als Dial-in-Anbindung über die Telefonleitung der ONATEL oder über die in den größeren Städten boomenden Internet-Cafés. Seit 2006 ist im ganzen Land Zugang über ADSL möglich. Größere Organisationen verfügen auch über Standleitungen zu den Internetanbietern. Die Zahl der regelmäßigen Internetnutzer wird auf 30 000 geschätzt. Studien zufolge nutzen die Burkiner das Internet weniger zur Recherche von Informationen als zur Kommunikation per E-Mail oder Instantmessaging.[47]

Wirtschaft

Reichhaltiges Angebot auf dem Markt von Banfora

Burkina Faso ist einer der ärmsten und am wenigsten entwickelten Staaten der Erde und wird zur Gruppe der HIPC (Heavily Indebted Poor Countries), der „hochverschuldeten Entwicklungsländer“, gezählt. 2005 wurde im Rahmen der HIPC-Entschuldungsinitiative von Weltbank und IWF die Streichung seiner Auslandsschulden vereinbart. Im Human Development Index des United Nations Development Programmes (UNDP) lag Burkina Faso im Jahre 2006 auf Platz 174 bei 177 untersuchten Ländern.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Kaufkraftparität (PPP) betrug 2005 etwa 16,6 Milliarden US-Dollar, was einem Wert von 1200 Dollar pro Kopf entspricht.[48] Der Anstieg des BIP im Jahre 2005 betrug 7,1 %, die Inflationsrate 2004 2,8 %. Ungefähr 61 % der Bevölkerung müssen mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen. Das Wirtschaftswachstum kommt allerdings nur einer kleinen, von Mossi dominierten Schicht in den städtischen Zentren zugute.

Jahr BIP-Wachstum
2005 7,1 %
2004 4,6 %
2003 8 %
2002 4,6 %

Burkina Faso nimmt an der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion UEMOA teil; Währung ist der CFA-Franc BCEAO.

Der befürchtete Einbruch der Wirtschaft in Folge der Konflikte in der Elfenbeinküste ist weitgehend ausgeblieben; Burkina Faso hat rechtzeitig die Bindungen zu anderen Nachbarländern gestärkt, vor allem zu Ghana.

Landwirtschaft und Bodenschätze

Burkinische Bauern

Etwa 90 % der Bevölkerung[48] betreiben Subsistenzwirtschaft, also den Anbau von Obst, Gemüse und Getreide für den Eigenbedarf. Den Grundbedarf der Nahrungsversorgung deckt der Anbau von Hirse, Mais, Sorghum, Fonio und Reis, der etwa 85 % der 110.000 km² landwirtschaftlich nutzbaren Fläche des Landes in Anspruch nimmt. Im Süden des Landes werden außerdem Jamswurzel, Maniok und Zuckerrohr angebaut. Für den Export wichtig sind Erdnüsse und vor allem Baumwolle, das Hauptexportgut des Landes. Die klimatischen Ungunstbedingungen erschweren die Ausübung der Landwirtschaft; jährliche Schwankungen der Niederschläge können Dürren und damit lokale Hungersnöte (besonders im Norden des Landes) verursachen.

Baumwollverladung in Dédougou

Trotz der guten Qualität der burkinischen Baumwolle hat das Land aufgrund hoher Agrarsubventionen in westlichen Industrieländern große Probleme, seine Ernteerträge auf dem Weltmarkt zu verkaufen[49]. So subventionieren die USA ihre Baumwollwirtschaft mit drei bis vier Milliarden US-Dollar pro Jahr, in der EU betragen die jährlichen Subventionen ca. 700 Millionen Euro[50]. Staatspräsident Blaise Compaoré setzt sich zusammen mit anderen betroffenen afrikanischen Staaten für die Aufhebung dieser Subventionen und freien Zugang afrikanischer Baumwolle auf den Weltmarkt ein. Die Wirtschaft Burkina Fasos, die maßgeblich vom Export der Baumwolle abhängt (50 % der Exporte), hat unter schwankenden Weltmarktpreisen zu leiden. Das halbstaatliche Unternehmen Sofitex ist das drittgrößte Textilunternehmen Afrikas.[51] Seit der Schließung der Fabrik Faso Fani im Jahre 2000 ist in Burkina Faso keine Weiterverarbeitung der Baumwolle in größerem Stil mehr möglich.

Mit einem Projekt zum Anbau von Weizen soll das Land von Importen unabhängig werden; die erste Ernte konnte 2006 eingefahren werden. Langfristig ist sogar der Weizenexport geplant.[52]

Burkina Faso ist Exporteur von Vieh (vor allem Rindern) in die Nachbarländer. Traditionell wird die Viehzucht von den nomadisch lebenden Fulbe ausgeübt.

Nur wenige der zahlreichen natürlichen Ressourcen sind abbauwürdig; Gold wird seit Jahrhunderten zu Tage gefördert und ist eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes. Das kanadische Unternehmen Orezone sieht großes Potenzial in den Goldvorkommen Burkina Fasos[53]. Der Manganabbau soll in Zukunft ausgebaut werden. Problematisch ist vor allem der Transport; die Vorkommen befinden sich hauptsächlich im verkehrstechnisch schlecht erschlossenen Norden. Der geplante Ausbau der einzigen Bahnlinie Burkina Fasos zu den Minen von Tambao wurde nie zu Ende geführt.

Industrie und Dienstleistungen

Mit dem Anschluss an die Eisenbahnlinie nach Abidjan 1933 konnte in Bobo-Dioulasso die industrielle Entwicklung beginnen; es wurden eine Brauerei, eine Ölmühle und eine Fabrik für Mopeds gegründet. Die Nähe zu den Baumwollanbaugebieten im Nordwesten des Landes spielte eine große Rolle beim wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt. Erst 30 Jahre später wurde die Eisenbahn bis Ouagadougou fertiggestellt, die Voraussetzung für das Entstehen industrieller Betriebe. Heute befinden sich 64 % davon in der Hauptstadt, vor allem im Bereich der Lebensmittelindustrie. Nach der Unabhängigkeit entstand in Koudougou eine Baumwollspinnerei, die aber bald ihre Arbeit einstellen musste. Ein Wiederbelebungsversuch von Faso Fani scheiterte im Jahre 2000. In Banfora befinden sich eine große Zuckerfabrik (SOSUCO) und die Grands Moulins du Burkina, die vorwiegend Mehl produzieren. Seit 2004 werden in Ouagadougou von Mégamonde Autos aus chinesischer Fertigung unter dem Markennamen Tenga montiert.

Staatliche Unternehmen wurden in den letzten Jahren privatisiert, so das Telekommunikationsunternehmen ONATEL; 51 % der Besitzanteile hält seit 2006 die marokkanische Maroc Telecom.[54]

Steigende Ölpreise sind ein großes Problem, trotzdem konnte die Inflationsrate im Rahmen der Konvergenzkriterien der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion gehalten werden. Staatlicher Importeur ist die SONABHY.

Im Handels-, Bau- und Dienstleistungssektor ist die libanesische Gemeinschaft stark vertreten, die seit etwa 1900 im Lande anzutreffen ist.

Ein großer Teil der Bevölkerung ist im informellen Sektor beschäftigt; viele Menschen verdienen sich mit dem Handel auf der Straße oder kleinen Dienstleistungen ihren Lebensunterhalt. Dem Staat entgehen dadurch Steuereinnahmen; Arbeitslosenzahlen werden durch dieses Phänomen erheblich verzerrt.

Staatsausgaben

Zwischen 1992 und 2000 verteilten sich die Staatsausgaben wie folgt:

Bereich Ausgabenanteil
Gesundheitswesen 7 %
Bildungswesen 17 %
Militär 14 %

Kultur

Traditionen

Skulptur aus dem Gebiet von Léo
Traditionelle Hütten im Südosten des Landes

Die etwa 60 Ethnien in Burkina Faso sorgen für eine große Vielfalt an kulturellen Traditionen; Tanz, Musik und die Verwendung von Masken sind prägend für die sudanischen Savannenvölker. Zu vielen Anlässen des Gemeinschaftslebens finden Feste und Zeremonien statt, bei denen das kulturelle Repertoire präsentiert wird. Bedeutend sind die Griots, die für die Wahrung und Weitergabe der Geschichte und Traditionen zuständig sind. Dies geschieht durch mündliche Überlieferung von einer Generation auf die nächste.

Das Kunsthandwerk der zahlreichen Ethnien hat sein Forum mit dem im Wechsel zum FESPACO stattfindenden (Salon international de l'artisanat de Ouagadougou) SIAO.

Musik

Musik begleitet in Burkina Faso den Alltag der Menschen und ist in diesen eng eingebunden.[55] Die traditionelle Musik der Ethnien Burkina Faso ist geprägt von verschiedenen Arten von Trommeln und dem Balafon. Die Balafongruppe Farafina aus Bobo-Dioulasso, die in wechselnder Besetzung seit 1978 existiert, hat unter anderem mit den Rolling Stones zusammengearbeitet und konnte wie auch Gabin Dabiré eher in Europa Erfolge feiern. Äußerst populär war Black So Man, der für seine kritischen Texte bekannt war und 2002 an den Folgen eines Autounfalls von 1997 starb.

Als bedeutender Musikpreis wird seit 2001 der Kundé d'Or verliehen. Bisher zweimal konnte Bil Aka Kora den Preis für seine auf den traditionellen Rhythmen der Kassena basierenden Musik gewinnen. Weitere Sieger waren Solo Dja Kabaco, Georges Ouédraogo, der seit 1973 aktiv ist und die Sängerin Amity Méria. 2008 wurde Yoni ausgezeichnet, der wie Ouédraogo moderne und traditionelle Melodien und Rhythmen zu musique tradi-moderne zusammenbringt. Als Vertreter des burkinischen Hiphop wurden Produzent und Rapper Smockey und die Gruppe Yeleen ausgezeichnet. Beide gehören, wie auch Faso Kombat oder La Censure, zu den zentralen Figuren des Hiphop in Burkina Faso.[56] Jährlich findet das Festival Waga Hip Hop mit Künstlern aus Afrika und Europa statt.

Ein bekannter Reggaekünstler ist Zêdess.

Film

Filmemacher Dani Kouyaté
Kino Ciné Sanyon in Bobo-Dioulasso

Burkina Faso gilt als bedeutendes Zentrum des Afrikanischen Kinos und richtet seit 1972 das panafrikanische Filmfestival FESPACO aus, das seit 1979 alle zwei Jahre stattfindet und Cineasten aus der ganzen Welt anzieht. Der burkinische Film erfährt Unterstützung durch die Regierung, ist aber auf ausländische Finanzierung angewiesen.

Zum erstem Mal wurden in Obervolta in den 1920er-Jahren Filme durch katholische Missionare vorgeführt. 1947 wurde der erste Film in Obervolta gedreht; Paysan noir ou Famoro le tyran von Georges Régnier, der im Dienste der Kolonialpropaganda produziert wurde. Nach der Unabhängigkeit schufen Franzosen zahlreiche ethnografische Filme, während sich obervoltaische Eigenproduktionen zumeist einem Bildungsauftrag für die Bevölkerung widmeten. Ab 1980 begann vermehrt die Produktion von Spielfilmen. Wend Kuuni, der erste Langspielfilm von Gaston Kaboré, brachte eine neue Ästhetik und Qualität in das Kino Afrikas und erlangte internationale Anerkennung.[57] 1990 wurde Tilaï von Idrissa Ouédraogo mit dem Großen Preis der Jury bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes ausgezeichnet, sein Film Kini and Adams wurde beim Festival 1997 für die Goldene Palme nominiert. Seit den 1990er-Jahren erlangten Filmemacher wie Pierre Yaméogo, Dani Kouyaté oder Fanta Régina Nacro internationale Beachtung.

Bekanntester Schauspieler ist Sotigui Kouyaté – Vater von Dani Kouyaté – der unter anderem in Filmen von Peter Brook mitspielte.

Literatur

Bedingt durch die Schriftlosigkeit der sudanischen Kulturen und damit der Tradition mündlicher Überlieferung sowie dem hohen Anteil von Analphabeten an der Bevölkerung, hat die Literatur nur nachrangige Bedeutung im heutigen Burkina Faso. Zur Zeit der literarischen Entwicklung in anderen Teilen Westafrikas, waren die Intellektuellen des Landes mit politischem Engagement – insbesondere dem Kampf um die Wiederherstellung Obervoltas nach dem Zweiten Weltkrieg – beschäftigt, und so beginnt die Literaturgeschichte erst nach der Unabhängigkeit. Hatte Antoine Dim Delobsom schon 1934 ein Werk zu den Mythen und Legenden der Mossi veröffentlicht, zählt das 1962 veröffentlichte Crépuscule des temps anciens von Nazi Boni als Beginn der burkinischen Literatur.[58] In diesem in der Tradition der Négritude stehenden Roman beschreibt Boni die Bedrohung der traditionellen Strukturen und Werte seiner Ethnie, der Bwaba, durch die Kolonialisierung. In den folgenden Jahren erschienen nur wenige Werke, darunter von Pierre Dabiré, Roger Nikiéma und Titinga Frédéric Pacéré.

Erst mit der Revolution begann der Staat mit der Literaturförderung. Neben einer Aufwertung der Literatur und Motivierung der Autoren hatte dies aber auch Einfluss auf die verarbeiteten Themen der Literatur, die sich zum Großteil dem offiziellen staatlichen Bildungsauftrag und der Vermittlung von traditionellen Werten unterwirft und wenig kritisches Potenzial entfaltet, da sie vom Wohlwollen der staatlichen Förderer abhängt. Kritik wird allenfalls, wie bei Norbert Zongo oder Pierre Claver Ilboudo, verschlüsselt oder auf eine abstrakte Ebene gehoben, indem die Handlung zum Beispiel in fiktive Länder verlegt wird. Aufgrund eines fehlenden Verlagswesens und Marktes für Literatur entstehen die meisten Werke in Eigenproduktion in niedriger Auflage.[55] Die zeitgenössische Literatur ist von Frauen geprägt, darunter Mathilde Ilboudo, Bernadette Sanou und Sophie Kam.

Zu den großen Intellektuellen Afrikas zählt Joseph Ki-Zerbo, der als erster Afrikaner ein Werk zur Geschichte des Kontinents herausgab und bis zu seinem Tod politisch engagiert war.[59]

Zwei bedeutende Theatergruppen sind das Théâtre de la Fraternité des Wissenschaftlers, Autors und Regisseurs Jean-Pierre Guingané sowie das ATB von Prosper Kompaoré.

Sport

Erstligaspiel im Stade municipale von Ouagadougou

Das Nationale Olympische Komitee Comité National Olympique et des Sports Burkinabè (CNOSB), das 1972 vom IOC anerkannt wurde, entsandte sechs Sportler zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking; zwei Leichtathleten, zwei Schwimmer, einen Fechter und eine Judoka.

Nationalsport von Burkina Faso ist Fußball, der nationale Verband ist die Fédération Burkinabè de Football (FBF), die mit der Unabhängigkeit 1960 gegründet und 1964 Mitglied des Weltverbandes FIFA wurde. Größter Erfolg der Nationalmannschaft war der vierte Platz bei der Afrikameisterschaft 1998 im eigenen Land. Um die burkinische Meisterschaft kämpfen jedes Jahr 14 Vereine, von denen der größte Teil aus Ouagadougou stammt. Bekannte Auslandsprofis sind Charles Kaboré (Olympique Marseille), Jonathan Pitroipa, Moumouni Dagano und Wilfried Sanou. Die U-17-Nationalmannschaft konnte bei der U-17-WM 1999 den dritten Platz erreichen.

Jedes Jahr finden die Radrennen Tour du Faso und Boucle du Coton statt, ersteres ist Bestandteil der UCI Africa Tour. Zu den erfolgreichen Radfahrern der letzten jahre zählen Jérémie Ouédraogo und Abdoul Wahab Sawadogo.

Der als lutte traditionelle bekannte Kampfsport ist eine Art Ringen und wird besonders von den Sanan praktiziert. In Toma findet jährlich ein Wettbewerb statt.

Medien

Hauptartikel: Medien Burkina Fasos
Die Wochenzeitung L’Indépendant wurde von Norbert Zongo gegründet

Seit dem Beginn der formalen Demokratisierung 1990/91, hat sich ein vielfältiger Pressemarkt herausgebildet. Die von der Verfassung garantierte Pressefreiheit ist bei bestimmten Themen allerdings eingeschränkt; so wurde 1999 der Journalist Norbert Zongo unter bisher nicht geklärten Umständen ermordet, als er mit Recherchen über einen Mordfall in der Präsidentengarde beschäftigt war. Zu den Problemen der defizitären Presse zählen niedrige Verkaufs- und Anzeigenerlöse, mangelnde technische Ausstattung und Ausbildung der Journalisten.[60] Die drei in Ouagadougou erscheinenden Tageszeitungen sind der dem Informationsministerium unterstehende Sidwaya, der 1973 gegründete L’Observateur paalga, der während Sankaras Revolution sein Erscheinen einstellen musste, sowie Le Pays. In Bobo-Dioulasso erscheint seit 1998 L’Express du Faso, dessen Schwerpunkt die berichterstattung aus Burkina Fasos Westen ist.[61] Regierungskritische Zeitungen, die wöchentlich oder zweiwöchentlich erscheinen sind unter anderem L’Événement, L’Indépendant, Bendré, San Finna und das satirische Wochenblatt Journal du Jeudi. Weitere Wochenzeitungen sind L’Opinion und L’Hebdomadaire du Burkina.

Das staatliche Fernsehen der RTB sendet seit 1963 und stellt bisher das einzige Vollprogramm dar. Mit CANAL 3 besteht ein privater Sender der Groupe Fadoul. Satellitenfernsehen, darunter die Programme der französischen Sender TV5MONDE und Canal+ Horizons, kann empfangen werden, ist allerdings nur für wenige erschwinglich.

Das Radio ist das wichtigste Informationsmedium in Burkina Faso. Seit 1959 sendet das staatliche Radio der RTB, die außerdem den Sender Canal arc-en-ciel unterhält. Zahlreiche private Radiostationen entstanden in den vergangenen Jahren, Horizon FM war bei seiner Gründung einer der ersten privaten Sender Westafrikas, es folgten unter anderem Ouaga FM oder Radio Pulsar. Zahlreiche konfessionelle Sender wie RED oder Radio Ave Maria bieten neben religiösen Themen auch Informationen für die Landbevölkerung.

Zu den burkinischen Internetangeboten zählen LeFaso.net, das eine Zusammenstellung von Zeitungsartikeln bietet[62] sowie www.fasozine.com, das als die erste Internettageszeitung Westafrikas gilt.[63] Die Zahl der regelmäßigen Internetnutzer wird auf 30.000 geschätzt. Studien zufolge nutzen die Burkiner das Internet weniger zur Recherche von Informationen als zur Kommunikation per E-Mail oder Instant Messaging.[64]

Küche

Soumbala ist ein typisches Gewürz

Als Grundnahrungsmittel dienen vor allem Reis und , ein Brei, der aus Mais, Hirse oder Sorghum zubereitet wird. Dazu werden Soßen auf Basis von Tomaten, Gemüse, Ampfer, Okra, Affenbrotbaumblättern oder Erdnussbutter gegessen, mit oder ohne Beigabe von Fleisch. Als riz gras/riz au gras wird Reis zusammen mit Tomaten und Zwiebeln gekocht.[65] Basis für Gerichte sind auch Kuskus aus Reis, Fonio oder Maniok, (Attiéké bekannt) oder der aus den Küstenländern stammende Fufu (Maisbrei). Fleisch stammt zumeist von Rind, Hammel oder Huhn, auch Wildfleisch von Savannentieren und Fisch werden gegessen. Brathähnchen sind sehr beliebt und als poulets télévisions („Fernsehhühner“) bekannt. Sie sind so benannt, da sie am Straßenrand in rechteckigen Glaskästen gebraten werden. Frittierte Kochbananen werden Aloco genannt, außerdem gibt es frittierte Süßkartoffeln und Jamswurzel, die jeweils mit einer scharfen Soße serviert werden können. Bei einigen Ethnien gibt es samsa genannte Krapfen aus weißen Bohnen, auch Raupen werden in Burkina Faso gegessen.[66] Soumbala ist ein Gewürz, das zum Beispiel bei den Lyela für riz au soumbala verwendet wird.

Erfrischungsgetränke sind Ingwersaft, Tamarindensaft, das Hirsemehlwasser zom-koom oder Bissap, ein Getränk aus getrockneten Rosellenblättern. Lokale alkoholische Getränke sind das Hirsebier Dolo, Palmwein und Palmschnaps, der aufgrund seiner Gefährlichkeit allerdings verboten wurde.

Einheimische Biermarken sind Brakina und So.B.Bra., Mineralwassermarken unter anderem Lafi und Jirma.

Feiertage

Die 14 gesetzliche Feiertage in Burkina Faso sind, neben denen die an nationale Ereignisse erinnern, zumeist religiöse Feste des Christentums und des Islams. Im Jahr 2000 wurden die Feiertage, die an Thomas Sankaras Revolution (4. August) und Sturz (15. Oktober) erinnerten, vom Parlament aus dem Kalender gestrichen. Burkina Faso ist das einzige Land weltweit, in dem der Internationale Frauentag zum gesetzlichen Feiertag erklärt wurde. Der 11. Dezember, der wie der 5. August die Unabhängigkeit des damaligen Obervolta würdigt, wurde eingeführt, um die Feierlichkeiten in der Trockenzeit nach der Erntesaison stattfinden lassen zu können. Vor einiger Zeit wurde der Pfingstmontag als Feiertag gestrichen. Fällt ein Feiertag auf einen Sonntag, wird der darauffolgende Montag arbeitsfrei.[67]

Datum Name Anmerkungen
1. Januar Jour de l'an Neujahr
3. Januar Commémoration du 3 janvier 1966 Sturz Maurice Yaméogos 1966
8. März Journée internationale de la femme Internationaler Frauentag
1. Mai Fête du Travail Internationaler Tag der Arbeit
5. August Proclamation de l'Indépendance Unabhängigkeitserklärung 1960
15. August Assomption Mariä Himmelfahrt
1. November Toussaint Allerheiligen
11. Dezember Fête Nationale Nationalfeiertag
25. Dezember Noël Weihnachten
Variierend Pâques Ostern
Variierend Ascension Christi Himmelfahrt
Variierend Mouloud (arab. mawlid an-nabī) Geburtstag Mohammeds
Variierend Tabaski (arab. ’īd al-’aḍā) Opferfest
Variierend Ramadan (arab. ’īd al-fiṭr‎) Ramadanfest


Quellen und weiterführende Informationen

Siehe auch

Portal
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Literatur

Verwendete Literatur

  • Frédéric Lejeal: Le Burkina Faso. Karthala, Paris 2002, ISBN 2-84586-143-5
  • Danielle Ben Yahmed (Herausgeberin): Atlas du Burkina Faso. J.A., Paris 2005, ISBN 2-86950-397-0
  • Sylviane Janin: Burkina Faso. 2. Auflage. Olizane, Genf 2003, ISBN 2-88086-292-2
  • Yénouyaba Georges Madiéga, Oumarou Nao (Herausgeber): Burkina Faso. Cent ans d'histoire, 1895–1995. (2 Bände). Karthala, Paris 2003, ISBN 978-2-84586-431-3
  • Richard Kuba, Carola Lentz, Nurukyor Claude Somda (Herausgeber): Histoire du peuplement et relations interethniques au Burkina Faso. Karthala, Paris 2003, ISBN 2-84586-459-0

Weiterführende Literatur

  • Erich Schmitz: Politische Herrschaft in Burkina Faso. Von der Unabhängigkeit bis zum Sturz Thomas Sankaras, 1960–1987. Arnold-Bergstraesser-Institut, Freiburg 1990, ISBN 3-9801944-7-7
  • Raimund Hörburger, Helmut Nehr, Sabine Neuweg: Burkina Faso. Unterentwicklung und Selbsthilfe in einem Sahel-Land. Brandes & Apsel, Frankfurt 1991 ISBN 3-925798-49-8
  • Jacques Barrat, Derek El Zein, Nicolas Lambret: Géopolitique du Burkina Faso. SEM, Paris 2008, ISBN 2-35764-044-8
  • Michel Izard: Moogo. L’émergence d'un espace étatique ouest-africain au XVIe siècle. Karthala, Paris 2003, ISBN 2-84586-449-3
  • Gabriel Massa, Yénouyaba Georges Madiéga: La Haute-Volta coloniale. Karthala, Paris 1995, ISBN 2-86537-480-7
  • René Otayek, Michel Sawadogo, Jean-Pierre Guingané: Le Burkina entre révolution et démocratie, 1983–1993. Karthala, Paris 1996, ISBN 2-86537-702-4
  • Salaka Sanou, Jean-Marie Grassin: La Littérature burkinabè. L’histoire, les hommes, les oeuvres. Presses universitaires de Limoges 2000, ISBN 2-84287-190-1
  • Vladimír Sattran, Urbain Wenmenga: Géologie du Burkina Faso/Geology of Burkina Faso. Czech Geological Survey 2002, ISBN 80-7075-516-4
  • Auguste Ferdinand Kaboret, Oger Kaboré: Histoire de la musique moderne du Burkina Faso. Genèse, évolution et perspectives. EDIPAP International 2004, ISBN 2-914707-31-2
  • Katrin Langewiesche: Mobilité religieuse. Changements religieux au Burkina Faso. LIT 2003, ISBN 3-8258-5679-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Vorläufige Ergebnisse des Zensus 2006 (PDF-Datei; 3,2 MB) (Abgerufen: 29. Januar 2008)
  2. Jules Kinda: Lexique. Français - Mòoré, Mòoré - Français. Ouagadougou 2003
  3. Verzeichnis der Staatennamen für den amtlichen Gebrauch in der Bundesrepublik Deutschland (PDF-Datei; 100 KB) (Abgerufen: 29. Januar 2008)
  4. Burkina Faso. In: Central Intelligence Agency (Herausgeber): The World Factbook 2008. Washington 2008, ISSN 1553-8133
  5. Ousmane Nébié: Dégradation du milieu et aménagement dans le Plateau central, Burkina Faso. In: Berichte des Sonderforschungsbereiches 268. Band 7, Frankfurt am Main 1996, S. 149–177 (Abgerufen: 30. Januar 2008)
  6. Ben Yahmed, S. 63
  7. Ben Yahmed, S. 67–68
  8. Ben Yahmed, S. 68
  9. Marco Schmidt: Pflanzenvielfalt in Burkina Faso. Analyse, Modellierung und Dokumentation. 2006
  10. Yvan Perré: Liste des oiseaux du Burkina Faso. African Birds Club, 2006 (XLS-Datei; 102 KB)
  11. IRIN News, 29. Oktober 2007 (Abgerufen: 25. März 2008)
  12. Noraogo Dominique Nacanabo: Le Moogo au XIXe siècle : aspect politique et administratif. In: Madiéga, Nao 2003, S. 341
  13. In: The Africa Report 2007. Africa in 2007. S. 185
  14. Französische Botschaft in Burkina Faso (Abgerufen: 3. Februar 2008)
  15. Le Pays, 18. Februar 2005 (Abgerufen: 1. November 2008)
  16. UNICEF-Statistik (Abgerufen: 1. November 2008)
  17. a b Janin S. 167
  18. a b United States Department of State: International Religious Freedom Report 2007. (Abgerufen: 3. Februar 2008)
  19. Ben Yahmed, S. 86
  20. Mahamadou Zongo: La Diaspora burkinabè en Côte d'Ivoire. In: Politique Africaine. Nr. 90, Juni 2003 (PDF-Datei; 119 KB) (Abgerufen: 4. Februar 2008)
  21. LeFaso.net, 2. April 2008 (Abgerufen: 6. April 2008)
  22. L'Opinion, 21. Juni 2006 (Abgerufen: 3. Februar 2008)
  23. Statistisches Bundesamt: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Ausländische Bevölkerung, Ergebnisse des Ausländerzentralregisters. Wiesbaden 2008
  24. STATISTIK AUSTRIA: Bevölkerungsstand 2007. Wien 2007 (PDF-Datei; 3,1 MB) (Abgerufen: 2. November 2008)
  25. Bundesamt für Statistik: Wohnbevölkerung nach detaillierter Staatsangehörigkeit, 1995–2007. Neuchâtel 2008 (XLS-Datei; 51 KB) (Abgerufen: 2. November 2008)
  26. Jean-Baptiste Kiéthéga, Yénouyaba Georges Madiéga: Une brève introduction à l’histoire du Burkina Faso. (PDF-Datei; 430 KB) (Abgerufen: 5. Februar 2008)
  27. www.primature.gov.bf/burkina (Abgerufen: 5. Februar 2008)
  28. Anne-Marie Pillet-Schwartz: Prélude à une approche de l'histoire coloniale de l'émirat du Liptako. In: Madiéga, Nao 2003
  29. Mahir Şaul: Les Maisons de guerre des Watara dans l'ouest burkinabè précolonial. In: Madiéga, Nao 2003
  30. a b c Christoph Marx: Geschichte Afrikas. Von 1800 bis zur Gegenwart. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004, S. 287, ISBN 3-8252-2566-6
  31. Janin, S. 101
  32. Janin, S. 101–102
  33. Lejeal, S. 113
  34. Lejeal, S. 115
  35. Lejeal, S. 126
  36. Lejeal, S. 128
  37. Lejeal, S. 131
  38. Lejeal, S. 146
  39. Lejeal, S. 205
  40. Sitzverteilung nach den Parlamentswahlen 2007
  41. Mitgliederverzeichnis des UN-Sicherheitsrates auf der Website der Vereinten Nationen
  42. Nachrichtenagentur Burkina Fasos
  43. Verteidigungsministerium Burkina Fasos
  44. Jean-Baptiste Marot: Jusqu'au ira la grogne ?, In: Jeune Afrique, Nr. 2401, Januar 2007
  45. Flight International, 11.-17. November 2008, S. 54, DIRECTORY: WORLD AIR FORCES, Stand: November 2008
  46. Société nationale d'électricité du Burkina
  47. In: Jeune Afrique. Nr. 2391, November 2006
  48. a b CIA – The World Factbook
  49. Wolfgang Uchatius: Der Norden sät den Hunger. In: DIE ZEIT, 14. August 2003
  50. vgl. WWF Hintergrundinformationen, Dezember 2005, Seite 3]
  51. In: The Africa Report. Africa in 2007. S. 109
  52. Regierung Burkina Fasos
  53. Orezone
  54. [1] lefaso.net. 29. Dezember 2006
  55. a b Sonja Lehner: „On s’en fout“. Intermedialität und politische Kritik in der Literatur und Musik Burkina Fasos: In: János Riesz, Papa Samba Diop, Hans-Jürgen Lüsebrink, Ute Fendler, Christoph Vatter: Littératures et sociétés africaines. Gunter Narr 2001, ISBN 3-8233-5854-5
  56. Daniel Künzler: Hip Hop-movements in Mali and Burkina Faso. (PDF-Datei)
  57. Clément Tapsoba: Histoire du cinéma au Burkina Faso. In: Madiéga, Nao 2003
  58. Salaka Sanou: Quelques repères pour l’histoire littéraire du Burkina Faso. In: Madiéga, Nao 2003
  59. Lejeal, S. 320f
  60. Frank Wittmann: Medienpluralismus in einem semiautoritären System. In: medienheft. 29. März 2005
  61. Sidwaya, 12. Dezember 2008
  62. Jeune Afrique, 11. Dezember 2008
  63. Jeune Afrique, 11. Dezember 2008
  64. Jeune Afrique, Nr. 2391, November 2006
  65. Janin, S. 115
  66. ABESF: La Cuisine au Burkina Faso. 3. Auflage 2004
  67. Janin, S. 120f

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