Butoh

Butoh

Butoh (jap. 舞踏, butō), eigentlich: Ankoku Butō (暗黒舞踏, dt. „Tanz der Finsternis“), ist ein Tanztheater ohne feste Form, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Japan entstand. Es wurde von Tatsumi Hijikata und Ōno Kazuo ins Leben gerufen.

Yvonne Pouget, Corporalità, 2004

Die erste Aufführung war Hijikatas Kinjiki im Jahre 1959. Das Stück entstand nach dem gleichnamigen Roman (englisch: Forbidden Colors) von Yukio Mishima und beschäftigte sich mit Homosexualität. Vielleicht weil das Thema zu riskant war oder weil Zuschauer dachten, dass ein Huhn auf der Bühne umgebracht wurde, ließen die Zuschauer Hijakata und seine Mitarbeiter bei dem Festival, auf dem es uraufgeführt wurde, nicht mehr spielen.

Die Wurzeln des Butoh reichen bis in die zwanziger Jahre zum modernen deutschen Ausdruckstanz zurück. Ähnlich wie die deutschen Tänzer Valeska Gert, Harald Kreutzberg oder Mary Wigman in der Vorkriegszeit vollzieht der Butoh-Tänzer den Bruch mit den rationalen Prinzipien der Moderne. Er versucht stattdessen, einen anderen Begriff, ein anderes Erleben zum Ausdruck zu bringen und erklärt Butoh somit zu einem zeitgenössischen Theater des Widerstandes gegen die moderne Gesellschaft, das in den Spuren des alten Japans liest und gleichzeitig weltumspannend und kulturübergreifend zu uns spricht.

Butoh wird auch in den Vereinigten Staaten und Deutschland aufgeführt. In Deutschland gründeten Minako Seki, Yumiko Yoshioka und Delta 'Rai 1987 auf Schloss Bröllin das erste japanisch-deutsche Butohtanztheater: tatoeba Danse Grotesque. Später entwickelte sich das TEN PEN Chii art labor, wobei Joachim Manger das enorme Bühnenbild erstellte und Zam Johnson die Musik komponierte und live spielte. Im deutschen Spielfilm Kirschblüten – Hanami spielte der Butoh-Tanz eine wichtige Rolle in der Handlung.

Ein Programmheft[1] von Kampnagel in Hamburg schreibt im Jahre 1985 zur Butoh-Compagnie Ariadone:

„Butô entstand Ende der 60er Jahre auf dem Höhepunkt der antiamerikanischen Protestwelle in Japan. Ein ‚Tanz der Revolte‘ gegen die Amerikanisierung der japanischen Kultur durch Musicals und Music Halls. Gleichzeitig lehnt er sich auch gegen die starre technische Kodifizierung im klassischen japanischen Tanz auf und sucht neue Traditionen im deutschen Ausdruckstanz, bei Schamanenpraktiken und modernen Tanztechniken. Butô schafft aus der Verbindung von NO, Kabuki und westlichem Tanztheater eine eigene, ketzerische Verarbeitung japanischer Traditionen.“

Quellen

  1. Programmheft zum SOMMERTHEATER HAMBURG '85

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