Butomus

Butomus
Schwanenblume
Schwanenblume (Butomus umbellatus)

Schwanenblume (Butomus umbellatus)

Systematik
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Froschlöffelähnliche (Alismatidae)
Ordnung: Froschlöffelartige (Alismatales)
Familie: Schwanenblumengewächse (Butomaceae)
Gattung: Schwanenblumen (Butomus)
Art: Schwanenblume
Wissenschaftlicher Name
Butomus umbellatus
L.

Die Schwanenblume (Butomus umbellatus), auch Wasserliesch, Blumenbinse, Doldige Schwanenblume oder Wasserviole genannt, ist eine Pflanzenart, die an Gewässerufern und in Feuchtgebieten vorkommt. Sie ist die einzige Art innerhalb der damit monotypischen Gattung der Schwanenblumen (Butomus). Da in der Familie der Schwanenblumengewächse (Butomaceae) nur diese eine Gattung existiert ist die Familie monogenerisch. Die Pflanze gilt als eine der schönsten in Mitteleuropa heimischen Sumpfpflanzen.

Inhaltsverzeichnis

Namensdeutung

Die botanische Gattungsbezeichnung "Butomus" leitet sich aus den griechischen Wörtern für "Ochse" (bous) und "schneiden" (temnein) ab und bezieht sich auf die - allerdings irrtümlicherweise - für scharfschneidig gehaltenen Blätter, an denen sich Rinder verletzen könnten. Das altgriechische Wort boutomos, boutomon bezeichnete jedoch auch eine nicht identifizierte Sumpfpflanze. Der Artname "umbellatus" weist auf den doldigen Blütenstand hin. Der Name "Schwanenblume" resultiert wohl aus der Form der Fruchtknoten mit ihrer schwanenhalsartigen Verlängerung. Der recht häufig verwendete deutsche Trivialname "Blumenbinse" sollte besser vermieden werden, da dies zu einer Verwechslung mit Scheuchzeria palustris führen kann.

Erscheinungsbild

Blütendolde

Die Schwanenblume wird 50 bis 150 Zentimeter groß und besitzt grundständige Blätter. Die Form der Blätter ist abhängig vom Wasserstand: Steht die Pflanze in größerer Wassertiefe, entwickelt sie bandförmige Tauchblätter, die im Wasser schwimmen. Die Überwasserblätter, die sich bei niedrigem Wasserstand entwickeln, sind grasartig linealisch und rinnig (dreikantig); sie werden bis zu einem Zentimeter breit. Die Pflanze hat ein kurzes, weißes, kriechendes, bis ein Zentimeter dickes Rhizom; Ausläufer fehlen.

Die Blütezeit in Mitteleuropa reicht von Juni bis August. Die Blüten sind in einer auf dem runden Stängel endständig sitzenden Dolde bzw. doldenähnlich angeordnet; dieser Blütenstand kann bis zu 30 radiäre Blüten umfassen. Die einzelnen Blütenstiele werden zwischen fünf und zehn Zentimetern lang. Der Blütenaufbau ist radiär und weist die einzelnen Blütenorgane drei- bzw. sechszählig auf: Es gibt zwei Wirtel aus je drei Perigonblättern, welche rosa-weiß gefärbt und dunkler geädert sind. Auch die Staubblätter sind in Wirteln angeordnet, wobei der äußere Kreis verdoppelt ist, so dass es insgesamt neun Staubblätter gibt. Im Zentrum der Blüten sind oberständig sechs rote, flaschenförmige Fruchtknoten angeordnet, die an ihrer Spitze jeweils in einer gelblichen Narbe enden und oft miteinander verwachsen sind. Im Querschnitt zeigen sich hier epidermale Schichten zwischen den einzelnen Fruchtblättern. Jedes Fruchtblatt enthält eine Vielzahl an Samenanlagen, die anatrop sind und seitlich liegen.

Bestäubung, Frucht und Ausbreitungsformen

Aufbau von Einzelblüten

Die Blüten der Schwanenblumen, die von Juni bis August erscheinen, duften angenehm nach Honig. Der Nektar wird an der Basis der Fruchtblätter in Form von kleinen Tröpfchen abgegeben. Damit werden vor allem Fliegen, Schwebfliegen, Bienen und Hummeln angelockt, die so als Bestäuber tätig sind (Entomophilie). Die Blüten sind protandrisch und selbststeril.

Nach der Bestäubung entwickeln sich die Früchte, wobei die vormaligen Blütenstiele nochmals um einige Zentimeter wachsen. Die Balgfrüchte der Schwanenblume werden so weiter aus der hochwüchsigen Ufervegetation erhoben. Dies hat vor allem den Zweck, sich den Wind zur Ausbreitung der Samen zu Nutze zu machen. Die Balgfrüchte öffnen sich bei ihrer Reife entlang ihrer Bauchnaht. Wenn der Wind die elastischen Stängel der Schwanenblumen bewegt, werden allmählich die zahlreichen Samen ausgestreut. Aufgrund dieses Ausbreitungsmechanismus wird die Schwanenblume auch als Windstreuer bezeichnet.

Die Samen der Schwanenblume sind schwimmfähig und können daher im Wasser treibend zu neuen Ansiedlungsorten getragen werden. Diese als Nautochorie bezeichnete Ausbreitungsstrategie ist für viele Wasser- und Sumpfpflanzen typisch. Die Pflanze vermehrt sich darüber hinaus vegetativ. Brutknospen lösen sich im Herbst von der Mutterpflanze ab, treiben im Wasser davon und können im Schlamm Wurzeln schlagen.

Aufgrund der erfolgreichen vegetativen Vermehrung und der Selbststerilität der Pflanze findet in bestimmten Populationen kaum oder keine Befruchtung statt. In diesen Fällen besteht die ganze Population an einem Standort aus Teilstücken eines Klons.

Verbreitung und Lebensraum

Die Schwanenblume wächst in Uferröhrichten eutropher, stehender bis langsam fließender Gewässer und ist dabei recht wärmeliebend. So ist sie beispielsweise in Auengewässern der Oder, der Elbe und des Rheins in größeren Beständen zu finden. Die Schwanenblume verträgt stark wechselnde Wasserstände und siedelt vor allem auf sandig-lehmigen Schlammböden von Niedermooren und Flussauen. Sie kommt mehr im Tiefland als in Gebirgen vor.

Das natürliche Verbreitungsgebiet umfasst die klimatisch gemäßigten Zonen Europas, Nordafrikas und Asiens (eurasisch-mediterran). In Mitteleuropa ist die Art vielerorts recht selten geworden. In Nordamerika wurde die Schwanenblume vom Menschen als Zierpflanze eingeführt; mittlerweile wird sie dort in einigen Staaten wegen ihrer starken Ausbreitung als invasiv angesehen. Pflanzensoziologisch gesehen ist die Schwanenblume die Charakterart der Assoziation "Butometum umbellati" aus dem Verband der Schilfröhrichte (Phragmition).

Mensch und Schwanenblume

Nutzung als Nahrungs- und Flechtmittel

Das Rhizom der Schwanenblume, das bis zu 60 Prozent Stärke enthält, ist essbar. In Asien wird diese unterirdische, bewurzelte Sprossachse gelegentlich getrocknet zu Mehl verarbeitet. Bei den Kirgisen, Kalmücken und Jakuten wird der Wurzelstock außerdem in Asche gebacken und wie Brot verwendet. In Mitteleuropa wurden die Wurzelstöcke während Notzeiten gleichfalls gegessen. Ähnlich wie Teichbinsen wurden die Stängel früher auch zum Flechten von Körben verwendet.

Nutzung als Heilmittel

Früher wurden sowohl der Wurzelstock und Samen als Heilmittel verwendet. Innerlich eingenommen, sollte damit die Wassersucht bekämpft werden. Äußerlich angewendet galten Medikamente, die aus dieser Pflanze hergestellt wurden, als "auflösendes und erweichendes Mittel".

Nutzung als Zierpflanze

Illustration mit morphologischen Details

Die Pflanze ist eine beliebte Zierpflanze, die an Gartenteichen angepflanzt wird. Ihre Beliebtheit hat zur Entwicklung zweier Sorten geführt, der sehr blühwilligen, blütenreichen und fast weißen "Schneeweißchen" sowie der etwas später blühenden, lilaroten und weniger gartenwürdigen "Rosenrot".

Literatur

  • Elfrune Wendelberger: Pflanzen der Feuchtgebiete - Gewässer, Moore, Auen. Büchergilde Gutenberg, München 1986, ISBN 3-7632-3265-6 (bzw. BLV-Verlag, ISBN 3-405-12967-2)
  • Gerald Thompson, Jennifer Coldry, George Bernard: Der Teich. Kosmos Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-440-05670-8

Weblinks


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