Böhmisch-Kamnitz

Böhmisch-Kamnitz
Česká Kamenice
Wappen von ????
Česká Kamenice (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Děčín
Fläche: 3876 ha
Geographische Lage: 50° 48′ N, 14° 25′ O50.79972222222214.415833333333301Koordinaten: 50° 47′ 59″ N, 14° 24′ 57″ O
Höhe: 301 m n.m.
Einwohner: 5.473 (2005)
Postleitzahl: 407 21
Verkehr
Bahnanschluss: Děčín–Varnsdorf
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 6
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Miroslav Weis
Adresse: náměstí Míru 219
407 21 Česká Kamenice
Website: www.ceska-kamenice.cz

Česká Kamenice (deutsch: Böhmisch Kamnitz) ist eine Stadt mit 5.600 Einwohnern in der Ústecký kraj in Tschechien. Sie umfasst 3,88 ha und liegt an der Kamnitz (Kamenice) im Okres Děčín am Übergang der Böhmischen Schweiz zum Lausitzer Gebirge.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Deutsche Kolonisten gründeten Mitte des 13. Jahrhunderts am gleichnamigen Fluss das langgezogene Waldhufendorf Kamenice. Erstmals urkundlich wird Kamenice im Jahr 1352 erwähnt. Schon zuvor hatte König Ottokar II. dem mittlerem Teil des Dorfes Stadtrechte verliehen – aus dem restlichen Dorf bildeten sich in der Folgezeit die Vorstädte Ober- und Niederkamnitz heraus.

König Wenzel II. überließ Ende des 13. Jahrhunderts die Stadt Johann von Michelsberg – unter ihm gelangte die Stadt zur Herrschaft Scharfenstein. Johann III. von Michelsdorf verlieh 1383 den Bürgern das Heimfallrecht. Später erhielt die Stadt noch zusätzlich das Braurecht, 1394 das Bier- und Weinschankrecht sowie das Marktrecht. Den Michelsbergern folgten 1406 die Berken von Dauba und 1428 die Wartenberger.

Hohe Kriegsschulden und die herabsinkende Macht veranlasste 1515 die Wartenberger die Herrschaft an die Herren von Salhausen aus Meißen zu verkaufen. Diese teilten im Jahr 1535 die Herrschaft, woraus aus einem Teil die Herrschaft Kamnitz gegründet wurde, die bis 1850 bestand. Mit dem Bau des Schlosses und der Marienkapelle entwickelte sich Kamenice im 17. Jahrhundert zu einer repräsentativen Barockstadt. In Folge der Rekatholisierung kam es 1625 zu einen Bauernaufstand. Die Kamenicer Einwohner nahmen auch an den Bauernaufständen von 1680 und 1775 teil. Im Dreißigjährigen Krieg kam es 1634, hervorgerufen durch hier stationierte österreichische Truppen, zu einen großen Stadtbrand. Schwedische Truppen hinterließen zehn Jahre später ihre Spuren. Zusätzlich litt die Stadt an den Überschwemmungen von 1656, 1677 und 1753, an der Pest im Jahr 1713 sowie an einem weiteren Stadtbrand im Jahr 1778.

Schon für das Jahr 1389 ist Handwerk nachgewiesen. Kamenice besaß im 17. Jahrhundert enen der ersten glasveredelnden Handwerker. Mit dem Bau einer Papierfabrik in Ober-Kamnitz im Jahr 1834 begann sich hier die Industrie zu entwickeln. Webereien, Spinnereien, Maschinenfabriken, Eisengießereien, Glasraffinerien und eine Möbel- sowie Strickwarenfabrik folgten. Die 1869 eröffnete Eisenbahnstrecke der Böhmischen Nordbahn von Bodenbach nach Warnsdorf förderte den Aufschwung, der sich in der 1894 eröffneten städtischen Wasserleitung und dem 1900 in Betrieb genommenen Elektrizitätswerk widerspiegelte.

1833 trieb der Räuber Wenzel Babinsky hier sein Unwesen und ermordete im Wald zwischen Oberkamnitz und Hasel den Hirschfelder Webereifaktor Johann Gottfried Blumberg.

Von 1938 bis 1945 gehörte Böhmisch Kamnitz im Rahmen des Sudetenlands zum Deutschen Reich.

Rabsteiner Fabriken

Im Tal der Kamnitz (Kamenice) errichtete Franz Preidl zwischen 1860 und 1867 die Rabsteiner Fabriken (drei Textilspinnereien) bei Nieder-Kamnitz (Dolní Kamenice), Kamnitz-Neudörfel (Kamenická Nová Víska) und Jonsbach (Janská).

Im Zweiten Weltkrieg wurden neben der stillgelegten Fabrik bei Kamnitz-Neudörfel (Kamenická Nová Víska) unter dem Decknamen Zechstein in die Sandsteinfelsen Stollen vorgetrieben. Sowohl in der alten Spinnerei als auch in unterirdischen Räumen in den Felsen nahm die Weserflug GmbH aus Bremen ihre Produktion von Zubehör für die Junkers-Sturzkampfflugzeuge (Stuka) auf. Deren Herstellung war aus Bremen ausgelagert worden. Eventuell wurden hier auch Teile für die V 1 und die V 2 hergestellt.

Lager Rabštejn

Im Frühjahr 1944 wurde hier eine Außenstelle des KZ Flossenbürg für 600 Gefangene errichtet. Bei Kriegsende waren in dem Lager noch etwa 1.500 Häftlinge . Wie viele in den Monaten davor starben, ist wegen der Vernichtung aller Dokumente durch die Lagerleitung nicht bekannt. Außer einigen Grundmauern ist vom Konzentrationslager nichts mehr erhalten.

Nach Kriegsende wurde das Lager Rabštejn bis 1946 als Sammelstelle für vertriebene Sudetendeutsche weiter genutzt.

Siehe auch: Decknamen nationalsozialistischer Geheimobjekte

Stadtgliederung

Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) ist neben der eigentlichen Stadt in acht Ortsteile untergliedert:

  • Dolní Kamenice (Niederkamnitz)
  • Filipov (Philippsdorf)
  • Horní Kamenice (Oberkamnitz)
  • Huníkov (Henne)
  • Kamenická Nová Víska
    (Kamnitz-Neudörfel)
  • Kerhartice (Gersdorf)
  • Líska (Hasel)
  • Pekelský Důl (Höllegrund)

Sehenswürdigkeiten

  • Das Schloßtor ist ein Reststück der ehemaligen Stadtmauer, die Česká Kamenice im Mittelalter umschloss. Die Kirche zum hl. Jakob dem Größeren ist die älteste Stadtkirche, deren Grundmauern aus dem 14. Jahrhundert stammen. Gegenüber dieser Kirche befindet sich das Schloss, welches 1541 bis 1543 entstand und seitdem mehrfach verändert wurde. Die Marienkapelle entstand 1736 bis 1739, das Salhausen-Schlösschen 1521 und das Rathaus 1491.
  • Die Jehla (Nolde) ist ein Berg bei Česká Kamenice. In den Sandsteinfelsen an seinen Hängen wurde einige Kleinode geschaffen. Das bekannteste ist der Brüderaltar (Bratrský oltář).
  • Auf dem nahen Zámecký vrch befindet sich die Ruine der mittelalterlichen Burg Kamenický hrad mit einem neu erbauten Aussichtsturm
  • Bei Horní Kamenice (Oberkamnitz) befindet sich der Töpferstein (Hrnčíř), ein markanter Felsen, um den sich einige Sagen ranken.
  • Bei Líska (Hasel) befindet sich der Zlatý vrch (Goldberg), ein Basaltgipfel, dessen Säulenstruktur mit darauf liegendem Lawapfropf durch Steinbruchtätigkeiten frei gelegt wurde und der heute unter Naturschutz steht. Der auf dem Studenec (Kaltenberg) errichtete eiserne Aussichtsturm ist nicht mehr begehbar, da sich die meisten seiner Treppenstufen durch Korrosion aufgelöst haben.
  • Die 4,5 km lange, 1996 eröffnete Museumseisenbahn nach Kamenický Šenov (Steinschönau) gehörte ursprünglich der Gesellschaft der Böhmischen Nordbahn (BNB) und wurde 1886 eröffnet. Der Personenverkehr wurde 1979 beendet und seit 1992 war die Strecke komplett stillgelegt. (Siehe auch: Lokalbahn Böhmisch Leipa-Steinschönau)

Söhne und Töchter der Stadt

Weblinks


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