Bökendorf

Bökendorf
Bökendorf
Stadt Brakel
Koordinaten: 51° 46′ N, 9° 13′ O51.771479.2184Koordinaten: 51° 46′ 17″ N, 9° 13′ 6″ O
Fläche: 13,88 km²
Einwohner: 802 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1970
Postleitzahl: 33034
Vorwahl: 05276
Karte

Lage von Bökendorf in Brakel

Bökendorf ist ein Ortsteil der Stadt Brakel im Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen und gehört somit zur Region Ostwestfalen-Lippe. In Bökendorf leben 802 Einwohner (Stand 31. Dezember 2010).

Bökendorf ist eine alte Siedlung, die zwischen dem Eggegebirge und dem Wesertal, auf einer Höhe von ca. 200m über NN, gelegen ist. Die Ortschaft ist überwiegend modern gestaltet, besitzt aber auch einige historische Fachwerksgebäude.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Landadelssitze im Fürstbistum Paderborn um 1665:

Boke, Bökendorf, Borgentreich, Borgholz, Borlinghausen, Breitenhaupt, Brenken, Bühne, Dalheim, Daseburg, Dedinghausen, Desenberg, Dinkelburg, Eichholz, Eissen, Engar, Erpentrup, Essentho, Fürstenberg, Grevenburg, Hainholz, Helmern, Herbram, Herstelle, Himmighausen, Hinnenburg, Husen, Lichtenau, Liebenau, Lippspringe, Löwendorf, Lügde, Menne, Merlsheim, Natzungen, Niesen, Nordborchen, Peckelsheim, Pömbsen, Rheder, Riepen, Ringelstein, Salzkotten, Schweckhausen, Steinheim, Sudheim, Thienhausen, Thüle, Verne, Vinsebeck, Volbrexen, Wandschicht, Welda, Wehrden, Westheim, Wewer, Wintrup, Würgassen.

Bökendorf wurde im Jahr 965 erstmals urkundlich erwähnt. Kaiser Otto I. schenkte in dieser Urkunde eine ihm erblich gehörende „villa Bodincthorpe“ (Dorf Bökendorf) an das Stift Corvey. Der Name „Bodincthorpe“ hat wohl mit einem fränkischen Gaugrafen Bodo zu tun, den Friedrich Wilhelm Weber in seinem Epos „Dreizehnlinden“ als „schwarzen Grafen“ bezeichnet. Heute leitet man den Namen „Bökendorf“ vom niederdeutschen Wort Böke = Buche ab. Seit den 1950er Jahren führt das „Buchendorf“ eine Buche im Wappen. 1965 feierte Bökendorf sein 1000-jähriges Bestehen.

Bökendorf gehörte seit der Gründung zur weltlichen Herrschaft des deutschen Bistums Paderborn, ursprünglich im Herzogtum Sachsen. Ab dem 14. Jahrhundert bildete sich das Territorium Fürstbistum Paderborn (Hochstift) im Heiligen Römischen Reich, darin ab dem 16. Jahrhundert zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1802/03 wurde das Hochstift vom Königreich Preußen besetzt. In napoleonischer Zeit war der Ort Teil des Königreiches Westphalen. Seit 1815 gehörte Bökendorf endgültig zum Königreich Preußen, ab 1871 war es Teil des Deutschen Reiches. 1945–1949 war Bökendorf Teil der britischen Besatzungszone, ab 1946 staatlich regiert vom Land Nordrhein-Westfalen bzw. ab 1949 auch durch die Bundesrepublik Deutschland.

Das Schloss Bökerhof war im 19. Jahrhundert Mittelpunkt des „Bökendorfer Romantikerkreises“ (1810–1834) mit Annette von Droste-Hülshoff, den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm, Clemens Brentano und Josef Görres. Die Brüder Grimm sammelten in Ostwestfalen Märchen, Sagen und Volkslieder. Annette von Droste-Hülshoff erfuhr aus den Aufzeichnungen ihres Onkels August Franz von Haxthausen, der „Geschichte eines Algierer Sklaven“ (1808), von einem authentischen Kriminalfall aus dem Raum Bökendorf Ende des 18. Jahrhunderts, den sie in ihrer Novelle „Die Judenbuche“ (1842) literarisch verarbeitet hat. Der Bökerhof war der Ausgangspunkt langjähriger persönlich-literarischer Beziehungen.

Am 1. Januar 1970 wurde Bökendorf in die Stadt Brakel eingegliedert.[1]

Kultur

Literaturmuseum Schloss Bökerhof
Freilichtbühne, Bühnenbild 2001 - Romeo und Julia

Heute beherbergt der Bökerhof ein Literaturmuseum. Hier erhält der Besucher einen Eindruck in die Wohnverhältnisse der Biedermeierzeit. Exponate zum Romantikerkreis sind ausgestellt. Während des Kultursommers finden Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte und Ausstellungen statt. Die weitläufige Gartenanlage des historischen Gutparks beherbergt heute noch den teils als "Laubengang" erhaltenen dreiseitigen Heckengang aus Hainbuchen, der auch Annette von Droste Hülshoff sowie die Brüder Grimm bereits inspirierte.

Während des Theatersommers führt ein Amateurschauspieler-Ensemble auf der Freilichtbühne Bökendorf Märchenspiele, andere Kinderstücke sowie Schauspiele, Komödien und Musicals für Erwachsene auf. Die Anlage hat eine überdachte Zuschauertribüne mit 1000 Sitzplätzen und gehört mit zu den besucherstärksten Bühnen Deutschlands. Entstehungsgeschichtlich ist die Freilichtbühne auf Bökendorfs literarisch-kulturelle Vergangenheit zurückzuführen.

Neben einer Vielzahl kleinerer Festlichkeiten und Tage der offenen Türen gehören traditionelle Sportfeste, Schützenfeste, Konzerte des Musikvereins sowie Frühjahrsmärkte und Weihnachtsbasare zu den alljährlichen Veranstaltungen der Ortsgemeinde. Seit dem Jahr 2002 hat sich auch der über die Stadtgrenzen Brakels hinaus bekannte, alle zwei Jahre stattfindende Kultur- und Bauernmarkt zum festen Event entwickelt.

Als Ausdruck des ortsgemeinschaftlichen Strebens ist aus dem EXPO-Projekt "Dorf der Zukunft" im Jahr 2001 der Heimatverein Bökendorf neu hervorgegangen. Ziel des Vereins ist neben der vereinsübergreifenden Koordination von Veranstaltungen auch die Gestaltung und Lenkung der kulturellen sowie strukturellen Entwicklung der Ortsgemeinde. Getreu dem Motto "Nur wer sich engagiert bewegt etwas" lebt der Verein von der Aktivität seiner Mitglieder.

Insgesamt zeichnet sich die Ortschaft durch ein reges Vereins- und Gemeinschaftsleben aus. Neben der bereits erwähnten Freilichtbühne und dem Heimatverein sind u.a. noch der Sportverein mit seinen vielseitigen Ausrichtungen, der Musikverein samt Jugendorchester, die Schützengilde, die Freiwillige Feuerwehr, der Tennisverein, die Jugendgruppen, die Katholische Frauengemeinschaft, der Seniorenclub, der Taubenzuchtverein und die Messdienergemeinschaft zu erwähnen.

Euro-Gedenkstein

Der Euro-Gedenkstein steht im Zentrum Bökendorfs, vor der Geschäftsstelle der Volksbank (Dreizehnlindenstraße 16).

Er wurde zur Erinnerung an die Währungsumstellung auf die Euronoten zum Jahr 2002 in den ersten zwölf europäischen Staaten und unter Einbeziehung Bökendorfs kultureller Vergangenheit errichtet. Seine festliche Einweihung erfolgte im Rahmen des ersten Bökendorfer Kultur- und Bauernmarkts am 28. Juli 2002.

Für den Gedenkstein wurde ein 1.3 t schwerer Findling künstlerisch gestaltet. In einer Silhouette Europas, geformt aus einer Chrom-Nickel-Stahl-Kombination, wurden Euromünzen aus allen zwölf Staaten formvollendet eingebunden. Ein vor der Europa-Silhouette positioniertes großes Eurozeichen symbolisiert die erfolgte Währungsumstellung. Als Symbol der ausgedienten Währung in Kombination mit der Orts eigenen literarisch-historischen Vergangenheit wurde eine 20-DM-Note der letzten im Umlauf befindlichen Serie gewählt, auf dessen Vorderseite eine bekannte Wertschätzerin Bökendorfs, die Annette von Droste-Hülshoff, porträtiert ist. Die Rückseite dieses Geldscheins ist ihrer weit bekannten Novelle "Die Judenbuche" in Form einer abgedruckten Schreibfeder und einer Buche gewidmet. Ein stilisierter kleiner Baum aus Buchenholz ist dem Denkmal aufgesetzt und soll ebenfalls an die Novelle erinnern, wie auch eine bei der feierlichen Enthüllung gepflanzte Euro-Buche. In dieser Novelle hatte Annette von Droste-Hülshoff eine historisch wahre Begebenheit aus dem Raum Bökendorf literarisch aufgearbeitet.

Gemeinnützige Einrichtungen und Angebote

  • Literaturmuseum Schloss Bökerhof mit historischem Gutspark
  • Freilichtbühne Bökendorf
  • St.-Johannes-Nepomuk-Pfarrkirche
  • Städtischer Kindergarten
  • St.-Josef-Seniorenhaus Bökendorf
  • Pfarrheim mit Sozial- und Jugendräumen
  • Sport- und Freizeithalle mit zugehörigen Kulturräumen
  • Tennisheim mit zwei Tennisplätzen
  • Fußballplatz (Rasen) mit zugehörigen Räumlichkeiten
  • Drei Spiel- und Erlebnisplätze für Kinder, zuzüglich einen am Kindergarten
  • Die Welle, ein Feuchtbiotop als Erholungsort
  • Grillhütte im Blockhausstil am Waldrand mit zusätzlicher Feuerstelle im Außenbereich
  • Ausgewiesene Rad- und Wanderwege, speziell in den anliegenden Wäldern

DSL Ausbaustatus

Im November 2009 wurde die Ortschaft mittels Glasfaserkabel an die Breitbandversorgung angeschlossen. Es sind Geschwindigkeiten von bis zu 16.000 kbit/s im Downstream (DSL16.000) verfügbar.

Persönlichkeiten

Auszeichnungen

  • Seit 1997 „Kultur-Musterdorf“ in Ostwestfalen-Lippe (verliehen durch die nordrhein-westfälische Landesregierung)
  • „Dorf der Zukunft“ im Rahmen des gleichnamigen OWL-Expo-Projektes (EXPO 2000).
  • 2006 und 2009 Landessilberdorf in Nordrhein-Westfalen im Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, sowie einen "Sonderpreis für herausragende Einzelleistungen" im Jahr 2009.
  • 2010 Golddorf im Kreiswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft".

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.

Literatur

  • Friedel Brenneke: Blaukittel, ein historischer Roman aus dem gebirgigen Westfalen. Books on Demand GmbH, 2008, ISBN 978-3-8370-4758-5 (Friedel Brenneke wurde 1953 in Bökendorf geboren und ist seit 1995 Leiter des Fachbereichs "Geschichte, Gesellschaft und Politik" an der Volkshochschule Bochum. In seinem Werk Blaukittel beschreibt er in eindrucksvoller Form historisch-kulturelle Konflikte seiner Heimat im 19. und 20. Jahrhundert).
  • Günter Tiggesbäumker: Das Hochstift Paderborn, Portrait einer Region. Schöningh, 1997, ISBN 978-3-506-95293-6 (Gebundene Ausgabe).

Weblinks


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