Bönickhausen

Bönickhausen

Leo Heinrich Bönickhausen war "ludimagister" ( = Lehrer) und Sakristan in verschiedenen Orten der Eifel.

Er wird in den wichtigsten Biographien[1] von Alexandre Gustave Eiffel als der älteste bekannte Vorfahre des französischen Ingenieurs und Eiffelturm-Erbauers genannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geburtseintrag des Wilhelm Heinrich Bönickhausen im Kirchenbuch Marmagen 1680
Geburtseintrag des Johann Anton Bönickhausen im Kirchenbuch Aremberg 1673

Leo Heinrich Bönickhausen ist von 1673 bis 1707 in der Eifel als Lehrer und Sakristan nachweisbar. Er war verheiratet mit Gudula Schnorrenbergs. Die Herkunft des Paares konnte noch nicht geklärt werden. Der Name Bönickhausen oder Bönninghausen tritt im 17.Jh. in Westfalen auf, wo auch ein Ort und ein Adelssitz gleichen Namens zu finden ist. Das Paar, von dem Heiratsdatum und -ort noch unbekannt sind, ließ in Aremberg/Landkreis Ahrweiler und Marmagen/Kreis Euskirchen sechs Kinder taufen, von denen zwei Söhne das Erwachsenenalter erreichten.

Im Aremberg, wo Leo Heinrich Bönickhausen laut Kirchenbucheintrag „pro tempore ludimagister in valle arenbergica“ (= derzeit Lehrer im Dorf Arenberg) war, wurde am 13. Juli 1673 ihr Sohn „Johannes Antonius“ getauft. [2]

Um 1680 trat Leo Heinrich die Stelle eines Lehrers und Sakristans in Marmagen an. Sein Dienstherr war der Steinfelder Konventuale und Cellerar, Johannes Liessem, der 1679 Pfarrer von Marmagen wurde. Die amtliche Kirchenrechnung dieser Zeit, die der Marmagener Pfarrer dem Steinfelder Abt vorlegen musste, weist für den „ludimagister“ ein regelmäßiges Salär, vielerlei Investitionen in Schulunterricht und kirchenmusikalische Aktivitäten aus.

Am 10. Januar 1680 wird in Marmagen der Sohn Wilhelm Heinrich Bönickhausen getauft. Das Kirchenbuch nennt für einen dörflichen Schulmeister hochrangige Paten: Johann Wilhelm Freiherr von Nesselrode, Burgherr und Capitular in Münster (Westfalen) und Anna Catharina Freifrau von Nesselrode, die langjährige Abtissin des Klosters Schwarzrheindorf bei Bonn. [3]

Danach werden weitere vier Kinder getauft, die das frühe Kindesalter nicht überlebten.

1683 verstirbt in Marmagen auch die Mutter des Schulmeisters, im Kirchenbuch vermerkt als „Elisabeth, ludimagistri nostri Henrici Bönickhausen mater“ (= Elisabeth, unseres Schulmeisters Henricus Bönickhausen Mutter) [4]

Bis ca. 1695 ist Leo Heinrich Bönickhausen in Marmagener Kirchendokumenten nachweisbar. Nach dem Tode des Pfarrers Johannes Ließem und dem Antritt eines neuen Pfarrherren verliert sich seine Spur in Marmagen.

Nachfahren

Der in Aremberg/Landkreis Ahrweiler geborene älteste Sohn des Leo Heinrich Bönickhausen, Johannes Antonius, heiratet am 12. Juli 1704 in Großbüllesheim die dort ansässige Cunigundis Schönen. Das Paar lässt in der Folge sieben Kinder taufen. [5]

  • Leo Heinrich, geb. am 8. April 1705. Das Kirchenbuch Großbüllesheim nennt als Pate „Leo Heinrich Bönickhausen ex Marmagen“, den Großvater des Kindes. Ob dieser zu der Zeit noch in Marmagen lebte oder zur Familie seines ältesten Sohnes nach Großbüllesheim gezogen ist, lässt sich hieraus nicht ablesen.
  • Wilhelm Heinrich Bönickhausen, geb. am 1. September 1707. Pate ist laut Kirchenbuch u.a. „Wilhelmi Henner Bönickhausen“, also der in Marmagen geborene Bruder des Kindesvater, Wilhelm Heinrich.
  • Joes Reinerus, geb. am 31. Dezember 1710, mit Paten aus dem Großbüllesheimer Umfeld

und vier weitere Kinder, - Joes Conradus, . ~4. Februar 1714; - Anna Maria, ~26. August 1715; - Anna Sophia 21. Dezember 1718; - Michael, ~24. Februar 1721

Wilhelm Heinrich Bönickhausen ist also in zwei Kirchenbucheinträgen nachweisbar: Der bereits erwähnte Taufeintrag von 1680 im Marmagener Kirchenbuch und sein Auftritt als Pate bei der Taufe des 2. Sohnes seines Bruders Joes Anton am 1. September 1707 in Großbüllesheim.

Verbindung zur Familie Gustave Eiffel

Nach einer durch die Gustave Eiffel-Biographen weit verbreiteten, aber unbewiesenen Vermutung, soll Wilhelm Heinrich Bönickhausen um 1710 nach Frankreich ausgewandert sein. Er habe dort die Taufnamen Wilhelm (nach dem adeligen Paten Johann Wilhelm Freiherr von Nesselrode) und Heinrich (Name seines Vaters) abgelegt, den Namen Jean René ( = Johann Renato) angenommen und seinem Nachnamen Bönickhausen den Zusatz "Eiffel" hinzugefügt[6].

Diese abenteuerliche Erklärung zielt auf einen in der Alexandre-Gustav-Eiffel-Biographie des französischen Schriftstellers Francois Poncetton (Eiffel: Le Magicien du fer, Paris 1939) genannten Eiffel-Vorfahren namens Jean René Bönickhausen, der am 30. April 1711 in St. Roch, Paris, eine Maria Lideritz heiratete und am 7. Januar 1734 in St. Valerie sur Sommer in der Picardie verstarb. In dessen Sterbeeintrag soll sich der Hinweis "dit Eiffel" befinden.

Ein Nachweis der Identität von Wilhelm Heinrich Bönickhausen aus Marmagen und Jean René Bönickhausen-Eiffel steht noch aus. Andererseits sind Leo Heinrich Bönickhausen und seine Nachfahren die einzigen bis heute in der Eifel nachgewiesen Träger dieses Namens, so dass eine Verwandtschaft mit der französischen Linie Bönickhausen auch nicht ausgeschlossen werden kann. Da bisher kein Heiratsnachweis des Lehrers gefunden wurde, besteht die Möglichkeit, dass es außer den beiden genannten Nachkommen noch einen älteren Sohn dieses Namens gibt.

Vier Generationen lang tragen die Vorfahren des Eiffelturmerbauers den Doppelnamen Bönickhausen-Eiffel. Alexandre Gustave Eiffel (* 15. Dezember 1832 in Dijon, † 27. Dezember 1923 in Paris) ändert seinen Namen. Er lässt am 15. Dezember 1888 kurz vor der Eröffnung des Eiffelturms durch Gerichtsbeschluss den Namen "Eiffel" an die Stelle von "Bönickhausen, dit Eiffel" zu setzen.[7]

Einzelnachweise

  1. siehe: Poncetton 1923, Braibant 1964, Loyrette 1985
  2. Kirchenbuch Aremberg, Taufen 1673, S. 22
  3. Kirchenbuch Marmagen Taufen 1680, S. 126
  4. Kirchenbuch Marmagen Sterbeeintrag S. 216
  5. Kirchenbuch Großbüllesheim, St. Michael
  6. Charles Braibant, Histoire de la Tour Eiffel, Paris 1964, S.35
  7. Charles Braibant: Histoire de la Tour Eiffel. Paris 1964, S.35

Quellen

  • Kath. Pfarre St. Nikolaus Aremberg, Kirchenbücher im Bistrumsarchiv Trier
  • Kath. Pfarre St. Laurentius Marmagen, Taufen, Heiraten Sterbefälle 1635 - 1698, Marmagen Pfarrarchiv
  • Kath. Pfarre St. Michael Großbüllesheim, Taufen, Heiraten Sterbefälle 1681 - 1798, Personenstandsarchiv Brühl
  • Francois Poncetton, Eiffel: Le Magicien du fer, Paris 1939
  • Charles Braibant, Histoire de la Tour Eiffel, Paris 1964

Literatur

  • Henry Loyrette: Gutave Eiffel. Stuttgart 1985
  • Lemoine, Bertrand. Gustave Eiffel. Basel 1988
  • Erich Froitzheim, Marmagen, Bönickhausen und der Eiffelturm, in: Kreis Schleiden, Jahrbuch 1971

Weblinks


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