Börsensegment

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Ein Börsensegment ist ein durch bestimmte Kriterien definierter Teil des börslichen Marktes für Wertpapiere einer bestimmten Art, zum Beispiel für Aktien oder Anleihen.

Inhaltsverzeichnis

Hintergründe

Welche Wertpapiere zu einem bestimmten Börsensegment gehören bzw. dafür zugelassen sind, ist jeweils in einem gesetzlichen oder einem privatrechtlichen Regelwerk festgelegt. Dieses enthält meist auch Vorschriften für den Ablauf des Handels mit diesen Wertpapieren, zum Beispiel über die Kursstellung und über die Rechte und Pflichten der Handelsteilnehmer. An jeder öffentlich-rechtlichen Börse gibt es eine Handelsüberwachungsstelle (HÜSt), die darauf achtet, dass die Börsenmakler sich an die Regelwerke der einzelnen Börsensegmente halten. Über die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften wacht außerdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).

Darüber hinaus kann die Mitgliedschaft in einem Börsensegment für den Emittenten der Wertpapiere mit bestimmten Zulassungskriterien und Verpflichtungen verbunden sein. Diese betreffen vor allem Publizitätsvorschriften (Ad-hoc-Publizität, Finanzberichte), unter Umständen auch die Unternehmensgröße sowie die Mindesthöhe von Streubesitz und Marktkapitalisierung. An welcher Börse und in welchem Börsensegment eine Emission stattfindet, kann das Unternehmen frei entscheiden.

Solche regulierten Börsensegmente dienen der Qualitätssicherung im Börsenhandel. Anleger können sich darauf verlassen, dass der Handel mit den Wertpapieren eines bestimmten Segments und ggf. auch die Finanzberichte des Emittenten bestimmten Qualitätsansprüchen genügen. Über die betriebswirtschaftliche Qualität eines Unternehmens und dessen Zukunftsaussichten sagt die Mitgliedschaft in einem Börsensegment jedoch nichts aus.

Deutsche Börsensegmente

Geschichte

Bis zum 1. November 2007 gab es in Deutschland drei gesetzlich regulierte Börsensegmente, den Amtlichen Markt, den Geregelten Markt und den Freiverkehr. Dabei hatte der amtliche Markt die höchsten und der Freiverkehr die niedrigsten Zulassungsbeschränkungen und Auflagen.

Der amtliche Markt sowie der geregelte Markt wurden dann am 1. November 2007 zum regulierten Markt zusammengeführt, wobei alle Wertpapiere, die einem der beiden Segmente vorher angehörten, automatisch in das neue Segment übernommen wurden. Der Freiverkehr blieb als solcher bestehen.

Daneben existieren privatrechtlich geregelte Segmente wie die Wagniskapital-Segmente Neuer Markt in Frankfurt und Prädikatsmarkt in München, die inzwischen aufgegeben wurden. Hier zeigte sich, dass die gewählten "Qualitätskriterien" in keinem - oder sogar in einem umgekehrten - Zusammenhang mit der Qualität der entsprechenden Unternehmen standen.

Seitdem sind die Zulassungskriterien der privatrechtlichen Börsensegmente umstritten. Viele Unternehmen verabschiedeten sich enttäuscht aus dem Frankfurter Small-Cap-Segment SMAX, weil sie kein angemessenes Kosten/Nutzen-Verhältnis mehr sahen. Vor allem die dort vorgeschriebene Kursbetreuung (Designated Sponsoring) erwies sich als relativ teuer. Auch der SMAX wurde daraufhin eingestellt.

Aktuelle Situation

Das deutsche Börsengesetz definiert und reguliert die zwei Börsensegmente Regulierter Markt und Freiverkehr. Während der regulierte Markt ein gesetzlich (EU-Gesetz) reguliertes Marktsegment ist, stellt der Freiverkehr ein börsenreguliertes Marktsegment dar. Die Transparenzpflichten sind entsprechend im Regulierten Market wesentlich höher als im Freiverkehr.

Daneben existieren in beiden Marktsegmenten abhängig vom Börsenplatz einige privatrechtliche Teilsegmente:

Börse Frankfurt

Im Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) gibt es die Teilsegmente General Standard und Prime Standard, im Freiverkehr den Open Market und den Entry Standard. Dabei sind Prime Standard und Entry Standard jeweils die Segmente mit den höheren Zulassungsanforderungen.

Regionalbörse Stuttgart

An der Stuttgarter Börse gibt es das EUWAX-Segment (EUropean WArrant eXchange) für den Handel mit Optionsscheinen und Zertifikaten, das Segment Bond-X für Anleihen, das Segment IF-X für Investmentfonds-Anteile, das Segment Gate-M für Nebenwerte und das Segment 4-X für ausländische Aktien.

Regionalbörse München

An der Börse München gibt es mit M:access ein spezielles Nebenwerte-Segment, das sowohl auf dem Regulierten Markt als auch auf dem Freiverkehr aufbaut und jeweils zusätzliche Transparenzanforderungen stellt.

Abgrenzung verschiedener Börsensegmente

Einzelne Börsensegmente können klar voneinander abgegrenzt sein, zum Beispiel das Derivate-Segment EUWAX und das Anleihen-Segment Bond-X in Stuttgart. Die Segmente können sich aber auch überlappen, zum Beispiel das börsenübergreifende, öffentlich-rechtliche Segment geregelter Markt und das Qualitätssegment Prime Standard in Frankfurt. Eine Aktie kann gleichzeitig Teil des geregelten Markts und des Prime Standards sein.

Wenn für einen Emittenten mehrere Börsensegmente in Frage kommen, liegt es in seinem Ermessen, am welchem davon er teilnehmen möchte. Die Wahl eines qualitativ höheren Segments ist jeweils mit höherem Aufwand und höheren Kosten verbunden.

Siehe auch


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