Břeclav

Břeclav
Břeclav
Wappen von Břeclav
Břeclav (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Fläche: 8717 ha
Geographische Lage: 48° 45′ N, 16° 53′ O48.75805555555616.887777777778158Koordinaten: 48° 45′ 29″ N, 16° 53′ 16″ O
Höhe: 158 m n.m.
Einwohner: 24.052 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 690 02
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 3
Verwaltung
Bürgermeister: Oldřich Ryšavý (Stand: 2011)
Adresse: nám. T. G. Masaryka 10
690 81 Břeclav
Gemeindenummer: 584291
Website: www.breclav.org

Břeclav (deutsch Lundenburg) ist eine Stadt mit 24.052 Einwohnern (Stand 1. Januar 2011) in Südmähren in Tschechien. Sie liegt an der Thaya und an der Grenze zu Niederösterreich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Ausgrabungen weisen auf eine Besiedelung um 8000–6000 v. Chr. hin. Seit der Bronzezeit (ca. 2000 v. Chr.) ist der Landstrich kontinuierlich besiedelt. Die wirtschaftliche Grundlage dafür bildeten Landwirtschaft und Viehzucht.

Als um 400 v. Chr. die Kelten Mitteleuropa besetzt hielten, führte es zur sprachlichen und kulturellen Assimilierung der ursprünglichen Bevölkerung in diesem Landstrich. Um die Zeit nach Christi Geburt waren Quaden als Vorherrscher in diese Region gezogen. Im 2.-3. Jahrhundert weisen Funde auf eine germanische Besiedelung hin. In der Nähe der heutigen Siedlung Na Valticke (Feldsberg) und in Charvatská Nová Ves sind Ausgrabungen eines Römerlagers aus dem 2. Jahrhundert nachweisbar.

Ab der Hälfte des 6. Jahrhunderts verließ der Großteil der germanischen Besiedler diese Region und wurde durch Slawen ersetzt. Diese lebten im patriarchalischem Familienverband. Landwirtschaft, Viehzucht und Jagd sicherten das Überleben. Im 8. Jahrhundert kamen christliche Missionare, Händler und Handwerker. Die ersten schriftlichen Zeugnisse liegen vor. Die ersten gemauerten Gebäude entstehen. Im Zeitalter des Großmährischen Reiches wurde eine Befestigung in Pohansko erbaut, die mit ihren 28 Hektar Ausdehnung zur größten mährischen Burgbefestigung zählt. Durch Überfälle der magyarischen Reiterhorden im 10. Jahrhundert wird dieser Landstrich immer mehr verwaist.

Die Stadtgründung war 1030. 1041 ließ Fürst Břetislav I. den südmährischen Besiedlungsraum zur Grenzregion ausbauen. 1046 erfolgte die älteste Erwähnung über Břeclav Bretyzlawe aus einer mittelalterlichen Schenkungsurkunde. Von 1222 bis 1226 war Břeclav Eigentum von Königin Konstanze von Ungarn, der Gemahlin von Ottokar I. Přemysl. 1230 ließ Königin Konstanze die ursprünglich holzbefestigte Burgbehausung durch Mauerstein ersetzen. Den Kern der neuen Burg bilden der Wohnturm und der Wehrgraben bei der Staré Dyje (Alten Thaya) zum Schutz gegen Österreich. Auf der so entstandenen Insel bildet sich ein Handwerkszentrum.

1384 verkaufte Markgraf Jobst von Mähren die Feste Břeclav den Gebrüdern Hans, Hartneid und Georg von Liechtenstein. Am 10. März 1419, bestätigte König Wenzel IV. der Familie Liechtenstein das Lehen auf Břeclav als Dank für ihre Beihilfe zur Befreiung aus seiner Gefangenschaft.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bestand in Břeclav ein größerer Bruderhof der täuferischen Hutterer. Wie in anderen Städten Mährens, vernichtete 1574 ein Pogrom einen Großteil der jüdischen Gemeinde Breclavs, bis Kaiser Maximillian II. die Gemeinde unter seinem Schutz nahm. Am 28. Juni 1605 plünderten die Truppen des ungarischen Prinzen Stephan Bocskai die Stadt. In den Kriegsjahren 1605, 1619-1622 und 1643 wurde die Stadt schwer beschädigt. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges im September 1619 wurden das Schloss, die Stadt und auch der hutterische Bruderhof von kaiserlichen Truppen niedergebrannt. Zei Jahre später wurden die Hutterer im Rahmen der Gegenreformation komplett aus Břeclav vertrieben [2]. Der Besitz des Aufständischen Ladislav Velen von Zerotein wurde konfisziert und den Liechtensteinern übergeben. Die Stadt wurde von Türken und Tataren belagert. Die Invasion der Schweden am 3. Mai 1643 brachte viel Leid und Tod über die Bevölkerung. Matriken werden seit 1686 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn.[3] Grundbücher werden seit 1625 geführt.

Unter dem Schutz von Prinz Karl Eusebius von Liechtenstein und seiner Frau Johanna Beatrix kam es zu einer neuerlichen Ansiedelung von jüdischen Bevölkerung. Die Synagoge wurde 1672 wieder aufgebaut. Als Folge des Krieges zwischen Kaiserin Maria Theresia und dem preußischen König Friedrich II. brannte die Stadt am 25. März 1742 in Folge eines Rauchunfalls eines unachtsamen Husaren nieder. Am 21. November 1805 nahmen französische Truppen die Stadt vor der Schlacht bei Austerlitz ein. Die Stadt blieb bis zum 3. Januar 1806 von den französischen Truppen besetzt.

1831 wütete eine Choleraepidemie in der Stadt und forderte viele Todesopfer. 1866 wütete eine zweite Epidemie in Lundenburg und Umgebung. 1839 wurde Lundenburg von der im Bau befindlichen Franz Ferdinands-Nordbahn (österreichischen Nordbahn) erreicht und in der Folge zum Eisenbahnknotenpunkt ausgebaut, der Wien mit Brünn und Prag, mit Österreichisch Schlesien, Nordmähren und Oberungarn verband.

Im Jahr 1880 zählte Lundenburg 5681 Einwohner,1890 dann 6430 Einwohner, davon 3045 Deutsche und 3075 Tschechen; die meisten waren Katholiken, der jüdischen Religion gehörten 740 Einwohner an. 1896 gehörte Lundenburg zur Bezirkshauptmannschaft Hodonín der Markgrafschaft Mähren und besaß ein Bezirksgericht, das fürstlich Liechtensteinische Schloss, zwei Zuckerfabriken, Malzfabriken, Bierbrauerei, Spiritusbrennerei, Dampfsäge, Parkettfabrik, Stärke-und Sagofabrik. Ab 1919 bestand in der Stadt eine tschechische Einwohnermehrheit. Dennoch kam die Stadt im Oktober 1938 mit dem Münchner Abkommen zum Gau Niederdonau im Deutschen Reich. Grund dafür war die knappe deutschsprachige Mehrheit in Lundenburg bei der Volkszählung von 1910, die das Kriterium für die Grenzziehung im Oktober/November 1938 war. 1942 wurden die jüdischen Bewohner deportiert.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fiel die Stadt am 8. Mai 1945 wieder an die neu erstandene Tschechoslowakei zurück. Vor den einsetzenden Nachkriegsexzessen an den deutschen Bürgern flohen viele Deutsche nach Österreich oder wurden in „Todesmärschen“ über die Grenze zu Österreich getrieben. Im August 1945 bestimmten die drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkrieges im Potsdamer Kommuniqués [4] die Nachkriegsordnung. Darin akzeptierten sie die von tschechischer Seite verlangte Vertreibung aller deutschstämmigen Einwohner, einschließlich derer, die 1939 dem Gau Niederdonau zugeschlagen wurden.[5] Für die Tschechen galten auch nur teilweise deutschstämmige ohne jede Prüfung individueller Schuld, als auszuweisende Bevölkerungsgruppe. Auf "wilde Vertreibungen", auch der Lundenburger Deutschen folgte ein "geordneter Transfer (Odsun) der deutschen Bevölkerungsteile" aus der Tschechoslowakei, indessen aber nicht, wie bei den Wien nahezu benachbarten Lundenburgern erhofft, nach Österreich, sondern auf Grund ihrer Einbeziehung in den Gau Niederdonau nach dem ihnen völlig fremden Westdeutschland. Aufgrund des Beneš-Dekretes 108 vom 25.Oktober 1945 wurde das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen der deutschen Einwohner, darunter auch deutschböhmischer Adel wie die Schwarzenbergs und die Fürsten von Liechtenstein konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen.[6] In der kommunistischen Ära war die direkte Straßenverbindung nach Süden in Richtung Hohenau an der March gesperrt, der Eisenbahngrenzübergang blieb erhalten.

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1793 2063 -
1836 2952
1869 4597 -
1880 6954 3449 3142 363
1890 8203 3053 4759 391
1900 9136 3462 5272 402
1910 11380 4994 6123 263
1921 12500 2028 9534 482
1930 13689 1582 11220 887
1939 11237
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A-Z, Frodl, Blaschka
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

Wirtschaft und Verkehr

Der Bahnhof in Břeclav

Břeclav ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt am Paneuropäischen Verkehrskorridor IV mit Hauptstrecken in vier Richtungen:

Außerdem beginnen hier die Nebenstrecken nach Znaim (Znojmo) und nach Eisgrub (Lednice).

In Břeclav befindet sich unter anderem Sitz und Produktionsstätte der Moraviapress, eine Tochtergesellschaft der Goldmann Druck AG mit 360 Mitarbeitern.

Im Stadtteil Poštorná, der bis 1920 als eigene Gemeinde mit dem Namen Unter-Themenau ein Teil Niederösterreichs war, besteht mit PKZ Keramika Poštorná a.s. eine traditionsreiche Ziegelei und Steingutfabrik. Das Vorgängerunternehmen, die frühere Liechtensteinische Ziegelfabrik entstand 1867. Berühmt wurde die Fabrik durch die Lieferung von Dachziegeln für den Stephansdom in Wien in den Jahren 1948 bis 1950 aber auch für andere bedeutende Kirchen- und Profangebäude in Städten Österreich-Ungarns (Morava-Palast, Brünn).

Ortsgliederung

Zu Břeclav gehören die Ortsteile Charvátská Nová Ves (Oberthemenau) und Poštorná (Unterthemenau) sowie die Ortslage Stará Břeclav (Altenmarkt).

Sehenswürdigkeiten

Schloss
Ehemalige Synagoge
  • Schloss - ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert zu einer neugotischen künstlichen Ruine umgebaut
  • Pfarrkirche in Poštorná - ungewohntes Gebäude nach dem Projekt der Liechtensteiner Bauhütte (1895–1898)
  • Wenzelskirche - moderne Kirche aus den Jahren 1992–1995 anstelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörten barocken Kirche
  • Synagoge - ein neuromanisches Gebäude von Max Fleischer
  • Stadtmuseum und Galerie in der ehemaligen Synagoge
  • Jüdischer Friedhof mit Grabmal der Familie Kuffner (1899)
  • Gymnasium
  • Apollo-Tempel: Nach den Plänen des Architekten Joseph Kornhäusel hat Franz Engel in den Jahren 1817–1819 auf dem Hügel des Mühlteiches (Mlýnský rybník, Apollo-Teich) einen Pavillon mit Aussichtsterrasse erbaut. Die künstlerische Ausgestaltung wurde vom Bildhauer Josef Klieber nach dem antiken Vorbild eines Apollo-Tempels vorgenommen.

Siehe auch: Liste von Bauten der Liechtensteiner in der Kulturlandschaft Lednice-Valtice

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Städtepartnerschaften

Literatur

  • Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren. 1793, Lundenburg Seite 208f
  • Erhart Malwine: Lundenburg, eine Stadtgeographie. 1940
  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren. 1940, Lundenburg Seite 32f
  • Dehio/Ginkart: Handbuch der Kunstdenkmäler in der Ostmark. 1941, Lundenburg Seite 313
  • Gustav Gregor: Geschichte der Stadt Lundenburg. 1957
  • Gustav Gregor: Lundenburg im Wandel der Zeiten. 1968
  • Bořivoj Dostál: Břeclav - Dějiny města. 1968
  • Anton Kreuzer: Deutsche Sprache - schwere Sprache oder Lundenburg-Gödinger Bauernaufstand anno 1718. 1971
  • Anton Kreuzer: Das Werden Lundenburgs und seine ersten Jahre. 1972
  • Anton Kreuzer: Lundenburg - Geschichte einer südmährischen Grenzstadt. 1983
  • Školl, Jaroslav: Die Entwicklung der Bevölkerung im Bezirk Lundenburg in den Jahren 1938 – 1947. 1987
  • Zimáková, Alena: Die Gebietsentwicklung des Bezirks Lundenburg nach dem Jahre 1850.
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. 1990, Lundenburg Seite 17f
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 215, 219, 220, 227, 257, 406, 411, 412, 414, 412-425, 431, 524, 573 (Lundenburg). 
  • Papírník, Miloš - Šuláková, L.: Bibliografie okresu Břeclav. 2002
  • Gerald Frodl, Walfried Blaschka: Der Kreis Nikolsburg von A-Z. 2006, Lundenburg 112-118

Weblinks

 Commons: Břeclav – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Paul Dedic: Lundenburg (Jihomoravský kraj, Czech Republic) In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online (englisch)
  3. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 30 März 2011.
  4. Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
  5. Das hatte zur Folge, dass sich die Lundenburger unvermutet- als nach dem März 1938 in Österreich „zugezogene“ "Reichdeutsche"- der Abschiebung nach Westdeutschland ausgesetzt sahen.
  6. Archiv Mikulov, Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. kvĕtna, 1946,

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