380-kV-Hochspannungsring

380-kV-Hochspannungsring
APG-Hochspannungsnetz, rot eingezeichnet der 380-kV-Ring, Stand 2011

Der 380-kV-Hochspannungsring, auch 380-kV-Ring, bezeichnet ein im Osten Österreichs gelegenes bzw. geplantes elektrisches Hochspannungsnetz, welches von der Austrian Power Grid AG (APG) mit einer Spannung von 380 kV betrieben wird und zum überregionalen elektrischen Energieaustausch innerhalb Österreichs dient [1]. Er ist technisch Teil des europäischen Verbundsystems. Durch die Ringstruktur wird eine hohe Ausfallsicherheit erreicht, weil jeder Punkt am Ring von zwei Seiten versorgt wird. Diese günstige Art der Verbindung ist möglich, weil in Ostösterreich die größten Verbraucher (Salzburg, Linz, Wien, Graz) und die größten Kraftwerke (Österreichische Donaukraftwerke, Pumpspeicher in den Alpen) geografisch entlang eines Ringes angeordnet sind. Ansonsten wäre – wie in den meisten anderen Ländern – ein vermaschtes Netz mit weitaus mehr Trassenkilometern notwendig, um den gleichen Grad an Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Der 380-kV-Hochspannungsring durchquert die Bundesländer Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und teilweise Kärnten. Er ist in mehrere Teilabschnitte untergliedert:

  • die Donauschiene, die derzeit mit 220 kV für die Donaukraftwerke betrieben wird, und parallel dazu Leitungssysteme mit 380 kV betrieben werden. Die Donauschiene und alle Donaukraftwerke werden von 220 kV auf eine Nennspannung von 380 kV umgestellt.[2]
  • die Anfang 2000 fertiggestellte 380-kV-Burgenlandleitung[3]
  • die Ende 2009 fertiggestellte 380-kV-Steiermarkleitung und
  • die 380-kV-Salzburgleitung, deren Fertigstellung bis 2018 geplant ist.
  • In Kärnten besteht derzeit kein Bedarf für einen 380-kV-Lückenschluss, da das bestehende 220-kV-Netz dort noch ausreichende Kapazitäten besitzt.[4]

Für den innerösterreichischen Energieaustausch zwischen Kraftwerken und Verbrauchern sind die wesentlichen Knotenpunkte das Umspannwerk Tauern, Umspannwerk Ernsthofen, Umspannwerk Wien-Südost und das in Völkermarkt gelegene Umspannwerk Obersielach. Es bestehen weiters Verbindungen an untergeordnete Spannungsebenen wie der 220-kV-Ebene und den mit 110 kV betriebenen Verteilnetzen. Die Bundeshauptstadt Wien ist zweifach über das Umspannwerk Wien-Südost und die 400-kV-Nordeinspeisung Wien an den Hochspannungsring angeschlossen.

Neben dem innerösterreichischen Energieaustausch dient das 380-kV-Leitungsnetz auch dem Stromaustausch mit den Nachbarstaaten. Direkte 380-kV-Anbindungen bestehen über das Umspannwerk Dürnrohr nach Slavetice in Tschechien, worüber der größte Teil der österreichischen Stromimporte aus Tschechien erfolgt, über das Umspannwerk Sarasdorf nach Györ in Ungarn und über das Umspannwerk Kainachtal nach Slowenien.

Kritik

Aufgrund der alpinen Verhältnisse und der räumlich engen Strukturen ist die Trassenführung als 380-kV-Freileitung insbesondere in Salzburg und der Steiermark umstritten und Ausgangspunkt diverser politischer und rechtlicher Kontroversen [5][6]. Neben vorgebrachten optischen und landschaftlichen Beeinträchtigungen durch die Freileitungsmasten werden durch die hohe Betriebsspannung in unmittelbarer Nähe zur Freileitung akustisch störende Koronaentladungen verursacht [7].

Einzelnachweise

  1. VERBUND-Austrian Power Grid AG (APG), Netz-/Übertragungsleitungen
  2. APG-Masterplan
  3. Verbund-Pressemeldung vom 17. Mai 2000
  4. Verbund laut Meldung auf kaernten.orf.at vom 8. April 2007
  5. Verbund will 380kV-Netz kräftig ausbauen
  6. Entschädigung von Verbund
  7. Anrainer der 380kV-Leitung sind verzweifelt

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