Sebastian Abratzky

Sebastian Abratzky
Sebastian Abratzky
Grab Sebastian Abratzkys auf dem Johannisfriedhof in Dresden

Johann Friedrich Sebastian Abratzky (* 22. August 1829 in Mahlis bei Oschatz; † 26. Januar 1897 in Dresden) war ein Schornsteinfeger, der am 19. März 1848 ohne Hilfsmittel über die Außenwand in die bis dahin als uneinnehmbar geltende Festung Königstein, auf den in lapide regis, (auf den Stein des Königs) stieg.

Inhaltsverzeichnis

Jugend

Sebastian Abratzky wurde am 22. August 1829 in Mahlis geboren und hatte im Frühjahr 1848 seine Schornsteinfegerlehre beendet. Danach ging er mit 17 Jahren auf die Walz und kam nach Dresden. In Königstein bewunderte er die gleichnamige Festung und erfuhr bei den Einwohnern, dass jeder Besucher einen Taler Eintritt zahlen musste. Diesen wollte er sich für ein Bier sparen und kletterte an der fast durchgehend senkrechten Sandsteinwand, den nach ihm benannten Abratzky-Kamin (Schwierigkeitsgrad IV nach der sächsischen Schwierigkeitsskala) zur Festung hoch. Nach anderthalb Stunden erklomm Abratzky wie eine Schwalbe an der Mauer klebend[1] die Brustwehr. Die Kirchenglocken der Festung läuteten, es war mittags. Die Wache nahm ihn fest und stellte ihn dem Kommandanten vor, welche ihn wegen des verwegenen Streichs zwölf Tage in den Arrest steckte. Dann entließ man ihn aus der Haft und wies ihn in seinen Geburtsort Mahlis zurück.

Leben nach der Besteigung

Bereits vor seiner Entlassung stand im Pirnaischen Wochenblatt: Ein harmloser Schornsteinfeger hat es vollbracht, wozu unermessliches Streitkräfte nicht in der Lage gewesen waren![2] 1859 beschrieb Abratzky sein Erlebnis in der Gartenlaube. Er veröffentlichte außerdem ein Buch und hielt viele Vorträge, in denen er seinen Aufstieg in die Festung ausschmückte.

Alter und Ende

Von 1865 bis 1870 saß Abratzky wegen Diebstahls und Landstreicherei und aufgrund eines von ihm verübten Einbruches im Zuchthaus. Er begann zu trinken, so fand man ihn sturzbetrunken und hilflos im Koma auf einer Straße in Dresden. Abratzky verstarb darauf am 26. Januar 1897 in Dresden in einer Polizei - Haftanstalt und wurde auf dem Johannisfriedhof beigesetzt.[2]

Gedenkstein

Den nach ihm benannten Abratzky-Kamin kann man noch heute hochklettern, unterhalb der Mauer muss man jedoch abseilen, da das Übersteigen der Mauer verboten ist. In seinem Geburtsort Mahlis hat man auf dem Dorfplatz im April 1998 vom dortigen Heimatverein einen Stein nach ihm benannt: Den Abratzky-Stein.

Literatur

  • Sebastian Abratzky: Die einzige Ersteigung der Festung Königstein. Mügeln, 1860, (online), abgerufen am 20. März 2011.
  • Walter Fellmann; Sachsen-Lexikon. Koehler & Amelang, München/Berlin 2000, ISBN 3-7338-0234-9.

Einzelnachweis

  1. Sebastian Abratzky: Die einzige Eroberung des Königsteins. in: Der Erzähler. Ein Unterhaltungsblatt für Jedermann. 1859, Verlag Geiger, Augsburg, (online), abgerufen am 30. März 2011, S. 107.
  2. a b Dietmar Sehn: Schornsteinfeger Sebastian Abratzky. Auf der Festung Königstein. Leipziger Volkszeitung, Oschatzer Allgemeine, Oschatz, 20. Juli 2010.

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