Absberggasse

Absberggasse
Straßenschild
Arbeiter-Einfamilienhäuser (1886/87), Nr. 16−20
Ehemaliges Signet der Firma Ankerbrot
Ankerbrot-Fabrik, Nr. 35
Ankerbrot-Fabrik, Nr. 35
Ankerbrot-Fabrik, Nr. 35
Hochhaus der Firma Porr, Nr. 47, Ecke Laaer-Berg-Straße
Offene Mittelschule (1991–1994), Nr. 50

Die Absberggasse ist eine Straße im 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten. Sie wurde 1875 nach den historisch bereits 1690 erwähnten Rieden In den Absbergen, Im oberen Absberg und Im unteren Absberg benannt. Die Bezeichnung Absberg leitet sich möglicherweise von „des Abtes Berg“, also einem Klosterbesitz ab.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf und Charakteristik

Die Absberggasse verläuft im äußersten Osten des historischen Favoritens in nordsüdlicher Richtung von der Gudrunstraße bis zum sackgassenartigen Ende an der Stadtautobahn „Südosttangente“, deren Bau auf der noch 1960 vorhandenen Einmündung der Gasse in die Favoritenstraße bei der Grenzackerstraße erfolgt ist. Sie steigt nach Süden stetig gegen den Laaer Berg an und ist nur teilweise von Wohnhäusern gesäumt. Auf der gesamten Länge der Absberggasse (50 Hausnummern) verläuft ein Radweg. Nur zwischen Gudrunstraße und Quellenstraße befährt die Straßenbahnlinie 6 die Absberggasse, ansonsten gibt es hier keine öffentlichen Verkehrsmittel. Im nördlichen Bereich befinden sich Wohnhäuser aus der Zeit um 1900, in der oberen Hälfte ausschließlich Gebäude aus den Jahren seit 1990.

Bemerkenswerte Gebäude

Die Absberggasse beginnt an der Gudrunstraße an der östlichen Seite mit Wohnhäusern vom Ende des 19. Jahrhunderts, die mit den Zinshäusern der drei östlichen Parallelgassen bis zur Quellenstraße im Volksmund „Kreta“ genannt werden und 2010 als „eines der ärmsten und verwahrlosesten Altbauviertel Wiens“[1] bezeichnet wurden. An der gegenüberliegenden, westlichen Straßenseite befindet sich das Wasserhebewerk Laaer Berg (Quellenstraße 24) bzw. unverbautes Gelände.

Nr. 16−20: Arbeiter-Einfamilienhäuser

1886/87 wurden von Josef Unger hier zwischen Absberggasse, Schrankenberggasse und Puchsbaumgasse (drei Häuserblöcke auf der westlichen Straßenseite) Arbeiter-Einfamilienhäuser errichtet, die für Wien ungewöhnlich und in dieser Form auch einzigartig sind. Nach englischen Vorbildern wurden kleine zweigeschossige Einfamilienhäuschen mit Gärten und Vorgärten errichtet, die entlang der Straßen in Randverbauung verwirklicht wurden. Sie besitzen Dachgiebel und sind in Sichtziegelbauweise errichtet, wobei die Obergeschoße teilweise verputzt sind. Besonders die Häuser an der Absberggasse sind gut erhalten, während die übrigen inzwischen verändert wurden.

Nr. 25: städtische Wohnhausanlage

Auf den an der östlichen Straßenseite gegenüberliegenden ehemaligen Ankerbrotgründen zwischen Absberggasse, Quellenstraße und Puchsbaumgasse wurde 1982–1985 eine große städtische Wohnhausanlage errichtet. An der Planung waren die Architekten Friedrich Albrecht, Carl Appel, Helmut Kunze, Herbert Müller-Hartburg, Kurt Neugebauer und Robert Sturmberger beteiligt. Hier befinden sich 750 Wohnungen nebst Geschäftslokalen, Gemeinschaftsräumen und einem Kindertagesheim.

Nr. 32: Preyersches Kinderspital

An der westlichen Straßenseite befindet sich das durch eine Mauer eingefriedete Gelände des Preyerschen Kinderspitals, das seit 2008 als Abteilung des Kaiser-Franz-Josef-Spitals geführt wird. Der Eingang befindet sich in der parallelen Schrankenberggasse auf Nr. 31.

Nr. 35: Ankerbrot-Fabrik

Die Ankerbrot-Fabrik ist eine weitläufige Industrieanlage, die in ihrer heutigen Form meist aus den 1920er Jahren stammt. 1891 wurde die Wiener Brot- und Gebäckfabrik Heinrich & Fritz Mendl gegründet, deren Markenzeichen der Anker war und 1893 an den heutigen Standort verlegt. Seit 1900 wurden die Teile der Fabrik erbaut, welche Mitte der 1920er Jahre vollendet waren. Seit 1906 wurde der Name der Firma auf Ankerbrot geändert. Es wurde eine der bekanntesten und traditionsreichsten Firmen Wiens. In den 1930er Jahren entstand der bekannte Werbespruch: Worauf freut sich der Wiener, wenn er vom Urlaub kommt? Auf Hochquellwasser und Ankerbrot.

Die Arbeiter der Ankerbrot-Fabrik wiesen von jeher einen hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad auf. 1918 bildeten sie zum Schutz der Fabrik eine rund tausend Mann starke Arbeiterwehr, was sie zu einer der stärksten derartigen Organisationen Wiens machte. Während der Februarunruhen 1934 befand sich hier ein Stützpunkt sowohl des Republikanischen Schutzbundes wie auch der Sozialdemokratischen Partei. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde der in jüdischem Familienbesitz befindliche Betrieb „arisiert“. Als deswegen die Steuern an das reichsdeutsche Niveau angehoben wurden, während die Löhne aber gleich blieben, fanden aufsehenerregende Streiks in der Ankerbrot-Fabrik statt, die von der Gestapo beendet wurden. Noch heute befindet sich eine Gedenktafel in der Fabrik, die an verschiedene Widerstandskämpfer erinnert, wie an Alexander Scheck, der am 13. Februar 1934 erschossen wurde, Käthe Odwody, die 1940, Ludwig Führer und Franz Misek, die 1944 hingerichtet wurden. Nach dem Krieg erfolgte wegen finanzieller Schwierigkeiten die Fusionierung mit den Hammerbrotwerken zur Vereinigten Nahrungsmittel Industrie AG.

Auf dem annähernd quadratischen Betriebsgelände befinden sich Produktions- und Werkstättengebäude, Lager- und Ladehallen sowie Getreidespeicher. Der Alte Getreidespeicher (Objekt 14) wurde 1900 von Friedrich Schön erbaut. Es handelt sich um einen kubischen fünfgeschossigen Sichtziegelbau. Daneben befindet sich der Neue Getreidesilo von 1926/27, der durch seine fensterlosen, hochaufragenden Straßenfronten eine monumentale Wirkung erzielt. Es ist ein Stahlbetonbau, der im Inneren 30 Stahlbeton-Silokammern besitzt. Weiters ist die Große Verladehalle von 1925 interessant, die über 50 Meter breit und aus Stahlbeton ist.

Die große Fabrik musste, da Ankerbrot in finanziellen Schwierigkeiten steckte, 2003 einem Konsortium aus fünf Banken übereignet werden, das 2009 Teile des Areals an den Unternehmer Walter Asmus verkaufte. Er wollte den Altbestand nicht demolieren, sondern „begann stattdessen den Charme der alten Brotfabrik zu verkaufen.“[2] Im Sommer 2010 waren nach seinen Angaben bereits 70 % der Lofts verkauft. Obwohl Ankerbrot das Gelände verkauft hatte und von den neuen Eigentümern mit zwei Räumungsklagen bedacht wurde, produzierte und investierte das Unternehmen dort weiterhin und trägt sich seit 2010 mit der Absicht, das eigentliche Produktionsareal zurückzukaufen. Dadurch entstanden Interessenskonflikte mit den Käufern der Lofts. 2011 wurde die Absicht, mit der Backwarenproduktion an der Absberggasse zu bleiben, von Ankerbrot-Eigentümer Peter Ostendorf bekräftigt.[3]

Nr. 47−51: Monte Laa mit Porr-Hochhaus

Südlich der Ankerbrot-Fabrik und einiger weniger Gärten erhebt sich bei der Kreuzung mit der Laaer-Berg-Straße das Hochhaus der Baufirma Porr AG mit 21 Stockwerken aus dem Jahr 1999. Dahinter erstreckt sich das 2001−2008 errichtete Siedlungs- und Wohngebiet Monte Laa − „ein Prestigeprojekt geförderten Wiener Wohnens“[2] − teilweise über der überdachten Autobahntrasse der Südosttangente.

Alfred-Böhm-Park

Südlich der Laaer-Berg-Straße erstreckt sich an der westlichen Straßenseite der 1998 nach dem aus Favoriten stammenden Volksschauspieler Alfred Böhm benannte Alfred-Böhm-Park. In dessen Süden, an der Seite zur Absberggasse, befinden sich ausgedehnte Kinderbereiche und Spielplätze.

Nr. 50: Offene Mittelschule

Den Abschluss der Absberggasse bildet die 1991–1994 errichtete Hauptschule (heute Offene Mittelschule) nach Plänen von Rüdiger Lainer und Gertrud Auer. Die Schule wurde kammartig konfiguriert, um eine optimale Belichtung der Klassenzimmer zu erzielen. Am Eingang befinden sich Keramikfiguren aus der hauseigenen Keramikstube.

Einzelnachweise

  1. Joseph Gepp: Ein 3/4 Kilometer Wien, in: Wochenzeitung Falter, Wien, Nr. 34, 25. August 2010, S. 31 f.
  2. a b Gepp: a. a. O.
  3. Verena Kainrath: Anker will in Wien bleiben und Brotfabrik zurückkaufen, in: Tageszeitung Der Standard, Wien, 11. August 2011, S. 17

Literatur

  • Herbert Tschulk: Wiener Bezirkskulturführer Favoriten. Jugend & Volk, Wien 1985
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992
  • Dehio-Handbuch Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Verlag Anton Schroll, Wien 1996

Weblinks

 Commons: Absberggasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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