Albrecht Leistner

Albrecht Leistner
Meisterwerk von Albrecht Leistner: Skulptur Auferstehung, Grabmal Albert Böhme 1933, auf dem Südfriedhof in Leipzig
Albrecht Leistner: Skulptur Erwachen, Grabmal Hermann Leistner 1920, auf dem Südfriedhof Leipzig
Albrecht Leistner: Wandernder Knabe, Bronzerelief 1933, auf dem Südfriedhof Leipzig
Das Atelier von Albrecht Leistner in Leipzig, erbaut 1912
Familiengrabstätte Albrecht Leistner auf dem Südfriedhof in Leipzig

Carl Albrecht Leistner (* 6. November 1887 in Leipzig; † 24. Oktober 1950 ebenda) war ein Maler, Grafiker und Bildhauer .

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familie

Albrecht Leistner war der Sohn des Maßstabfabrikanten Emil Leistner (1843–1911) und dessen Frau Hedwig, geborene Reuschel (1852–1932). 1909 heiratete er Hermine Kiessig (1887–1964), die Tochter eines Leipziger Hotelbesitzers. Aus der Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor:

  • Leonore (1910–1997)
  • Siegfried (1914–1970)
  • Isolde (1920–1989)

Ausbildung

Nach dem Besuch der Bürgerschule und des Realgymnasiums begleitete der junge Albrecht zunächst seinen Vater auf ausgedehnten Reisen, die beide nach ganz Deutschland, in die skandinavischen Länder und ins Tirol führten. 1905 begab er sich auf eine mehrmonatige Bildungsreise nach Italien. Hier reifte sein Entschluss, sich ganz der Kunst zu widmen. Der Leipziger Illustrator Fedor Flinzer brachte ihm die Grundlagen des Zeichnens bei. An der Leipziger Kunstakademie waren Alois Kolb und Adolf Lehnert seine Lehrer. Anschließend studierte er zwei Semester Anatomie und bildete sich fortan autodidaktisch weiter.

Kunstschaffen

Als freischaffender Künstler widmet sich der begeisterte Bergsteiger zunächst der Hochgebirgsmalerei. Einen ersten Erfolg als Maler erzielte er 1902 auf der Weltausstellung in Turin, auf der er mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet wurde.

In seiner Heimatstadt gehörte er 1910 zu den Gründungsmitgliedern der Leipziger Sezession und rief mit seinem Freund Max Klinger die Leipziger Jahresausstellungen für Kunst ins Leben. Außerdem war er Mitglied des Deutschen Künstlerbundes in Weimar.

Durch Klinger wurde er zu ersten plastischen Arbeiten angeregt, die fortan zu seiner eigentlichen künstlerischen Ausdrucksform werden sollten. Sein Erstlingswerk, ein Richard-Wagner-Kopf, wurde 1911 in Bronze und Gips ausgeformt und durch die Kunsthandlung P. H. Beyer & Sohn sehr erfolgreich verkauft. Anlässlich der 1914 stattfindenden Weltausstellung für Buchgewerbe und Grafik schuf er zwei Aktgruppen, genannt Buchdruck und Radierung. Die Allegorien fanden wegen ihrer humoristischen Darstellung großen Anklang.

Sein künstlerisches Schaffen wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Als Frontsoldat erlebte er die Hölle von Verdun. Die Schrecken des Krieges verarbeitete er künstlerisch in 50 Lithographien, die er als Mappe unter dem Titel Sieben Monate vor Verdun 1916. Erlebnisse aus dem Felde in 50 Steinzeichnungen erzählt von Albrecht Leistner in limitierter Auflage von 100 Stück veröffentlichte.

In den Zwanziger Jahren erlebte Leistner den Höhepunkt seines Schaffens. Denkmäler, Büsten und Statuen in Bronze und Marmor, Reliefs und Plaketten sowie Grabmäler entstanden in großer Zahl. Dennoch geriet Leistner durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten, so dass er sein Haus, in dem sich auch sein Atelier befand, verkaufen musste.

Aufgrund seiner kritischen Haltung zum Nationalsozialismus wurden seine Werke auf bedeutenden Kunstausstellungen in München und Leipzig nicht mehr gezeigt. Am 4. Dezember 1943 wurde sein Atelier in Leipzig durch Fliegerbombern schwer beschädigt. Durch weitere Kriegseinwirkungen wurde zudem 1944 ein großer Teil seiner ausgelagerten Werke vernichtet.

Der seit langer Zeit schwer an Gicht leidende und daher arbeitsunfähige Künstler verstarb wenige Jahre nach Kriegsende. Er wurde im Familiengrab auf dem Südfriedhof bestattet.

Werke (Auswahl)

  • 1910 Nachtwache, Ölgemälde
  • 1910 Spessart-Erinnerung, Ölgemälde
  • 1911 Richard Wagner, Bronzekopf auf Marmorsockel
  • 1914 Skulpturen Buchdruck und Radierung, Marmor
  • 1914 Amazone, Marmor
  • 1915 Fedor Flinzer, Bronzeplakette (Neuer Johannisfriedhof, Leipzig)
  • 1916 Friedhofsdenkmal in Amel
  • 1916 Sieben Monate vor Verdun, Mappenwerk, 50 Blatt Lithographien
  • 1918 Kriegerdenkmal im Park des St. Georg Krankenhauses, Leipzig
  • 1920 Max Klinger, Bronzebüste
  • 1920 Max Klinger, Totenmaske und Abguss der Hände, Bronze
  • 1920 Skulptur Erwachen, Grabmal Hermann Leistner, Marmor, Südfriedhof Leipzig
  • 1921 Julius Klengel, Bronzebüste
  • 1923 Hans Soltmann, Bronzebüste auf Marmorsockel
  • 1923 Adolf von Strümpell, Marmorbüste
  • 1924 Erwachende Blume, Grabmal für Robert Stamm, Marmor, Friedhof Ohlsdorf
  • 1925 Franz von Hoeßlin, Bronzebüste
  • 1926 Johannes Brahms, Marmorbüste
  • 1926 H. Lange, Kreishauptmann, Marmorbüste
  • 1926 Eisblumen, Mappenwerk, 10 Blatt Radierungen
  • 1927 Ludwig van Beethoven, Bronzebüste
  • 1928 Ludwig van Beethoven, Marmorbüste
  • 1928 Karl Straube, Bronzebüste
  • 1930 Ludwig Wüllner, Marmorbüste
  • 1933 Skulptur Auferstehung für das Grabmal Albert Böhme, Marmor, Südfriedhof Leipzig
  • 1938 Somernachmittag (Schlierseer Berge), Ölgemälde
  • 1938 Mondnacht, Ölgemälde

Literatur

  • Museum der Bildenden Künste Leipzig: Katalog der Bildwerke, Köln 1999, passim.
  • Alfred E. Otto Paul: Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen, No. 01, Leipzig 2009, S. 14f, 22ff, 90ff.

Weblinks


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