Aloys Röhr

Aloys Röhr
Aloys Röhr - Arsch gezeigt
Aloys Röhr - Gedenkplakette zum Treffen A. von Gallitzins mit J.W. Goethe

Aloys Röhr (* 18. Dezember 1887 in Münster (Westfalen); † 1. März 1953 in Albersloh) war ein Bildhauer des deutschen Nachkriegsexpressionismus. Da er sich seine Werke meist in Naturalien und Sachwerten bezahlen ließ, verdiente er seinen Lebensunterhalt mit der Arbeit in einer Gipsgießerei.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aloys Rör wurde als erstes von sechs Kindern des Fotografen Carl Albert Röhr und seiner Frau Gertrud Johanna Röhr in Münster geboren. Über seinen schulischen Werdegang ist nichts bekannt.

In den Jahren von 1904 bis 1907 machte er eine Ausbildung zum Bildhauer bei Anton Rüller in Münster. In dieser Zeit fertigte er Nachbildungen gotischer Bildhauer- und Tonarbeiten für den münsterischen Kunsthändler Max Heimann. Durch diese Tätigkeit wurde er 1911 in einen Prozess um den Kunsthändler Max Heimann wegen Kunstfälschung verwickelt, den er jedoch unbeschadet überstand.

Die Ableistung des freiwilligen einjährigen Militärdienstes ermöglichte Röhr das Studium an einer Kunstakademie, das er in den Jahren 1909 bis 1910 bei Professor Erwin Kurz an der Akademie der Bildenden Künste München absolvierte. Seine – von ihm so genannten – Lehr- und Wanderjahre führten ihn zwischen 1910 und 1914 über Berlin, Köln und Düsseldorf zurück nach Münster.

Im Ersten Weltkrieg diente Röhr an den Fronten in den Vogesen und Mazedonien, anschließend wurde er als Mitglied der vorläufigen Reichswehr 1918/19 im Grenzschutz Ost in Schlesien eingesetzt, von wo er im Jahr 1919 nach Münster zurückkehrte.

1919/20 war er – gemeinsam mit Albert Mazzotti, Friedrich Liel, Bernhard Bröker, Ernst Hermanns und Bernhard Peppinghege – Mitbegründer der münsterischen freien Künstlergemeinschaft „Schanze“ und arbeitete gelegentlich als Holzschnitzer in der Kunsttischlerei von Max Fischer. Im Jahre 1929 wurde die christliche „münsterische St. Lukasgemeinschaft“ gegründet, deren Mitglied er ebenfalls wurde.

Ab 1921 war er in der Gipsformerei Peter Mazzotti in Münster beschäftigt, dieser Firma blieb er auch unter dessen Nachfolger Albert Mazzotti bis 1944 treu. In dieser Zeit führte er zahlreiche Auftragsarbeiten nach Mazzottis und eigenen Entwürfen aus. Im selben Jahr bezog er ein Zimmer in der Ostmarkstraße, das ihm bis zur Zerstörung bei einem Bombenangriff im Jahr 1944 auch als Atelier diente.

In den Jahren 1924 bis 1926 fertigte er die Figuren der „Sieben Faulen“ und einige Reliefs der Innenausstattung im Haus der Sieben Faulen und dem Haus St. Petrus in der Böttcherstraße in Bremen im Auftrag des Kaufmanns und Mäzens Ludwig Roselius aus.

Im Jahr 1928 erhielt er erste Aufträge für Bildwerke und Reliefs in Kirchen und Kapellen und unternahm in den Jahren 1935 und 1938 Studienreisen nach Griechenland, Italien und Nordafrika. Nach der Zerstörung seines Zimmers im Jahr 1944 zog er um in die Schreinerei Bernhard Rose in Albersloh.

Zum 1. Januar 1945 wurde der 57-Jährige in die Reichswehr als technischer Zeichner eingezogen und in Xanten stationiert. Noch vor Kriegsende konnte er nach Münster zurückkehren und sich mit anderen münsterischen Künstlern an einer Ausstellung in der Galerie Clasing beteiligen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Röhr – nach einer Zwischenstation in der Schreinerei Anton Holle – auf dem Hof Rüschoff bei Verwandten in Albersloh. Er lebte sehr zurückgezogen und führte verschiedene Aufträge beim Wiederaufbau des Domes und des Rathauses in Münster aus, so die Giebelfiguren auf dem Rathaus in Münster und diverse Säulen, Kapitelle und Reliefs an den Geschäftshäusern des Prinzipalmarktes und der Salzstraße.

Am 1. März 1953 verstarb Aloys Röhr an den Folgen eines Krebsleidens in Albersloh.

Werk

Der anfangs noch dem Jugendstil verhaftete Röhr wandte sich ab 1919 dem Expressionismus zu, um ab Mitte der 1920er Jahre eine Hinwendung zur Neuen Sachlichkeit zu vollziehen. Seine zahlreichen Holzschnitte, Grafiken und Skulpturen zeigen religiöse Darstellungen, Tierdarstellungen, weibliche Akte und tropische Landschaften.

  • Jahrbuch „Der Sternring“ der Freien Künstlergemeinschaft Schanze mit zwölf Holzschnitten
  • Grafikmappe mit sechs Holzschnitten
  • Modelle für Messinggussarbeiten
  • Kreuzwege für die Konrad-Kirche in Münster, die Nikolaus-Kirche in Münster-Wolbeck und für eine Kapelle auf dem Freudenberg bei Kleve
  • Frauenkopf von 1921
  • 46 Reliefplastiken für die Kapelle des Studentenheims am Breul 23 in Münster

Ausstellungen

  • Einzelausstellung „Kleiner Raum Clasing“, Münster 1935
  • Gruppenausstellung in der „Galerie Heinrich Clasing“, Münster 1945
  • Beteiligung an der ersten Ausstellung der Vereinigung Münsterische Sezession
  • Werkschau nach dem Krieg, Münster 1952
  • Aloys Röhr – Bildhauer und Grafiker aus Münster. Stadtmuseum Münster, 12. Mai bis 20. September 2009.

Literatur

  • Bernd Thier: Aloys Röhr: Bildhauer und Grafiker aus Münster / Hrsg. Barbara Rommé. – Münster: Stadtmuseum, 2009.

Weblink


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