alpha ventus

alpha ventus

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Offshore-Windpark alpha ventus
Der Offshore-Windpark alpha ventus im Juli 2009
Der Offshore-Windpark alpha ventus im Juli 2009
Lage
Koordinaten 54° 0′ 30″ N, 6° 35′ 54″ O54.0083333333336.5983333333333Koordinaten: 54° 0′ 30″ N, 6° 35′ 54″ O
Land Deutschland
(Ausschließliche Wirtschaftszone)
Gewässer Nordsee
Daten
Primärenergie Windenergie
Leistung 60 MW (elektrisch)
Typ Offshore-Windpark
Betreiber Deutsche Offshore Testfeld- und Infrastruktur GmbH &Co. KG (DOTI)
Projektbeginn 1999
Betriebsaufnahme 27.04.2010, Probebetrieb von drei Windrädern am 12. August 2009
Turbine 12 × 5-MW-Klasse:
Website www.alpha-ventus.de
Stand 27. April 2010
Windpark alpha ventus Lagekarte.png

alpha ventus (anfangs Offshore-Windpark Borkum West genannt) ist ein Offshore-Windpark mit zwölf Windkraftanlagen vor der niedersächsischen Nordseeküste in der Deutschen Bucht.

Inhaltsverzeichnis

Betrieb und Bedeutung

Der Park ist der erste Offshore-Windpark in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone, der in Betrieb ging. Das Projekt hat ein Investitionsvolumen von 250 Millionen Euro (rund 4100 Euro/kW) und wird vom Bundesumweltministerium (BMU) gefördert. Die EU-Kommission hat einen Zuschuss von 30 Millionen Euro gewährt. Ursprünglich war eine Investitionssumme von 190 Millionen Euro geplant.[1] Windstrom aus Offshore-Anlagen wird mit 15 ct/kWh statt 9 ct Einspeisevergütung bezuschusst. Der prognostizierte jährliche Stromertrag liegt bei rund 220 GWh.[2]

Der Windpark wird von der Deutschen Offshore Testfeld- und Infrastruktur GmbH & Co. KG (DOTI) betrieben, einer Tochtergesellschaft der Unternehmen EWE AG (47,5 %), E.ON Climate & Renewables GmbH und Vattenfall Europe New Energy GmbH (je 26,25 %).

Lage

Der Windpark befindet sich 43 bis 45 Kilometer nordnordwestlich der Insel Borkum in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone der Nordsee. Die Nordsee ist hier, je nach Tide, etwa 30 Meter tief.

Die Eckkoordinaten sind:

Direkt benachbart, ca. 400 Meter westlich des Parks, liegt die Forschungsplattform FINO 1. Der Abstand der vier Dreierreihen zueinander beträgt etwa 800 m (genau: 798 m, 761 m, 816 m). Auch in der Reihe besteht dieser Abstand. So ergibt sich eine Fläche von 1,6 x 2,4 = 3,84 km² (= 384 ha). Das heißt, auf einer Fläche von 800 x 800 m steht in der Mitte eine Windkraftanlage.

Geschichte

Das Projekt wurde als Testanlage für die Offshore-Nutzung von Windenergie geplant. 1999 wurde der Antrag auf Errichtung eines Windparks in der Nähe von Borkum gestellt und 2001 vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) genehmigt.

Im Jahre 2007 wurde mit der Verlegung des Unterwasserkabels begonnen und im Juni der Liefervertrag für die Windturbinen unterzeichnet. Im Juli 2008 begann der Aufbau der Plattform „alpha ventus“ mit der Umspannanlage. Die Errichtung der ersten sechs Windkraftanlagen musste wegen schlechter Wetterbedingungen mehrmals verschoben werden, so dass sie erst im Sommer 2009 aufgestellt wurden. Für das zweite Baufeld wurde das bestehende Sperrgebiet als Sicherheitszone am 27. März 2009 nach Norden ausgedehnt.[3]

Am 15. Juli 2009 wurde das erste Windrad montiert. Nach der Errichtung der ersten fünf Windkraftanlagen befanden sich ab dem 12. August 2009 die ersten Anlagen „AV 8“, „AV 9“ und „AV 12“ im sog. Einstellbetrieb.[4] Seit dem 16. November 2009 sind alle zwölf Windräder montiert.[5] Bis zum Jahresende nahmen die letzten sechs den Betrieb auf.[6] Am 27. April 2010 wurde der Windpark offiziell in Betrieb genommen.[7]

Technik

Windturbinen

Die drei südlichen Alpha-Ventus-Windkraftanlagen mit der Umspannstation

Es werden zwölf Anlagen der 5-MW-Klasse eingesetzt. Die südlichen sechs sind vom Typ Multibrid M5000 der Firma Areva Wind GmbH. Sie haben eine Nabenhöhe von 85 m (über Wasser) und einen Rotordurchmesser von 116 m. Diese Anlagen sind für eine Lebensdauer von zwanzig Jahren ausgelegt. Ihr stählerner Turm verzweigt sich unter Wasser zu einem dreibeinigen Stativ (Tripod) von fast 25 Metern Kantenlänge, das auf Pfählen gegründet ist. Dieser Unterbau soll eine Lebensdauer von sechzig Jahren haben. Die Einschaltwindgeschwindigkeit liegt bei rund 3,5 m/s (Windstärke 3), Nennleistung wird ab ca. 12,5 m/s erreicht (Windstärke 6), ab einer Windgeschwindigkeit von rund  25 m/s (Windstärke 10) werden die Anlagen abgeschaltet und vom Netz genommen. Die Gondelmasse inkl. Rotor beträgt etwa 309 t, die verbaute Stahlmasse (Tripod-Fuß, Turm, Gondel) beläuft sich auf etwa 1000 Tonnen. Aufgrund von zu starker Erhitzung der Gleitlager infolge eines Materialfehlers mussten 2010 bei allen Multibrid-Anlagen die Gondeln ausgetauscht werden.[8]

Die anderen sechs Windturbinen vom Typ REpower 5M der Firma REpower Systems mit Rotoren von 126 Metern Durchmesser in 92 m Höhe wurden weiter nördlich auf Jacket-Fundamenten installiert. Diese wurden auf einer kleineren Grundfläche mit vier Pfählen befestigt.[9] Die Höhe des Jacketfundaments beträgt zirka 57 Meter, die Jacketmasse rund 320 Tonnen, zusammengesetzt aus Standard-Bohrfeldrohren, die Jacket-Grundfläche rund 17 x 17 Meter.

Umspannplattform, fotografiert aus einem anfliegenden Helikopter

Nach anfänglichen Problemen gab der Betreiber am 30. Juni 2011 in einer Pressemitteilung bekannt, dass die 12 installierten Windkraftanlagen an fast 98 % der Tage einsatzbereit gewesen seien.[10]

Umspannplattform

Die Plattform mit dem Umspannwerk wurde am 27. September 2008 an der südöstlichen Ecke des Projektgebietes als Clusteranschluss auf See errichtet.

Der Stahlbau wurde von der Bremerhavener Firma WeserWind GmbH Offshore Construction Georgsmarienhütte in Wilhelmshaven gefertigt. Die Elektroausstattung wurde von Areva übernommen.

Leerrohr für Seekabel am Nordstrand von Norderney

Seekabel

Hergestellt wurden die Kabel von den Norddeutschen Seekabelwerken in der gegenwärtig größten Verseilmaschine der Welt[11]. Die Anschlusskabel von jeweils drei Windrädern werden zusammengefasst und als 30-kV-Kabel zum Umspannwerk auf der Offshore-Plattform „alpha ventus“ geleitet. Hier wird die Spannung auf 110 kV umgespannt und durch ein Seekabel über die Insel Norderney zum Festland nach Hilgenriedersiel geleitet, von dort mit Erdkabel weiter zum Umspannwerk Diele bei Weener im Landkreis Leer. Das Kabel wurde in drei Teilen (vom Festland nach Norderney, durch die Insel hindurch und von dort zum Windpark) verlegt und ist insgesamt 70 km lang. Die beiden Abschnitte im Wasser wurden von Oceanteam Power & Umbilical GmbH verlegt. Das Kabel, das alpha ventus mit dem Stromnetz des Festlandes verbindet, verläuft zumindest im Bereich der Insel Norderney in einem Leerrohrsystem, in das neben dem Stromkabel für alpha ventus auch Kabel zur Netzanbindung weiterer Windparks vor der Küste (z.B. BARD Offshore 1) eingezogen werden können.

Begleitende Forschung

Parallel zum Bau fördert das BMU eine Reihe von Forschungsprojekten, die in der RAVE-Initiative (Research at Alpha VEntus) zusammengefasst sind. Dadurch soll eine breite Basis an Erfahrungen und Erkenntnissen für den Bau und Betrieb zukünftiger Offshore-Windparks gewonnen werden.

Die TU Clausthal erarbeitete (im vom BMU geförderten Forschungsprojekt Netzintegration von großen Offshore-Windkraftanlagen − Grundlast aus der Nordsee) eine Machbarkeitsstudie zur besseren Netzeinbindung von Offshore-Windparks und bezog sich dabei beispielhaft auf diesen Windpark.

Kritik

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) kritisiert, dass bei dem Bau der Anlage Seevögel und die geschützten Schweinswale großen Belastungen ausgesetzt seien. Durch die Verankerung der Fundamente von Offshore-Windanlagen im Meeresboden entstehen sehr hohe Schalldrücke, die Schweinswale verschrecken und teilweise orientierungslos machen.[12] Der NABU kritisiert, dass beim Bau von alpha ventus nicht wie geplant die Blasenschleier (Bubble Curtain) eingesetzt wurden, mit denen der Unterwasserlärm gedämpft werden könne[13]. Die Bundesregierung mit ihrer zuständigen Aufsichtsbehörde, dem BSH, entgegnete auf eine entsprechende Anfrage im Bundestag, dass ein Blasenschleier zwar eingesetzt wurde, dieser sich aber als nicht ausreichend wirksam erwiesen habe. Die vom BSH gemessenen Schalldruckwerte lägen aber auch ohne Blasenschleier unter den genehmigten Grenzwerten.[14]

Das Stromkabel zum Land verläuft südlich der Insel Norderney ein Stück durch die Schutzzone I des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und des Weltnaturerbes. Die im Jahre 2008 durchgeführte Verlegung dieses Kabels im Rückseitenwatt von Norderney führte durch unsachgemäße Bauarbeiten zu erheblichen Schäden in der Zwischenzone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Der Wattenrat Ost-Friesland dokumentierte diese Bauarbeiten und die Schäden.[15] Die Naturschutzorganisationen WWF, BUND und NABU stimmten den Bauarbeiten in einem Beteiligungsverfahren zu.[16]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Alpha ventus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutschland geht offshore, EWE, E.ON und Vattenfall errichten erste Windkraftanlage für alpha ventus. In: alpha-ventus.de. 15. Juli 2009, S. 2, abgerufen am 2. September 2009 (PDF).
  2. Mehr Strom als erwartet: Betreiber zufrieden. In: Hamburger Abendblatt, 29. Juni 2011. Abgerufen am 29. Juni 2011.
  3. Nachrichten für Seefahrer. Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, 2009, S. 4.1–4.3, abgerufen am 27. April 2010.
  4. Offshore-Windstrom von der Nordsee, alpha ventus speist erste Kilowattstunden ins deutsche Stromnetz ein. In: Alpha-ventus (Pressemitteilung vom 12. August 2009)]
  5. Erster Offshore-Windpark ist fertiggestellt. In: Spiegel Online. 16. November 2009, abgerufen am 16. November 2009.
  6. Olaf Preuß: Erster Windpark steht in der Nordsee. In: abendblatt.de. 15. Juli 2009, abgerufen am 17. Juli 2009.
  7. Alpha Ventus - jetzt fließt Nordsee-Strom In: weser-kurier.de, abgerufen am 27. April 2010
  8. Windkraftanlagen laufen wieder auf vollen Touren. In: NWZ-Online, 13. Oktober 2010. Abgerufen am 29. Juni 2011.
  9. Eine der größten Windenergieanlagen der Welt: Die REpower 5M. alpha ventus, abgerufen am 17. Juli 2009.
  10. alpha ventus zieht positive Zwischenbilanz – Offshore-Stromausbeute höher als erwartet. Pressemitteilung vom 30. Juni 2011, abgerufen am 19. August 2011.
  11. Weltrekord bei den Kabelwerken. In: Kreiszeitung Wesermarsch. 13. März 2009, abgerufen am 17. Juli 2009 (PDF).
  12. Offshore Windanlagen als Gefahr für Wale.
  13. Meeresschutz
  14. Bundestagsdrucksache 17/2642 vom 20. Juli 2010 - Offshore Windanlagen als Gefahr für Wale - Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) (...) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 17/2390 –
  15. Wattenrat
  16. Wattenrat

Literatur

  • Andreas Wagner: Einsatz für die Nutzung von Windenergie auf See. In: Schiff & Hafen Heft 5/2011, S. 62–64, Sehafen-Verlag, Hamburg 2011, ISSN 0938-1543

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