Anchcherednefer

Anchcherednefer
Anchcherednefer in Hieroglyphen
Beamter unter Osorkon II.
S34 A17 F35

Anchcherednefer
(Anch chered nefer)
ˁnḫ ẖrd nfr
Es lebt das schöne Kind [1]
1. Beamtentitel
rwD
aA
S3 aH

Rudu-aa-en-ah
Rwḏw-ˁ3-n-ˁḥ
Großer Inspektor des Palastes
2. Beamtentitel
HASH M12 A2 F35 HASH O1 C12 nb a
n
N18

[Se]cha-nefer-[n]-per-Tem-neb-ain
Sḫ3-nfr-n-pr-Tm-nb-ˁjn
Guter Notizenschreiber des Tempels des Atum, Herr von Tura [A 1]
3. Beamtentitel
pt
F21
D40
n h
aA
A44

Heri-idenu-en-per-aa
Ḥrj-jdnw-n-pr-ˁ3
Oberster Leutnant des Pharao
Ankhkherednefer.jpg
Würfelhocker des Anchcherednefer

Anchcherednefer[2] (auch Anchrenepnefer[3] oder Anchscherinefer) war in der Regierungszeit von Osorkon II. (880 - 851 v. Chr.) ein altägyptischer hochpositionierter Beamter, der auf einer Statue im British Museum zu London (BM 1007) belegt ist, die 1883 von Henri Édouard Naville in Tell el-Maschuta gefunden wurde. Die Statue zeigt ihn mit einem Naos mit einer Osirisfigur zwischen seinen Beinen.

Inhaltsverzeichnis

Statue des Anchcherednefer

Beide Seiten der Figur des Anchcherednefer waren flankiert mit den Göttertriaden Amun-Re, Mut und Chonsu sowie Harmachis, Schu und Tefnut:

„Amun-Re, Mut und Chonsu gewähren, dass der Name Anchcherednefer, der gute Notizenschreiber des Atum, dem Herrn von Tura, ewig dauern möge. Harmachis, Schu und Tefnut gewähren, dass der Name großer Inspektor des Palastes, ... guter Notizenschreiber des Gebietes von Atum, dem Herrn von Tura, ewig bleiben wird.“

Statue des Anchcherednefer[4]

Auf der Fläche zwischen seinen beiden Händen findet sich die Figur eines Kindes (auch „chered“ zu lesen) eingeritzt. Es hält ein Nefer und ein Anch-Zeichen in den Händen und stellt spielerisch den Namen Anchcherednefer dar. Eine biographische Inschrift auf der Statue lautet:

„Ich war einer, der sich frei bewegte [im] abgeschiedenen Palast. Ich war angenehm für meinen Herrn, weil ich (gut) erzogen worden war. [Ich] trat ein bei ihm an der Spitze der Höflinge und des Dreißigrates, indem ich um (?) die Stimme des Horus bat zu dem Gesagten. Ich kam heraus mit seinem Befehl, die Not vertreibend und Äußerungen des Streites beruhigend. Mein Mund war beharrlich darin [beim vertreiben der Lüge ? ...ich war wie ...] sein (des Königs) Sohn, wenn er gehorcht und Gutes tut für seinen Vater [in] Pithom. Der Lohn dafür sei ein Sed-Fest für den König, den Horus, den Erben des Re (Osorkon, geliebt von Amun, Sohn der Bastet). Ich fand meinen Weg...“

Statue des Anchcherednefer[5]

Historische Bedeutung

Statue des Anchcherednefer

Henri Édouard Naville vermutete aufgrund der Texte und anderer Funde, dass der Ort Tell el-Maschuta mit dem biblischenPitom/Pithom“ unter Ex 1,11 EU gleichgesetzt werden könne. In der Vergangenheit erfolgten deshalb kontroverse Diskussionen über die Frage, ob Tell el-Maschuta mit „Pitom/Pithom“ oder Sukkot zu identifizieren sei. Weitere archäologische Untersuchungen konnten jedoch zweifelsfrei belegen, dass Tell el-Maschuta als „neues Pitom/Pithom“ erst unter dem Pharao Necho II. um etwa 610 v. Chr. gegründet wurde, nachdem der Ort seit Ende der zweiten Zwischenzeit (etwa 1550 v. Chr.) aufgrund der von Kamose und Ahmose I. erfolgreichen Vertreibung der Hyksos unbewohnt blieb.[6]

Mit der Neugründung von Tell el-Maschuta wurde wahrscheinlich die Festungsstadt Tell er-Retaba zeitgleich von den Bewohnern verlassen. Die Straten zeigen, dass Tell er-Retaba von etwa 600 v. Chr. bis mindestens 400 v. Chr. ohne Besiedlung blieb. Da die Statue des Anchcherednefer in die Zeit 880 - 851 v. Chr. datiert, wird als ursprünglicher Aufstellungsort nun Tell er-Retaba vermutet, das während der Ramessiden- und Spätzeit durchgehend besiedelt war. Nach der Neugründung von Tell el-Maschuta muss die Statue des Anchcherednefer dorthin transportiert worden sein. Die Statue des Anchcherednefer ist hinsichtlich der Thematik der biblischen Überlieferung vom Auszug aus Ägypten daher im Zusammenhang des ursprünglichen Aufstellungsortes ein wichtiger chronologischer Beleg, da Tell el-Maschuta als „Ort des Auszugs aus Ägypten“ beziehungsweise als „ramessidisches „Pitom/Pithom“ in der Nähe von Pi-Ramesse“ ausscheidet.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Edouard Naville: The Store-city of Pithom and the Route of the Exodus, London, 1885, S. 13-14 mit englischer Übersetzung, Frontispiz, Text auf Tafel IV). online (Erstveröffentlichung)
  • Karl Jansen-Winkeln: Ägyptische Biographien der 22. und 23. Dynastie, Teil 1, Wiesbaden 1985, S. 269-71 ISBN 3-447-02525-5 (Übersetzung der biographischen Angaben auf dem Rückenpfeiler)
  • Karl Jansen-Winkeln: Inschriften der Spätzeit, Bd. II: Die 22.-24. Dynastie, Wiesbaden, 2007, S. 126-127 (hieroglyphischer Text)
  • Helmut Brandl und Karl-Jansen-Winkeln: "Fünf Denkmäler des Obersten Arztes Pa-an-meni aus der 22. Dynastie", in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo, Bd. 64 (2008), S. 20-22, Tafel 14b
  • Helmut Brandl: Untersuchungen zur steinernen Privatplastik der Dritten Zwischenzeit: Typologie – Ikonographie – Stilistik, Berlin 2008, S. 81-82, 314, 328-330, Tafel 36-37, 156c, 162e, 180c, ISBN 978-3-86664-482-3

Weblinks

Anmerkungen

  1. Der Gott ist im Original mit Doppelkrone und ohne Szepter wiedergegeben. In der Inschrift wurde die Gottheit Atum auch als Herr von An (Tura) betitelt. An konnte mit dem Ort Tura archäologisch identifiziert werden; gemäß Kathryn A. Bard, Steven Blake Shubert: Tell el-Maskhuta In: Encyclopedia of the Archaeology of ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 958.

Einzelnachweise

  1. Lesung des Namens nach Hermann Ranke: Die Ägyptischen Personennamen, Bd. I, Glückstadt 1935, Nr. 8, S. 66,
  2. Hermann Ranke: Die Ägyptischen Personennamen, Bd. I, Glückstadt 1935, S. 66, Nr. 8
  3. nach Naville: The Store-city of Pithom, S. 13-14
  4. Übersetzung nach Naville: The Store-city of Pithom, S. 14
  5. Übersetzung nach Janssen-Winkeln: Ägyptische Biographien, S. 269-70 und Naville: ''The Store-city of Pithom, S. 14
  6. John S. Holladay: Tell el-Maskhuta In: Kathryn A. Bard, Steven Blake Shubert: Encyclopedia of the archaeology of ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 786−789.
  7. Daniel I. Block, Bryan H. Cribb, Gregory S. Smith: Israel: Ancient Kingdom or Late Invention?. Broadman, 2008, ISBN 0-8054-4679-6, S. 115–120.

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