Andrespol

Andrespol
Andrespol
Wappen fehlt
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Andrespol (Polen)
Andrespol
Andrespol
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Łódź
Landkreis: Łódź Ost
Geographische Lage: 51° 43′ N, 19° 38′ O51.72444444444419.637777777778Koordinaten: 51° 43′ 28″ N, 19° 38′ 16″ O
Einwohner:

-
(31. Dez. 2010)[1]

Postleitzahl: 95-020
Telefonvorwahl: (+48) 42
Kfz-Kennzeichen: ELW
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Łódź
Gemeinde
Gemeindeart: Landgemeinde
Gemeindegliederung: 10 Ortschaften
9 Schulzenämter
Fläche: 23,3 km²
Einwohner:

12.500
(31. Dez. 2010) [2]

Bevölkerungsdichte: 536 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 1006022
Verwaltung (Stand: 2011)
Gemeindevorsteher: Dariusz Kubus
Adresse: ul. Rokicińska 126
95-020 Andrespol
Webpräsenz: www.andrespol.pl

Andrespol (deutsch Andreasfeld)[3] ist ein Dorf und Sitz der gleichnamigen Gemeinde im Powiat Łódzki wschodni der Woiwodschaft Łódź, Polen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 20. Oktober 1807 schloss die Grundherrin Magdalena v. Jordan-Tuchecka aus Bedoń einen Ansiedlungsvertrag mit 29 Siedlerfamilien niederdeutscher Abstammung.[4][5] Die Siedler waren bereits zur Zeit der preußischen Herrschaft (1793–1806) in die Region gekommen[6], vermutlich um 1805, da einige Autoren dieses Jahr als Gründungszeit für Andrespol angeben[7][3]. Der neu entstandene Ort erhielt zunächst den Namen Andreaspol bzw. deutsch Andreasfeld.[3] Er bestand aus 29 Hufen für die Siedler, eine weitere Hufe sollte zwischen dem Lehrer, dem Krüger und dem Schulzen aufgeteilt werden. Die Kolonisten bekamen sechs Freijahre zugesichert, in denen sie ihr Land roden und aus eigenen Mitteln Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichten sollten.[8]

Im Jahr 1807 war die Region ein Teil des neu gegründeten Herzogtums Warschau geworden und ab 1815 gehörte sie zu Kongresspolen.

Im Jahr 1819 gerieten die Dorfbewohner bei einem Streit um die Grundherrschaft zwischen die Fronten. Die Grundherrschaft ihres Dorfes wurde einerseits von der Familie Trembacki beansprucht, in deren Besitz das Gut in Bedoń mittlerweile war, andererseits erhoben die Forstbediensteten in Wiączyń ebenfalls Anspruch darauf im Namen des Königs, also faktisch des russischen Zaren. Die Forstbediensteten untersagten den Dorfbewohnern, die Rodungsarbeiten, die offensichtlich noch nicht abgeschlossen waren, fortzusetzen und hatten die Rodewerkzeuge beschlagnahmt, während die Trembackis andererseits forderten, dass das Roden möglichst bald abgeschlossen werden müsse. Schließlich forderten beide Parteien die auf das Land erhobenen Abgaben ein und ließen diese sogar pfänden. Das brachte die Bauern in eine bedrohliche Lage, da ihnen unter anderem ein erheblicher Anteil ihres Zugviehs, ihrer Kühe, des Jungviehs sowie des Saat- und Brotkorns gepfändet worden war. In ihrer Verzweiflung wandten sie sich zur Klärung der Angelegenheit schließlich direkt an den Zar, der wohlwollend reagierte. Der Ausgang des Konfliktes ist nicht überliefert, aber es scheint möglich, dass die spätere Teilung des Ortes in Zusammenhang damit steht.[9]

Im Jahr 1825 war die Zahl der Siedlerstellen auf 67 angewachsen - der Ort war also seit seiner Gründung noch einmal vergrößert worden - und es gab 476 Einwohner.[10][11]

Ende der 1820er oder Anfang der 1830er Jahre wurde Andrespol geteilt. Der östliche, kleinere Teil behielt den Namen Andrespol und gehörte fortan zum Kreis Brzeziny; der der westliche, größere Teil wurde Andrzejów genannt und gehörte zum Kreis Łódź.[3][12][13]

1835 gehörte Andrespol zur Grundherrschaft Bedoń, es bestand aus 26 Siedlerstellen, die alle besetzt waren. Die 26 Siedler hatten 206 Angehörige, d.h. es gab 232 Einwohner im Ort.[10]

Spätestens ab 1841 besuchten die deutschen Kinder aus Andrespol die evangelische Kantoratsschule im benachbarten Andrzejów.[14]

Für 1851 nennt die Statistik nur noch 126 deutsche Einwohner im Ort, was offenbar bedeutet, dass ein nennenswerter Anteil der Siedlerstellen von ihren Besitzern an polnische Familien verkauft worden war.[10]

Ende des 19. Jahrhunderts gehörte der Ort zur Gmina Gałkówek und in 28 Häusern lebten 246 Einwohner.[15]

Ab 1916 hatte Andrespol eine eigene deutsche Schule[12], die mindestens bis 1919 bestand.[16]

Um 1923 gehörte Andrespol zu den wohlhabensten Dörfern der Umgebung von Łódź.[12]

1939 bis 1945 gehörte der Ort zum Landkreis Litzmannstadt im Reichsgau Wartheland.

Einwohnerentwicklung

  • 1825: 476 Einwohner[10][11]
  • 1835: 232 Einwohner (26 Siedler mit 206 Angehörigen)[10]
  • 1851: 126 deutsche Einwohner (über die Zahl der polnischen Einwohner fehlen Angaben)[10]
  • Ende des 19. Jahrhunderts: 246 Einwohner[15]

Gemeinde

Zur Landgemeinde Andrespol gehören 9 Ortsteile (deutsche Namen bis 1945)[17] mit einem Schulzenamt:

Andrespol
Bedoń Przykościelny
Bedoń-Wieś
Janówka
Justynów (Justynów, 1943–1945 Justenau)
Kraszew
Nowy Bedoń
Stróża
Wiśniowa Góra (Gora Wiśniowa, 1943–1945 Kirschberg (Kr. Litzmannstadt))

Weitere Ortschaften der Gemeinde sind Hulanka und Ludwików.

Verweise

Siehe auch

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 16. Juli 2011.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 16. Juli 2011.
  3. a b c d Eduard Kneifel: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555–1939. Vierkirchen 1971, S. 146.
  4. Adolf Eichler: Andrespol. Ein Ausschnitt aus der deutschen Ansiedlungsgeschichte in Kongreßpolen. In: Deutsche wissenschaftliche Zeitung für Polen, Ausgabe 1 von 1923, S. 49f.
  5. Breyer gibt neben dem Namen des Dorfschulzen Christoph Prause aus die Familiennamen von vier weiteren Siedlern an: Roth, Weber, Glas, Schmidt.
  6. Adolf Eichler: Andrespol. Ein Ausschnitt aus der deutschen Ansiedlungsgeschichte in Kongreßpolen. In: Deutsche wissenschaftliche Zeitung für Polen, Ausgabe 1 von 1923, S. 49.
  7. Oskar Kossmann: Karte Entwicklung der ländlichen deutschen Siedlung im nordwestlichen Kongreßpolen (1800, 1825, 1835, 1935)., in: Oskar Kossmann: Die Deutschen in Polen seit der Reformation., Marburg 1978.
  8. Adolf Eichler: Andrespol. Ein Ausschnitt aus der deutschen Ansiedlungsgeschichte in Kongreßpolen. In: Deutsche wissenschaftliche Zeitung für Polen, Ausgabe 1 von 1923, S. 50.
  9. Adolf Eichler: Andrespol. Ein Ausschnitt aus der deutschen Ansiedlungsgeschichte in Kongreßpolen. In: Deutsche wissenschaftliche Zeitung für Polen, Ausgabe 1 von 1923, S. 52ff.
  10. a b c d e f Oskar Kossmann: Warschauer Liste der Kolonien und Kolonisten vom Jahre 1835 (ergänzt durch Angaben aus den Jahren 1825, 1851, 1865)., in: Oskar Kossmann: Die Deutschen in Polen seit der Reformation., Marburg 1978, S. 376.
  11. a b Für 1825 wird der Ort noch ungeteilt, aber unter dem Namen Adrzejów geführt. Unter Spalte VI. Ortsqualität steht dort "p/r"; "r" bedeutet "Regierungsbesitz" die Auflösung der Abkürzung "P" fehlt leider in der Zeichenerklärung auf Seite 367. Vergleicht man die Zahl der Siedlerstellen von 1825 (67) mit denen beider Ortsteile von 1835 (Andrespol 26, Andrzejów 48), so kann man daraus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schließen, dass der Ort 1825 noch nicht geteilt war.
  12. a b c Adolf Eichler: Andrespol. Ein Ausschnitt aus der deutschen Ansiedlungsgeschichte in Kongreßpolen. In: Deutsche wissenschaftliche Zeitung für Polen, Ausgabe 1 von 1923, S. 54.
  13. Kneifel (Die ev.-augsb. Gemeinden in Polen, S. 146) schreibt, die Teilung habe "im dritten Jahrzeht des 19. Jahrh.", also in den 1820ern stattgefunden, laut Eichler (Andrespol. Ein Ausschnitt aus der deutschen Ansiedlungsgeschichte in Kongreßpolen, S. 54) soll es erst in den dreißiger Jahren gewesen sein. Wie aus Anmerkung 2 hervorgeht, fand die Teiulung offensichtlich zwischen 1825 und 1835 statt.
  14. Eduard Kneifel: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555–1939. Vierkirchen 1971, S. 147.
  15. a b Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich, Band XV cz.1, Seite 26
  16. Albert Breyer: Die deutschen Dörfer der Umgegend von Lodz. mit Karte Deutsche Siedlungen der Umgegend von Lodz., in: Deutsche Monatshefte in Polen, Zeitschrift für Geschichte und Gegenwart des Deutschtums in Polen, Jahrgang 2 (12), Heft 5/6, November/Dezember 1935.
  17. Vgl. "Anordnung über Ortsnamenänderung im Reichsgau Wartheland, Nr.62" vom 18. Mai 1943.

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