Angriff am Washita

Angriff am Washita

Die Angriff am Washita, auch Massaker am Washita genannt, war ein Überfall des 7. US-Kavallerieregiments auf ein Dorf der Südlichen Cheyenne am 27. November 1868.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Die im Winter 1868 in einem Lager am Washita River lagernden Cheyenne unter ihrem Häuptling Black Kettle litten Hunger, da die von der Regierung versprochenen Lebensmittellieferungen ausblieben. Zahlreiche junge Krieger wollten diesen Zustand nicht länger hinnehmen und machten sich auf in die ehemaligen Jagdgründe am Smokey Hill. Der Indianeragent Wynkoop eilte zu Black Kettle und bat ihn, die jungen Krieger zurückzuhalten. „Unsere weißen Brüder entziehen uns die Hand, die sie uns am Medicine Lodge gereicht haben, aber wir werden versuchen sie festzuhalten.“ sagte Black Kettle. Doch immer wieder brachen junge Krieger auf, um Nahrung zu beschaffen und sich für die gebrochenen Versprechen zu rächen. General Sheridan wollte das unterbinden und ein abschreckendes Beispiel geben, was den Indianern bevorstand, wenn sie aufbegehrten.

Anfang November 1868 wurde Black Kettle bekannt, dass Truppen unter George Armstrong Custer auf dem Weg waren und er bat, seinen Stamm in der Nähe von Fort Cobb lagern zu lassen. Der Kommandant des Forts lehnte ab, er gab jedoch die Zusicherung, Black Kettle würde nicht angegriffen, wenn er und seine Krieger ruhig blieben. Aber die Vernichtung seines Dorfes war bereits beschlossen.

Im Morgengrauen des 27. Novembers 1868 kamen Custers Truppen. In der Nacht hatte es geschneit und Nebel lag über dem Lager. Die Indianer hatten nicht bemerkt, dass Custers Truppen vor dem Lager ausschwärmten. Custer hatte klare Weisungen erhalten und gedachte, diese mitleidlos auszuführen, um sich nach seiner einjährigen Zwangspause erneut zu profilieren. Mit dem Angriffssignal des Hornisten und unter den Klängen der Regimentskapelle, die den Marsch „Garry Owen“[1] spielte, stürmten die Truppen in das schlafende Dorf, ohne auf Widerstand zu stoßen und das Massaker begann. Die fast nackt aus ihren Zelten in den Schnee flüchtenden Indianer wurden niedergemacht. 103 Indianer wurden binnen Minuten getötet, 53 Frauen und Kinder gefangengenommen. Über 800 Indianerponies wurden auf Befehl von Custer erschossen.[2] Custer ließ zum Rückzug blasen, ohne auf die Nachhut von Major Elliot zu warten, die inzwischen von zur Hilfe eilenden Arapaho-Kriegern gestellt und niedergemacht worden war. Custer hatte sein Ziel erreicht, er wurde als großer Sieger von General Sheridan in Fort Supply empfangen. Der Skalp von Black Kettle wurde von einem Scout der Osage erbeutet.

Reaktionen

Der Angriff auf das Indianerlager der Cheyenne am Washita River löste ab Dezember 1868 eine heftige Pressedebatte in den USA aus. In der Ausgabe des Leavenworth Evening Bulletin vom 9. Dezember wurde erwähnt, dass John B. Sanborn (Mitglied der Indianer-Friedens-Kommission), Samuel F. Tappan (Journalist und Vertreter der Rechte der Nordamerikanischen Indianer) und Nathaniel G. Taylor (Vorsitzender der Indianer-Friedens-Kommission), darin übereinstimmten, dass die Schlacht mit den Indianern in Wirklichkeit ein Angriff auf friedliche Stämme war, die sich auf dem Marsch in ihre neuen Reservate befanden.[3] Die New York Tribune erwähnte am 14. Dezember, dass „Oberst Edward S. Wynkoop, Delegierter für die Cheyenne und Arapahos Indianer, seinen Rücktritt eingereicht hat. Er betrachtet General Custers jüngstes Gefecht schlicht als Massaker, und sagt, dass Häuptling Black Kettle und sein Stamm friedliche Indianer waren, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs auf dem Weg zu ihrem Reservat befanden.“[3] Die New York Times veröffentlichte einen Brief, der beschrieb, dass Custer eine sadistisches Vergnügen daran hatte, die Indianerponies und die Hunde der Indianer abzuschlachten. Die Zeitung machte auch eine Anspielung auf die Tötung von unschuldigen Frauen und Kindern.[3]

Der US-Kavallerie-Scout James S. Morrison schrieb dem Delegierten Oberst Wynkoop, dass doppelt so viele Frauen und Kinder als Krieger während des Angriffs getötet wurden.[3] Der mit den Indianern Handel treibende William Griffenstein aus Fort Cobb teilte Custer mit, dass die 7. U.S. Kavallerie friedliche Indianer am Washita angegriffen hätte. Als Resultat forderte General Philip Sheridan, der Vorgesetzte von Custer, Griffenstein auf, das Indianergebiet sofort zu verlassen, und drohte Griffenstein, er würde sofort gehängt werden, sollte er zurückkehren.[3]

Der Angriff am Washita im Film

Regisseur Arthur Penn stellt den Angriff auf das Cheyenne-Dorf in dem 1970 produzierten Film Little Big Man mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle als brutales Massaker dar und verwies damit auf die damals aktuelle Debatte um das Massaker von My Lai während des Vietnamkriegs.

Siehe auch

Weblinks

Quellen und Anmerkungen


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