Anpassung an die globale Erwärmung

Anpassung an die globale Erwärmung

Anpassung (lat. adaptare = anpassen) auch Adaptation an den Klimawandel hat das Ziel, sich mit bereits erfolgten Klimaänderungen zu arrangieren und auf zu erwartende Änderungen so einzustellen, dass zukünftige Schäden so weit wie möglich vermieden werden können, oder auch Chancen des Klimawandels, wo sie entstehen, genutzt werden. Anpassung kann also entweder reaktiv oder proaktiv (vorsorgend) erfolgen und betrifft sowohl soziale als auch natürliche Systeme."[1] Der IPCC definiert Anpassung an den Klimawandel als „Initiativen und Maßnahmen, um die Empfindlichkeit natürlicher und menschlicher Systeme gegenüber tatsächlichen oder erwarteten Auswirkungen der Klimaänderung zu verringern.“[2] Die Fähigkeit zur Anpassung wird als Anpassungsfähigkeit („adaptive capacity“) bezeichnet. Sie variiert in Abhängigkeit von verschiedensten Parametern, z.B. des Entwicklungsstandes oder der ökonomischen Leistungsfähigkeit eines Landes oder einer Gesellschaft, des Wissens über die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels etc.

Inhaltsverzeichnis

Anpassungsmaßnahmen

Die IPCC-Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Palette potenzieller Anpassungsmaßnahmen sehr umfangreich ist; sie reicht von rein technologischen Maßnahmen (z.B. Küstenschutz) über Verhaltensänderungen (z.B. Ernährungsverhalten, Wahl der Urlaubsziele) und betriebswirtschaftlichen Entscheidungen (z. B. veränderte Landbewirtschaftung) bis zu politischen Entscheidungen (z.B. Planungsvorschriften, Emissionsminderungsziele). Sie können durch private oder öffentliche Akteure ergriffen werden, und autonom oder geplant umgesetzt werden. Die angemessene Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen erfordert entsprechende Kenntnisse Es stünden jedoch noch enorme ökologische, ökonomische, informationelle, soziale, bewusstseins- und verhaltensbezogene Barrieren der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen entgegen. Angesichts der Tatsache, dass der Klimawandel sich auf viele Sektoren einer Volkswirtschaft auswirkt, ist die Integration von Anpassung z.B. in nationale Entwicklungspläne, Armutsbekämpfungsstrategien oder sektorale Planungsprozesse eine zentrale Herausforderung. Deutschland hat beispielsweise im Dezember 2008 eine Deutsche Anpassungsstrategie (DAS) beschlossen, die derzeit zu einem Aktionsplan weiterentwickelt wird. Länder wie Bangladesch oder Kenia haben integrierte nationale Klimastrategien beschlossen, die sowohl Anpassung wie auch Emissionsvermeidung verknüpfen.

Anpassungsfähigkeit

Der IPCC versteht unter Anpassungsfähigkeit ("adaptive capacity") die "Gesamtheit der Fähigkeiten, Ressourcen und Institutionen eines Landes oder einer Region, um wirksame Anpassungsmaßnahmen umzusetzen."[2] Sie ist von unterschiedlichsten Faktoren abhängig, wie dem Wohlstand, der verfügbaren Technologie, der Bildungsqualität, der Infrastruktur, Managementfähigkeiten oder dem Zugang zu Wissen.

Anpassung und Vulnerabilität

Insgesamt wird die Fähigkeit zur Anpassung stark durch die Vulnerabilität geprägt. Bei Betrachtung der Vulnerabilität von Ländern oder Gesellschaften spielt die sozio-ökonomische Vulnerabilität eine zentrale Rolle. Insbesondere die folgenden drei Faktoren bestimmen das Ausmaß der Vulnerabilität:

  • die Exposition (wie stark die Klimaveränderungen in einem Land ausfallen),
  • die Empfindlichkeit (welche Konsequenzen der Wandel hat) und schließlich
  • die Anpassungsfähigkeit (die Möglichkeiten, sich auf Veränderungen einzustellen und sich vor negativen Folgen zu schützen).

Der IPCC zählt zu den Ländern und Regionen, die sich durch eine besonders hohe Vulnerabilität auszeichnen, insbesondere die am wenigsten entwickelten Entwicklungsländer, die so genannten Least Developed Countries (LDCs). Anders als die meisten Industrieländer, die in gemäßigten klimatischen Zonen liegen, sind die meisten Entwicklungsländer aufgrund ihrer geographischen Lage stark exponiert. In den Tropen und Subtropen kommen Extremwetterlagen wie Wirbelstürme oder Dürren häufiger vor und fallen stärker aus. Viele Entwicklungsländer sind zudem besonders empfindlich, weil die wetterabhängige Landwirtschaft ihre Ökonomien prägt. Erschwerend kommt hinzu, dass ein großer Teil der Bevölkerung von Subsistenzlandwirtschaft lebt. Auch um die Anpassungskapazitäten ist es in Entwicklungsländern typischerweise schlecht bestellt. Zum einen fehlt es an Geld für gezielte Maßnahmen, zum anderen herrscht oft Mangel an kompetentem Personal und handlungsfähigen Institutionen. Zur Unterstützung der LDCs wurden im Rahmen der Klimapolitik der Vereinten Nationen spezielle Förderprogramme vereinbart (s. 5.).

Regionale Vulnerabilität

In folgenden Regionen ist die Verletzlichkeit laut IPCC besonders hoch:

  • in ganz Afrika wegen der erwarteten starken Klimafolgen und der geringen Anpassungskapazität,
  • in den kleinen Inselstaaten, welche der Anstieg des Meeresspiegels in ihrer Existenz bedroht, und
  • in den Großdeltaregionen und Küstenregionen in Asien und Afrika mit hohen Bevölkerungsdichten, die regelmäßig Überschwemmungen und Stürmen ausgesetzt sind,
  • in der Arktis, aufgrund der Auswirkungen durch die besonders hohe Erwärmungsrate.[3]

Das heißt nicht, dass nicht auch auf die Industrieländer potentiell massive Veränderungen zukommen können, dies aber tendenziell eher bei einem Temperaturanstieg, der deutlich vorher negative Auswirkungen in den Entwicklungsländern mit sich bringt.

Anpassung in der UN-Klimapolitik

Ein zentraler politischer Rahmen für die internationale Klimadebatte ist die im Jahr 1992 verabschiedete Klimarahmenkonvention (UNFCCC), die mittlerweile von 192 Staaten ratifiziert worden ist. Dort wird bereits Bezug auf das Thema Anpassung genommen, wenngleich damals der Fokus noch stärker auf der Vermeidung eines gefährlichen Klimawandels lag (Artikel 2 der UNFCCC). Spätestens mit dem 3. Sachstandsbericht des IPCC, der 2001 veröffentlicht wurde, hat die Notwendigkeit der Anpassung und das Verständnis dafür deutlich zugenommen.
Die Klimarahmenkonvention (UNFCCC) nimmt in den Artikeln 2 und 4 (4.1(b,e,f), 4.8 und 4.9) Bezug zu Anpassung. Im Kyoto-Protokoll, das 1997 vereinbart wurde und 2005 in Kraft trat, nimmt Anpassung zwar nur eine geringe Rolle ein, doch wurde dort grundsätzlich der Beschluss zur Einrichtung eines speziellen UN-Anpassungsfonds ("Adaptation Fund") gefasst, um die besonders betroffenen Entwicklungsländer bei der Finanzierung von Anpassung zu unterstützen. Der Bali-Aktionsplan (Fahrplan von Bali), 2007 in Bali verabschiedet, behandelt erstmals Anpassung mit einem gleichen Gewicht wie die Vermeidung von Emissionen, und diente als Rahmen für die anschließenden Verhandlungen zu einem neuen, umfassenden internationalen Klimaabkommen.
Insbesondere aus Sicht der wissenschaftlichen Unterstützung für Regierungen war das im Jahr 2006 beschlossene Nairobi-Arbeitsprogramm zu Auswirkungen, Anpassung und Vulnerabilität ein wichtiger Schritt.[4]
Bereits auf dem UN-Klimagipfel 2001 in Marrakesch wurden Leitlinien für LDCs zur Erarbeitung von nationalen Aktionsprogrammen zur Anpassung (NAPAs) verabschiedet, die die Ausgangssituation des jeweiligen Landes, die Folgen und die regionalen Auswirkungen des Klimawandels auf das Land, dessen Schadensanfälligkeit und mögliche Anpassungsstrategien erläutern sowie die kurzfristig notwendigsten Projekte identifizieren sollen. Bis Mai 2009 lagen beim Sekretariat der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) 40 von einzelnen Ländern entwickelte NAPAs vor.[5]

Einzelnachweise

  1. Bundeszentrale für politische Bildung: Glossar - Dossier Klimawandel
  2. a b IPCC: Klimaänderung 2007: Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger Report (PDF)
  3. IPCC: AR4 SYR Synthesis Report Summary for Policymakers - 3 Project climate change and its impacts
  4. UNFCCC-Website zum Nairobi Work Programme
  5. UNFCCC-Website zu National Adaptation Programmes of Action Least Developed Countries Portal

Weblinks


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