Architektur in Düsseldorf

Architektur in Düsseldorf

Die Geschichte der Architektur in Düsseldorf reicht vom Mittelalter bis in das 21. Jahrhundert. Zahlreiche typische Bauwerke verschiedener Epochen sind noch erhalten oder wurden wieder aufgebaut. Ihren architekturgeschichtlichen Anfang nimmt Düsseldorf mit einer Vielzahl von Bauwerken im Stil der Vorromanik aus dem 11. Jahrhundert. Ein Beispiel für die gotische Architektur in Düsseldorf ist die Lambertuskirche. In der Neuzeit wurde das Düsseldorfer Schloss im Stil der Renaissance ausgebaut. Das Ratinger Tor gehört zu den wenigen Beispielen rein klassizistischer Bauten des alten Düsseldorf. Die Stadt erlebte den Höhepunkt städtebaulich und künstlerischer Entwicklung ab 1890 bis 1914 mit Historismus, Reformarchitektur und Jugendstil. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Düsseldorf für seinen Backsteinexpressionismus und Neuklassizismus bekannt. Während der Luftangriffe auf Düsseldorf wurden weite Teile der an historischen Gebäuden reichen Innenstadt zerstört. Es folgte in der Nachkriegszeit der Neuklassizismus und die Moderne. Um die 1960er Jahre erlebte Düsseldorf ihren Höhepunkt als Industrie-, Finanz-, Verwaltungs-, Messe- und Modemetropole. Während die 1970er-Jahre vom Beton-Brutalismus geprägt waren, folgte in den 1980er-Jahren eine Rückkehr zur klassischen Moderne. In der Nachkriegszeit ist der Verlust von Architektur durch Abriss zu beklagen. Architektur, die den Krieg beschädigt überstanden hatte, wurde nachträglich entfernt. George Forster war im Jahre 1790 in Düsseldorf und beschreibt die Stadt in seinen "Ansichten vom Niederrhein" (1793):

„Welch ein himmelweiter Unterschied zwischen Kölln und diesem netten, reinlichen, wohlhabenden Düsseldorf! Eine wohlgebaute Stadt, schöne massive Häuser, gerade und helle Straßen, thätige, wohlgekleidete Einwohner; wie erheitert das nicht dem Reisenden das Herz! Vor zwei Jahren ließ der Kuhrfürst einen Theil der Festungswerke demoliren, und erlaubte seinen Unterthanen auf dem Platze zu bauen. Jetzt steht schon eine ganze neue Stadt von mehreren langen, nach der Schnur gezogenen Straßen da; man wetteifert mit einander, wer sein Haus am schönsten, am bequemsten bauen soll; die angelegten Kapitalien belaufen sich auf sehr beträchtliche Summen, und in wenigen Jahren wird Düsseldorf noch einmal so groß als es war, und um vieles prächtiger seyn.“

Georg Forster: "Ansichten vom Niederrhein." Bd. 1, Berlin 1793, S. 68

Stadtbild von Düsseldorf im Jahre 1647 (Kupferstich nach Merian d. Ä.)
Stadtbild von Düsseldorf im Jahre 1729 (Kupferstich nach F.B. Werner)
Stadtbild von Düsseldorf im Jahre 1749, Brand des Residenzschlosses
Düsseldorf von der Rheinseite mit altem Residenzschloss um 1900

Stadtbild von Düsseldorf, heute

Inhaltsverzeichnis

Architekturgeschichte

Vorromanik und Romanik

Düsseldorf-Kaiserswerth, Stifskirche, Vorhalle

Düsseldorf-Gerresheim, romanische Altarmensa

1135 wird Düsseldorp als „Dusseldorp“ erstmalig erwähnt und im Jahr 1189 an den Grafen von Berg verpfändet. Die frühesten erhaltenen Bauwerke der Stadt stellen die beiden großen romanischen Sakralbauten in Gerresheim und Kaiserswerth dar, wo ein Kloster gegründet wurde. Von 1174 bis 1184 wurde die Kaiserpfalz Kaiserswerth als mächtige Zollfestung zur Abgabe des Rheinzolls ausgebaut. Auf dem heutigen Stadtgebiet befinden sich acht romanische Kirchen.[A 1] Das Haus Suitbertus-Stiftsplatz 14 in Kaiserswerth ist romanischen Ursprungs.

  • Martinskirche: Der karolingische Bau war eine rechteckige Kapelle aus Ratinger Schiefer, Grauwacke-Bruchsteinen und Braunkohlequarziten, die mit rotem Lehm und ohne Beimischung von Mörtel aufgeschichtet waren,[A 1] der durch eine dreischiffig, flachgedeckte Pfeilerbasilika mit Turm im Westen ersetzt wurde. An Stelle der flachen Holzdecke entstand Anfang des 13.Jahrhunderts ein Kreuzrippengewölbe.
  • Suitbertuskirche: Von der im Jahre 1050 aus Tuffstein errichteten Stiftskirche St. Suitbert ist nur das Langhaus noch spätromanisch. Der 1237 geweihte Chor ist bereits gotisch. Die Kirche wurde anstelle eines karolingischen Vorgängerbaus vom Anfang des 8. Jahrhunderts, der Klosterkirche St. Petrus, errichtet.
  • Düsseldorf-Altstadt, Lambertuskirche bestand bereits vor dem Jahr 1159 als eine romanische Hofkapelle in Form einer zweijochigen romanischen Basilika.[A 1]
  • St. Remigius. Der ursprüngliche Bau war eine Saalkirche aus der erstsn Hälfte des 12. Jahrhunderts. In der 1. Hälfte 13. Jahrhunderts erfolgte eine Erweiterung zur dreischiffigen Pfeilerbasilika mit eingebautem Westturm aus der Stauferzeit. Das Chorquadrat mit eingezogener Apsis im Osten stammt aus dem 13. Jahrhundert.
  • St. Margareta. Ursprünglich war es ein ottonischer Bau mit flachgedeckter Saalkirche mit eingezogenem Chor. Ersetzt durch einen Bau im Stil der rheinischen Spätromanik im Jahr 1236 in Form einer dreischiffigen Basilika mit Querhaus und achteckigem Vierungsturm.
  • St. Nikolaus entstand Mitte des 12. Jahrhunderts als vierjochige Pfeilerbasilika mit kreuzgratgewölbten Seitenschiffen und flachgedecktem Mittelschiff. Ende des 12. Jahrhunderts folgte ein quadratisches Chorhaus mit eingezogener Apsis. Anfang des 13. Jahrhunderts entstand der Westturm und im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts erfolgte die Erhöhung und Einwölbung des Mittelschiffs.
  • St. Hubertus hat ihren Ursprung in einer Kapelle, die vom Kaiserwerther Stift gegründet wurde. Es war ursprünglich ein kleiner, ottonischer Saalbau, dem um die Mitte des 12. Jahrhunderts auf der Westseite ein quadratischer Tum vorgesetzt wurde. Im 13. Jahrhundert entstand anstelle des Saalbaus eine dreischiffige, romanische Pfeilerbasilika.
  • Düsseldorf-Kalkum, Lambertuskirche wurde als dreischiffige romanische Basilika erbaut.

Gotik

Im Jahre 1288 erfolgte die Erhebung Düsseldorfs zur Stadt. Aus dieser Zeit stammte das Lewen- oder Lieferhaus im Stil der Gotik. Große städtebauliche Veränderungen des Straßendorfs mit Stadtrecht erfolgten im späten 14. Jahrhundert als im Jahre 1348 die Grafschaft Berg an den Grafen von Jülich gefallen war, und 1380 der Graf zum Herzog des neuen Herzogtums Berg ernannt wurde. Die Stadtfläche vergrößerte sich infolge des Zuzugs der Bewohner aus Golzheim, Derendorf, Bilk und Hamm, die 1384 und 1384 eingemeindet wurden. Ein neuer Düsselgraben mit Mauerring wurde um die nun entstehende Altstadt gezogen. Düsseldorf erlebte eine Stadterweiterung und den Ausbau zur Residenzstadt. Die herzogliche Burg wurde in Form einer Dreiflügelanlage errichtet. Die Lambertuskirche wurde 1394 als Grabeskirche der Herzöge von Berg in Form einer dreischiffigen Hallenkirche in Formen der niederrheinischen Backsteingotik mit Backstein ausgebaut. Das Sakramentshäuschen ist ein Kunstwerk der Spätgotik. Spätgotisch auch der Quadenhof.[A 2]

Renaissance

Wiederauf- und Umbau des Schlosses nach Plänen Pasqualinis 1549

1521 wurde Düsseldorf Hauptstadt der Vereinigten Herzogtümer von Jülich-Kleve-Berg und bedurfte nun dringend eines repräsentativen Schlosses. Den Wiederauf- und Umbau leitete Bertram von Zündorf. Aber erst als Wilhelm der Reiche im Jahre 1549 den Renaissance-Baumeister Alessandro Pasqualini aus Bologna nach Düsseldorf berief, kam die Bautätigkeit in Schwung.

Dieser vollendete im Jahre 1551 den einzig noch erhaltenen Turm des Schlosses. Er setzte diesem toskanische Säulen vor. Weiter setzte Pasqualini dem Turm eine Renaissance-Kuppel, gekrönt von einer Laterne mit welscher Haube, auf. Im nordöstlichen Winkel des Schlosshofes brachte Pasqualini auch eine dreigeschossige Loggia an, die in ihren „modernen Renaissance-Formen von der altertümlichen Fachwerkgalerie links des rechteckigen Treppenturms sehr absticht“.[1] Dokumentiert ist ein Ädikula-Portal mit durch Bossenquader rhythmisierten Wandpilastern. Auch die Schlosskapelle mit ihrer Altarwand und Täfelung mit Blendarkaden, korinthischen Wandpilastern und verkröpftem Gesims muss als Werk Pasqualinis gelten.

Format und Kunst Pasqualinis lassen sich an den erhaltenen Bauten Schloss Rheydt und Zitadelle Jülich ablesen.

Eine Abbildung des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel aus dem Jahre 1629 zeigt den Platz vor dem Schloss; die Schaufassaden zeigen dabei welsche Formen.[2]

Wohnhäuser und Altes Rathaus

Altes Rathaus

Am Anfang der Düsseldorfer Renaissance stand noch die „konservative Richtung“ mit ihren „geschweiften Fialengiebeln“[E 1] Ein Beispiel dafür war das doppelgieblige alte Rathaus, bei dem die Bogenlinie der Giebelschweifung entsprach. Die „welschen“ Giebel (auch „geschweifte Zwerchgiebel“[A 3]) im Stil der Renaissance des Alten Rathauses sind bemerkenswert.

Wohnhauser mit geschweiftem Fialengiebel

Auch das Wohnhaus am Burgplatz 12 zeigt einen geschweiften Fialengiebel. Ebenso das frühere Eckhaus Kurzestraße und Burgplatz. Beide Giebel sind stilistisch mit dem geschweiften Fialengiebel des Alten Rathauses verwandt. Ebenso das Haus "Zum Goldenen Hirsch" am Marktplatz von 1558.

Das Haus Kurze Straße 6 zeigt einen Treppengiebel, von Stufe zu Stufe mit einem Viertelkreis ausgefüllt, „so war ja auch ursprünglich der allmähliche Übergang vom Treppengiebel zum Volutengiebel im Gebiet des niederrheinischen Backsteinbaus.“[D 1]

Wohnhäuser mit Treppengiebel

Neben den „damals modernen welschen Giebel“ der Renaissance der Bürgerhäuser gab es noch gotische Treppengiebel. Die gotische Tradition der Staffelgiebel bleibt selbst in der Zeit der Hochrenaissance (ab der Mitte des 16. Jahrhunderts) in Nord- und Mitteldeutschland bestehen (Nachgotik).[3] Das Haus Zum Kurfürsten ist dafür ein Beispiel.[I 1][A 4]

Paul Clemen nennt in „Die Kunstdenkmäler des Stadt- und Landkreises Düsseldorf“ verschiedene Beispiele Häuser mit abgetreppten Staffelgiebeln:

„Die Form des abgetreppten Staffelgiebels hält sich noch bis ins 16. und 17. Jh.; gute charakteristische Beispiele dieser Art finden sich in dem Haus "Zur goldenen Krone", Altestadt 13, von 1625, dem Eckhaus am Burgplatz 16, dem Eckhaus der Bilkerstrasse nach dem Karlsplatz, genannt "Im Spiegel", von 1625, 1887 erneut, dem Hause "Zum Churfürst", Flingerstrasse 36, von 1627. Charakteristisch für das 17. Jh. ist die Stellung des Giebels nach der Strasse, die Schmalheit der Facade bei ziemlich bedeutender Höhe, die grosse Zahl der dicht aneinander tretenden Fenster mit Steinkreuzen. Eine ganze Gruppe solcher Häuser findet sich in der Mühlenstrasse 16, 18, 20, 22, 28; die gegenüberliegnden vierstöckigen Häuser 15 und 17 haben noch die kleinen Scheiben bewahrt. Ähnliche Gruppen in der Kurzestrasse 9 (von 1697), 14,7, 6 und am Burgplatz 8 und 10, Flingerstrasse 36-44.“[4]

Andere Renaissancebauten

Der Renaissance zugeschrieben werden auch das Berger Tor, die Jan-Wellem-Kapelle,[A 5] das Grabmal Herzog Wilhelms von Jülich-Kleve-Berg im Stil der italienischen Hochrenaissance[B 1] und die Loretokapelle im Stil der toskanischen Renaissance.[B 2]

Dekoration

Stuckdekoration

Die Innenarchitektur der Renaissance Düsseldorfs ist beispielhaft auf einer Darstellung Gramminaeus dargestellt. Sie zeigt einen Saal im Alten Schloss. Es ist eine „offene Balkendecke, die Balken seitlich auf Kosolen ruhend“ (Abb. 50a).[D 2] Die Renaissance-Stuckbalkendecke in den Häusern Kurzestr. 10 und Altestadt 3 sind mit der Decke im Alten Schloss stilistisch verwandt.

Holz- und Fachwerkgalerien

Holz- und Fachwerkgalerien wurden in der Düsseldorfer Renaissance verwendet um Vorderhaus und Seitenflügel zu verbinden. Solche offenen oder geschlossenen Galerien befanden sich noch in der Mühlenstraße 17, Ritterstr. 36 (Abb. 51) und Citadellstr. 5.[D 2]

Barock

In der Reformationszeit bauten die Düsseldorfer Herzöge insbesondere Profanbauten, als Ausdruck eines moderaten, reformkatholischen Kurses.

Einfluss süddeutsch-italienischer Architektur (St. Andreas, Jesuitenkolleg und Schloss Benrath)

Die städtebaulichen Akzente veränderten sich jedoch aufgrund der folgenden Krisen. 1613 konvertierte Herzog Wolfgang Wilhelm zum Katholizismus und leitete in Düsseldorf die Gegenreformation ein. Unter Wolfgang Wilhelm und seinem Sohn Philipp Wilhelm siedelten sich von 1617 bis 1677 Kapuziner, Jesuiten, Cölestinerinnen, Karmelitinnen, Cellitinen, Franziskaner und Ursulinen an. Die Niederlassungen der verschiedenen geistlichen Orden mit ihren Monumentalbauten des 17. Jahrhunderts prägten das Stadtbild: die Jesuitenkirche St. Andreas (1622–1632, Antonio Serro gen. Kraus) und das Jesuitenkolleg. Die Hofkirche ist die künstlerisch wertvollste Kirchenschöpfung Düsseldorfs als Vermittlung italienisch-süddeutscher Bauweise. In derselben Architektur wurde das nicht mehr erhaltene Schloss Benrath (1660–1669, Johannes Lollio; genannt Sadeler) gestaltet. Abbildungen des früheren Barockschlosses sind in einem Gemälde von Jan van Nikkelen in der Galerie zu Schleissheim und in einer Zeichnung in E. Ph. Ploennies "Topographia Ducatus Montani" vom Jahre 1715 (eine Handschrift im Düsseldorfer Stadtarchiv).[F 1] Auch bei dem Schloss erscheint eine klare Wandaufteilung aufgrund von Pilastern und Turmhauben, wie bei der Andreaskirche. Terrassen mit südländischer Balusterbrüstung mit Laubengängen. Der Einfluss italienischer Barockarchitektur in der Zeit von Wolfgang Wilhelm und Philipp Wilhelm war nicht unmittelbarer Natur, sondern entstand durch Vermittlung süddeutscher Meister.[D 3][C 1][5][A 6][F 2]

Paul Sültenfuß schildert in Das Düsseldorfer Wohnhaus bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Jahre 1922[D 4] die Vermittlung italienisch-süddeutscher Bauweise in Düsseldorf – durch die Monumentalbauten Andreaskirche und Schloss Benrath. Die italienisch-süddeutsch geprägten Monumentalbauten beeinflussten maßgeblich das Düsseldorfer Wohnhaus der Barockzeit:

„Für das Düsseldorfer Bürgerhaus der Barockzeit waren in erster Linie die neuen Monumentalbauten des 17. und aus den beiden ersten Jahrzehnten des folgenden Jahrhunderts bestimmend. Zunächst erhielt Düsseldorf am Friedrichsplatz, am Eingang in die Mühlenstrasse, in den Jahren 1622–1629 in der Hof- und Andreaskirche und dem in den folgenden Jahren entstandenen gross angelegten Jesuitenkolleg eine äusserst wertvolle Bereicherung seines Städtebildes. Die Hofkirche ist bis heute die künstlerisch wertvollste Kirchenschöpfung der Stadt geblieben. Der Meister der Hofkirche zu Neuburg a. d. Donau hatte dem neuen Herzog von Jülich und Berg, Wolfgang Wilhelm aus dem Hause Pfalz-Neuburg, Modell und genaue Detailpläne zu liefern. Der Herzog machte eigenhändige Abänderungsvorschläge und bestimmte, dass man "mitten aus dem Dach eine Cupola, wie man dergl. in Italien sieht, aufführe, und die Glocken darin aufhängen oder an beiden Seiten des Chores oder angesichts seine leichte Türme mache". Ausgeführt wurde der Gedanke zweier Türme zu Seiten des Chores. In der stillen Stadt des Niederrheins mit ihrer uralten Beziehungen zu den Niederlanden machte sich jetzt in der Klarheit der Anordnungen der Baumassen des Gotteshauses wie des anstossenden Kollegs mit seinen Aussen- wie Hofflügeln, in der Fassadenaufteilung, der exakten Gliederung der Pilaster, Portale, Fenster, Türme und Giebel der Einfluss italienisch-süddeutscher Architektur breit. Und ganz unvermeidlich musste diese stattliche Baugruppe in der klaren Zeichnung der Einzelheiten wie in der Symmetrie der Fassaden und Anlagen bestimmenden Einfluss auf die bürgerliche Bauweise gewinnen. Vierzig Jahre später erhielt Düsseldorf in einem anderen Monumentalbau eine weitere Vermittlung italienisch-süddeutscher Bauweise. Phillipp Wilhelm, Wolfgang Wilhelms Sohn und Nachfolger, liess vor den Toren der Stadt in dem benachbarten Benrath in den Jahren 1660–1669 durch den pfälzisch-Neuburgischen Kamerrat und Hofingenieur Johannes Lolio, genannt Saddeler, ein neues Lustschloss errichten. […] Wieder die klare Wandaufteilung durch Pilaster und Turmhauben, in ähnlicher Anordnung wie an der Andreaskirche, dazu Terrassen mit südländischer Balusterbrüstung mit Laubengängen.[D 5]

Einfluss italienisch-französischer Architektur (Residenzschloss und Schloss Bensberg)

Matteo Alberti

Paul Sültenfuß schildert in seiner Dissertation über die Entwicklung des Düsseldorfer Wohnhauses den Einfluss der italienisch-französischen Architektur in Düsseldorf durch den italienischen Architekten Alberti, der, von Versailles inspiriert, dennoch „seine ausgedehnten Entwürfe ganz in die Formensprache seiner italienischen Heimat [kleidete]“.[D 6] Er gilt als der „Schöpfer des großen Entwurfes für ein neues Residenzschloss in Düsseldorf“.[F 3] Matteo Alberti entwarf ebenso das heute noch in seinen Hauptteilen erhaltene Schloss Bensberg.[D 6][F 4][6][7] Richard Klaphecks „Baukunst am Niederrhein II“ zeigt auch Rekonstruktionen des Schlosses zu Bensberg. Die italienisch-französisch geprägte Architektur beeinflusste ebenfalls das Düsseldorfer Wohnhaus der Barockzeit:[D 7]

„War der Einfluss italienischer Barockarchitektur in der Zeit des Wolfgang Wilhelm und Philipp Wilhelm nicht unmittelbarer Natur, sondern durch Vermittlung süddeutscher Meister, so zog Johann Wilhelm, Philipp Wilhelms Nachfolger, direkt italienische Meister in seine Dienste. Für die Wiederherstellung des alten Schlosses auf dem Burgplatz hatte in den neunziger Jahren der Baumeister Riva Pläne zu entwerfen. In den Jahren zwischen 1699 und 1701 weilte auf Veranlassung Johann Wilhelms Domenico Martinelli aus Lucca, damals in Wien, ebenfalls wegen des Schlossneubaues in Düsseldorf. […] [Wir sind] eingehender unterrichtet über den schon früher nach Düsseldorf berufenen Architekten, den späteren Oberbaudirektor Grafen Mattio di Alberti aus Venedig. […] Er ist der Schöpfer des grossen Entwurfes für ein neues Residenzschloss in Düsseldorf […] und des heute noch in seinen Hauptteilen erhaltenen Schlosses zu Bensberg.[…] Alberti schwebt für Bensberg wie für das neue Schlossprojekt in Düsseldorf Ludwig XIV Versailles vor Augen. Aber er kleidete seine ausgedehnten Entwürfe ganz in die Formensprache seiner italienischen Heimat. Johann Wilhelms Ehe mit Anna Maria Luise von Toscana verdichtete diese Beziehungen des Gatten zur italienischen Kunst und Künstlern ihrer Heimat. Albertis Hauptmitarbeiter am Düsseldorfer Hof war Aloysius Bartoly aus Venedig.[D 8]

Jörg Gamer beschreibt in Matteo Alberti. Oberbaudirektor des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz, Herzogs zu Jülich und Berg[8] den Venezianer Alberti als die „ausgeprägteste Architektenpersönlichkeit“ die unter Jan Wellem in Düsseldorf arbeitete. Alberti schuf auch die Coelesterinnenkirche in der Ratinger Straße, die Herz-Jesu-Kirche der Ursulinen in der Ritterstraße, das Palais Schaesberg, das Grupello-Haus am Marktplatz, das Gouvernement und Wohnhäuser auf der Zitadelle [Spee'sche Palais], das Kriegskommissariat an der Akademiestraße [Hondheim'sche Palais]. Mit Alberti war ein Baumeister tätig, der Düsseldorf die „venezianische Formensprache vermittelte und der in späteren Werken […] der an Palladio orientierten klassizierenden Richtung des europäischen Barock Geltung verschaffte“.[C 2]

Ein anderes Beispiel für den Einfluss der Monumentalarchitektur Albertis auf den Düsseldorfer Profanbau ist das Palais Schaesberg, das Johann Wilhem (noch Kurprinz und Regent) seinem Geheimrat, dem Generalkriegskommissar und Marschall Friedrich Christian Freiherr von Spee schenkte.

„Der stattliche Bau ist der glänzende Vertreter der neuen monumentalen Baugesinnung unter Johann Wilhelm. […] Die Schönheit der Einzelzeichnung der Fensterrahmen und Profile, die Art und Weise, wie die grossgezeichneten Fenster über die Fassade verteilt sind und wie die rote Backsteinfläche von Hausteinquadern, Hausteinsockel und Hauptprofil eingefasst wird, muss in Düsseldorf Aufsehen erregt haben, dazu die schöne Stuckdecke des grossen Saales […].“

Sültenfuss (1922), S. 63–64

Sültenfuß möchte den Bau dem Kreise um Alberti zuschreiben, dem „wesentliche[n] Träger der neuen monumentalen Baugesinnung in Düsseldorf. Man vergleiche die Einzelheiten des Hauses Ritterstraße 16 [Palais Schaesberg] mit Albertis Schloss zu Bensberg im Jahre 1710 und seinem Düsseldorfer Schlossprojekt aus demselben Jahre.“[D 9]

Ein anderes Beispiel für den Einfluss Albertis sind das Doppelhaus 12/14 und das Haus Nr. 8 an der Neusser Straße. „Das Detail der Fenster- und Türeinrahmung zeigt wieder jene exakte Zeichnung wie an Albertis Schöpfungen und an dem Haus Ritterstraße Nr. 16. Und wie dieses Haus stammen höchstwahrscheinlich die Bauten der Neusserstraße aus dem Kreis Albertis […]“.[D 10]

Den Bauten aus dem Kreise Albertis nahestehend, sind die Stadtschlösser der Grafen Spee (am Spee'schen Graben/an der Bäckerstraße) und der Freiherren von Hondheim (in der Akademiestraße). Das Spee'sche und das Hondheim'sche Palais zeigen Ähnlichkeiten zum Doppelhaus in der Neusserstraße 12 und 14 und zum alten Schloss auf dem Burgplatz.[D 11]

Das Hondheim'sche Palais (Wohlfahrtsamt/Feuerwache) an der Ecke Akademiestraße zur Dammstraße erlitt bei dem Luftangriff auf Düsseldorf am 12. Juni 1943 Bombenschäden.[9] Der Komplex, der zwischen 1709 und 1713 von Alberti an der Hafen-, Akademie- und Dammstraße erbaut wurde, bildete eine Doppelanlage aus zwei Palästen und beheimatete die kurpfälzischen Zentralbehörden sowie die Geheime Kammerkanzlei und auch das Generalkriegskommisariat. Nach der Auflösung erwarb der Leiter der Behörde, Lothar Friedrich Freiherr von Hontheim (Hundheim), das Anwesen.[C 3]

Das Spee'sche Palais wurde im Krieg zerstört, später wieder aufgebaut und wird heute als Stadtmuseum genutzt.[10] Graf Karl Wilhelm von Spee hatte das zu den größten Adelspalais der Stadt zählende Gebäude im Jahre 1806 erworben.[11]

Das Grupello-Haus wurde von Matteo Alberti für den Bildhauer Gabriel de Grupello erbaut. Ab 1769 bewohnte Gouverneur Graf von Efferen das Haus, weswegen es auch Gouvernementshaus genannt wird.[D 12]

Domenico Martinelli

Letztendlich erhielt Domenico Martinelli aus Lucca, der in Wien tätig war die Aufgabe Pläne für das Düsseldorfer Residenzschloss zu entwerfen. Bei seinem Aufenthalt in Düsseldorf im Sommer 1699 stellte Martinelli seinen Entwurf dar, der einen Teil des alten Schlosses in die neue Residenz integrieren sollte. Martinelli plante eine streng symmetrische, rechteckige Vierflügelanlage mit einer südlichen und einer östlichen Hauptfassade zur Stadt. Der Entwurf wurde nicht umgesetzt. Sein Entwurf hatte jedoch Einfluss auf den Umbau, den Jan Wellem durchführen ließ und bei dem die Kolonnade des Hauptflügels sowie ein neuer Treppenturm in der südwestlichen Ecke des Hofes erbaut wurden. Das Innere wurde auf das prächtigste geschmückt.[C 2][12][13][F 5][D 13]

Gabriel de Grupello

1695 wurde Gabriel de Grupello von Kurfürst Jan Wellem nach Düsseldorf berufen, der plante, seine Residenzstadt mit einem Abguss der Reiterstatue Mark Aurels vom Kapitol in Rom schmücken zu lassen. Das von Grupello geschaffene Jan-Wellem-Reiterdenkmal auf dem Düsseldorfer Marktplatz stellt den „eindruckvollsten und dauerhaftesteten Beitrag des Kurfürsten zur künstlerischen Gestaltung seiner Hauptstadt“ dar.[C 4]

Italienische Künstler in Düsseldorf

Als Johann Wilhelm die Italienerin Anna Maria Luisa de’ Medici heiratete, wurden mehr italienische Künstler nach Düsseldorf berufen. So war Albertis Hauptmitarbeiter am Hof Aloysius Bartoly aus Venedig. Daneben waren Antonio Bernardi (Baumeister, Ingenieur und Theater- und Dekorationsmaler) und die Stuckateure Carlo Bonaveri, Francesco Orsolini, Gorini, Guarlardi, Antonio Rizzo, Bugliachi und Antonio Fabri in Düsseldorf und weiter italienische Maler, Bildhauer und Kunsthandwerker.

Einfluss niederländischer Architektur (Josephskapelle)

Neben den italienisch-süddeutschen, italienischen und italienisch-französisch Beziehungen gab es künstlerische Verbindungen zu den Niederlanden. So entstand die Kapelle des Kloster der Karmelitessen wie der Klosterbau im niederländischen Stil.[D 6][F 6] Grundrissanlage, sowie die Fassadenaufteilung der Pilasterbacksteinarchitektur ließen sich ohne weiteres der Architektur des holländischen Klassizismus aus dem 17. Jahrhunderts zuordnen.

Einfluss auf das barocke Giebelwohnhaus

Dekoration

Die dekorativen und angewandten Künste waren in der Zeit des Barock besonders gefragt: Heimische Traditionen wechselten dabei mit holländischen und italienischen Einflüssen ab.

„Heute ist freilich ein grosser Teil dieses künstlerischen Vermächtnisses auch auf dem Gebiet der Wohn- und Baukultur längst nicht mehr erhalten. Aber selbst das Wenige was uns geblieben ist, ist ein interessantes Spiegelbild der mannigfachen künstlerischen Beziehungen des kunstbegeisterten Kurfürsten:Heimische Traditionen wechseln mit holländischen und italienischenZusammenhängen. Das Jahrhundert der Renaissance hat in Düsseldorf, freilich soweit wir uns aus den dünnfliessenden Quellen nur noch erfahren können, nicht im entferntesten nicht eine so reiche Bestätigung der dekorativen und angewandten Künsten bieten können.[D 14]

Stuckdekoration

Jörg Heimeshoff bemerkt eine Stuckdecke im Haus Altestadt 14: „Die barocke Stuckdecke im westlichen Raum des Erdgeschosses zählt zu den vorzüglichsten Beispielen ihrer Art am Niederrhein. Sie ließ wahrscheinlich der Hofkammerdirektor und Generalkommissar Friedrich Christian Freiherr von Spee oder dessen Tochter Maria Margaretha anfertigen, in deren Besitz sich das Haus nach 16612 befand“.[14]

Paul Clemen beschreibt in „Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Landkreises Düsseldorf“ aus dem Jahre 1894 die Stuckdecke im Haus mit Mittelmedaillon und Muschelmotiven:

„In dem Hause Altestadt 14, das über der Thür das Alliancewappen von Scheidt-Weschpfennig und von Tengnagel trägt, findet sich im Erdgeschoss, im Spezereigeschäft von Peter Leven, eine gut erhaltene Plafondecke in Stuck, mit grossem, ornamentiertem Mittelmedaillon und Muschelmotiven, ohne figürlichen Schmuck (1880 in Nachbildung auf der Kunst- und Gewerbeausstellung).[15]

Die Stuckdekoration wird auch bei Paul Sültenfuss[16] und Josef Kleesattel[17] erwähnt. Sültenfuss schreibt sie einem barocken Stil zu, der unter dem Einfluss der Stuckverzierung von Schloss Benrath und des Düsseldorfer Residenzschlosses stand:

„Dies Stuckarbeiten wie die im Hause Ritterstraße 16 haben nicht mehr die breitlappige barocke Formengebung wie die unter dem Einfluss der Stuckverzierung von Schloss Benrath stehenden Kamine und Decken der Häuser Altestadt 14 und Citadellstraße 7. Bei dem reizvollen Spiel von Ranken, Putten, Vasen, Medaillons, weiblichen Figuren und Leistenwerk, die auch bei den Stuckdecken Citadellstr. 2 im Kloster der Franziskaner wiederkehren, darf man vielleicht an die zahlreichen Stuckkünstler denken, die Johann Wilhelms Jagdschloss zu Bensberg und sein Stadtschloss auf dem Burgplatz geschmückt haben. Aber im einzelnen Künstler aufzuführen, ist einstweilen noch nicht möglich.[18]

Treppendekoration

Paul Sültenfuß beschreibt ausführlich die Treppendekoration in Düsseldorf. Er führt dabei als Beispiel die Treppen in den Häusern Citadellstraße 5 und 7, sowie des Rathauses auf.[D 15]

„Auf die Anlage der Treppenhäuser und ihren künstlerischen Schluss [...] möchte ich nur darauf hinweisen, von welcher früher gar nicht gekannten Bequemlichkeit der Treppenlauf der geräumigen Treppenhäuser geworden ist, wie schön und exakt die Zeichnung der Profile der Baluster, Geländer und Pfosten, vor allem, wie der neue künstlerische Reichtum, den Johann Wilhelms Hof um sich sammelte, sich in dem Schmuck von Delphinen oder Voluten an den Anfangspfosten der Treppen der Wohnhäuser widerspiegelt. Man vergleiche die Treppen Citadellstraße 7, im Rathaus und die Hoftreppe Citadellstr. 5. [...][D 16]

Dem französischen Empire schreibt Josef Kleesattel die Treppe im Gebäude des städtischen Männergesangsvereins zu. Auch die Treppe im Haus an der Grabenstraße 4 wird dem Empire zugeschrieben, deren „hochgestellter schöner Treppenpfosten besondere Beachtung verdient“.[19] Auch die Treppe im Malkastenhaus sei eine „reizende Empiretreppe“, die zu den oberen Gemächern des Philosophen Jacobi führte.

Türdekoration

Sültenfuß beschreibt die Schmuckform alter Barocktüren, die in Düsseldorf so häufig vorkam, dass für die Zeit Johann Wilhelms von einer Düsseldorfer Schnitzerschule gesprochen werden kann. Als Beispiele gelten das Portal der Mühlenstr. 22 (Abb. 87), Ritterstr. 11 (Abb. 88), Liefergasse 30 (Abb. 89), Krämerstr. 22 (Abb. 90), Mühlenstraße 8 (Abb. 91), Karmelitessen-Kloster (Abb. 92), Maxkirche (Abb. 93). Das Portal bestand meist aus einem Gewände („Hausteinrahmen“) mit rechteckigem Oberlicht, Eselsohren und Sockelsteinen. Die Holztüren zeigten reiche Schnitzereien. Im unteren Teil befand sich ein Sockelband. Die Hauptfläche in der Mitte zeigte eingeschnitzte Zickzacklinien. Darüber ein Querband, mit Bildplastik bestehend aus Ranken, Köpfen, Putten und Kränzen:

„Die schlichteste Form der Türen zeigt einen Hausteinrahmen, der nur nach innen schmale Blende aufweist. Darüber ebenso schmucklos ein rechteckiges Oberlicht, Eselsohren und Sockelsteine geben ihm eine reichere Gestalt [...] Oder eine oder mehrere Blenden sollen diese Rahmen noch lebhafter gliedern. Diese an und für sich schlichte Formen erhalten aber einen besonderen Reiz durch die reichen Schnitzereien der Holztüren. Unten ein einfaches oder von Profilen eingefasstes Sockelband. Darüber die Hauptfläche mit eingeschnitzten Zickzacklinien aufgeteilt. Dann oben wieder ein Querband mit abwechslungsreichem Schmuck, Ranken, Köpfen, Putten, Kränzen (Abb. 87-95). Nicht selten, dass ein Stab mit Blattwerk die einzelnen Felder oder die ganze Türfläche einrahmt. Dieser Schmuckform der alten Barocktüren ist in Düsseldorf noch heute so häufig vertreten und von so eigenem bodenständigem Charakter, dass wir wohl für die Zeit Johan Wilhelms von einer heimischen Schnitzerschule reden dürfen.[D 17]

Als „Glanzstück dieser Schnitzerschule“,[D 18] von Tür- und Portalschmuck gilt der Giebelschmuck der Orangerie des Jägerhofes aus dem Jahre 1713 des Hofbildhauers Grupellos. Weiter die Lünetten über den Toreingängen des Hauses Hondheim in der Akademiestraße (Abb.98) und zum Doppelhaus Neusserstr. 12 und 14 (Abb.97).[D 19] Der Hauptakzent kann dabei in der architektonischen Hausteinumrahmung liegen: Meist ist die Hausteinumrahmung nur ein schlichter „Bildrahmen“;[D 20] anders wenn der Rahmen das „Hauptstück der Türkomposition“[D 21] darstellt: „mit reicher Profilierung mit Pilastern oder Säulen, Konsolen, Voluten und lebhaft gegliedertem Türstürzauftritt“.[D 22]

Eine Ausnahme bildet das Haus Neusserstr. 8 (Abb. 100) mit einer geschnitzten Tür: Im „oberen Teil im Mittelstück mit einem eigenen schönen von einem Quadrat umschriebenen geschnitzten Rankwerk. Die Hausteinrahmen zeigen wieder die mannigfachsten Formen.“.[D 23]

Das Mittelstück des Türsturzes des Hauses Dammstraße „baucht sich [...] segmentartig nach oben aus, um einem kl. Reliefschmuck Platz lassen“(Abb. 75).[D 24]

Ein anderes Beispiel ist der Türschmuck des Grupellohauses, dort wird dieses „Segmentstück zu einem halbrunden Oberlicht von gleicher Profilierung des unteren Türrahmens und mit Stabwerk gegliedert“.[D 25] (Abb. 79).

Zu den Türrahmen, die durch den holländischen Klassizismus beeinflusst wurden, zählt das Haus "Zum Goldenen Helm": Ihr „Hauptanregezentrum“[D 26] waren Kirche und Kloster der Karmelitessen.

Für übrigen Türrahmen gelten Albertis Bauten und das reiche Portal von St. Andreas „mit seinen mit Akanthusblättern geschmückten Volutenkonsolen und dem Rosettenschmuck unter dem Sturz“[D 27] als Vorbild.

Gitterschmuck

Der Kunstschlosser Wilhelm Bird schuf für Johann Wilhelm das vielbewunderte Treppengeländer im Galeriegebäude. Ein anderes Beispiel für den Düsseldorfer Gitterschmuck ist die schmiedeeiserne Treppe im Hofe Citadellstr. 5 (Abb. 84), das Oberlicht Neusserstr. 8 (Abb. 100), die Treppe im Rathaus (Abb. 102) und der Treppenschmuck im Schloss Ehreshoven. Ein besonders interessantes Beispiel ist die Glockenzugübersetzung am Haus Marktplatz 10.[D 28]

Kirchenschmuck

Ein Beispiel für ein barockes Kunstwerk war der kriegszerstörte Hochaltar der Andreaskirche. Paul Clemen beschreibt diesen in Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz':

„[Der] Hochaltar ist ein mächtiger, überreich verzierter Aufbau, der mit den Seitenmauern durch Bögen mit Thüren verbunden ist, über deren Abschluss die Gestalten der hh. Ignatius, Aloysius, Franziskus, Xaverius, Aloysius Gonzaga, die beiden äusseren knieend, aufgestellt sind. Über einem vielgegliederten Untersatz erhebt sich auf sechs Säulen mit vergoldeten korinthischen Kapitälen der hohe polygonale Architrav, der wieder den geschweiften, durchgebrochenen Giebel trägt. Die Krönung bildet ein Gemälde der auffahrenden Madonna in ovalem Rahmen mit Strahlensonne, auf dem zwei eine Krone haltende Engel sitzen. Zur Seite knieen Engel, die auf den Vorgang in der Mitte hinweisen, hinter ihnen S. Ignatius und S. Aloysius, als Abschluss zwei Urnen. Das Mittelfeld, das sich über dem mit einem Pelikan gekrönten Tabernakel öffnet, wird durch eine Draperie von purpurnem Sammet abgeschlossen, hinter der ein älteres, dem 16. Jh. angehöriges lebensgrosses bemaltes Kruzifix sichtbar wird. In der Mitte auf hohem Aufsatz eine kleine Holzfigur der Madonna mit dem Kinde auf Erde und Halbmond zwischen zwei Engeln, am oberen Abschluss das reich vergoldete kurfürstliche Wappen[20]

Rokoko

Unter Johann Wilhelms Nachfolger Karl Philipp war Düsseldorf als Residenz verlassen worden, denn Hof und Adel waren nach Mannheim übergesiedelt. Künstler wurden entlassen und wanderten aus. Nachdem Karl Philipps Nachfolger Karl Theodor (1742–1799) sich ab 1746 wieder in Düsseldorf ansiedelte, wurden Pläne für neue Bauprojekte entwickelt, so das Projekt von Johann Josef Couven aus Aachen (Schloss Jägerhof) und das von Nicolas de Pigage (Schloss Benrath). Die Bautätigkeit wurde jedoch durch den Siebenjährigen Krieg unterbrochen. Düsseldorf litt unter dem Bombardement und der Besatzung. In den 1760er Jahren wurden die Arbeiten für die Projekte wiederaufgenommen, die Zeit des Rokoko war jedoch vorbei. Seltene Beispiele für den Düsseldorfer Rokoko nennt Paul Clemen in „Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Landkreises Düsseldorf“ aus dem Jahre 1894:

„Die Physiognomie der alten Stadt, zumal der Straßen um den Markt, wird aber am stärksten bestimmt durch die mageren Formen des rheinischen Rokoko, mit denen zum Teil ganz äußerlich ältere Häuser verkleidet wurden. Gute Typen dieser Periode finden sich am Marktplatz und am Burgplatz, dann Bilkerstrasse 42, Flingerstrasse 1. (1880 in Nachbildung auf der Kunst- und Gewerbeausstellung).“[4]

Dekoration

Stuckdekoration

Stuckateure gestalteten verschiedene Stuckdecken in der Stadt, so die Stuckdecke Altestadt 14 [erbaut 1627 und 1878][21] Paul Clemen nennt in „Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Landkreises Düsseldorf“ aus dem Jahre 1894 beschreibt die Stuckdecke im Haus mit Mittelmedaillon und Muschelmotiven:

„In dem Hause Altestadt 14, das über der Thür das Alliancewappen von Scheidt-Weschpfennig und von Tengnagel trägt, findet sich im Erdgeschoss, im Spezereigeschäft von Peter Leven, eine gut erhaltene Plafondecke in Stuck, mit grossem, ornamentiertem Mittelmedaillon und Muschelmotiven, ohne figürlichen Schmuck (1880 in Nachbildung auf der Kunst- und Gewerbeausstellung).“[4]

Weitere Stuckdekorationen zeigte das Berger Tor.

Gitterschmuck

Ein seltenes Beispiel für den Düsseldorfer Rokoko sind die Gitterarbeiten am Rathaus – „einige wenige Gitterarbeiten am Rathause [sind] die einzige reichere dekorative Äußerung des Rokoko in Düsseldorf“.[D 29]

Spiegelrahmenschmuck

Ein seltenes Beispiel für den Düsseldorfer Rokoko ist die Innenarchitektur des Wohnhauses Citadellstraße 5, so die Rokoko-Kaminaufbauten mit den Spiegelflächen: „[Das Innere] zeigt im Obergeschoss in zwei Sälen reiche Kaminaufbauten [...] Breitlappiges asymmetrisches Muschelwerk rahmt über der Feuerstelle eigens zugeschnittene unregelmäßige Spiegelflächen ein. In der schlichteren Flächenbehandlung der seitlichen Pilaster, der architektonischen Einrahmung des Kamins und seines Aufbaues, kommt die wirre Erregung der Spiegelrahmen, die im Begriffe ist, sich auf das Nachbargebiet über dem Kaminaufbau hinaus fortzubewegen, zur Ruhe. Diese beiden Kamine sind, außer einigen wenigen Gitterarbeiten am Rathause die einzige reichere dekorative Äußerung des Rokoko in Düsseldorf“.[D 30]

Kirchenschmuck

Ein Beispiel für Kunstwerk im Stil des Rokoko war der Kirchenschatz der Andreaskirche. Paul Clemen beschreibt diesen in Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz':

„ Monstranz in Sonnenform, 73 cm hoch, von vergoldetem Silber, auf ovalem, geschweiftem, mit getriebenem Rokokoornamenten bedecktem Fussmedaillon befestigt von verschieden Schmuckstücke des 18. Jh., zwei Diamantbroschen, zwei Kreuze, zwei Broschen mit Emailmalerei, ein Halsband mit roten Steinen, angehängt acht vergoldete Medaillen, zwei ovale Medaillons mit Emailmalereienl und ein Kreuz aus roten Steinen.[22]

Andere Beispiele für Rokoko-Kunstwerke war der Kirchenschmuck der Maxkirche. Paul Clemen beschreibt diesen in Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz':

„ zweireihige Rokokochorstühle [...] reichgeschnitzte Rokokokanzel mit Freitreppe und Baldachin. Die weitere Ausstattung der Kirche ist in den leichten und zart geschwungenen Formen des rheinischen Rokoko, die Sitzbankwangen kühn ausgeschweift.[23]

Klassizismus

Ratinger Tor

Im 19. Jahrhundert wurde das Düsseldorfer Stadtgebiet zur Residenzlandschaft. So wurden eine ganze Reihe von Gebäuden schlossartig umgebaut. Zu den frühesten Beispielen gehört das Haus Lohausen, das um die Jahrhundertwende von der bürgerlichen Kaufmannsfamilie Lantz erworben wurde. Sie ließen das Haus 1804 abbrechen und 1904 durch einen „schlichten klassizistischen Neubau“ ersetzen.[C 5] Großzügiger war der Ausbau des Hauses Kalkum. Dieses wurde im Auftrag der verwitweten Gräfin Maria Anna von Hatzfeldt von 1806 bis 1828 nach Plänen des Architekten Georg Peter Leydel umgebaut. Graf Franz Anton von Spee ließ von 1822 bis 1825 ein klassizistisches Herrenhaus nach Entwürfen von Heinrich Theodor Freyse erbauen. Der Saal wurde mit Fresken aus dem Leben Kaiser Friedrich I. ausgemalt. Das Haus Ellen, 1823 von dem Freiherrn Carl von Plessen erworben, wurde als Schloss neu errichtet. Dabei erhielt der repräsentative Saal im Obergeschoss reichen Stuck im Empirestil. Der Architekt ist unbekannt. 1836 brannte das Barockschloss Mickeln in Himmelgeist aus; der Besitzer Herzog Prosper Ludwig von Arenberg ließ 1839 von 1839 bis 1842 ein „streng klassizistisches“ Gebäude nach Entwürfen von Alexander Joseph Niehaus erbauen.[C 6]

Düsseldorfer Baukunst unter Kurfürst Karl Theodor

Mangel an Rokokobauten. Die neuen Monumentalbauten des Klassizismus

Der Louis-seize-Stil war in Düsseldorf prägend. Dieser zeigte sich an verschiedenen staatlichen Gebäude, so am Schloss Jägerhof. Beim Schloss Benrath zeigte sich dieser Stil am deutlichsten in den beiden äußeren der vier Seitenbauten und im Innern in der Gliederung von Vestibül, dem Gartensaal und in den oberen Geschoss. Das dritte staatliche Gebäude des frühen Klassizismus war das im Jahre 1911 abgebrochene Statthalterpalais von Hofbaumeister Kaes.[D 31] Der vierte Bau war das ehemalige Gouvernementsgebäude auf der Thomasbastion von J.H.Ferier.

Das Mansarddachwohnhaus

Die Zahl der Düsseldorfer Wohnhäuser mit Mansarddach war um 1922 gering. Das älteste Beispiel ist das Haus Citadellstraße 11. Als zweites Beispiel für das Düsseldorfer Mansarddachwohnhaus gilt das Palais Nesselrode.[D 32] Das drittes Mansarddachhaus sei das Haus Citadellstraße 14; das vierte ist das Hofgärtnerhaus Düsseldorf.

Ausbau der Karlstadt

Unter dem Kurfürsten Karl Theodor im Süden der Altstadt die Karlstadt im Stil des Rokokoklassizismus erbaut. Beispielhafte Häuser der Karlstadt sind das Haus Bilkerstr. 7, Nr. 13, Haus Hohestraße Nr. 6, Haus Bilkerstraße Nr. 5 und Juppens Haus. Vorbild war der Benrather Schlossbau und das Gouvenementsgebäude auf der Thomasbastion.[C 1][D 33]

Diese Epoche war gekennzeichnet durch bekannte Künstler wie die Baumeister Flügel, Hofbaurat Huschberger, Peter Köhler, Engels, Custodis, Johann Peter Cremer, Peter Krahe, Wauters, Erb und Schaeffer. Sie war noch die Zeugen und Mitarbeiter am Ausbau der Karlstadt. Köhler baute zahlreiche Gebäude, unter ihnen das Haus Neubrück-Straße 12, Häuser am Karlsplatz und die Neustraße 57.

Tür- und Fensterschmuck

Alte niederrheinische Tradition war es aus dem Backsteinmaterial heraus die Bauplastik auf die Mittelachse mit Hautür mit Einrahmung und Oberlicht zu konzentrieren –„malerischen Schmuck nur sparsam über die Fassaden zu verteielen, meist nur der Haustür, ihrem Oberlicht und ihrer Einrahmung reichere Gestaltung zu schenken“.[D 34] Diese Tradition wurde unter Karl Theodor weiter gepflegt, neben dem Hauptschmuck der Fassade, dem Eingang wurden nun auch die Schlusssteine der Fensterstürze mit mehr Bauschmuck ausgestattet, so die Häuser Kurzestraße 10, Flingerstraße 63 und Bolkerstraße 44. Die Formen waren Muschelformen, so das „echte Genre Rocail, d. h. asymmetrische Gebilde der Frühzeit, d. h. des eigentlichen Rokoko“[D 35] – als Vergleichs- und Anregungsmaterial diente der Muschelschmuck des Giebels und der Konsolen des Balkons vom Schloss Jägerhof – sowie die „streng symmetrischen Formen“[D 36] – vergleichbar mit den Wandrahmen der beiden Langsäle von Schloss Benrath. Die Türen und Türrahmen des Hauses Hafenstraße 7 orientieren sich an Schloss Jägerhof – „es darf mit jenen von Schloss Jägerhof in Verbindung gebracht werden:schräg gestellte Pilaster und ausladende Deckplatte“.[D 37] Die Türfüllung des Hauses Hafenstr. 7 zeigt noch die schwerfälligen barocke Kartusche, wie bei Haus Neustraße 12. Eine ähnliche Gestaltung zeigt das Haus Kurzestr. 10 und das Haus Altestadt 4. Das Haus Kurzestraße 10 zeigt eine Kartusche mit einer reicheren Innengliederung. Citadellstraße 17 soll das schönste davon sein, es zeigt den „schönsten Entwurf dieser Haustüren:Turfüllung wie Oberlicht ein leichtes Geschnörkel- und Muschelwerk“.[D 38] Stilistisch verwandt mit dem Tür des Haues Hunsrückenstraße 54. Die Kamine Citadellstraße 5 waren bemerkenswert –„ nirgendwo findet man in Düsseldorf an Haustüren und Fassaden jene asymmetrische Muschelformen wieder, wie an den Kaminen Citadellstraße 5“.[D 39] Klassizistisch von dem Schloss Benrath beeinflusst sind die Türen an Haus Pempelfort, Flingerstr. 36, Altestadt 11 und Orangeriestr. 6. Das Portal Orangeriestr. 6 zeigt Rosetten, Girlanden, eine Vase des Oberlichtes und Säulen- und Pilasterstellungen. Altestadt 11 zeigt bemerkenswerte Leisten, Füllungen und Türbeschlag: Sie sind „von besonderer Zierlichkeit in der Geschichte des Düsseldorfer Wohnhauses“.[D 40] Das Portal des Nesselroder Hofes zeigt eine klassizistische Zeichnung der Einrahmung, der Konsolen, Profile, vor allem der Rosetten in Kassetten in der Unteransicht der Portalbekrönung. Beeinflusst wurde dieses Portal durch das Schloss Benrath und durch das Portal der Andreaskirche. Schließlich die Haustüren Citadellstr. 23 und 25. Sie zeigen eine besondere Rahmenkomposition aus Türrahmen, Oberlicht und Seitenfenster: Es ist eine „altertümliche Formen des Türrahmens wie des Oberlichtes, dieses seitlich geschmückt mit Fruchtkränzen. Eingang und Oberlicht sind mit den schmalen beiden Seitenfenstern in eine gemeinsame Rahmenkomposition gefasst“.[D 41] Die Balkone darüber sind schlicht und werden von Konsolen getragen.

Inneneinrichtung und der Einfluss des Schlosses Benrath

Der Einfluss von Schloss Benrath auf die Inneneinrichtung war bedeutend: „Es zeigt sich, noch mehr als in der Aussenarchitektur, die große Bedeutung des Benrather Schlossbaues für das Düsseldorfer Wohnhaus“.[D 42] Das Schloss Benrath im Stil des Rokoko-Klassizismus diente auch als Vorbild für den Bau des Nesselroder Hofes.[C 1][D 43]

„Aber ein noch anschaulicheres Bild der blühenden Wohnkultur Düsseldorfs in den letzten vier Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts entwirft das Studium der Inneneinrichtung. Hier zeigt sich, noch mehr als in der Aussenarchitektur, die grosse Bedeutung des Benrather Schlossbaues für das Düsseldorfer Wohnhaus. Weniger interessant vielleicht in der Pilastergliederung im Erdgeschoss von Haus Pempelfort, bei der man an die Wandaufteilung des runden Gartensaales von Benrath denken könnte. Eine weit grössere Anregung als diese Prunkräume bedeuteten die kleinen versteckten ovalen Toilettenzimmer um "Chambre d'alcove" des Erdgeschosses und die Zimmer des Dachgeschosses, die von einer wunderbaren Behaglichkeit sind (Tafel 29). Edmund Renard hat in seiner Benrathmonographie den Reiz dieser Räume und ihre Bedeutng für den Wohnhausbau treffend charakterisiert [...] “


Düsseldorfer Baukunst bis zur Gründerrenaissance

Düsseldorf mit seinen Umgebungen – Stadtplan von 1809, der die Entfestigung der Stadt und ihre Umgestaltung durch ein klassizistisches System von Parks und Alleen zeigt

Mit dem Frieden von Luneville von 1801, wurde die Schleifung der Düsseldorfer Festungswerke angeordnet. Düsseldorf blieb im Gegensatz zu den linksrheinischen Residenzstädten weiterhin Hauptstadt, Hauptstadt des napoleonischen Großherzogtums Berg, das von Napoleons Schwager Joachim Murat regiert wurde. Aus dem Herzogtum wurde dann ein Großherzogtum, das sich tief nach Westfalen ausdehnte. Die Residenz des Großherzogtums berief die besten Künstler aus den ehemaligen rheinischen und westfälischen Territorien und Residenzstädten zu sich. Düsseldorf wurde damit zu eines der „Zentren der klassizistischen Baukunst am Niederrhein“[24] Aus dem Kurkölnischen kam im Jahre 1803 Maximilian Friedrich Weyhe nach Düsseldorf. Weihe wurde der geniale Gestalter des Düsseldorfer Hofgartens. Düsseldorf wurde deswegen auch zur „berühmten Gartenstadt“,[25] weil Vagedes mit dem Gartenarchitekten Weyhe zusammen arbeiten durfte. 1805 war Johann Peter Cremer aus Paris in die Dienste der Düsseldorfer Regierung getreten, Cremers Familie war eine alte Kölner Baumeisterfamilie. Aus Münster kam 1806 Adolph von Vagedes nach Düsseldorf.

Adolph von Vagedes Stadtbaupläne und Pilasterarchitektur

Von 1806 bis 1830 leitete Adolph von Vagedes die Stadtplanung in Düsseldorf. Vagedes war durch den frühen Klassizismus der Stadt Münster geprägt. Weiterhin hat ihn Durand von der École Polytechnique in Paris beeinflusst.

Ab 1811 war er als großherzoglicher Baudirektor und danach bei der preußischen Regierung tätig. Er baute das Ratinger Tor, den Portikus des Grupello-Theaters und war verantwortlich für die Neuausstattung de Hontheimschen Palais als Präfektur.[D 44]

1815 wurde aus Düsseldorf der Hauptort eines preußischen Regierungsbezirkes. Vagedes versuchte 1822 Düsseldorf in einem groß konzipierten Plan an die wichtigen Landstraßen anzubinden. Weiter plante er eine neue Hauptstadt östlich der Königsallee: ein Castrum von dreizehn Bauquadraten sollte die Stadterweiterung Düsseldorfs gliedern. Jedes der 13 Quadrate sollte sich mit einer Seite an die Düsseldorfer Königsallee anschließen. Die drei übrigen Seiten sollten mit Alleen mit Wassergraben umschlossen werden. In der Mitte sollte ein großer Platz – „eine Rotonda, deren Portale gegen die vier Weltgegenden gekehrt sind“[26] – mit vier Springbrunnen entstehen.

Johann Peter Cremer's Tätigkeit in Düsseldorf

Johann Peter Cremer war einer der verschiedenen Architekten, die sich in Düsseldorf um den Namen Vagedes sammelten. Cremer wurde später auch als Landesbauinspektor in Aachen bekannt.[D 45]Er war in Düsseldorf von 1806 bis 1817 als rechte Hand Vagedes' tätig und errichtete das Grupellotheater, den Triumphbogen für den Einzug Napoleons im Jahre 1811, die Brücken und Wachthäuser im Hofgarten und in der Königsallee. Klapheck meint, dass er auf dem Hindenburgwaalfür die Familie Jacobi das Wohnhaus (Malkasten-Haus) errichtete.

Bauwerke des Peter Köhler

Peter Köhler war einer der beschäftigsten Architekten, Munizipalrat, Hofbaumeister, später Bauinspektor und Eigentümer mehrerer Häuser. Ferbers "Historische Wanderungen durch die alte Stadt Düsseldorf" beschreibt Köhlers Besitzungen. „Nach den stets zuverlässigen Forschungen dieses Düsseldorfer Führers“ errichtete Köhler das durch die Bombardierung 1794 im Jahre 1798 das ganz schlichte Haus Ratingerstraße 18. Ebenso das Haus Neubrückstraße 12, das ‚Haus zum neuen Schellfisch‘. Es gilt als eines der „vornehmen Neubauten aus den Tagen der blühenden Wohnbautätigkeit des vorausgehenden Jahrhunderts“. Ebenso die Gebäude am Karlsplatz.[D 46]

Einfluss der Schinkelschule

Ab 1824 wurde Düsseldorf Tagungsort der Provinzialstände. In Düsseldorf wurde die Königlich Preußische Kunstakademie gegründet. Es entstand eine biedermeierliche Beamtenstadt mit klassizistischen Bauten von Adolph von Vagedes, Anton Schnitzler und Heinrich Johann Freyse. Der Einfluss der Schinkelschule machte sich in Düsseldorf bemerkbar.[D 47] Vagedes legte den Plan der Oberbaudirektion in Berlin vor, und Schinkel genehmigte diesen im Jahr 1829, reklamierte jedoch die strenge Rasterung der von Vagedes für Düsseldorf projektierten Quadratestadt.

1830 wurde Vagedes durch Franz Anton Umpfenbach als Baurat abgelöst. Die lokale Tradition des Düsseldorfer Klassizismus – durch Vagedes geprägt – wurde durch einen Berliner Klassizismus in Düsseldorf abgelöst, dessen Vertreter Anton Schnitzler war. Der Baumeister Schnitzler versuchte die Planung von Vagedes in seinen Plänen aufzunehmen und reichte sie bei Umpfenbach zur Genehmigung ein. Ein von Umpfenbach modifizierter Plan Schnitzlers wurde schließlich genehmigt.[A 7]

Anton Schnitzler und der Ausbau der Königsallee

Anton Schnitzler war unter Vagedes Schülern der bekannteste. Seine Bauten prägten in den 1820er und 1830er Jahren entscheidend das Düsseldorfer Stadtbild. So das 1831 fertiggestellte Friedrichsbad an der Ecke Hofgarten- und Goltsteinstraße.[C 7] Das klassizistische Wohnhaus des 18. Jahrhunderts beeinflusste fürstliche Bauten wie das Gouvernementsgebäude auf der Thomasbastion sowie das Statthalterpalais an der Mühlenstraße. Ein weiteres Beispiel für den Düsseldorfer Klassizismus waren das Haus Neubrückstraße 12, sowie die Neubauten der Karlstadt.[C 1] (S. 117)

Beispiele für klassizistische Architektur

Beispiele für klassizistische Einrichtungen

1870–1914

Stadtplan Düsseldorf aus dem Jahre 1903

Stübbenplan

Mit der Reichsgründung im Jahre 1871 beschleunigte sich die Stadtentwicklung Düsseldorfs. 1884 schuf der Stadtplaner Josef Stübben den nach ihm benannten Stübben-Plan, der ein erstes urbanistisches Konzept als Großstadt mit großen Ring- und Radialstraßen vorsah. Die Bebauung wurde gegenüber den Stadtbauplänen aus dem Jahre 1854 versiebenfacht. Eine erste innerstädtische Rheinbrücke wurde geschaffen, es entstand der neue Stadtteil Oberkassel, der auch von Stübben entworfen wurde. Ein bevorzugtes Wohngebiet der Mittel- und Oberschicht wurde das Areal im Rheinknie, wo für jedes Haus eine „individuelle, dekorative, mal bizarre, mal pittoreske Physiognomie aus Putz, Stuck und Werkstein zwischen Jugendstil und freiem Historismus“[G 1] entworfen wurde.

Bauboom

Von 1900 bis 1914 erfolgt die „eigentliche Boomzeit der Stadt“,[G 1] an der viele Architekten beteiligt waren. So Hermann vom Endt, Josef Kleesattel, Caspar Clemens Pickel, Johannes Radke, Fritz Hofmeister, Otto Engler, Theodor Balzer, Gottfried Wehling, Gustav Uttermann, Paul Lenz, Verheyen & Stobbe, Wilhelm Kreis, Emil Fahrenkamp, Heinrich Salzmann, Wilhelm Hoppe, Josef Schönen, Eduard Lyonel Wehner, Walter Furthmann und Carl Krieger. 1902 fand die große Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf statt, und die Kunstgewerbeschule wurde gegründet. Dessen Leiter war von 1903 bis 1907 Peter Behrens. Im „historischen Bewußtstein ist die Moderne in Düsseldorf“[G 1]mit dem Namen von Behrens verbunden. Düsseldorf erlebte eine „Phase hoher Baudynamik von internationalem Rang“. Beispiele waren Pflege-, Waisen- und Krankenhäuser, Hospize, Kirchen, Schulen, Schwimmbäder, Verwaltungsbauten von Versicherungen, Banken, und Industrie, staatliche und städtische Behördenbauten, Theater, Konzertgebäude, Museen, Varietés, Ausstellungshallen, Hotels, Fabrik- und Lagergebäude.

Für die die großen Banken und Verwaltungen der Stahlindustrie wurde das barocke Stadtviertel um die Kasernengebäude abgebrochen. Es entstand ein neues Stadtviertel zwischen Königsallee und Carlstadt mit überdimensionierten, rein funktionalen Straßenzügen, die angesichts der kleinteiligen, barocken Bebauung des übrigen Viertels ein „Fremdkörper“ bildete.

Um das Projekt politisch durchzusetzen und zum Ausgleich, dass hier ein „signifikantes Stück des alten Düsseldorf geopfert“ wurde, machte die Stadt „baupolitische Akzeptanzangebote“ an die Bevölkerung. So wurden Schulen, Schauspielhaus, Synagoge und das AOK-Gebäude errichtet. Während sich von 1900 bis 1914 selbst bei Staatsbauten der Historismus verloren ging, lebte der Historismus in den Sakralbauten für die jüdischen und christlichen Gemeinden fort.[G 1][A 8][A 9]

Historismus

Neoromanik
Neorenaissance
Neogotik
Neobarock
Neuorientalismus

Eine Variante des Historismus war die Errichtung von Bauwerken im maurischen Stil. So die alte Synagoge und das arabische Café.

Neoklassik
Innenarchitektur im Stil des Historismus

Die Architekten Klein & Dörschel gestalteten insbesondere die Innenarchitektur des Breidenbacher Hofs, so die Architektur des Vestibüls, Conversationssaals, des großen Weinrestaurants, des Festsaals, der Speisesäle, des Salons und der Logierzimmer:

„Der Breidenbacher Hof der Jahrhundertwende war alles andere als prunkvoll, dennoch hat das Haus dem Geschmack seiner Zeit entsprochen. Die Architekten Klein & Dörschel, denen die Düsseldorfer Baubank den Auftrag zur Umgestaltung erteilt hatte, konnten sich einerseits auf denselben Zeitgeschmack zum anderen auf ihr Renommée mit ‚besten Referenzen und mehrfachen Prämierungen‘ berufen. Beim Innenausbau hatten sie ‚auf eine feine und geschmackvolle Ausstattung und eine abwechslungsreiche, künstlerische Innendekoration großen Werth‘ gelegt und ‚die einzelnen Räume wie Vestibül, Conversationssaal, das große Weinrestaurant, der Festsaal, die Speisesäle, Salons und Logierzimmer waren in der comfortabelsten Weise ausgestattet‘ “

Der Breidenbacher Hof: eine Düsseldorfer Legende ; seine Kunst und seine Geschichte (hrsg. vom Hotel Breidenbacher Hof Düsseldorf anlässlich seines 175jährigen Bestehens), Düsseldorf 1991, S. 116–120

1894 zeigte die Innenarchitektur noch den Stil des Historismus:„Der große Speisesaal des Breidenbacher Hofs hatte 1894 noch nicht den überladenen Pomp der Grunderzeit abgelegt. Erst ein halbes Jahrhundert später entschloß man sich zu einer zeitgemäßen Umgestaltung: Vom wilhelminischen Plüsch zur kühlen Distanz einer neuen Zeit“.[28] Die Architekten Klein & Dörschel gestalteten die Innenarchitektur. Dekorativ auch die Textilien. So legten sie Wert „auf eine feine und geschmackvolle Ausstattung und eine abwechslungsreiche künstlerische Innenekoration […] Häkeldeckchen entsprachen durchaus diesem hohen Anspruch“.[29] Die vorgegebene Architektur war noch traditionell, das Mobiliar war jedoch schon dem neuen Zeitgeschmack angepasst worden:„Die herrschaftlichen Salons ließen die Kombination der Stilformen nach dem Umbau am deutlichsten erkennen: Unter schweren, fast erdrückenden Stuckdecken stan dein Mobiliar, das nach den Regeln der neuen Ästhetik angefertigt war“.[30] Das Treppenhaus in der Wilhelminischen Ära zeigt ein schweres schmiedeeisernes Geländer.[31] Architektur im Stil von Neorokoko trat eher in der Innenausstattung vor allem von Schlössern und Bürgerhäusern hervor. In Düsseldorf war ein Beispiel für den Rokoko das Schloss Benrath: „Das Streben nach Intimität und Behaglichkeit bestimmte die Inneneinrichtung der Häuser; dabei dürfte vor allem auch Schloss Benrath als Vorbild gewirkt haben“.[C 1][D 48][E 2][32] Ein besonderes Beispiel für die historistische Innenarchitektur war das Esszimmer des Hauses Königsallee 13 von Jacobs & Wehling und das des Hauses Kaiserstraße 48 von Kayser & von Großheim

Jugendstil und Reformarchitektur

Die Meistersiedlung, Siedlung Heimgarten und Musterbausiedlung „Am Nordfriedhof“ (auch „Am Tannewäldchen“) wurden im Stil der Reformarchitektur nach englischem Vorbild als Gartenstadt konzepiert, so wie die Krupp-Siedlung Margarethenhöhe in Essen oder Hellerau in Dresden.

Jugendstil

Aloys Ludwig war ein Vertreter des Wiener Jugendstils und bekannt für seine figürlichen Außendarstellungen mit farbig glasierten Keramiken beim Majolikahaus in Wien. Er arbeitete weiter mit diesem Material: In Düsseldorf war es das Haus Schadowstraße 23 mit „bildartig in glasierter Fayenceplattenverkleidung mit figürlichen Darstellungen“,[B 3] gefolgt von der Weling’schen Geschäftsgruppe Blumenstraße 7 und 9 mit den „anmutigen Glaseinlagen“[B 4] und dem Haus Schadowstraße 52 mit dem „bemerkenswerten Versuch Glasflächen zur Verkleidung von Mauernkörpern an der Außenfront“[B 5] zu bringen.

Innenarchitektur im Jugendstil

Noch vor der Jahrhundertwende wurde die Innenarchitektur im Breidenbacher Hof im Jugendstil neu gestaltet. So der Frühstücks- und Restaurationssaal (Restaurant):„Kurz vor der Jahrhundertwende bestimmte der Jugendstil das Bild im Breidenbacher Hof. Auch im Restaurant und Frühstückssaal prägten die ornamentalen Schmuckelemente das Ambiente“.[33] Das Restaurant wurde mit Kronleuchtern und Design im Jugendstil gestaltet: „nüchterne Gradlinigkeit und gewollte Distanz schufen die in der Zeit der Jahrhundertwende bevorzugte Atmosphäre. Der Festglanz funkelnder Kristall-Leuchter war der Kühle betont schlichter Leuchtampeln gewichen“.[34] Auch das „Vestibul“ und die „Casse“ des Breidenbacher Hofs wurden im Jugendstil „stilgerecht dem Geschmack der Jahrhundertwende angepaßt. Spielerisch verschnörkelte Korbmöbel kündeten als Kontrapunkt zu dem immer noch vorhandenen schweren wilhelminischen Intérieur von der neuen Zeit“.[35]

1920er Jahre

Heimatstil

In den 1920er Jahren gab es in Düsseldorf die „niederrheinischen Variante des Heimatstils“, bei dem traditionelle, landschaftstypische Materialien, wie der Backstein verwendet wurden.[36]

Backsteinexpressionismus

Backsteinexpressionismus und „Bürohausgotik“: Stummhaus

Nachdem die Kunstgewerbeschule im Jahre 1918 der Kunstakademie angegliedert wurde, entwickelte sich diese zum Mittelpunkt der architektonischen Entwicklungen in Düsseldorf und zu einem der wichtigsten Zentren der modernen Architektur in Deutschland. Dort wirkten als Lehrer Wilhelm Kreis, Fritz Becker, Emil Fahrenkamp, Karl Wach, Heinrich de Fries, Clemens Holzmeister. Schüler und Mitarbeiter waren Hans Tietmann, Karl Haake, Gotthold Nestler, Gustav August Munzer, Heinrich Rosskotten, Hanns Bökels, Ernst Schöffler, Carlo Schlönbach und Carl Jacobi und Bernhard Pfau.

Es entstand ein Bruch mit der Architekturform der Vorkriegszeit und es entwickelte sich die „rheinische Form des Backsteinexpressionismus mit reaktionärem Einschlag.“[A 10] So wurde in der Außenarchitektur – unter Anlehnung an Motive des Backsteinexpressionismus – weitgehend die neoklassizistische Formensprache übernommen: So das NRW-Forum, das Kunstmuseum, die Rheinterrasse und der Hauptbahnhof.

Neues Bauen / Neue Sachlichkeit

Erst Ende der 1920er Jahre ließ die Dominanz des Backsteins nach und es entstanden in Flingern und Düsseldorf-Gerresheim Siedlungen des „neuen Bauens“ in Zeilenbauweise.[G 2]

Konservative Moderne

Das Haus Hannemann gilt als „englisches Landhaus mit Anklängen an den Palladianismus“ und als „typisches Beispiel für die fast ausschließlich konservative Moderne im Landhausbau jener Jahre“.[I 2] Stilistisch ist das Haus Hannemann mit den Villen 24, 17 und 7 in der Meliesallee in Düsseldorf-Benrath oder mit Theodor Merrills Häuser in Köln vergleichbar. Für die Moderne in Düsseldorf spielte der Umbau des Hotels Breidenbacher Hof eine wichtige Rolle.[G 3][37] Beispiele für die Architektur der konservativen Moderne sind das Industriehaus, Pressehaus, Wilhelm-Marx-Haus und das Haus Henkel.

1930er Jahre

Heimatschutzstil/Neoklassizismus

In den 1930er Jahren entstand auch die „Schlageter-Siedlung“ in Düsseldorf-Golzheim. Das Stadtviertel war formal kaum zu unterschieden von dem, was nach 1950 gebaut wurde. Dabei wurde auf rote Klinkeroberfläche des Backsteinexpressionismus der 1920er Jahre verzichtet. Nach Jürgen Wiener trennte man sich mit dem „weißen, hygienischen Anstrich“ auch von der Heimatschutzarchitektur der 1910er und 1920er Jahre.[G 3] Nach Thomas Kuhn sollten die Nordpark-Siedlung mit 14 Häusern und die Schlageter-Stadt (heute Golzheimer-Siedlung) mit ihren „eingeschossigen, weiß geschlämmten Backsteinhäusern mit Satteldächern […] im Sinne der ‚Heimatschutz‘-Idee dörfliche Strukturen nachbilden“.[A 11]

Neue Sachlichkeit

1937 erfolgte in Düsseldorf die „Reichsausstellung Schaffendes Volk“, wo eine meist moderate, mitunter auch konsequente moderne Ausstellungsarchitektur entstand. Diese wurde unter der Leitung des Direktors der Kunstakademie Peter Grund und Architekten entwickelt, die zuvor an der „GeSoLei“ mitgewirkt hatten. Konzeptionell war daher noch die Ausstellungsarchitektur der „GeSoLei“ vorbildich, diese wurde aber in einer weniger monumentalen Version realisiert. Die Ausstellung nahm die „Leichtigkeit moderner Architektur“ der 1950er Jahre vorweg.[A 11]

Als Beispiel für die Neue Sachlichkeit der 1930er Jahre bildete die Außenarchitektur des Breidenbacher Hofs, die „rigoros“ mit dem früherem äußeren Erscheinungsbild brach. Die Fassade fiel durch „Befremdliches“ auf, wie „großflächige Gliederungen“, „geometrische Flächenaufteilung“ und „schmale Fenster“ ähnlich einer gotischen Kathedrale. Das untere Drittel des Baus zeigte einen „friesartien, waagrecht gegliederten Ring“. Der Eingang am Hindenburgwall wurde „gewollt auffällig überdacht“ und zeigte ein „sehr nüchtern wirkendes Lichtband“ mit „ausgesprochen wuchtigen Grotesk-Lettern“:

„[Fahrenkamp] erhielt den Auftrag den Breidenbacher Hof ein neues Gesicht zu geben, innen wie außen. Fahrenkamp ging im Sinne seiner Auftraggeber so rigoros zur Sache, daß bei der Wiedereröffnung des Hauses 1928 nicht, aber auch gar nichts, zu erkennen war, das auch nur im entferntesten an den alten Breidenbacher Hof erinnert hätte. Schon die Fassade hatte für den Betrachter etwas Befremdliches: Großflächige Gliederungen der Seitenfronten, eine geometrische Flächenaufteilung an der Vorderseite, schmale Fenster als Gestaltungsmerkmale, zum Teil über mehrere Geschosse hochgezogen wie bei Fenstern einer gotischen Kathedrale. Um das optische Gewicht aufzufangen, das der kastenartige Konstrukiotn naturgemäß anhaftete, hatte der Architekt im unteren Drittel einen friesartien, waagrecht gegliederten Ring um das gesamte Gebäude gelegt. An der Rückseite des Hotels auf dem Hindeburgwall,hatte man den Eingang gewollt auffällig überdacht und ein sehr nüchtern wirkendes Lichtband in die Dachkonstrukiotn integriert. In ausgesprochen wuchtigen Grotesk-Lettern stand der Name, den das Hotel auch in Zukunft tragen sollte: Palast Hotel Breichenbacher Hof.

Der Breidenbacher Hof: eine Düsseldorfer Legende ; seine Kunst und seine Geschichte (hrsg. vom Hotel Breidenbacher Hof Düsseldorf anlässlich seines 175jährigen Bestehens), Düsseldorf 1991, S. 172.

Bei der neuen Innenarchitektur wurde „dieser [befremdliche] Eindruck noch verstärkt“. Eine Treppe im „auffällig gezeichneten“ Marmor gearbeitet und sich dadurch „ganz bewußt“ zu dem „eintönigen“ Treppenhaus kontrastierte. Das Erscheinungsbild glich einer „antiken Tempelanlage“. Unter dem Aspekt der Stilkritik war „sicher positiv zu vermerken“, dass es im Palast Hotel Breidenbacher Hof keine Stilbrüche gab. „Wusts frühere Verzierungen“ wurden beseitigt. Kombiniert wurde die „formale Strenge der Gliederung“ mit Farbkontrasten. Künstlerische Gestaltungsmittel bildeten dabei beleuchtete Schauvirtinen, die auch beim indirekt beleuchteten Tanzsaal eingesetzt wurden. Eine „formale Strenge“ zeigte auch die Bar, als „ein Ausdruck des Stilempfindens, wie es die dreißiger Jahre für kurze Zeit entwickelt hatten“:

Drinnen wurde dieser Eindruck noch verstärkt: Die von der Halle aus in die oberen Stockwerke führende Treppe war aus auffällig gezeichneten Marmor geschnitten und hob sich dadurch ganz bewußt von dem eintönigen Dekorationsmaterial des Treppenhauses ab. Der ganze Komplex glich mehr einer antiken Tempelanlage als einem Hotel, und die schlanke Säule neben dem Treppenaufgang unterstrich diesen Eindruch noch. Die kühle Distanz des Treppenaufgangs, der totale Verzicht auf schmückendes Beiwerk wie Bilder oder Teppiche mag manch einen Gsst irritiert haben, der von Behaglichkeit in einem Hotel eine andere Vorstellung hatte. Unter stilkritischen Gesichtspunkten ist sicher positiv zu vermerken, dass es im Palast Hotel Breidenbacher Hof keine Stilbrüche gab, wie sie bei den vorangegangen architektonischen Lösungen gelegentlich vorkamen. Das Konzept rakikaler Beseitung des ‚Wusts frühere Verzierungen‘ (Huneke) war konsequent durchgehalten, jedenfalls in den Gesellschaftsräumen. Hier hatte man sich jedoch bemüht, die formale Strenge der Gliederung durch Farbkontraste, wenn schon nicht aufzulösen, so doch wenigstens zu unterbrechen. Große Wandflächen wurden holzvertäfelt, wobei man sich charaktervoll gemustertes dunkles Material entschied, und durch beleuchtete Schauvitrinen beleuchtet […] Dasselbe gilt für den geräumigen, indirekt beleuchteten Tanzsaal, durch den man direkt zum Speisesaal gelangte. Dieser Tanzsaal, der selbst keine Fenster hatte, war mit geschickt verdeckten Lichtquellen versehen, dass er seinem Zweck entsprechend möglicherweise sogar einen Hauch von intimer Atmosphäre verbreitete. Die geradlinigen Wandbeleuchtungskörper hatten keine andere Aufgabe, als die eines dekorativen Beiwerks. Die tragenden rechteckigen Säulen des Tanzraums hatte Frahremp geschickt als dominierende Gestaltungselemente in den Saaal hineingestellt. Sie vermittelten den Eindruck einer gewissen Geschlossenheit. Auch die Hotelbar war in ihrer formalen Strenge ein Ausdruck des Stilempfindens, wie es die dreißiger Jahre für kurze Zeit entwickelt hatten: einfaches, in seiner Schlichtheit fast ausdruckloses Mobiliar stand auf großformatig gefliesten Boden in Scharz-Weiß-Kontrasten. Das Licht kam von einem wiederum indirekt beleuchteten Fries.

Der Breidenbacher Hof: eine Düsseldorfer Legende ; seine Kunst und seine Geschichte (hrsg. vom Hotel Breidenbacher Hof Düsseldorf anlässlich seines 175jährigen Bestehens), Düsseldorf 1991, S. 172–176.

1940er und 50er

Der Wiederaufbau Düsseldorfs als „eine Kapitale der Industrie- und Finanzwelt“, Hauptstadt des damals wirtschaftlich wichtigsten und bevölkerungsreichsten Bundeslandes wurden von zwei architektonischen Strömungen geprägt.

1960er/1970er Jahre

Beton-Brutalismus

In der Boomzeit der 1960er Jahre vertrat die Architektur einen „weniger individuellen, [und eher einen] uniformeren Stil“, der die immer „wieder neuen Moden – Betonbrutalismus, Spielglasfassaden – an die einmal erreichten Modelle anverwandelte“. Dabei wurde „Beton zum vorherrschenden Oberflächenmaterial“. Beispiele sind die Kirchen von Böhm und Lehmbrock, das Rheinstadtion von Tamms und Beyer, das Haus Zindler von Schneider-Esleben und das Sternhaus von HPP[G 4][A 12]

  • Helmut Rhode:
    • Beton- und Monierbau A-G Hauptverwaltung 1970/71
    • VDI-Haus Düsseldorf 1965/67

Organische Architektur

Auf die „Verwechslung von Materialfragen und künstlerischen Fragen, die man dem Brutalismus vorwarf“[G 5] und als Reaktion auf die „Kritik der 68er an der Unwirtlichkeit der Städte“[G 6] erfolgte eine „Rückbesinnung auf die […] Stadt vor der klassischen Moderne“.[G 6] Wo eine „Stadtreperatur ästhetisch gelungen ist“ wurden diese zu bevorzugten Wohnobjekten des aufstrebenden Mittelstandes. Die Kunstsammlung NRW oder das Schauspielhaus mit ihrer geschwungenen, integrativen Hochglanzfassade als Beispiel für Organische Architektur wurde ein Inbegriff dieser Zeit.[A 13]

Strukturalismus

Strukturalismus, Schmela-Haus

Als Beispiel für den Strukturalismus gilt das Schmela-Haus, 1967/71 nach Plänen von Aldo van Eyck erbaut.

ab 1980er

Postmoderne

Es erfolgte in den 1980er Jahren eine Rückbesinnung auf die klassische Moderne mit ihren Stahl- und Glaskonstruktionen. Anlässlich der Bundesgartenschau 1987 wurde der Südpark geschaffen, wobei die Idee des Skulpturengartens wieder aufgegriffen wurde. Einen Wandel stellen die 90er Jahre auch insofern dar, als zunehmend international engagierte Architekten beauftragt wurden.[A 14][A 15]

Dekonstruktivistische Architektur

Anfang 1990 wurde ein Wettbewerb für den Neuen Zollhof auf dem Gelände des abzubrechenden Zollhofes ausgeschrieben. Diesen gewann Zaha Hadid, deren „dekonstruktiver Entwurf“[38] wurde aber nicht umgesetzt. Von 1996 bis 1998 wurden stattdessen nach Entwürfen von Frank Owen Gehry und Beucker, Maschlanka und Partner[39] „drei dekonstruktivistische Bauten“ errichtet.[I 3] Die drei Gebäudekomplexe erscheinen als Skulptur ohne Gesimse und Sockel.[I 4] Auffallend ist die Krümmung der Fassade mit einer „fließend[en], gewellte[n] Oberfläche“.[I 4]

Realismus


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