CRJ1000

CRJ1000
Bombardier Canadair Regional Jet
CRJ200 der Cimber Air
Typ: zweistrahliges Regionalverkehrsflugzeug
Entwurfsland: Kanada
Hersteller: Bombardier
Erstflug: 10. Mai 1991
Indienststellung: Oktober 1992
Produktionszeit: 1991 bis heute
Stückzahl: 1400
(Stand: März 2009)

Der Bombardier Canadair Regional Jet (CRJ), der ursprünglich Canadair CL-600 Regional Jet hieß, ist ein zweistrahliges Regionalverkehrsflugzeug des kanadischen Flugzeugherstellers Bombardier. Zu den anfangs nur fünfzigsitzigen Varianten des Tiefdeckers kamen im Laufe der Jahre immer wieder verlängerte Varianten heraus, zuletzt der CRJ1000 für bis zu 104 Passagiere.

Der CRJ war die erste westliche Flugzeugreihe im Marktsegments kleiner Regionaljets. In Stückzahlen gemessen ist es das sechsterfolgreichste zivile Flugzeugprogramm seit dem Zweiten Weltkrieg.[1]

Der CRJ wird im Canadair-Werk am Aéroport international Pierre-Elliott-Trudeau de Montréal in der Gemeinde Dorval in Montréal (Québec) gebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

CRJ100 LR der Lufthansa CityLine

Bereits 1981 prüfte Canadair (zu der Zeit noch nicht Teil des Bombardier-Konzerns), ob der Businessjet Challenger 600 die Grundlage für ein 24sitziges Passagierflugzeug mit einer 2+2-Sitzanordnung bilden könne. Wegen des großen Rumpfquerschnitts konnte eine Verlängerung ohne große Schwierigkeiten ausgeführt werden. Der Plan dieses Challenger 610E getauften Flugzeugtyps scheiterte jedoch am mangelnden Interesse der Fluglinien und wurde noch im gleichen Jahr aufgegeben. 1987 wurden die Pläne auf nachdrücklichen Wunsch des späteren Erstkunden Lufthansa erneut aufgegriffen: Das Konzept auf Basis des Challenger 601 sah nun aber ein weitaus größeres Flugzeug für etwa 50 Passagiere vor. Programmstart war am 31. März 1989. Der Erstflug des Prototyps fand am 10. Mai 1991 statt, die Zulassung folgte am 31. Juli 1992 und die Erstauslieferung schließlich im Oktober desselben Jahres.

Bis Embraer mit der Embraer-ERJ-145-Familie/E-Jets einen ähnlichen, aber weitaus günstigeren Flugzeugtyp herausbrachte, hatte der CRJ ein faktisches Monopol. Ein weiteres Konkurrenzprodukt soll der frühestens 2008 in Serie gehen werdende Suchoi Superjet 100 werden.

Unterschiede zum Bombardier Challenger 600

Die Hauptunterschiede zu dem Businessjet Challenger sind ein gestreckter Rumpf, neuentwickelte Flügel, die an die Verhältnisse der Linienflüge durch Fluggesellschaften angepasst wurden, ein höheres Startgewicht, ein EFIS-Cockpit, ein neues Fahrwerk, eine höhere Tankkapazität und stärkere General Electric CF-34-Triebwerke.

Avionik

Cockpit eines CRJ

Das Zwei-Mann-Cockpit verfügt über das „Pro Line 4“-Avionikpaket von Rockwell Collins, das sich unter anderem aus sechs Bildschirmen EFIS/EICAS, einem (oder optional zwei) FMS4200 Flight Management System, einer redundanten Trägheitsnavigationsanlage (Dual attitude heading reference systems AHRS oder zwei Inertial Reference Systems IRS), einem Kollisionswarnsystem TCAS und einem digitalen Wetterradar zusammensetzt. Optional steht auch ein ebenfalls von Rockwell Collins gefertigtes Head-Up Guidance System zur Verfügung, mit dem sich Schlechtwetteranflüge bis CAT IIIA durchführen lassen.

Varianten

CRJ100

CRJ100 der Lufthansa

Der erste Flugzeugtyp der CRJ-Baureihe war der CRJ100, mit dem bis zu 50 Passagiere über maximal 980 NM (1815 km) transportiert werden konnten. Die zwei General Electric CF-34-3A1 Triebwerke verfügen über einen maximalen Startschub von 8729 lbs, der bis zu Umgebungstemperatur von maximal 30 °C (flat-rated Belastungsgrenze) gegeben werden kann. Die Triebwerke lassen eine maximale Reisegeschwindigkeit von Mach 0,81 (860 km/h) zu.

Erstkunde war die Lufthansa CityLine. Für die CRJ100 sind insgesamt 226 Bestellungen eingegangen. Mit Erscheinen der CRJ200 wurde die Produktion eingestellt.

CRJ200

CRJ200LR Austrian Arrows

Die CRJ200-Baureihe ist die Weiterentwicklung des CRJ100. Die Kapazität von 50 Passagieren blieb gleich. Hauptunterschied zum CRJ100 sind die General Electric CF-34-3B1 Triebwerke, die im Vergleich zur Vorgängerturbine über eine bessere Innenkühlung verfügen und höhere Reichweiten zulassen.

Die CRJ200 ist in zwei Varianten erhältlich: Der CRJ200ER (Extended Range) hat eine Reichweite von 1345 NM (2491 km), die Langstreckenversion CRJ200LR (Long Range) sogar 1700 NM (3148 km). Inzwischen gibt es von der CRJ200 eine auf lange Strecken und geringe Frachtkapazität ausgelegte Transportversion, den CRJ200PF (Package Freighter). Dieser Flugzeugtyp tritt in Konkurrenz zur Boeing 737F.

Am 30. Oktober 2005 gab Bombardier bekannt, die Produktion des CRJ200 ab Mitte Januar 2006 – zumindest vorübergehend – einzustellen. Gemäß Bombardier tendieren die Fluggesellschaften heute aufgrund steigender Passagierzahlen und niedrigerer Erträge eher in Richtung größerer Maschinen.

CRJ440

CRJ440 von Northwest Airlines

Als Version mit einem reduzierten Startgewicht und für 40 bis 44 Passagiere wurde der CRJ440 eingeführt. Das Flugzeug wurde mit 77 Exemplaren lediglich für die Northwest Airlines gebaut.

CRJ700

CRJ701ER der Lufthansa CityLine

Der CRJ700 (seit der Einführung des CRJ705 auch als CRJ701 oder CRJ700 Serie 701 bezeichnet) kann bis zu 75 Passagiere über eine Strecke von 3763 km transportieren. Es werden als Antrieb zwei General Electric CF-34-8C1 verwendet. Der Erstflug des CRJ700 fand am 27. Mai 1999 statt, in den Dienst aufgenommen wurde er ab 2001.

Für den CRJ700 musste eine Vielzahl konstruktiver Veränderungen vorgenommen werden, etwa die Form der Winglets oder die Höhe der Fahrwerke. Der Kabinenboden wurde leicht abgesenkt, um die Stehhöhe auf 1,89 m zu vergrößern. Die Kabine wurde gestreckt und die Tragfläche entsprechend vergrößert. An den Flügelvorderkanten wurden Vorflügel angebracht, um die aerodynamische Leistung im Langsamflug zu verbessern.

CRJ705

CRJ705 der Air Canada Jazz

Die bisher neueste verfügbare Variante des Grundtyps CRJ700 ist der CRJ705 (der auch als CRJ 700 Serie 705 bezeichnet wird) mit Platz für bis zu 75 Passagiere. Vom CRJ705 gibt es eine Variante mit vergrößerter Reichweite (705ER). Der CRJ705 verfügt bei der Länge des CRJ900 über die Sitzkapazität des CRJ700, da auch eine Business-Class eingebaut ist. Der Erstkunde Air Canada Jazz nahm mit dem Flugzeug den Linienbetrieb im Mai 2005 auf. Bisher wurden 25 Flugzeuge bestellt.

CRJ900

CRJ900 der Lufthansa CityLine

Die bisher größte Version des CRJ ist der CRJ900. Dieser kann bis zu 86 Passagiere über eine Stecke von maximal 3660 km transportieren. Als Antrieb werden zwei General Electric CF34-8C51 verwendet. Der Erstflug des CRJ900 fand am 21. Februar 2001 statt. Neben der Grundausführung dieser Maschine werden auch Varianten mit erhöhter Reichweite (CRJ900ER und CRJ900LR) und als Version für Europa mit reduzierter Startmasse angeboten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten des Typs beim Verkauf ist das Modell heute nach einer Großbestellung durch die Lufthansa sehr beliebt, da es niedrigere Betriebskosten als seine Konkurrenz Embraer 190 hat. Im Mai 2007 wurde von Bombardier die NextGen Ausführung der CRJ900 angekündigt. Die erste Maschine wurde im Juni 2007 ausgeliefert. Diese erhält unter anderem eine neue Innenausstattung mit größeren Fenstern, LED-Beleuchtung und größerem Gepäckablagen sowie geringere Wartungskosten und einen geringeren (4%) Treibstoffverbrauch. Die Verbesserungen der CRJ900 NextGen wurden anschließend auch in die CRJ700 (ab 2008) und CRJ1000 (ab 2009) Baureihe übernommen.[2] Inzwischen (Stand Mitte 2008) liegen über 215 Bestellungen vor und es sind über 100 Flugzeuge im Einsatz.

CRJ1000

Bombardier veröffentlichte im zweiten Quartal 2006 Pläne für eine nochmalige Verlängerung (Mittelrumpf um 2,95 Meter verlängert) der ursprünglichen CRJ100-Zelle unter der vorläufigen Bezeichnung CRJ900X, da das für dieses Marktsegment vorgesehene Konzept Bombardier CSeries zunächst nicht den erhofften Markterfolg hatte und zurückgefahren wurde. Am 19. Februar 2007 gab man offiziell bekannt, dass man das Projekt als CRJ1000 bauen werde; zu diesem Zeitpunkt lagen laut Bombardier 38 Festbestellungen und 23 Optionen für die neue CRJ-Variante vor. Bei 15 der festen Bestellungen handelt es sich um umgewandelte CRJ900-Orders der italienischen myair.

Der CRJ1000, dessen Listenpreise bei etwa 46 Millionen US-$ beginnen, wird über eine Kapazität von höchstens 104 Passagieren verfügen. Der über drei Stunden dauernde Erstflug fand am 3. September 2008 vom Bombardier-Werksflughafen in Mirabel (Quebec) mit den Piloten Jacques Thibaudeau und Chuck Ellis sowie dem Ingenieur Eugene Lardizabal an Bord statt[3], die ersten Auslieferungen sind für das vierte Quartal 2009 vorgesehen.[4] Um das bei dem CRJ900 oft kritisierte „Röhrengefühl“ bei der nun fast 24 m langen Kabine nicht aufkommen zu lassen, wurden die Fenster um 5 cm vergrößert.[5] Weiterhin sind im Cockpit verbesserte Avionikkomponenten verbaut (z.B. ProLine 21) sowie ein verstärktes Hauptfahrwerk mit Carbonbremsen, mehr Gepäckraumvolumen, eine verbesserte Klimaanlage mit gleichmäßigerer Temperaturverteilung, durch Fly-by-Wire ansteuerbare Ruder, verstärkte und vergrößerte Tragflächen (+7,5% Flügelfläche) gegenüber der CRJ900 im Einsatz. Dem CRJ900 NextGen Standard entspricht die Innenausstattung, wobei LED-Beleuchtung, größere Ablagefächer und Einbuchtungen in der Seitenverkleidung an den Fenstern den Passagierkomfort verbessern sollen. Neben der Standardvariante und der ER (Extended Range) Version wird auch eine EL (EuroLite) Version mit geringerer Startmasse und Reichweite (was Landegebühren sparen soll) und eine CRJ1025 mit höherer Betriebsmasse angeboten.[6]

Zwischenfälle

  • Am 21. November 2004 stürzte kurz nach dem Start in Baotou (Innere Mongolei) ein Flugzeug der China Eastern vom Typ CRJ200ER (Reg. B-3072, Seriennummer 7697) auf dem Weg nach Shanghai auf einen zugefrorenen See. Unmittelbar vor dem Aufschlag rammte der Jet noch ein kleines Gebäude. Alle 53 Insassen sowie eine Person am Boden kamen ums Leben. Augenzeugen zufolge zog die Maschine eine schwarze Rauchwolke hinter sich her, trudelte stark und zerbrach. Anscheinend hat es eine Explosion an Bord gegeben. Die Unglücksursache ist immer noch ungeklärt.
  • Am 27. August 2006 stürzte ein CRJ100 der Comair in Lexington (Kentucky) unmittelbar nach dem Start ab. Dabei kamen 49 Personen ums Leben, ein Insasse überlebte. Das Unglück geschah, weil der Pilot auf Grund von Bauarbeiten an einem Rollweg die falsche Startbahn benutzte, die nur halb so lang wie die vom Tower freigegebene Startbahn war.
  • Am 12. März 2008 musste ein CRJ200 der Lufthansa im belgischen Charleroi notlanden. Drei der 35 Passagiere wurden bei der Evakuierung verletzt. Wie die Lufthansa mitteilte, hatten während des Fluges LH 4284 von Köln nach Paris die Instrumente im Cockpit eine Warnmeldung angezeigt. Dabei wurden zu hohe Abgastemperaturen gemeldet, die auf eine Überhitzung im Triebwerk hinweisen können. Der Pilot habe daraufhin zur Landung angesetzt, die ohne Probleme verlaufen sei. Ob das Triebwerk tatsächlich defekt war oder ob es sich um eine falsche Anzeige handelte, wurde zunächst nicht bekannt.

Nutzung

Der Bombardier Canadair Regional Jet war das erste Flugzeug seiner Art. Als „Trendsetter“ und anfangs einziges Flugzeug dieses Segments konnte man mit den Varianten mit 50 Sitzen große Verkaufserfolge erzielen. 77% aller CRJ gingen dabei an Fluggesellschaften aus den Vereinigten Staaten, 17% an europäische Airlines. Die größten Flotten des CRJ100/200/440 betreibt Northwest Airlines mit 142 Flugzeugen, SkyWest verfügt mit 72 Flugzeugen über die größte CRJ700/900-Flotte. Erstkunde des CRJ-Programms war die Deutsche Lufthansa. Bis Jahresende 2006 wurden über 1400 Bombardier Canadair Regional Jets bestellt und über 1300 ausgeliefert.[1]

Technische Daten

Alle CRJ verfügen über den gleichen Rumpfquerschnitt, der einen maximalen Rumpfdurchmesser von 2,69 m, eine maximale Kabinenbreite von 2,57 m (2,13 m in Bodenhöhe) und eine maximale Kabinenhöhe von 1,89 m bietet.

Kenngröße CRJ100 CRJ200 CRJ700
(Series 701)
CRJ700
(Series 705)
CRJ900 CRJ1000
Länge 26,77 m 32,51 m 36,40 m 39,13 m
Spannweite 21,23 m 23,24 m 24,85 m 26,18 m
Höhe 6,22 m 7,57 m 7,51 m 7,13 m
Leermasse 21.432 kg 23.179 kg
Maximales Startgewicht 23.134 kg (ER)
24.041 kg (LR)
32.995 kg
34.019 kg (ER)
34.926 kg (LR)
36.515 kg
37.421 kg (ER)
38.328 kg (LR)
40.824 kg
41.640 kg (ER)
38.995 kg (EL)
Reisegeschwindigkeit 860 km/h 876 km/h 885 km/h 850 (max. 881)  km/h 870 km/h
max. Passagiere 50 78 75 86 104
Reichweite mit max. Zuladung   1.850 km 2.491 km (ER)
3.148 km (LR)
2.655 km
3.209 km (ER)
3.708 km (LR)
3.184 km
3.635 km (ER)
3.702 km (LR)
2.472 km
2.950 km (ER)
3.385 km (LR)
2.761 km
3.131 km (ER)
Dienstgipfelhöhe   12.496 m
Antrieb   2 General Electric CF34-3A1 mit je 38,83 kN  2 General Electric CF34-3B1 mit je 38,83 kN  2 General Electric CF34-8C1 mit je 56,4 kN  2 General Electric CF34-8C5 mit je 58,4 kN  2 General Electric CF34-8C51 mit je 58,4 kN  2 General Electric CF34-8C5A2 mit je 60,63 kN

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Bombardier Aerospace: CRJSeries – A Story Of Success (pdf-Dokument)
  2. Aerospace Technology: CRJ900
  3. flightglobal: „Bombardier CRJ1000 takes first flight“ (3. September 2008)
  4. Flight International: „Bombardier launches CRJ 900 stretch“ (19. Februar 2007)
  5. Flight International: „CRJ900X plans start to crystalize“ (27. Juni 2006)
  6. FlugRevue November 2008, S.32-34, Der kleine Riese fliegt - Bombardier CRJ1000 in der Flugerprobung

Weblinks


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