Artifizieller Sphinkter

Artifizieller Sphinkter

Der artifizielle Sphinkter („künstlicher Schließmuskel“) ist ein Verfahren zur Behandlung der Harninkontinenz bei Männern und Frauen. Auch nach gescheiterten Vor-Operationen ist dieses seit 1972 bekannte Verfahren eine mögliche Option.[1] Bei der Belastungsinkontinenz des Mannes gilt es als Goldstandard des operativen Vorgehens.[2]

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Der artifizielles Sphinkter besteht aus drei wesentlichen Komponenten:

  1. Eine Manschette (Cuff), die um die Harnröhre platziert wird,
  2. eine Kontrollpumpe, die in einem Hodenfach implantiert wird sowie
  3. ein druckregulierendes Flüssigkeitsreservoir, das innerhalb oder auch außerhalb des Bauchraumes eingebracht wird.[1][2]

Funktion

Der wesentliche Mechanismus zur Wiedererlangung der Kontinenz besteht darin, dass die typischerweise 4,5 cm lange, um die Harnröhre herum platzierte Manschette diese von außen komprimiert und so verhindert, dass ungewollt Urin abgeht (Harninkontinenz).

Dazu wird das ganze Implantat mit etwa 22 ml isotoner Kochsalzlösung befüllt, so dass dessen Innendruck bei etwa 50-90 (61-70) cm Wassersäule liegt. Wird der Füllflüssigkeit Röntgenkontrastmittel zugesetzt, kann das eine zu einem späteren Zeitpunkt gegebenenfalls nötige Diagnostik von Fehlfunktionen erleichtern.[1][2]

Der druckregulierende, aus einem Ballon bestehende Flüssigkeitsreservoir drückt die Flüssigkeit über die Kontrollpumpe in die Manschette, die auf diese Weise die Harnröhre mit einem kontrollierten Druck verschließt. Der Ballon wird aus einem Silikonpolymer durch Tauchlackierung hergestellt. Der Ballondruck ist abhängig von seiner Elastizität, somit abhängig von der Wanddicke und der Flüssigkeitsmenge. Nachdem die Manschette sich gefüllt hat, bewirkt das Pumpen an der Kontrollgruppe die Entleerung der Manschette. Die Pumpe beinhaltet zwei Ventile, einen Regler und den Deaktivierungsknopf. Am Ende der Implantation wird der artifizielle Sphinkter deaktiviert. Durch Betätigen des Deaktivierungsknopfes wird die Flüssigkeit daran gehindert, im System zu pendeln. Dadurch bleibt die Manschette leer. Hierbei wird auf die Harnröhre kein Druck ausgeübt. Dies ermöglicht eine gute Wundheilung und verhindert eine Harnröhrenarrosion. Der Harnblase kann so ohne Gegendruck entleert werden. Die Wiederauffüllung der Manschette erfolgt dann automatisch.

Resultate

Die bisherigen Ergebnisse sind gut[1][2], jedoch besteht ein hohes Risiko von bis 50 % in den ersten fünf Jahren, dass erneute Eingriffe notwendig werden. Risiken sind Harnwegsinfektionen, eine Störung und Erosion der Harnröhre im Bereich der Manschette und mechanische Probleme. Die Bedienung der Kontrollpumpe bedarf zudem einer ausreichenden Einsicht und Geschicklichkeit des Patienten.

Literatur

  1. a b c d Hofmann R., e.a.: Inkontinenz- und Deszensuschirurgie der Frau, Springer Verlag, 2008, S.219ff., ISBN 3540799370, hier online
  2. a b c d Zwergel U.: Facharztprüfung Urologie: In Fällen, Fragen und Antworten, Urban&FischerVerlag, 2008, S.243, ISBN 3437245104, hier online

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