Johann Schröder (Mediziner)

Johann Schröder (Mediziner)
Johann Schröder im Alter von 41 Jahren

Johann Schröder (* 1600 in Salzuflen; † 1664 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Mediziner. Er verfasste den „Artzney-Schatz“, das wichtigste Arzneibuch des 17. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft, Studium

Johann Schröder wurde im Jahr 1600 in Salzuflen geboren. Nach dem Besuch der örtlichen Lateinschule ging er 1618 nach Helmstedt, wo er zunächst am Pädagogikum Unterricht erhielt. Im Sommer 1620 immatrikulierte er sich an der dortigen Julius-Universität, 1622 wechselte er zur Fortführung seines Medizinstudiums nach Rostock. Vier Jahre später schrieb sich Schröder an der Universität Kopenhagen ein. Nach Abschluss der Studien trat er als Hauslehrer in den Dienst des schwedischen Feldmarschalls Gustaf Graf Horn. Im Dezember 1630 setzte Schröder sein Medizinstudium an der niederländischen Universität Leiden fort. Von dort wechselte er nach Caen in Nordfrankreich, wo er im September 1632 mit der Arbeit „De Dolore Colico“ promovierte.

Feldarzt im Dreißigjährigen Krieg

In den folgenden Jahren stand er als Feld- und Leibarzt wieder in Diensten des Schweden Horn, der nach dem Tod König Gustav Adolfs 1632 den Oberbefehl über die schwedische Armee in Deutschland innehatte. In der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 verloren die Schweden, General Horn wurde gefangengesetzt. Stellungslos geworden, suchte Schröder nun eine zivile Anstellung und wandte sich zunächst nach Marburg, wo die Pest wütete.

Stadtarzt in Frankfurt

1635 siedelte Schröder nach Frankfurt am Main über, wo er am 8. Dezember in das „collegium medicum“ aufgenommen wurde. Er erwarb das Bürgerrecht und heiratete in die angesehene Frankfurter Familie Fleischbein ein. Bald nach der Niederlassung trat Schröder mit medizinischen Schriften in die Öffentlichkeit. 1641 kam Schröders Hauptwerk, die „Pharmacopoeia medico-chymica sive thesaurus pharmacologicus“ (deutscher Kurztitel „Artzney-Schatz“) heraus.

In Frankfurt rückte Schröder im Laufe der Jahre in die hierarchisch gestuften Stadtarztstellen auf. 1643 wurde er „Physikus ordinarius secundus“, 1648 „primus“ und 1658 schließlich „Physikus primarius“ und damit zum Vorsitzenden des Frankfurter „Collegium sanitatis“. Als solcher musste Schröder unter anderem die Hospitäler der Stadt überwachen und wurde als ärztlicher Gutachter bei Strafprozessen herangezogen. Auch unterstand ihm die Aufsicht über die Apotheken der Stadt. In Frankfurt gab es zu Schröders Zeiten fünf Apotheken: Einhorn-, Schwanen-, Engel-, Hirschapotheke und die Apotheke zum goldenen Kopf.

Johann Schröder starb 1664 in Frankfurt.

Eine Sonderausstellung Neue Arzneischätze über Johann Schröder wurde bis zum 1. April 2007 im Stadt- und Bädermuseum Bad Salzuflen gezeigt.

Leibarzt an hessischen Höfen

Während seines Dienstes in der Stadt Frankfurt stand Schröder in enger Verbindung zum Fürstenhaus Hessen-Darmstadt. Nachdem er bereits zum Leibarzt des Landgrafen Johann ernannt worden war, folgte 1637 die Bestallung als Leibarzt am Darmstädter Hof. Auch diente er dem Landgrafen Philipp III. von Hessen-Butzbach. Am 26. September 1642 fertigte er für Philipp ein ärztliches Gutachten zu einer Badekur in Ems an. Philipp litt unter „Aufblehung und (…) Schmertzen des Leibs, (…) beschwerliches Aufreuspern, und drittens Geschwulste abendts in den Schenckeln“. Schröder empfahl eine Reihe von Medikamenten und eine Schwitzkur. Diese Branntweinkur wurde dem Landgrafen auf tragische Weise zum Verhängnis. Bei einer der Schwitzkuren entzündete sich durch Unachtsamkeit der Spiritus und eine Stichflamme fügte Philipp schwere Brandverletzungen zu, an denen er wenig später starb.

„Artzney-Schatz“

Schröder schrieb sein Hauptwerk, den „Artzney-Schatz“, zunächst in Latein. Er erschien 1641 in Ulm und hatte ungeheuren Erfolg. Zwischen 1641 und 1746 erschienen 14 lateinische Ausgaben, dazu Übersetzungen ins Englische, Französische und Deutsche. Die erste deutsche Übersetzung wurde 1684 in Nürnberg herausgegeben, gefolgt von sechs weiteren bis 1746/48. Schröder war treuer Anhänger des zu seiner Zeit als Revolutionär empfundenen Arztes und Alchimisten Paracelsus.

In seinem Buch können die verschiedenen Strömungen der Pharmazie im 17. Jahrhundert festgestellt werden. Die moderne, exakte, experimentelle Naturwissenschaft gewann immer mehr an Raum. Das Arzneibuch ist ein Werk seiner Zeit. In vielen Bereichen schwankt es zwischen aufgeklärter Wissenschaft und Aberglaube. (Auch gegen Zauber-Krankheiten führt es im Register 24 Arzneimittel auf.)

Neben der theoretischen Einleitung hatten die folgenden Abschnitte für Ärzte, Apotheker und Wundärzte einen hohen praktischen Nutzen. Schröder hatte das Arzneiwissen seiner Zeit aus den verschiedenen Quellen zusammengetragen und übersichtlich strukturiert. Damit wurde sein Werk zu einem populären Apothekerhilfsbuch, das alle Bereiche der Apothekerkunst umfasste.

Der „Artzney-Schatz“ von 1693 ist kein reiner „Schröder“ mehr. Der Arzt Friedrich Hoffmann aus Halle schrieb 1675 einen Kommentar, der manche „veraltete“ Ansicht korrigierte. Der Kommentar wurde in die deutsche Ausgabe eingearbeitet und machte das Werk weiterhin aktuell, so dass es für insgesamt 100 Jahre als Standardwerk der deutschen Medizin in Gebrauch war.

Werke

  • Pharmacopoeia medico-chymica sive thesaurus pharmacologicus : quo composita quaeque celebriora, hinc mineralia, vegetabilia & animalia chymico-medice describuntur, atque insuper principia physicae hermetico-hippocraticae candide exhibentur ; opus, non minus utile physicis quam medicis. - Ulmae : Gerlin, 1644. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Iohannis Schröderi pharmacopoeia medico-chymica sive thesaurus pharmacologicus. - De novo ab authore diligenter recognita. - Lugduni : Rigaud, 1649. Digitalisierte Ausgabe
  • Iohannis Schröderi pharmacopoeia medico-chymica sive thesaurus pharmacologicus : quo composita quaeque celebriora, hinc mineralia, vegetabilia & animalia chymico-medice describuntur, atque insuper principia physicae hermetico-hippocraticae candide exhibentur. - Opus, editione quarta, plurimis in locis auctum ac emendatum. - Lugduni : Rigaud, 1656. Digitalisierte Ausgabe
  • Ioannis Schröderi pharmacopoeia medico-chymica sive thesaurus pharmacologicus : quo composita quaeque celebriora, hinc mineralia, vegetabilia & animalia chymico-medice describuntur, atque insuper principia physicae hermetico-hippocraticae candide exhibentur ; opus non minus utile physicis quam medicis. - Lugduni : Borde, Arnaud & Barbier, 1665. Digitalisierte Ausgabe
  • Pharmacopoeia medico-chymica sive thesaurus pharmacologicus : quo composita quaeque celebriora, hinc mineralia, vegetabilia, & animalia, chymico-medice describuntur, atque insuper principia physicae hermetico-hippocraticae candide exhibentur. - Hac septima emendatum, omissis locupletatum, notisque auctum / a Joanne Ludovico Witzelio. - Francofurti : Görlin, 1677. Digitalisierte Ausgabe

Literatur

Weblinks


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