Aurel Krause

Aurel Krause

Aurel Krause (* 30. Dezember 1848 in Polnisch Konopath bei Schwetz, Westpreußen; † 14. März 1908 in Groß-Lichterfelde, heute Berlin) war ein deutscher Naturforscher und Ethnologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aurel Krause wurde 1848 auf dem Gutshof seines Vaters August Krause in Polnisch Konopath in Westpreußen geboren. Er hatte mehrere Brüder und Schwestern. Der ältere Bruder Albert (1841–1913) wanderte in die USA aus, nahm am Bürgerkrieg teil und wurde Ende der 1880er Jahre City Engineer von Buffalo.[1] Besonders enge Beziehungen hatte Aurel aber zu seinem jüngeren Bruder Arthur. Beide studierten in Berlin die Naturwissenschaften, promovierten und wurden anschließend Lehrer an der Luisenstädtischen Oberrealschule. Aurel unterrichtete unter anderem Mineralogie, Botanik und Zoologie. Wissenschaftlich beschäftigte er sich zunächst mit den Fossilien des norddeutschen Beyrichienkalks. In den Schulferien unternahmen die Brüder ausgedehnte Reisen, unter anderem nach Italien, Dalmatien und Norwegen.

1881 wurden Aurel und Arthur Krause von der Geographischen Gesellschaft in Bremen mit der Durchführung einer natur- und völkerkundlichen Expedition zur Beringstraße beauftragt. Vermittelt hatte Gustav Nachtigall, der Vorsitzende der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Sie traten die Reise am 15. April 1881 an und erreichten über Bremerhaven, New York und San Francisco am 6. August die Sankt-Lorenz-Bucht. In den folgenden acht Wochen erforschten sie die Küsten und küstennahen Gebiete der Tschuktschenhalbinsel zwischen Uelen am Kap Deschnjow und der Prowidenija-Bucht im Süden. Das Ergebnis war eine Fülle natur- und völkerkundlicher Beobachtungen, belegt durch zahlreiche Sammlungsstücke.

Von Oktober bis Dezember 1881 reisten die Brüder Krause über San Francisco nach Chilkoot am nördlichen Ende des Lynn-Kanals in Alaska. Aurel Krause blieb bis zum April 1882 in Alaska und beschäftigte sich hauptsächlich mit ethnologischer Feldforschung, auch wenn er weiterhin naturkundliche und geografische Beobachtungen machte. In seinem 1885 erschienenen grundlegenden Werk Die Tlinkit-Indianer beschrieb er erstmals umfassend Sitten und Gebräuche, Religion und Sprache des Indianervolks der Tlingit.

Das von der Reise mitgebrachte Herbar der Brüder Krause wurde vom Botaniker Fritz Kurtz (1854–1920) wissenschaftlich bearbeitet,[2][3] die Moose von Carl Müller (1855–1907),[4] die Lebermoose von Franz Stephani (1842–1927).[5] Ein Teil ihrer völkerkundlichen Sammlungsstücke ist heute im Bremer Überseemuseum ausgestellt. Von den Brüdern Krause in der Sankt-Lorenz-Bucht geborgene Fossilien aus dem Quartär sind Bestandteil der geowissenschaftlichen Sammlung der Universität Bremen.[6]

1888 war Aurel Krause Redakteur der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift. Er bereiste auch Sizilien und 1893 die Kanarischen Inseln.

Der höchste Gipfel der Takhinsha Mountains in Alaska, der 2.127 m hohe Mount Krause ist nach den Brüdern Krause benannt, ebenso die dortigen Gletscher Arthur Glacier und Aurel Glacier.

Schriften (Auswahl)

  • Aurel Krause: Die Fauna der sogen. Beyrichien- oder Choneten-Kalke des norddeutschen Diluviums. In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 29, Heft 1, 1877, S. 1–49
  • Aurel Krause, Arthur Krause: Die Expedition der Bremer geographischen Gesellschaft nach der Tschuktschen-Halbinsel und Alaska. In: Deutsche Geographische Blätter 5, 1882, S. 1–35, 111–153, 177–223, 308–325
  • Aurel Krause: Das Chilcat-Gebiet in Alaska. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 18, 1883, S. 344–368
  • Aurel Krause: Die Tlinkit-Indianer. Costenoble, Jena 1885
  • Aurel Krause: Über Beyrichien und verwandte Ostracoden in untersilurischen Geschieben. In: Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft 41, 1889, S. 1–26
  • Aurel Krause: Tenerife. Reiseskizzen aus dem Jahre 1893. In: Deutsche Geographische Blätter 17, 1894, S. 1–43

Quellen

  • Jan-Peter Frahm, Jens Eggers: Lexikon deutschsprachiger Bryologen, Bd. 2. ISBN 3-8311-0986-9, S. 255
  • Jörg-Friedhelm Venzke: Forschungsreise der Brüder Krause zur Tschuktschen-Halbinsel, Nordost-Sibirien, im Jahre 1881. In: Polarforschung 60, Heft 1, 1990, S. 55–60.

Einzelnachweise

  1. Walter D. Kamphoefner, Wolfgang Johannes Helbich: Deutsche im Amerikanischen Bürgerkrieg. Briefe von Front und Farm 1861-1865. Schöningh, Paderborn 2002. ISBN 3-506-73916-6
  2. F. Kurtz: Die Flora des Chilcatgebietes im südöstlichen Alaska, nach den Sammlungen der Gebrüder Aurel und Arthur Krause. In: Englers Bot. Jahrb. 19, 1895, S. 327–431
  3. F. Kurtz: Die Flora der Tschuktschenhalbinsel. In: Englers Bot. Jahrb. 19, 1895, S. 432–493
  4. C. Müller: Musci Tschuctschici. In: Botanisches Centralblatt 16, 1883, S. 57–63
  5. F. Stephani: Hepaticae von der Halbinsel Alaska. In: Englers Bot. Jahrb. 8, 1887, S. 9–77
  6. Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen: Geschichte der Sammlung, abgerufen am 20. November 2010

Weblinks


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