Bartholomäikirche (Altenburg)

Bartholomäikirche (Altenburg)
Ansicht von Westen

Die St. Bartholomäikirche ist die evangelische Stadtkirche von Altenburg in Thüringen, sie stellt eine gotische Hallenkirche dar. Sie wurde 2011 thüringenweit neben sechs weiteren von bundesweit insgesamt 22 Stätten der Reformation mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge von Altenburg liegen im Bereich des heutigen Brühls mit seinem dreieckigen Straßenmarkt und der Bartholomäikirche. Der Vorgängerbau, eine romanische Basilika, bestehend aus einer Saalkirche mit einem eingezogenen quadratischen Chor, einer halbrunden Apsis und einem Westquerturm, wurde erstmals 1215 erwähnt.

Die Missionierung der Sorben in der Umgebung des späteren Altenburg begann um 950 von Zeitz aus durch den Benediktinermönch Boso von Merseburg aus dem Kloster Sankt Emmeram bei Regensburg. In einer Urkunde von 976 ist vermerkt, dass Kaiser Otto II. Altenburg dem Bistum Zeitz schenkte. Die Lage an der Reichsstraße, die von Niedersachsen über Halle und Leipzig nach Böhmen führte, begünstigte die Entwicklung von Altenburg. Unter Kaiser Lothar III. errichteten Kaufleute eine Pfarrkirche auf einem Felssporn oberhalb des Marktes. Zu ihrem Schutzpatron wählten sie den Apostel Bartholomäus. Seit Mitte des 12. Jahrhunderts betrieb Kaiser Barbarossa den Ausbau des von ihm kontrollierten Pleißenlandes, wobei sich Schloss Altenburg zur bedeutenden Königspfalz entwickelte. Gemäß Schenkungsurkunde vom 11. Februar 1215 übergab Friedrich II. das Kirchenpatronat der Bartholomäikirche an die Augustiner-Chorherren.

Baugeschichte

Das Querschiff der Bartholomäikirche

Der romanische Vorgängerbau war ein Saal mit gleich breitem Querwestturm, eingezogenem Chor und Apsis aus Sandstein-Quadern. Im Mittelpunkt des romanischen Langhauses stand das Taufbecken auf einem Stufenunterbau. Die Krypta, an die sich östlich eine halbrunde Apsis anschließt, wurde im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts nachträglich seitlich an die Südwand des Chores angefügt. Mit dem Bau einer gleichartigen Krypta nördlich des Chores ist begonnen worden. An der Nordwand befinden sich zwei vermauerte Rundbögen, die als Übergang zu dem nicht ausgeführten Mittelteil der Krypta vorgesehen waren. Stadtkirchen besaßen keine stattliche Krypta, wohl aber Stifts- und Klosterkirchen. Vermutlich sollte die Pfarrkirche zu einer Stiftskirche umgewandelt werden. Stattdessen wurde östlich der Stadt von Friedrich I. das Augustinerkloster „Unser Lieben Frauen auf dem Berge vor Altenburg“ gestiftet. Von dem Backsteinbau stehen heute nur noch die beiden Türme der Marienkirche als Wahrzeichen der Stadt Altenburg.

Die 1443 vollendete Bartholomäikirche ist mehrfach umgestaltet worden. Die alte zweitürmige Westanlage der Vorgängerkirche wurde in den Neubau einbezogen. Nachdem einer der beiden mittelalterlichen Türme einstürzte, wurde auch der zweite abgebrochen und 1660-69 ein mittiger Barockturm erbaut. 1872 wurde der Dachreiter der Bartholomäikirche abgebaut. Während des Barocks wurden Anbauten errichtet, die 1876-78 wieder beseitigt wurden. 1876-78 wurde die im südlichen Querhaus liegende ehemalige Sakristei neugestaltet, sie war ursprünglich zweigeschossig. Der einstige Dachansatz der Sakristei lag niedriger als der des Kirchendaches. Durch ein neues Satteldach erhielt man ein Obergeschoss, das sich mit einem hohen Spitzbogen zum Schiff hin öffnet. Es war wohl als Empore für den Chor gedacht. Das Netzgewölbe wurde aus dem unteren Raum herausgenommen und im oberen Geschoss wieder eingebaut. 1878-1881 wurden steinerne Emporen und auf der Nord- und Südseite Portalvorhallen im Stil der Neugotik errichtet.

Bei der Rekonstruktion der Kirche zwischen 1981 und 1989 wurde in der Sakristei die Zwischendecke entfernt, ihr Fußboden vertieft, um die freigelegte Krypta zu erreichen. Die Seitenemporen wurden abgebrochen und die Anbauten aus der Barockzeit an der Süd- und der Nordseite entfernt, außerdem wurde eine Heizungsanlage eingebaut.

Baubeschreibung

Kirchenschiff

Die dreischiffige, sechsjochige Hallenkirche mit einem 5/12-Chorpolygon zwischen unregelmäßigen Seitenschiffsabschlüssen und der Dachstuhl stammen aus der Erbauungszeit.

Turm

Der barocke Turm hat einen dem quadratischen zum Teil noch romanischen Unterbau, der an den Ecken mit Bossen versehen ist. Darüber befinden sich drei oktogonale Obergeschosse. Das vierte, stark eingezogene Geschoss, in dem sich die Türmerwohnung befindet, ist ebenfalls achteckig und hat einen offenen Umgang. Darüber erhebt sich die Haube mit einer Laterne. Von den vier monumentalen Engelsfiguren auf den Ecken des Unterbaus, die mit ihren ausgestreckten Armen den Turm symbolisch stützen sollen, sind nur noch drei erhalten. Im Erdgeschoss des Turmes befindet sich seit 1853 die achteckige, gewölbte Taufkapelle. Ein neues Turmportal wurde 1905 geschaffen.

Krypta

Die niedrige Krypta hat ein Kreuzgratgewölbe und eine halbrunde Apsis. Der Mittelpfeiler, der von vier Dreiviertelsäulen umgeben ist, hat einen quadratischen Kern. Zwei der Säulenkapitelle sind mit Ornamenten versehen. Das Gewölbe beginnt an der Nord- und der Südwand oberhalb von Halbsäulen, an der Westwand und in den Ecken oberhalb von Konsolen. Die Krypta wurde bis ins 17. Jahrhundert als Grabstätte genutzt. Später war sie unzugänglich und wurde erst 1843 wieder entdeckt. 1876 wurden die Gräber in der Krypta und im Kirchenschiff geräumt, um Platz für eine Heizungsanlage zu schaffen.

Altenburg Bartholomäikirche Chor

Innenraum

Die drei Schiffe im Inneren sind durch tief herabgezogene Arkaden getrennt. Die achteckigen Langhauspfeiler haben keine Kämpfer und auch keine Kapitelle. Das Schiff enthält ein Kreuzrippengewölbe, der Chor ein Sterngewölbe. Die Rippenansätze stehen auf Konsolen. Im Chorpolygon sind noch Reste mittelalterlicher Wandgemäldezu sehen. 1881 entstanden die Kanzel, das Taufbecken, das Kirchengestühl und der Orgelprospekt. Für die Orgel von Friedrich Ladegast wurde die steinerne Westempore gebaut.

Fenster

Die Fenster an der Nord- und Südseite sind mit einfachem spätgotischen Maßwerk gestaltet. Die Maßwerkfenster an der Nord- und der Ostseite sind größtenteils im Original erhalten, an der Südseite wurden sie im 19. Jahrhundert rekonstruiert. Das Maßwerk im Chor erhielt um 1900 Bleiglasfenster. Im Mittelfenster ist die Auferstehung Jesu Christi, im nördlichen Fenster die Taufe Jesu zu sehen. Das südliche Fenster im Chorraum hat das Abendmahl zum Inhalt. Das Fenster auf der Südseite zeigt Jesus bei Maria und Martha.

Altar

Vom damaligen Altar sind noch die Figuren vom gekreuzigten Christus, von Moses und von Johannes dem Täufer im Chorraum vorhanden. Im Altarraum wurde der 1988-1990 restaurierte Buchheimer Flügelaltar aus dem 16. Jahrhundert aufgestellt. Der geöffnete Schrein des dreiteiligen, geschnitzten Altarretabels stellt als zentrale Figur ein Marienbildnis dar, sowie den heiligen Laurentius von Rom, der Schutzpatron der Buchheimer Kirche, und die heilige Lucia. Die Predella zeigt die Krönung Mariens, sie war einst das Hauptbild eines spätgotischen Altarschreins in der Kirche zu Kauern bei Ronneburg. Die Figur des heiligen Bartholomäus im Flügel trägt als Zeichen seines Martyriums ein Messer in der Hand.

Altenburg Bartholomäikirche Orgel

Orgel

Einen Hinweis auf eine Orgel in der St. Bartholomäikirche gab es um 1505. Mit der Reformation in Altenburg erlebte die evangelische Kirchenmusik einen deutlichen Aufschwung. 1573-74 erhielt die Kirche nach Abbruch der alten Orgel eine neue. Diese wurde 1770-82 durch einen Orgelneubau ersetzt. Die jetzige Orgel von Friedrich Ladegast wurde seit ihrer Einweihung 1881 mehrfach umgebaut und erweitert. Sie hatte zunächst 39 klingende Stimmen auf drei Manualen und ein Pedal. 1905/09 wurde die Orgel um ein Register erweitert. Die 1917 zu Kriegszwecken ausgebauten Prospektpfeifen des Hauptwerkes wurden 1919 durch Zinkpfeifen ersetzt. 1922 wurde für die Orgel im Deckengewölbe eine Öffnung vorgesehen, damit die Musik wie aus weiter Ferne klingt. 1949 wurde die Orgel umdisponiert. 1989-90 wurde die Orgel generalüberholt und kann nun mit 44 klingenden Registern mit 2554 Pfeifen bespielt werden.

Glocken

Die St. Bartholomäikirche besitzt ein Geläut aus drei Bronzeglocken. Die beiden älteren Glocken, die den Turmeinsturz 1659 überstanden hatten, wurden 1817 in der Glockengießerei Ulrich in Apolda umgegossen und durch eine weitere Glocke ergänzt. Anfang 1942 wurden die zwei großen Glocken für Kriegszwecke abgegeben, die nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 unversehrt gefunden wurden.

Literatur

  • Barbara Löwe: Altenburg Kirche St. Bartholomäi. Altenburg 2001.
  • Kati Reinhardt, Martin Gröger: Kirchen im Ostthüringer Land. Altenburg 2001.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band Thüringen. München 2003.

Weblinks

 Commons: St.-Bartholomäi-Kirche Altenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ostthüringer Zeitung (OTZ) vom 8. September 2011
50.9868412.435456

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Altenburg — Altenburg, 1) Haupt und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen Altenburg, unweit der Pleiße, liegt 178–208 m ü. M. und ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Leipzig Hof, A. Zeitz und A. Langenleuba. Das auf einem senkrecht abstürzenden Porphyrfelsen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Altenburg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Bartholomäuskirche — Das Patrozinium des Apostels Bartholomäus tragen folgende Kirchen bzw. Kapellen: Inhaltsverzeichnis 1 Liste 1.1 Belgien 1.2 Deutschland 1.3 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kirchen im Altenburger Land — In dieser Liste sind alle evangelischen und katholischen Kirchen, beziehungsweise solche, die zu diesem Zweck erbaut wurden und heute nur noch in Resten bestehen, im Landkreis Altenburger Land aufgelistet. Die Auflistung folgt der Gemeindegröße… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bedeutender Kirchen in Thüringen — Diese Liste sammelt bedeutende Kirchbauten im deutschen Bundesland Thüringen. Aufgenommen werden sowohl besonders große Kirchen, als auch historisch bedeutende Kirchen und Kirchen mit baulichen Besonderheiten. Kirche Standort Bauzeit Stil… …   Deutsch Wikipedia

  • Sophia von Sachsen-Weißenfels (1654–1724) — Sophia von Sachsen Weißenfels als Fürstin von Anhalt Zerbst, Kupferstich, heute im Kupferstichkabinett Dresden der Staatliche Kunstsammlungen Dresden Sophia (auch Sophie) von Sachsen Weißenfels (* 23. Juni 1654 in Halle; † 31. Mär …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”