Bernhard Mayer

Bernhard Mayer
Bernhard und Auguste Mayer, Hochzeitsfoto (1897)

Bernhard Mayer (* 22. Juli 1866 in Laufersweiler; † 18. Juli 1946 in Zürich)[1] war ein deutscher Pelzhändler, Anarchist, Mäzen und Kunstsammler.

Bernhard Mayer stammte aus einer jüdischen Familie aus dem Hunsrück. Sein Vater betrieb einen Krämerladen, seine Mutter war Hausfrau und kümmerte sich um die Feld- und Gartenarbeit. Bereits mit elf Jahren verließ er seine Eltern, um in Bad Kreuznach das Gymnasium zu besuchen und später dort Kaufmann zu lernen. Er brach die Ausbildung ab und arbeitete zunächst in Simmern, dann Saarbrücken, Saargemünd und schließlich in Aachen. Obwohl er kein praktizierender Jude war, litt er unter der judenfeindlichen Stimmung – man weigerte sich sogar, ihn im Turnverein aufzunehmen, weshalb er Folgendes dichtete:

Freie Turner wollen wir sein,
das ist, was jeder kann,
sei er Jude, Christ oder Muselmann.[2]

Schließlich verließ er Deutschland und übersiedelte 1890 nach Brüssel. Hier begann er 1895 eine Lehre als Kürschner und nach anfänglichen Schwierigkeiten florierte sein Pelzgeschäft und er eröffnete Filialen in Paris, Berlin, Zürich und Amsterdam, die von Mitgliedern der Familie geleitet wurden. Die Dichterin Else Lasker-Schüler nannte ihn scherzhaft Nerz-Bernardo. 1897 heiratete er Auguste Lipper (1875–1958) und zeugte mit ihr einen Sohn Ernst (1901) und eine Tochter Lilly (1903).

Bernhard Mayer war eigentlich Sozialdemokrat, doch Ferdinand Domela Nieuwenhuis gewann ihn für den Anarchismus.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs musste Bernhard Mayer als Deutscher Belgien verlassen, er ging nach Berlin und 1916 nach Zürich. 1926 ließen Herr und Frau Mayer der Tänzerin Charlotte Bara in Ascona das Teatro San Materno errichten. Bernhard Mayer betätigte sich auch ansonsten als Mäzen und Kunstsammler, er erwarb unter anderem Bilder von Cézanne, van Gogh, Renoir, Matisse und Picasso.[3] In einem extra dafür in Ascona errichteten Hotel beherbergte er zahlreiche Schriftsteller und Künstler, besonders Emigranten, so Holitscher, Ehrenstein, das Ehepaar Fritsch, Else Lasker-Schüler und viele andere. Berühmt gewordene Erstlingswerke, wie beispielsweise von Ignazio Silone, wurden nur dank seiner finanziellen Garantie veröffentlicht. Wo es möglich war, tat er es anonym.[4]

Die Sammlung wird von den Nachfolgern Gabrielle und Werner Merzbacher weitergeführt und in bedeutenden Ausstellungen gezeigt. 2002, als Höhepunkt der Kunstsaison in London wurde in der Royal Academy of Arts die Ausstellung „Masters of Colour. Derain to Kandinsky“ mit 80 Meisterwerken eröffnet. Bei der Eröffnung waren viele Persönlichkeiten des britischen und des internationalen Pelzhandels anwesend.[5]

Literatur und Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.google.de/url?sa=t&source=web&cd=3&sqi=2&ved=0CC4QFjAC&url=http%3A%2F%2Ffreepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com%2F~alcalz%2Faufbau%2F1946%2F1946pdf%2F1946a31s34.pdf&ei=KwCeTpiQCsT1sgbgvu2wCQ&usg=AFQjCNGc7mTSePjbDUVFm80rUxjhX4aBww Todesanzeige auf genealogy.rootsweb.ancestry.com (pdf)
  2. Bernhard Mayer: Interessante Zeitgenossen.
  3. Harald Szeemann, Bernhard Mayer, Pelzhändler, jüdischer Weltbürger, Sammler vieler Menschen und weniger, erstrangiger Bilder (online)
  4. V. G. : In memoriam Bernhard Mayer. In: Interessante Zeitgenossen. Lebenserinnerungen eines jüdischen Kaufmanns und Weltbürgers. S. 346
  5. In: Winckelmann Pelzmarkt: London: Merzbacher Ausstellung in der Royal Academy. 9. August 2002

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