Bier-Esel

Bier-Esel
Bier-Esel

Der Bier-Esel ist ein bekanntes Gasthaus ím Kölner Stadtbezirk Altstadt-Nord. Es bezieht sich auf eine über 700-jährige Gaststätten-Tradition als eine der „Altkölnischen-Wirtschaften“ und bezeichnet sich als „das älteste Muschelhaus“ in Köln.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits seit dem Jahre 1297 soll sich an der Stätte des heutigen Bier-Esels in der Kölner Breitestraße eine Gaststätte befunden haben; aus dieser Zeit stammt der erste überlieferte Eintrag über einen dort befindlichen Gasthof „Zum Esel“. Ab dem Jahre 1414 wird der heutige Bieresel als Brauhaus „Zum Esel“, Breitestraße 126, in einem Magistratserlass unter 21 qualifizierten und zur Zunft gehörenden Brauereien aufgeführt, die nach dem Kölner-Reinheitsgebot im Stadtgebiet von Köln Bier exklusiv brauen durften. 1476 wird das Brauhaus unter der Bezeichnung „Wilhelm zum Esel“ in historischen Aufzeichnungen ausgewiesen. Nachfolgend gibt es in der reichsstädtischen Epoche keine konkreten Aufzeichnungen über das Lokal, weil in dieser Zeit die Listen der Brauer-Bruderschaft nur den Namen des Bierbrauers nannten.[1][2][3]

Wappen der Gebrüder Sünner am Brauhaus Bier-Esel

Die Brautradition an diesem historischen Ort wurde erst im Jahre 1873 mit dem Tode des letzten zünftigen Brauherren Everhard Badorff beendet. Nach der Einstellung des Braubetriebes in der Breite Straße (damals Haus Nr. 4200) erfolgte ein umfassender Umbau der Gaststätte und Brauerei. So wurde unter anderem der Treppengiebel abgetragen, sodass die Frontseite des Gebäudes nach oben hin geradlinig auslief, und auch die Fenster erhielten eine für die damalige Zeit „moderne“ Form. Die Weiterführung des „Bier-Esels“ erfolgte im Anschluss durch den Brauer Wirtfeld.

Im 19. Jahrhundert hatte der „Esel“, wie zu dieser Zeit in guten Brauhäusern allgemein üblich, eine allgemeine und eine Herrenstube. Die Möblierung war schlicht mit Tischen und Bänken aus massiver Eiche, und die Wände waren ebenfalls mit Eichenholz mannshoch getäfelt; oberhalb davon waren sie weiß gestrichen.

Am 13. Februar 1892 erwarb die Brauerei & Brennerei Gebrüder Sünner aus Köln-Kalk das Gebäude des wieder aufgebauten Hauses „Zum Esel“ vom seinerzeitigen Schankwirt und Hauseigentümer Hermann Kurth. Die Gaststätte wurde am 1. März 1912 durch Fritz Austermühle übernommen, der sich dann auf frische Miesmuscheln aus der Nordsee spezialisierte. Eine enge Freundschaft der Brauerfamilie Sünner mit norddeutschen Muschelzüchtern trug maßgeblich zu dieser Entwicklung des Bieresels zum „Ersten Coelner Muschelhaus“ bei.

Durch Luftangriffe im Zeiten Weltkrieg wurde der Bier-Esel weitgehend zerstört. Im Jahre 1948 begann langsam der Wiederaufbau. Erst 1962 waren die Restaurierungsarbeiten des Restaurants und der Schänke vollständig abgeschlossen. Willy Austermühle hatte die Leitung des Hauses von seinem Vater Fritz übernommen und führte den Bier-Esel bis ins Jahr 1977. Ab März 1977 erfolgte die Planung und Ausführung eines weiteren umfassenden Umbaus, der am 29. Oktober 1981 beendet wurde. Die Neueröffnung des Bier-Esels erfolgte dann unter dem heutigen Inhaber Jürgen Dannewald.

Der Bier-Esel heute

Vorderansicht
Miesmuschel-Spezialitäten im Muschelhaus Bier-Esel

Im Bier-Esel werden neben den in Köln traditionellen Miesmuscheln auf rheinische Art auch über zwanzig weitere Muschelgerichte angeboten. Außerhalb der Muschelsaison (die im Bier-Esel vom 11. August bis Ostersonntag dauert) gibt es insbesondere deftige Kölner Hausmannskost der Bürgerlichen Küche. Als Brauhaus der Sünner-Brauerei wird in diesem Lokal Sünner Kölsch vom Fass ausgeschenkt. Der Bier-Esel bietet heute Platz für etwa 170 Gäste im Restaurant und 40 im überdachten Wintergarten, an rustikalen Holztischen.[4]

Der Bier-Esel wird im Gault-Millau erwähnt.[5]

Besonderheiten

2003 wurde im Bieresel de erste „Männergarten“ in Nordrhein-Westfalen eröffnet (bundesweit ist es der zweite dieser Art). Männer können dort Samstags, ungestört von ihren Frauen, Skat spielen, Knobeln, Männermagazine lesen oder andere als besonders „mannhaft“ geltende Dinge im Biergarten des Lokals „kultivieren“.[6]

Einzelnachweise

  1. Kölner Brauereien zwischen 1229 und heute in Kölner-Brauerei-Verband.de
  2. Die alten Brauhäuser Kölns in Kölner-Brauerei-Verband.de
  3. Bier in Köln vor 1800 in Kölner-Brauerei-Verband.de
  4. Bier-Esel: Ein Paradies für Topfgucker in Kölner-Stadt-Anzeiger.de vom 6. März 2002
  5. Bier-Esel in Gault-Millau.de
  6. Hier werden Sie Ihren Mann los in Welt.de vom 16. Oktober 2003

Literatur

  • BECKER, Hermann - Köln vor 60 Jahren/Altkölnische Wirtshäuser - Rheinland-Verlag, Köln 1922.
  • FISCHER, GANSOHR, HEIZMANN, HERBORN, SCHULTZE-BERNDT - Bierbrauen im Rheinland - Rheinland-Verlag GmbH, Köln 1985.
  • KEUSSEN, Hermann - Topographie der Stadt Köln im Mittelalter l - ll, Bonn 1910.
  • KLERSCH, Joseph: Die Geschichte des Brauereigewerbes in Köln, in: Kölner Brauerei-Verband e.V. (Hg.) - Köln und sein Bier 1396-1946, Köln 1946, S.5-40.
  • HEIMANN, Friedrich Carl u. a. (Hrsg.). Aus dem Alten Köln. Lieferung 1-4. Köln 1900.
  • KLERSCH, STOCKHAUSEN, VINZ, BERG - Köln und sein Bier 1346/1946 - Kölner Brauerei-Verband 1946.
  • KUEHN: Das Reinheitsgebot für Bier, in: Zeitschrift:. Zölle u. Verbrauchssteuern 31 (1955) 5.193-196.
  • LOESCH, Heinrich von: Die Kölner Zunfturkunden nebst anderen Kölner Gewerbeurkunden bis zum Jahre 1500 I - ll, Bonn 1907.
  • MATHAR, Franz - HUISKES, Dr. Manfred - SCHMITZ, Dr. Wolfgang - BESSELMANN, Dr. Karl-Ferdinand - Zeugen Kölner Brau-Kultur, Ausstellungskatalog - Stadt Köln, Historisches Archiv, 1996
  • MATHAR, Franz, und Rudolf SPIEGEL - Kölsche Bier- und Brauhäuser. 2. Auflage. Köln 1991.
  • RITTER, Hermann. Kölsch' Bier. In: Kölnische Volkszeitung, Nr. 399 vom 4. Mai 1902. - Zeitungsausschnittsammlung der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln.
  • SCHÄFKE, Werner - Das Siegel der Kölner Brauer, in: Erste Kölner Bierzeitung Nr. 25, 12. 1993.
  • SCHEBEN, Wilhelm - Die ältesten Brauereien Kölns. In: Köln-Sonntags-Anzeiger vom 5., 19. und 26. August 1888.
  • SCHEBEN, Wilhelm - Die Zunft der Brauer in Köln - Kommissions-Verlag von F. & W. Boisseree's Buchhandlung, Köln 1880.
  • SCHEBEN, Wilhelm: Das Zunfthaus und die Zunft der Brauer in Köln. Nach meist ungedruckten Quellen bearbeitet, Köln 1875.
  • SCHEBEN, Wilhelm: Die Zunft der Brauer in Köln in ihrem inneren Wesen und Wirken, nebst den im Jahre 1603 erneuerten uralten Ordnungen und dem 1497 erneuerten Amtsbrief, Köln 1880.
  • SCHWERING, Max-Leo: Handwerk in Köln. Hg. v. d. Kreishandwerkerschah Köln 1884-1984, (Köln 1984).

Weblinks

 Commons: Bier-Esel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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