Blaugrüner Reif-Täubling

Blaugrüner Reif-Täubling
Blaugrüner Reiftäubling
Der Blaugrüner Reiftäubling (Russula parazurea)

Der Blaugrüner Reiftäubling (Russula parazurea)

Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Blaugrüner Reiftäubling
Wissenschaftlicher Name
Russula parazurea
Jul. Schäff.

Der Blaugrüner Reiftäubling (Russula parazurea) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsartigen.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Fruchtkörper

Der Hut ist 5 cm 10 cm breit und in seiner Farbe sehr variabel. Er kann grau oder olivgrau bis violett- oder bläulichgrau und manchmal auch mehr bräunlich gefärbt sein. Bei Trockenheit erscheint die Huthaut matt und grauweißlich, am Rand schorfig bereift. Die Huthaut ist zur Hälfte bis zu 3/4 abziehbar. Die Lamellen sind blass cremefarben, am Stiel leicht gegabelt und nicht sehr dicht stehend. Der weiße Stiel ist kurz, 5 - 8 cm lang und 0,7 - 1,5 cm breit und hat oft braune Flecken. Er ist zylindrisch, bisweilen auch keulig geformt. Das Fleisch ist dünn, relativ fest, weißlich bis blass cremeocker und schmeckt mild. In den Lamellen kann es auch schärflich schmecken. Der Pilz riecht frisch unauffällig, beim Antrocknen aber unangenehm käsig oder nach Fußschweiß. Das Sporenpulver ist cremefarben. [1]

Chemische Reaktionen

Eisensulfatreaktion ohne Aussagekraft, blass gelblich oder orange. Die Guajakreaktion ist verzögert und schwach. Pleurozystiden und Pileozystiden reagieren mit Sulfovanillin schwach und variabel. [2] [3]

Mikroskopische Eigenschaften

Die elliptischen Sporen sind 5,7–8,5 µm lang und 5–6,5 µm breit. Die Warzen sind bis zu 0,5 µm hoch, manchmal isoliert, doch meist durch Linien verbunden, die ein fast vollständiges Netzwerk bilden. Die Basidien sind (32) 40 - 57µm lang und 7 - 11µm breit und haben 4 Sterigmen. Die Pleurozystiden, das sind Zystiden in der Lamellenfläche, sind 57 - 90µm lang und 7 - 13 µm breit. Sie sind meist kopfig, appendikuliert oder zugespitzt, die Sulfovanillinreaktion ist schwach. Die Hyphen-Endzellen haben keine charakteristische Ausprägung. Sie sind selten in kurzen Ketten und wenn,dann sind die Zellen nach außen hin verschmälert oder konisch. Pigmente finden sich in Vakuolen, sind aber niemals Membran gebunden. Die Pileozystiden sind bis zu 70(90) µm lang x 6 —10 µm breit. Sie sind gekeult, oder fast spindelförmig, zur Spitze hin mehr oder weniger eingeschnürt oder leicht kopfig. Die Sulfovanillinreaktion ist schwach. [2] [3] [4]

Verwechslungsmöglichkeiten

Innerhalb der Sektion Heterophyllae und Griseinae gibt es eine ganze Reihe von ähnlichen Täublingen, die oft nur schwer auseinander zu halten sind. Am häufigsten wird der Blaugrüne Reiftäubling wohl mit dem Frauen-Täubling (Russula cyanoxantha), dem Papageientäubling (Russula ionochlora) und dem Grasgrünen Täubling (Russula aeruginea) verwechselt.
Am leichtesten lässt er sich noch vom Frauen-Täubling unterscheiden. Dieser hat elastische, nicht splitternde, sich fettig anfühlende Lamellen. Er reagiert nicht mit Eisensulfat.
Ebenfalls ähnlich kann der Grasgrüne Täubling sein, dessen Hutfärbung stets ohne Blau- oder Violetttöne ist. Zumindest reif sind seine Lamellen ockergelb gefärbt. Er kommt - wie es der Name schon verrät - bevorzugt unter Birken vor.
Der Papageientäubling hat oft einen lila oder rosa violettlich überhauchten Stiel. Das Fleisch verfärbt sich an Fraßstellen rosa bis violettlich.
Allen Dreien fehlt außerdem die weiße Hutbereifung des Blaugrünen Reiftäublings, leider kann sie bei älteren Exemplaren oder nach einem Regen auch bei diesem fehlen.

Ökologie

Der Blaugrüne Reiftäubling ist wie alle Täublinge und Milchlinge ein Mykorrhizabildner. Seine bevorzugten Mykorrhizapartner sind Hainbuche (Carpinus betulus), Rotbuche (Fagus sylvatica), Pappel (Populus) und Linde (Tilia) und vor allem die Eiche (Quercus). Er kommt in Laubmischwäldern, Parkanlagen oder an Wegrändern mit Baumbestand vor. Seltener entdeckt man ihn auch auf Nadelwaldlichtungen oder an Waldrändern unter Kiefern. Obwohl er bodensaure Standorte bevorzugt, sagen ihm auch neutrale oder sandig durchsetzte ärmere Böden zu, auf Kalkböden fehlt er. Er erscheint im Sommer und Herbst, meist von Juni bis September. [5]

Verbreitung

Der Blaugrüne Reif-Täubling ist in Nordamerika (USA, Kanada), Nordasien (Korea, Japan), Nordafrika (Marokko) und Europa verbreitet. In Europa liegt sein Verbreitungsschwerpunkt in Nordwest-, Mittel- und Nordeuropa.

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Blaugrüne Reif-Täubling nachgewiesen wurde.[6][7]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Spanien,
Italien,
Slowenien,
Bulgarien[8]
Frankreich,
Großbritannien,
Irland
Deutschland,
Österreich,
Tschechien,
Polen,[9]
Ungarn
Island,
Färöer-Inseln,
Dänemark,
Norwegen,
Schweden,
Finnland

In Deutschland ist der Blaugrüne Reiftäubling in West-, Nord- und Ostdeutschland flächendeckend verbreitet und oft recht häufig. In Süddeutschland ist er bei weiten seltener und fehlt vielerorts. [1] [5]

Systematik

Infragenerische Systematik

Der Blaugrüner Reiftäubling wird in die Subsektion Griseinae gestellt, einer Subsektion der Sektion Heterophyllea. Die Subsektion enthält mittel- bis große Arten mit grau, grün, violett oder olivfarbenem Hut. Die an sich mild schmeckenden Pilze haben leicht schärfliche Lamellen, ihr Sporenpulver ist cremefarben bis ocker.

Formen und Varietäten

Folgende Formen und Varietäten vom Blaugrünen Reif-Täubling wurden beschrieben:

Varietät Autor Beschreibung
Russula parazurea f. dibapha Romagn. Die Huthaut ist ziemlich samtig oder völlig bereift, mit variableren Farben als der Typ. Der Stiel ist fein runzelig und grau oder grauvioletten getönt. Hyphen-Endzellen manchmal mit irregulären, dickendigen oder teilweise puzzleförmigen Zellen. Die Form kommt unter Nadelbäumen vor, bevorzugt unter Kiefern.[2] [10]
Russula parazurea f. purpurea Singer Hut mit mehr lila und purpurvioletten Tönen, als der Typ.[2]
Russula parazurea var. ochrospora Nicolaj Der Hut 5 —7 cm grau oliv oder blaugrün mit oft ledergelber Mitte. Lamellen mehr oder weniger entfernt stehend, cremefarben bis ocker. Der Stiel ist weiß, erst voll dann schwammig, ohne besonders ausgeprägte Rindenschicht. Die Eisensulfatreaktion schwach, Guajak-Reaktion ohne charakteristische Ausprägung. Die Sporen sind 8 —9(10)lang und 6,5 —7,5(8,5) µm breit, netzig oder fast netzig. Die Zystiden sind 75 —90 x 8 —11 µm lang und breit. Die Pileozystiden 4 —8 breit und mehr oder weniger appendikuliert, das heißt mit einem angehängten Spitzchen versehen. Die Hyphen-Endzellen sind sehr variabel mit mehr oder weniger kurzen aber die Enden sind immer verlängert und verschmälert. Die Varietät findet sich unter thermophilen Laubbäumen und Eichengebüschen. Die Varietät wurde von L. Quadraccia 1985 auch als eigenständige Art beschrieben. Russula ochrospora (Nicolaj) Quadr..[11]

Bedeutung

Der Blaugrüne Reiftäubling ist essbar. Er schmeckt mild, doch in den Lamellen oft auch schärflich. Wie auch bei anderen Täublingen verliert sich die Schärfe aber bei der Zubereitung.

Literatur

  • Russula parazurea In: H. Romagnesi (1967) Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord unter www.cbs.knaw.nl (franz.)
  • J. Schäffer: Russula parazurea. Russula-Monographie. In: Annales Mycologici Band 31 / cybertruffle.org.uk. 1933, abgerufen am 16 August 2011.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag,, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9.
  2. a b c d Monographic key of the russules of Europe unter The Russulales Website
  3. a b Russula parazurea, unter www.mycobank.org
  4. Russula parazurea unter www.rogersmushrooms.com
  5. a b Blaugrüner Reiftäubling unter www.natur-in-nrw.de
  6. Russula parazurea in der PilzOek-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 21 August 2011.
  7. Weltweite Verbreitung von Russula parazurea. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21 August 2011.
  8. Cvetomir M. Denchev & Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (http://www.mycotaxon.com/resources/checklists/denchev-v111-checklist.pdf, abgerufen am 31. August 2011).
  9. Russula parazurea. Mushrooms and Fungi of Poland / grzyby.pl. Abgerufen am 22 August 2011.
  10. Russula parazurea f. dibapha. Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 29 August 2011.
  11. Russula parazurea var. ochrospora. Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 29 August 2011.
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