Blücher (1937)

Blücher (1937)
Blücher
Bundesarchiv DVM 10 Bild-23-63-09, Kreuzer "Blücher".jpg
p1
Schiffsdaten
Flagge Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge) Deutsches Reich
Schiffstyp Schwerer Kreuzer
Klasse Admiral Hipper-Klasse
Bauwerft Deutsche Werke, Kiel
Baunummer 246
Baukosten 87.855.000 Mark
Stapellauf 8. Juni 1937
Indienststellung 20. September 1939
Verbleib Am 9. April 1940 im Oslofjord versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
205,9 m (Lüa)
195,0 m (KWL)
Breite 22,0 m
Tiefgang max. 7,2 m
Verdrängung Standard: 14.050 ts
Konstruktion: 16.170 ts
Maximal: 18.200 tsdep1
 
Besatzung 1.382 bis 1.599 Mann
Maschine
Maschine 12 Höchstdruckkessel
3 Sätze Getriebeturbinen
Maschinen-
leistung
131.821 PS (96.954 kW)
Geschwindigkeit max. 32,8 kn (61 km/h)
Propeller 3 dreiflügelig ∅ 4,1 m
Bewaffnung
  • 8 × 20,3 cm L/60 Sk (960 bis 1.280 Schuss)
  • 12 × 10,5 cm L/65 Flak (4.800 Schuss)
  • 12 × 3,7 cm Flak (4.000 Schuss)
  • 8 × 2 cm Flak (16.000 Schuss)
  • 12 Torpedorohre ∅ 53,3 cm (Dreiergruppen an Deck, 24 Schuss)
Panzerung
  • Gürtel: 70–80 mm
  • Panzerdeck: 20–50 mm
  • Oberdeck: 12–30 mm
  • Torpedoschott: 20 mm
  • vorderer Kommandoturm: 50–150 mm
  • achterer Kommandoturm: 20–30 mm
  • Türme: 70–105 mm

Die Blücher war ein Schwerer Kreuzer der Admiral Hipper-Klasse, als deren Typschiff sie ursprünglich vorgesehen war. Sie wurde unter dem Haushaltsnamen Kreuzer G von der Kriegsmarine bestellt und nach dem preußischen Generalfeldmarschall Blücher benannt.

Die Klasse wurde nach dem zweiten Schiff, der Admiral Hipper, benannt, weil es beim Bau der Blücher zu Verzögerungen kam und die Admiral Hipper vier Monate früher vom Stapel lief.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bau

Der Schwere Kreuzer Blücher wurde bei den Deutschen Werken in Kiel erbaut. Die Indienststellung erfolgte am 20. September 1939 unter Kapitän zur See Heinrich Woldag.

Ausbildung

Die Blücher begann nach ihrer Indienststellung mit den Erprobungs- und Ausbildungsfahrten in der Ostsee. Sie dauerten wegen des langen, strengen Winters bis zum 30. März 1940. Im Gegensatz zu ihrem Schwesterschiff Admiral Hipper erhielt die Blücher den „Atlantiksteven“, der das Vorschiff bei hoher Fahrt besser gegen überkommendes Wasser schützen sollte, bereits vor der Indienststellung.

Einsatz im Oslo-Fjord

Eines der 28-cm-Krupp-Geschütze auf der Festung Oscarsborg
Der Oslofjord
Die Blücher kentert
Geborgener Anker der Blücher

Die Blücher hatte nur eine sehr kurze Laufbahn. Bereits ihr erster Kampfeinsatz bei der Invasion Norwegens, dem „Unternehmen Weserübung“, führte am 9. April 1940 zum Totalverlust des Schiffes. Zuvor wurde die Blücher am 30. März 1940 aus dem Erprobungsverhältnis entlassen. Volle Gefechtsbereitschaft sollte ab dem 3. Mai 1940 erklärt werden. Am 7. April 1940 wurden die Ausbildungsmängel in den Bereichen der schweren Artillerie sowie im Gefechtsdienst und in der Leckwehr dem Oberkommando der Marine schriftlich mitgeteilt.

Als Führungsschiff der Kriegsschiffgruppe 5 unter Konteradmiral Oskar Kummetz sollte der Kreuzer, zusammen mit dem Schweren Kreuzer Lützow und dem Leichten Kreuzer Emden, nebst kleineren Einheiten Gebirgsjäger und Verwaltungsexperten nach Oslo bringen, um die Stadt zu übernehmen. Kummetz führte mit dem Kommandanten der Blücher, Kapitän zur See Heinrich Woldag, Diskussionen über die Marschgeschwindigkeit des Verbandes und setzte gegen die Überzeugung des Kommandanten eine äußerst geringe Geschwindigkeit durch, die schließlich mit für den Untergang verantwortlich war. Bei höherer Fahrt wäre die Blücher schneller aus dem Feuerbereich der Küstenbatterie herausgekommen und hätte den Torpedotreffern möglicherweise ausweichen können. Schleichfahrt hatte, da die Norweger den Verband längst gesichtet hatten, wenig Sinn. An der engsten Stelle des Oslofjordes, der Drøbak-Enge, wurde die Blücher um 04:21 Uhr (norwegischer Zeit, 05:21 Uhr deutscher Zeit) von der südlich der Insel Kaholmen gelegenen Küstenbatterie Oscarsborg unter Oberst Birger Eriksen mit ihren alten Kruppkanonen beschossen. Dabei erhielt der Vormars einen Volltreffer durch eine 28-Zentimeter-Granate in den Haupt-Fla-Einsatzstand.[1] Ein weiterer 28-Zentimeter-Treffer ging in die Flugzeughalle, die in Brand geriet. Ein Ruderversager aufgrund eines Treffers zwang zu noch langsamerer Fahrt. Mit den Schrauben steuernd wurde das Schiff wieder auf Kurs gebracht. In diesem Moment erhielt die Blücher mehrere 15-Zentimeter-Treffer aus kurzer Distanz (1100–400 Meter). Zwei Torpedos der 500 Meter nördlich von der 28-Zentimeter-Hauptbatterie der Festung gelegenen Kaholmen-Torpedobatterie, die von dem pensionierten Kommandørkaptein (Fregattenkapitän) Andreas Anderssen geschossen wurden, versetzten ihr den Todesstoß. Die Blücher trieb schwer beschädigt und brennend aus dem Feuerbereich der Batterien heraus. Die Ruderanlage fiel erneut aus, woraufhin Kapitän Woldag Befehl zum Ankern gab. Damit wollte er ein Auflaufen auf die Felsen verhindern und vor einer Weiterfahrt zuerst das Feuer an Bord löschen lassen. Das Schiff bekam jedoch immer mehr Schlagseite nach Backbord. Admiral Kummetz übergab seine Befehlsgewalt an den Kommandanten der Lützow, Kapitän zur See August Thiele.

Um 06:22 Uhr (norwegischer Zeit) kenterte der Kreuzer und sank über den Bug bei Askholmen. 830 Besatzungsmitglieder und Heeressoldaten des Landungskommandos fanden im eiskalten Wasser des Fjords den Tod, wobei diese Zahlen bis heute nicht restlos belegt sind. Die Verluste dürften eher noch höher gewesen sein. Die Überlebenden mussten dem brennenden Heizölteppich ausweichen, dem etliche Männer der Blücher-Besatzung zum Opfer fielen. Sie retteten sich auf die Insel, wo sie 36 Stunden in Kälte und Nässe bis zur Rettung ausharrten. Noch wochenlang trieben Leichen aus dem Wrack auf und wurden von den Norwegern in bereitgestellten Särgen geborgen und beerdigt. Die Verzögerung erlaubte der Königsfamilie und anderen, sich in Sicherheit zu bringen, und die Goldreserven außer Landes zu schaffen. Wenige Stunden später erfolgte ein massiver deutscher Luftangriff auf die Festung und den Ort Drøbak. Er hätte, wenn mit der Invasion des Verbandes koordiniert, die Versenkung der Blücher verhindert.

Das Wrack heute

Das Wrack liegt heute noch an der Untergangsstelle in 90 Metern Tiefe. Diverse Ankündigungen, es zu heben, blieben bisher ohne Ausführung. Da es als Seemannsgrab zu betrachten ist, dürfte eine Hebung nicht mehr in Frage kommen. Bereits 1994 wurden über 1.600 Tonnen Öl abgepumpt, da über die Jahrzehnte immer an der Untergangsstelle ein Ölfilm auf dem Wasser zu sehen war. Doch noch immer sollen mehrere tausend Liter an Bord des Wracks sein und die Umwelt bedrohen, da das Wrack auseinanderbrechen oder durch die langsame Verrostung leck werden könnte.

Bis 1994 wurden nur zwei Anker und die drei aus wertvoller Bronze bestehenden Propeller der Blücher geborgen.

Im Jahr 1994 wurde außerdem das Aufklärungsflugzeug, das beim Untergang auf dem Flugzeugkatapult des Kriegsschiffs stand, aus dem Oslofjord geborgen. Die Maschine vom Typ Arado Ar 196 war eines der letzten bekannte Exemplare dieser Bauart und wurde in das Luftfahrtmuseum von Stavanger gebracht.

Literatur

  • Frank Binder, Hans Hermann Schlünz: Schwerer Kreuzer BLÜCHER. Koehlers Verlagsgesellschaft, ISBN 3-7822-0784-X
  • Nöldeke / Hartmann: Der Sanitätsdienst in der deutschen Flotte. Verlag Mittler, ISBN 3-8132-0803-6

Weblinks

 Commons: Blücher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Binder 2001: 77

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