Burgruine Kallmünz

Burgruine Kallmünz
Burgruine Kallmünz
Burgruine Kallmünz – Ansicht des Burgberges aus südöstlicher Richtung

Burgruine Kallmünz – Ansicht des Burgberges aus südöstlicher Richtung

Entstehungszeit: um 900
Burgentyp: Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand: Bergfried, Palas, umfangreiche Mauerreste
Ständische Stellung: Adlige, Pfalzgrafen
Bauweise: Kalksteinquader
Ort: Kallmünz
Geographische Lage 49° 9′ 44,7″ N, 11° 57′ 7,3″ O49.16242211.952041433.2Koordinaten: 49° 9′ 44,7″ N, 11° 57′ 7,3″ O
Höhe: 433,2 m ü. NN
Burgruine Kallmünz (Bayern)
Burgruine Kallmünz

Die Burgruine Kallmünz ist eine Burgruine auf einem Bergsporn, dem „Schlossberg“, über dem Zusammenfluss von Vils und Naab über dem Markt Kallmünz im Oberpfälzer Landkreis Regensburg in Bayern.

Die Burg gehört zu den über 40 Burgen, die im Regensburger Land über die „Burgensteige“ miteinander vernetzt sind.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Ruine der Spornburg, auf dem „Schlossberg“ mit den Resten einer aus keltischer Zeit stammenden, ausgedehnten vorgeschichtlichen Anlage, zeigt einen aus dem frühen Mittelalter (um 900) stammenden Abschnittswall dem sogenannten „Ungarnwall“, der eine große Fluchtburg schützte, die der umgebenden Bevölkerung bei den Ungarneinfällen als Rückzugspunkt diente. Eine erste Erwähnung fand im Jahre 983 in einer Urkunde des Bischofs Wolfgang statt.

Die strategisch günstig zwischen Naabtal und Vilstal am Kreuzungspunkt mehrerer Altstraßen gelegene Burg, deren Erbauer nicht endgültig klar sind, sicherte eine 1230 als „alt“ umschriebene Reichszollstätte ab. 1271 ist ein bayerischer Ministerialer namens Hugo von Kallmünz urkundlich feststellbar und im Hausvertrag von Pavia wird die Burg 1329 erstmals als Besitz der Wittelsbacher genannt.

Die Burg wurde von Ludwig dem Bayern 1344 zunächst an Regensburg, später an Thüringen, sodann an Hessen verpfändet. Wenige Jahre danach gelangen wechselnde Zweige der Familie der Wittelsbacher (Pfalz, Oberbayern, Pfalz-Neuburg) wieder in den Besitz der Burg. 1358 durfte Pfalzgraf Ruprecht I. die Burg auslösen, 1361 ließ er Baumaßnahmen an ihr durchführen und erst 1459 gelang es Herzog Albrecht III. Burg und Markt Kallmünz für Oberbayern zurückzugewinnen.

Während des Landshuter Erbfolgekriegs setzten pfälzische Truppen die Burg 1504 in Brand, sie wurde nach ihrem Wiederaufbau im Dreißigjährigen Krieg 1633 erst von den kaiserlichen Truppen geplündert, 1641 von schwedischen Truppen durch Brand endgültig zerstört und diente danach als Steinbruch. 1793 kam die Burg in Gemeindeeigentum und wurde seit Ende des 19. Jahrhunderts wiederholt saniert.

Baugeschichte und Anlage

Der aus der Zeit um 900 stammende sichelförmige Abschnittswall („Ungarnwall“) schnitt den etwa 3 Hektar großen Felssporn nach Norden ab.

Etwa 1000 Meter vor der Spornspitze verläuft ein zweiphasiger äußerer Abschnittswall über den Hirmesberg, der aus der mittleren Bronzezeit um 1600 v. Chr. stammt, und etwa 100 Meter vor der mittelalterlichen Burganlage verlief ein ebenfalls mehrphasiger innerer Abschnittswall aus der Latènezeit um 500 v. Chr., der später durch den Ungarnwall überbaut wurde.

Die Datierungen der älteren hochmittelalterlichen Burgbauten variieren von 1150 bis 1280. Die Kernburg befand sich am äußersten Ende des Vorgebirges, direkt über dem Steilabfall zur Naab und Vils.

Der romanische Bauschmuck des mehreckigen zweigeschossigen Palas mit gekuppelten Rundbogenfenstern, dreiteiligen Spitzbogenfenstern, zwei Rittersälen und nördlich angebauter Burgkapelle sowie der runde 20 Meter hohe Bergfried mit Hocheingang in 8 Metern Höhe, einem Durchmesser vom 9,5 Metern und einer Mauerstärke von etwa 2,3 Metern aus Kalksteinquader-Mauerwerk weisen auf eine Bauzeit um 1170 bis 1780 hin. Spätere Aufstockungen und Überformungen weisen auf eine gotische Bauzeit hin.

Baumaßnahmen, die Pfalzgraf Ruprecht I. 1351 durchführen ließ, bezogen sich vermutlich auf die 1,2 Meter starke Ringmauer mit ihren halbrunden Türmen. Der spätgotische Zwinger mit Torhaus wird ins 15. Jahrhundert datiert. Der Aufstieg zum Hocheingang des Bergfrieds wurde 1671 erneuert und 1900 erhielt der Bergfried eine neue Außenschale, wobei auch das Burgtor mit einem Spitzbogen versehen wurde.

Die Burganlage zeigt heute den gut erhaltenen Bergfried, der in den Sommermonaten an Sonn- und Feiertagen in Verbindung mit den Öffnungszeiten eines Burgcafés unter der Burg bestiegen werden kann. Weiter zeigt die Burganlage die mächtigen Mauern des Palas und weitere umfangreiche Mauerreste, sowie einen Rest der Burgkapelle.

Aktuelles

Im Herbst 2010 gab es Pläne zur verstärkten touristischen Nutzung: Neben der Befestigung des Zufahrtsweges für Shuttlebusse, Taxis und Rettungsfahrzeuge war die Errichtung einer Bühne mit Tribüne in Gabionenausführung im Burggelände und einer Bühne mit Tribüne in Gitter- oder Lochblechausführung im östlichen Palasraum angedacht. Daneben sollten ein 10 mal 10 Meter großes Funktionsgebäude aus Holz, ein Kinderspielplatz sowie befestigte Grill- und Feuerplätze errichtet werden. Die Pläne waren jedoch nicht unumstritten und hätten den Charakter der Burg stark verändert. Das Bürgerbegehren "Finger weg von der Burg!", in der Presse bereits mit "Burg 21" bezeichnet [1] , sammelte innerhalb von nur 12 Tagen anstelle der notwendigen 231 Stimmen 570 gültige Unterschriften (d.h. rund 25% der Abstimmungsberechtigten). Daraufhin schlossen sich der Bürgermeister und der Gemeinderat einstimmig dem Votum der Bürger an. Damit ist das Thema nun für ein Jahr auf Eis gelegt. Es bietet sich aber die Chance, die Zwischenzeit für alternative Planungen konstruktiv zu nutzen. [2]

Literatur

  • Andreas Boos: Burgen im Süden der Oberpfalz - Die früh- und hochmittelalterlichen Befestigungen des Regensburger Umlandes. Universitätsverlag Regensburg, Regensburg 1998, ISBN 3-930480-03-4, S. 216-224.
  • Ursula Pfistermeister: Burgen der Oberpfalz. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1974, ISBN 3-7917-0394-3, S. 88.
  • Silvia Condreanu-Windauer, Uta Kirpal, Andreas Boos, u.a.: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Band 44: Amberg und das Land an Naab und Vils. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1877-3, S. 129-134.

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Regensburger Wochenblatt vom 8. Dezember 2010, S. 3, (online)
  2. Weitere Informationen im Internet-Forum http://www.pro-kallmuenz.de.vu, Im Brennpunkt

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