Burgus Szob

Burgus Szob
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Burgus Szob
(Burgus Solva 34)
Limes Pannonischer Limes
Abschnitt 2
Datierung (Belegung) Constantius II. oder valentinianisch
Typ Ländeburgus
Größe 17,60 × 9,50  Innenfläche (Kernwerk)
Bauweise Stein
Erhaltungszustand fast vollständig zerstört; nicht zu besichtigen
Ort Szob
Geographische Lage 47° 49′ 2,5″ N, 18° 51′ 11,8″ O47.81735833333318.853286111111103
Höhe 103 m
Vorhergehend Kastell Esztergom–Hideglelőskereszt (südwestlich)
Anschließend Kastelle von Pilismarót (südöstlich)

Der Burgus Szob ist ein ehemaliges römisches Militärlager, das auf dem Gebiet des Barbaricums als spätantike brückenkopfartige Befestigung die Überwachung eines Donauübergangs am pannonischen Limes sicherte. Der Strom bildete in weiten Abschnitten die römische Reichsgrenze. Die nach Eindeichungsmaßnahmen fast vollständig zerstörte Anlage lag bei ihrer Auffindung 200 Meter von der Eipel-Mündung entfernt,[1] westlich der ungarischen Kleinstadt Szob im Komitat Pest.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Limes Pannonicus am Pilisgebirge

Bereits während der jüngeren vorrömischen Eisenzeit lag bei Szob ein Gräberfeld der La-Tène-Epoche. Auf dem Hof des Gregersen-Schlosses fanden sich neben skythischen Bestattungen einer Ackerbau treibenden Bevölkerung auch hinzugekommene keltische Gräber in friedlicher Eintracht.[2] Der spätrömische Ländeburgus entstand in der Niederung des Donaunordufers direkt am Fluss und dicht an der westlich gelegenen Mündung der Eipel, die es zu sichern galt. Nördlich der Anlage steigt das Land zum bis zu 938 Meter hohen Pilsengebirge an, das die Eipel in einem großen, nach Westen ausgerichteten Bogen umfließt. Am südlichen Ufersaum der Donau, gegenüber von Szob, lag in der Spätantike eine dichte Wachturmkette, deren Vorläuferbauten bis in die mittlere römische Kaiserzeit zurückreichten. Zum südwestlich gelegenen Kastell Esztergom–Hideglelőskereszt, das auf einer steil ins Flusstal abfallenden felsigen Anhöhe am Nordrand des Pilisgebirges lag, bestand Sichtverbindung.

Forschungsgeschichte

Auf einer deutschsprachigen Landkarte aus dem 18. Jahrhundert sind in einer etwas maßstäblich verzerrten und lokal verschobenen Darstellung römische Baureste beiderseits der Donau dargestellt. Dazu die Erläuterung: dd – Rudera einer alten Brücke nach Aussage dasiger Leuthe.[3] Eines der dort dargestellten Gemäuer wird als Burgus Szob identifiziert. Später hat Flóris Rómer (1815–1889), der Begründer der wissenschaftlichen Archäologie in Ungarn, die Anlage während einer Geländebegehung in der Mitte des 19. Jahrhunderts detailliert beschrieben. Danach befand sich die Ruine noch in einem gutem Zustand.[3] 1908 hat der Archäologe Gábor Finály (1871–1951) die Anlage freigelegt. Durch ein ab 1977 an der Donau in Angriff genommenes Mammutprojekt, das Staustufensystem Gabčíkovo–Bős-Nagymaros, wurde der bis dahin zu besichtigende Burgus Szob weitgehend zerstört. Soproni beschrieb die Anlage 1976 bereits als vernichtet.[4] Die ab 1984 laut werdenden Protestaktionen ungarischer Umweltschützer und die immensen Kosten, die letztendlich 1989 zur Einstellung des natur- und kulturzerstörenden Projekts führten, kamen für Szob zu spät. Noch im gleichen Jahr war allerdings eine Rettungsgrabung an der erhalten gebliebenen Nordmauer initiiert worden, die Mihály Nagy leitete.[3]

Baugeschichte

Der hier gezeigte Ländeburgus von Veröcemaros-Dunamezö war in seiner Grundkonzeption der Anlage von Szob ähnlich.
Rekonstruierter Verputz mit aufgemaltem Quadermauerwerk, wie er auch in Szob festgestellt wurde.

Den Beschreibungen von Rómer nach zu urteilen, dürfte die damals noch 2–4 Meter[3] hoch erhaltene Befestigung bei Szob mit derjenigen von Verőcemaros-Dunamező zu vergleichen gewesen sein. Auch Finalys Grabungsergebnisse lassen den gleichen Schluss zu. Nach den von Rómer erkundeten Ausmaßen der Anlage, soll deren Gesamtlänge samt Flügelmauern 53 Meter betragen haben. Diese Angabe stimmt jedoch nicht mit später gemachten Messungen überein. Da durch die Zerstörung des schiffsländenartigen Brückenkopfs keine Überprüfung mehr möglich ist, kann die Richtigkeit der überlieferten Zahlen nicht bestätigt werden. Szob entzieht sich damit einer genauen Darstellung des Grundrisses. Rómer ermittelte 2,80 Meter für die Mauerstärken. Der westliche Mauerflügel soll 15,20 Meter, der östliche 11,30 Meter lang gewesen sein. An den beiden äußeren Enden dieser Flügel stand einst wahrscheinlich je ein kleinerer Turm. Andere Zahlenwerte gehen von zwei 15,60 Meter langen Mauerflügeln aus. Die Innenfläche des Zentralgebäudes gab Finaly mit 17,60 × 9,50 Metern an, wobei die Mauern auf einem 3,20 Meter breiten Fundament standen. An der Donauseite maß Rómer an diesem Bau eine Stärke von 3,80 Meter. Das Mauerwerk war in einer Mischtechnik aus Steinen und Ziegeln errichtet worden.[5][6] 17 Meter von diesem Turm entfernt waren laut Rómer „abgetriebene Mauerblöcke“ zu sehen.[1] Soproni vermutete, dass diese Blöcke ein Überrest der vom Zentralbau abgehenden Flügelmauer gewesen sein könnten, den die Donau bereits zerstört hatte.[7] Wie Nagy bei seiner Ausgrabung 1989 feststellen konnte, war die Außenseite des Bauwerks weiß verputzt gewesen. Auf diesen Putz hatten Maler mit roter Farbe ein Quadermauerwerk imitiert.[3] Diese Bemalung für militärische Bauwerke hatte in der römischen Armee eine lange Tradition und findet sich auch an Limeskastellen der mittleren Kaiserzeit in Deutschland.[8] Außerdem gelang 1989 der Nachweis von zwei Gräben, die das Bauwerk als Annäherungshindernis einst schützten und parallel zu der erhaltenen Nordmauer verliefen.[3]

Nur spärliche archäologische Angaben liegen über den donauseitigen Ausbau der Ländeburgi vor, da die über eineinhalb Jahrtausende wirkende Erosion durch den Fluss fast alle Spuren beseitigt hat. Lange Zeit glaubte die wissenschaftliche Forschung, daß das von Wehrmauern umschlossene Geviert der befestigten Schiffsanlegeplätze zur Donau hin geöffnet war. Anhand von alten Überlieferungen und Zeichnungen konnte dieses Vorstellung korrigiert werden. So verbreitet sich heute das Bild einer Anlage, die auch flussseitig geschlossen war und dort nur einen speziellen Eingang oder eine größere Öffnung besessen hat.[9] Möglicherweise, um Schiffe vor feindlichen Angriffen gesichert an Land zu ziehen, wie dies Wilhelm Schleiermacher annahm.

Funde

Zum Fundgut aus Szob gehören Ziegelstempel des Frigeridus dux und des Caris tribunus.[5] Diese Stempel und das Erscheinungsbild der Anlage legen seine Entstehung in die Zeit des Kaisers Constantius II. (337–360) oder Valentinians I. (364–375). Zumindest kann unter letzterem Kaiser von einer Renovierung ausgegangen werden. Frigeridus amtierte zwischen 371 und 373 n. Chr. als Dux Valeriae ripensis (Heerführer der Provinz Valeria).[10][11] Zur Schiffslände gehört auch ein Ziegel (Later) mit einer Kursivinschrift, die vor dem Brennen eingeritzt worden war.[12]

Aus einem bei Szob aufgedeckten Grab kam ein römisches Glasbecher ans Licht, der um die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert entstanden ist.[5]

Nachrömische Zeit

Schon die Hunnen hatten am Kalvarienberg bei Szob ein kleines Gräberfeld besessen, das aber sicher nicht zum Ländeburgus gehört haben kann[5] und auch die Awaren legten bei Szob-Homokok dűlő eine 1927 von János A. Horváth freigelegte Begräbnisstätte an.[13] Später war noch vor Ankunft der Ungarn eine slawische Besiedlung mit Gräbern um Szob entstanden. Mit der fortschreitenden Landnahme wurden diese Slawen aus Ungarn verdrängt.[14] In welchem Umfang die römische Schiffslände zu diesem Zeitpunkt noch erhalten war, ist unbekannt. Der Übergang bei Szob kam in der Zeit des Kampfes um die Vorherrschaft im ungarischen Raum wieder in die Annalen. So setzte das ungarische Heer unter seinem Großfürsten Árpád (* um 845; † um 907) während eines Angriffs auf das zum römisch-deutschen Reich gehörende Pannonien bei Szob über die Donau und erstürmte eine Burg am Fluss.[15] Auch heute noch gibt es eine Donaufähre an diesem Ort.

Limesverlauf vom Burgus Szob bis zu den Kastellen von Pilismarót

Die Türme lagen stets nahe am südlichen Donauufer. Ihre Aufgabe war es, das weitgehend nicht besetzte Nordufer zu bewachen.

Spuren der Limesbauwerke zwischen Szob und Pilismarót.
Strecke[A 1] Name/Ort Beschreibung/Zustand
2 Pilismarot-Szob-Fähre (Burgus Solva 12) Nach nur einem knappen Kilometer sind aufgrund der Vorarbeiten zu dem Staustufenprojekt Gabčíkovo–Bős-Nagymaros Teile der bereits vorher oberflächlich bekannten Turmstelle bei Pilismarót-Basaharc während einer Rettungsgrabung 1981 untersucht worden. Der Ausgräber, Endre Tóth, konnte nur den südlichen Graben einer mutmaßlichen Holzturmstelle aus der mittleren Kaiserzeit bearbeiten, da die restliche Anlage unter einem Uferdamm lag. Der Befund war außergewöhnlich, da in dem Grabenstück zahlreiche menschliche Skelettreste sowie Tierknochen aufgefunden wurden. Während der Markomannenkriege zwischen 166 und 180 n. Chr. war der Turm offensichtlich von Germanen belagert und zerstört worden. Nach dem Krieg wurde der Platz mit den Toten planiert. Heute ist hier nichts mehr sichtbar.[16] Es wurden keine gestempelten Ziegel gefunden.[17]
2 Pilismarót-Basaharc (Burgus Solva 13) Der valentinianische Burgus Pilismarót-Basaharc IV (auch Wachtturm 4 genannt) liegt 150 Meter von der Fährstelle in Szob entfernt am Flußufer. Nur seine südliche Seite blieb erhalten. Die Reste des größten Teils dieser Station hat die Donau zerstört. Die erhaltene Wand ist 10 Meter lang und einen Meter breit. Es konnte ein 970 Zentimeter breiter, ebenerdiger Eingang festgestellt werden. Im Inneren zeichnete sich an der Südwestecke noch die Gründung einer Treppe ab. Der die Anlage in einem Abstand von 8 Metern umgebende quadratische Graben besaß abgerundete Ecken. Die Funde an diesem Platz stammen aus spätrömischer Zeit. Darunter waren Münzen der Kaiser Valentinian I. und Valens (364–378) sowie valentinianische Ziegel des Frigeridus dux, des Terentianus tribunus und eine ebenfalls der valentinianischen Zeit zugeordneten Variante des Stempeltyps TEMP VRS der Legio X Gemina.[18]
2 Pilismarót-Basaharc (Burgus Solva 14) Rund 500 Meter östlich und ungefähr gegenüber der am Nordufer liegenden Schiffsstation von Szob[19] wurde Turm 13 (Pilismarót-Basaharc V oder Wachtturm 5) bei Pilismarót-Basaharc von dem Archäologen Sándor Soproni zunächst oberflächlich und 1980 aufgrund einer ebenfalls durch das Staustufenprojekt verursachten Rettungsgrabung, vollständig untersucht. Der 7,5 × 7,5 Meter große Turm besaß im Fundament eine Stärke von 1,15 Metern. Aufgefundene Ziegel waren mit Quadriburgium und Frigeridus dux gestempelt. Somit gehört die Anlage der valentinianischen Zeit an. Im Zuge der Ausgrabung fand sich unter dem spätantiken Burgus der Doppelgraben eines hölzernen Wachturms (Burgus Solva 14a). Von dort stammt neben Terra-Sigillata-Scherben ein Denarius aus der Regierungszeit des Kaisers Nerva (96–98).[18]
2 Pilismarót-Duna melléke dűlő (Burgus Solva 15) Gleichfalls auf Druck des Staustufenprojekts grub der Archäologe Endre Tóth 1981 die Überreste des Wachturms Pilismarót-Duna melléke dűlő I (auch Wachtturm 1 genannt) vollständig aus. Die Innenmaße des quadratischen Burgus betrugen 9 × 9 Meter, seine Mauern waren einen Meter dick. Ein ebenfalls quadratischer Graben mit abgerundeten Ecken umgab die Anlage. Auf dem gegossenen Boden wurde eine Münze aus dem Jahr 367, während der Regierungszeit Valentinians I., gefunden. An der Westseite des spätantiken Befestigung wurde in einer Weite von 21,2 Metern die südliche Hälfte eines älteren, ebenfalls quadratischen Grabens mit abgerundeten Ecken aufgedeckt, der zu einer mutmaßlichen hölzernen Burgus-Stelle gehörte (Burgus Solva 15a). Die mit der Herstellung des Grabens in den Boden gekommene Keramik stammt aus dem 4. Jahrhundert.[18]
2 Pilismarót-Duna melléke dűlő (Burgus Solva 16) Vom Burgus Solva 16 ist nichts erhalten geblieben. Soproni fand an dieser Stelle Münzen des 2. Jahrhunderts sowie Terra-Sigillata-Scherben. Der Archäologe mutmaßte anhand der Funden, dass dort ein hölzerner Wachturm gestanden hat.[20]
2 Pilismarót-Duna melléke dűlő (Burgus Solva 17) Die 1955 während einer Geländebegehung unter einem Acker und danebenliegenden Weg entlang der Donau aufgefundene spätantike Turmstelle Pilismarót-Duna melléke dűlő II (oder auch Wachtturm 2 genannt) lag rund 600 Meter nordwestlich der Schiffsstation von Pilismarót und war auf einem rund einen Meter hohen Hügel errichtet worden.[20] 1966 fand eine erste kleinere Überprüfung durch Soproni statt, die der Größe und der Chronologie dieser Anlage galt, bevor der Archäologe 1979 im Zuge der vorbereitenden Arbeiten für das Staustufenprojekt Gabčíkovo–Bős-Nagymaros eine Rettungsgrabung vornahm, bei der diese Turmstelle vollständig freigelegt wurde. Durch Arbeiten am Donaubett wurde die Anlage kurze Zeit später zerstört. Die Innenmaße des quadratischen, aus Opus incertum errichteten Turms betrugen 8 × 8,07 Meter bei einer Mauerstärke von einem Meter. Der Eingang lag an der Südwestseite.[21] Neben charakteristischen Keramikscherben des 4. Jahrhunderts kamen neun fragmentarische Tegulae zutage, die einen Stempel vom Typ TEMP VRS zeigen, den die Forschung in die valentinianische Zeit einordnet. Stempel desselben Typs fanden sich an dem im Jahr 372 errichteten Turm 24 bei Visegrád-Steinbruch.[22] Als bedeutender Fund wurde ein mehrfach zerbrochener Tegula (Dachziegel) angesehen, der die detailreiche Ritzzeichnung eines Pferdes mit der Beischrift caballum Mariniano / Ursicino magistro (Das Pferd des Meisters Marinianus Ursicinus) trug. Soproni nahm an, dass es sich hierbei um eine ironische Schmähschrift handelt.[23] Marinianus Ursicinus wurde als Magister figlinarum der Legio X Gemina (10. Legion, „die Zwillinge“) zu Beginn der 370er Jahre identifiziert.[24]
2 Pilismarót-Fährstation (Burgus Solva 18) Nur rund 800 Meter südöstlich von Burgus Solva 17 und rund 200 Meter von der Schiffsanlegestelle Pilismarót entfernt, wurde der spätantike Burgus Solva 18 (auch Pilismarót–Anlegestelle/Schiffsstation oder Wachtturm 3 genannt) von Pilismarót-Duna melléke dűlő in etwa 50 Metern Entfernung zur Donau identifiziert. Bereits János A. Horváth hatte die auf einem 1,5–2 Meter hohen Hügel errichtete Anlage erwähnt, von der ein Ziegelstempel des Caris tribunus stammte. Die Ruine des Turmes, rund 50 Meter vom Donauufer entfernt, hatte einen kleinen Hügel von 1,50 bis 2 Metern Höhe gebildet, der sich auffallend im flachen Gelände abhob. 1966 fand unter Soproni eine vollständige Freilegung statt.[22] Der quadratische, aus Opus incertum errichtete Turm maß 8,60 (Nordostmauer)× 8,62 (Südostmauer)× 8,59 (Südwestmauer)× 8,60 (Nordwestmauer) Meter, die Mauerstärke wechselte zwischen 0,93–0,96 Meter. Das Fundament wies einen äußeren Mauervorsprung von 20–25 Zentimeter auf. An der nördlichen Ecke war der Turm bis unter das antike Laufniveau von Steinräubern ausgebrochen worden. An den Eckkanten des Turmes waren größere Steinquader vermauert. Das Steinmaterial stammte von dem in der Nähe anstehenden Andesit und das Mauerwerk war mit einem qualitätvollen Kalkmörtel ausgeführt worden. Außen und Innen im Turm wurden Verputzspuren entdeckt. An der Südostseite, die der Donau abgekehrt war, hatte sich der 1,13 Meter lange Abdruck des Schwellensteins eines ebenerdigen, mittig im Turm stehenden Zugangs erhalten. Doch fiel das südwestliche Ende des Schwellensteins den Steinräubern zum Opfer. Die westliche Turmecke wurde durch eine über die Nordwest- und Südwestmauer reichende 42 Zentimeter breite und 12 Zentimeter starke Wandvorlage zusätzlich abgestützt. Zum Abschluss der Arbeiten hatten die antiken Erbauer die Außen- und Innenflächen des aufgehenden Mauerwerks ebenfalls mit Mörtel verfugt. Im Inneren des Turms fanden sich eine rund 30 Zentimeter starke Bauschuttschicht, darunter eine 20 Zentimeter starke Schicht mit Dachziegelbruch und unter dieser die verrotteten Reste eines 10–20 Zentimeter starken terrazzoartigen Fußbodens, der mit schlechtem Mörtel auf die lehmige Erde aufgelegt worden war. In der Südostecke des Turminneren fanden sich die 1,90 × 1,45 Meter großen Reste eines rechteckigen, aus Steinen gefügten Fundamentes, das erst nach Fertigstellung des Turmens ohne Fundamentierung eingebaut worden war. Der dort aufgefundene Mörtel war mit dem des Turmbaus identisch. Die Archäologen deuteten das Fundament als Rest einer Treppenanlage.[25] Als Annäherungshindernis war die Anlage auf allen vier Seiten von einem 9–10 Meter entfernt liegenden Graben umgeben, der vier Meter breit und 1,65–1,80 Meter tief gewesen ist und abgerundete Ecken besessen hat.[26][21] Zum geringen Fundmaterial gehörten viele valentinianische Ziegelstempel des Caris tribunus[21] und Scherben der späten Völkerwanderungszeit.[26] Nach der Fundbergung und Dokumentation wurden die römischen Baureste 1981 für das Staustufenprojekt mit dem umgebenden Uferbereich vollständig abgebaggert.
2 Pilismarot-Malompatak (Burgus Solva 19)[A 2] Nur etwas weiter südlich liegen am Donauufer die Reste des Kleinkastells Pilismarot-Malompatak


Denkmalschutz

Die Denkmäler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr. LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt. Zuständig ist das Staatliche Amt für das Kulturelle Erbe (Kulturális Örökségvédelmi Hivatal; KÖH) in Budapest. Die Limesanlagen gehören als archäologische Fundstätten nach § 3.1 zum national wertvollen Kulturgut. Alle Funde sind nach § 2.1 Staatseigentum, egal an welcher Stelle der Fundort liegt. Verstöße gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw. Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft.[27]

Siehe auch

Literatur

  • Jenő Fitz (Hrsg.): Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976.
  • Zsolt Mráv: Zur Datierung der spätrömischen Schiffsländen an der Grenze der Provinz Valeria ripensis. In: Ádám Szabó, Endre Tóth (Hrsg.): Bölcske. Römische Inschriften und Funde. Ungarisches Nationalmuseum, Budapest 2003, S. 33–50.
  • Sándor Soproni: Die letzten Jahrzehnte des pannonischen Limes. C. H. Beck, München 1985, ISBN 3406304532.
  • Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akademiai Kiado, Budapest 1978, ISBN 9630513072.
  • Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888.

Einzelnachweise

  1. a b Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akademiai Kiado, Budapest 1978, ISBN 9630513072, S. 77.
  2. B. Hellebrandt Magdolna: Keltische Eroberung und Ansiedlung in Nordungarn. In: Zalai Mùzeum 8. Zalaegerszeg, 1997, S. 69–70.
  3. a b c d e f Zsolt Visy: The ripa Pannonica in Hungary. Akadémiai Kiadó, Budapest 2003, ISBN 9630579804, S. 53.
  4. Jenő Fitz: Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976, S. 119.
  5. a b c d Sándor Soproni: Die letzten Jahrzehnte des pannonischen Limes. C. H. Beck, München 1985, ISBN 3406304532, S. 77.
  6. Jenő Fitz: Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976, S. 119
  7. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978, ISBN 3406304532, S. 78.
  8. Anne Johnson (dt. Bearbeitung von Dietwulf Baatz): Römische Kastelle. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X, S. 86.
  9. Zsolt Mráv: Az „előretolt helyőrség” – késő római kikötőerőd Dunakeszin. In: Dunakeszi helytörteneti szemle, Dezember 2009. S. 5.
  10. Notitia Dignitatum, IN PARTIBUS OCCIDENTIS, XXXIII.
  11. Barnabás Lőrinc: A későrómai hídfőállások bélyeges téglái Valeriában. In: Attila Gaál (Hrsg.): Pannoniai kutatások. A Soproni Sándor emlékkonferencia előadásai (Bölcske, 1998. október 7.). Szekszárd 1999, S. 53–68.
  12. Die spätrömische Festung von Göd. In: Communicationes archeologicae Hungariae 2003. Magyar Nemzeti Muzeum. Népművelési Propaganda Iroda, Budapest 2003, S. 97.
  13. Ilona Kovrig: The Tiszaderzs cemetery. Cemeteries of the Avar period (567-829) in Hungary 1. Akadémiai Kiadó, Budapest 1975, S. 159–160.
  14. Ágnes Sós: Die slawische Bevölkerung Westungarns im 9. Jahrhundert. C.H. Beck Verlag, München 1973, ISBN 340600492X, S. 157. Abb.: Fundstellen bei Szob.
  15. Ágnes Sós: Die slawische Bevölkerung Westungarns im 9. Jahrhundert. C.H. Beck Verlag, München 1973, ISBN 340600492X, S. 50.
  16. Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888, S. 70.
  17. Endre Tóth: Römische Wachtürme von Pilismarót. In: Communicationes archeologicae Hungariae. Népművelési Propaganda Iroda, Budapest 1984, S. 67 ff.
  18. a b c Zsolt Visy: The ripa Pannonica in Hungary. Akadémiai Kiadó, Budapest 2003, ISBN 9630579804, S. 49.
  19. Jenő Fitz: Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976, S 55.
  20. a b Zsolt Visy: The ripa Pannonica in Hungary. Akadémiai Kiadó, Budapest 2003, ISBN 9630579804, S. 50.
  21. a b c Jenő Fitz: Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976, S 57.
  22. a b Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978, ISBN 9630513072, S. 33.
  23. Sándor Soproni: Marinianus Ursicinus magister. In: Folia Archaeologica 37. Népművelési Propaganda Iroda, Budapest 1986, S. 183.
  24. Die spätrömische Festung von Göd. In: Communicationes archeologicae Hungariae 2003. Magyar Nemzeti Muzeum. Népművelési Propaganda Iroda, Budapest 2003, S. 105.
  25. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentend]]re. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978, ISBN 9630513072, S. 34.
  26. a b Sándor Soproni: Pilismarót–Anlegestelle. In: Archaeologiai értesítő 93. Akadémiai Kiadó, Budapest 1966, S. 223.
  27. Siehe hierzu: Kulturális Örökségvédelmi Hivatal

Anmerkungen

  1. Strecke = Nummerierung folgt Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn (Theiss 1988) sowie Zsolt Visy: The ripa Pannonica in Hungary. (Akadémiai Kiadó 2003).
  2. Bei 47° 47′ 26,1″ N, 18° 54′ 6,22″ O47.79058333333318.901727777778.

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