Bürresheimer Hof

Bürresheimer Hof
Der Bürresheimer Hof am Florinsmarkt in Koblenz

Der Bürresheimer Hof in Koblenz wurde 1659/60 nach Entwürfen des Linzer Kapuzinerpaters Bonitius an der Westseite des Florinshofs erbaut. Der Komplex bestand ursprünglich aus einem Haupthaus (heute Florinsmarkt 13), zwei kleineren Gebäuden (Florinsmarkt 9 und 11) sowie einem weiteren, vierflügeligen Gebäude (heute Parkplatz). Von 1847/48 bis 1938 diente das Hauptgebäude des Hofs der jüdischen Gemeinde als Synagoge. Heute sind die Jugend- und die Musikbücherei der Koblenzer Stadtbibliothek sowie die Studiobühne des Koblenzer Stadttheaters darin eingerichtet. Der Bürresheimer Hof bildet zusammen mit dem Alten Kaufhaus, dem Schöffenhaus und der Florinskirche ein Ensemble aus vier historischen Gebäuden am Florinsmarkt. Seit 2002 ist es Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Hauptgebäude des Bürresheimer Hofs ist Teil eines umfangreichen Baukomplexes an der Westseite des heutigen Florinsmarkts. Die Gebäude des Hofs entstanden:

  • Hauptgebäude 1659/60
  • westlicher Flügelbau 1704–06
  • mehrere Erweiterungsbauten, u. a. vierflügeliger Komplex 1714–74
  • moselseitiger Galeriebau 1771–74

Der Bürresheimer Hof bis 1847

Das erste Hauptgebäude von 1659/60 wurde bereits 1688 im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört und wenig später wieder aufgebaut. In Auftrag gegeben hatte den Bau Lothar Ferdinand Freiherr von der Leyen-Nickenich, dessen Vetter der Trierer Erzbischof und Kurfürst Karl Kasper von der Leyen war. Durch Vererbung gelangte das Anwesen schließlich in Besitz der Freiherren zu Breitbach-Bürresheim, nach welcher der Hof in der Folge benannt wurde. Nach diversen Erweiterungen im 18. Jahrhundert, in deren Zuge unter anderem der Galeriebau nach Plänen des Baumeisters und –leiters Nikolaus Lauxen zur Mosel hin an das Hauptgebäude angebaut wurde, ließ die Stadt 1816 im Zuge einer Erweiterung des Platzes den vierflügeligen Gebäudekomplex im Bereich des heutigen Parkplatzes abreißen. Der Hof kam wiederum durch Vererbung in den Besitz der Grafen Renesse (Graf Rennes Haus), bevor er 1847 in den Besitz der Herren Cadenbach und Kehrmann überging, deren Eigentum er jedoch nicht lange blieb.

Synagoge 1847 bis 1938

Hauptartikel: Synagoge Koblenz

1847/48 erwarb die jüdische Gemeinde zu Koblenz den gesamten Komplex des Bürresheimer Hofs und ließ ihn in den folgenden Jahren nach Plänen des Architekten Johann Claudius von Lassaulx umbauen.[1] Das Haupthaus beherbergte bis zur Zerstörung der Inneneinrichtung anlässlich der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 die Synagoge der Gemeinde. Zur Erinnerung an diese Vorgänge wurde am 14. November 1976 neben dem heutigen Haupteingang eine Gedenktafel eingeweiht. In der Jugendbücherei befindet sich zudem ein Gedenkraum für die Opfer der NS-Herrschaft.

Vom Zweiten Weltkrieg bis heute

Nach der Zerstörung der Synagoge wurde im Bürresheimer Hof ein Wirtschafts- und Ernährungsamt eingerichtet. Der gesamte Gebäudekomplex wurde bei den Luftangriffen auf Koblenz 1944 weitgehend zerstört. Das Haupthaus brannte vollständig aus, wobei zwei wertvolle Stuckdecken verloren gingen. 1955/56 wurde das Gebäude äußerlich wieder hergestellt, wobei die einstmals geschwungenen Giebel freigelegt und die Anbauten des 19. Jahrhunderts entfernt wurden. Die westlichen Erweiterungsbauten, in denen eine Zeit lang ein Getränkehändel ansässig war, wurden ebenfalls nur vereinfacht wieder aufgebaut. Das Portal der Hofeinfahrt von 1659, eine Arbeit des Johann Georg Döll aus Mayen, befand sich ursprünglich am Haupthaus des Hofs. Der ehemalige spätbarocke Galeriebau, der im Krieg fast vollständig zerstört worden war, konnte 1965 nach alten Bildern wieder hergestellt werden.

Im Hauptgebäude sind heute die Jugend- und Musikbücherei der Koblenzer Stadtbibliothek, die Studiobühne sowie Werkstätten des Mittelrhein-Museums untergebracht. Der Galeriebau dient dem Museum als Verwaltungssitz und zur Unterbringung der Graphiksammlung und der Bibliothek.

Im Zuge der Neufassung des Rheinland-Pfälzischen Denkmalschutzgesetzes 2008 ist der Bürresheimer Hof als geschütztes Kulturdenkmal in die Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen worden. Er liegt zudem in der Denkmalzone Altstadt.[2]

Bau

Das Haupthaus des Hofs ist ein dreigeschossiges, schlicht verputztes Gebäude. Auffällig sind vor allem die mehrfach geschwungenen Giebel sowie das zum Parkplatz gelegene Eingangsportal vom Ende des 17. Jahrhunderts. In der zum Florinsmarkt gelegenen Ecke des Hauses steht zudem eine Statue des heiligen Lorenz aus dem 18. Jahrhundert.

Der Florinsmarkt mit dem Bürresheimer Hof, dem Alten Kaufhaus, dem Schöffenhaus und der Florinskirche (v.l.n.r.)
Der Florinsmarkt mit dem Bürresheimer Hof, dem Alten Kaufhaus, dem Schöffenhaus und der Florinskirche (v.l.n.r.)

Literatur

  • Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hrsg.): Geschichte der Stadt Koblenz. Gesamtredaktion: Ingrid Bátori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt
    • Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. Theiss, Stuttgart 1992. ISBN 3-8062-0876-X
    • Bd. 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart. Theiss, Stuttgart 1993. ISBN 3-8062-1036-5
  • Fritz Michel: Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz. Die profanen Denkmäler und die Vororte, München Berlin 1954, (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz Erster Band).
  • Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 3: Stadt Koblenz. Teilband 2: Herbert Dellwing, Reinhard Kallenbach: Innenstadt. Werner, Worms 2004, ISBN 3-88462-198-X, S. 130f.
  • Udo Liessem: Das Mittelrhein-Museum in Koblenz und seine Bauten. Herausgegeben vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Gesellschaft für Buchdruckerei, Neuss 1977, ISBN 3-88094-206-4 (Rheinische Kunststätten 201).

Weblinks

 Commons: Bürresheimer Hof (Koblenz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kulturdenkmäler, S. 132
  2. Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Koblenz, S. 3 & 8. Quelle: http://www.gdke-rlp.de/ (Abgerufen am 2. Februar 2010)
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