Caelius Mons

Caelius Mons
Caelius Mons
Alternativname Caelius Mons
Limes Donau-Iller-Rhein-Limes
Datierung (Belegung) ab 297 n. Chr. bis 5. Jahrhundert
Typ spätantike Grenzbefestigung
Einheit cohors III Herculea Pannoniorum
Größe 8600 m²
Bauweise Stein und Holz
Ort Kellmünz an der Iller
Geographische Lage 48° 7′ 13,6″ N, 10° 7′ 40,9″ O48.12043510.128031541Koordinaten: 48° 7′ 13,6″ N, 10° 7′ 40,9″ O
Höhe 541 m ü. NHN
Vorhergehend Kastell Kempten-Burghalde (südlich)
Anschließend Burgus Finningen (nördlich)

Caelius Mons (deutsch: Himmelsberg) war ein spätantikes Kohortenkastell des Donau-Iller-Rhein-Limes in der Provinz Raetia secunda und ist Teil des Archäologischen Parks Kellmünz in Kellmünz an der Iller im Landkreis Neu-Ulm. Der heutige Gemeindename Kellmünz könnte auf Caelius Mons zurückzuführen sein.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Geschichte

Plan des Kastells.
Kellmünz von Osten mit der römisch-katholischen Kirche St. Martin

Das Kastell befand sich im heutigen westlichen Ortskern von Kellmünz und ist fast vollkommen überbaut. Auf der Südostecke der Anlage befindet sich die römisch-katholische Kirche St. Martin. Die Lage war begünstigt durch einen Höhenrücken, der das Tal der Iller um 35 m überragt. An seiner Ostseite ist dieser leichter zugänglich, was eine besondere Befestigung dieses Abschnittes notwendig machte.

Der Name ist in der Notitia dignitatum als Caelius überliefert [1] nach Caelius, einem der sieben Hügel Roms. Als Besatzung ist die cohors III Herculea Pannoniorum genannt. Die Anlage gehört zum spätrömischen Donau-Iller-Rhein-Limes, einer Grenzbefestigung, die nach dem Fall des Obergermanisch-Rätischen Limes entlang dieser Flüsse um 300 n. Chr. entstand. Gegenüber den Kastellen der mittleren und hohen Kaiserzeit errichtete man kleinere Anlagen, die strategisch günstige Geländesituationen ausnutzten. Sehr ähnliche Anlagen des Donau-Iller-Rhein-Limes hat es in der Nähe unter anderem in Kempten (Cambodunum) auf der Burghalde, Isny (Kastell Vemania) und Gundremmingen (Bürgle) gegeben. Die meisten dieser Anlagen bestanden bis in das frühe 5. Jahrhundert n. Chr.

Im Mittelalter wurde das Kastell nach und nach abgebrochen und das Material für Burgen- und Kirchenbau verwendet.

Erforschung

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurden römische Mauerzüge in Kellmünz entdeckt. Planmäßige Ausgrabungen fanden zwischen 1901 und 1913 durch R. Linder unter Beratung von Paul Reinecke statt. Zwischen 1986 und 1993 führte die Universität München umfangreiche Ausgrabungen durch und richtete den Archäologischen Park Kellmünz ein.

Anlage

Geländebeschaffenheit und Bebauungsumfang

Konservierte Grundmauern des Kastells

Die Ausgrabungen erbrachten den Nachweis eines polygonalen Kastells, das durch die Geländebeschaffenheit vorzüglich geschützt war. Die Hänge auf der West- und Südwestseite fallen steil zur Iller ab. Auf der Nordseite ist das Plateau durch eine Erosionsrinne von zwei weiteren spornartigen Felsvorsprüngen getrennt. Einzig an der Ostseite war die Annäherung gut möglich. Hier befand sich die „Stirnseite“ des Lagers mit dem einzigen größeren Tor, an dieser Stelle war die Mauer bis zu 3 m dick. Aufgrund der Größe des Lagers könnte die Einheit bis zu 300 Mann stark gewesen sein.

Entlang der Ostseite verliefen als Annäherungshindernis ein Spitzgraben (5–6 m breit, 2,5 m tief) und ein 6 m breiter Sohlgraben. Die Mauern mit opus caementitium-Kern bestanden im unteren Bereich zu einem großen Teil aus wiederverwendeten Spolien. Sie schlossen bei 101,50 m Länge und 98,50 m Breite eine Innenfläche von 0,86 ha ein. In die Mauer eingelassen fanden sich etwa 14 Türme, meist halbrund, am Tor hervorspringend und an den Ecken der Ostseite ¾-rund. Ein Turm mit rechteckigem Grundriss an der Westseite dürfte aufgrund statischer Probleme mit dem aberodierten Steilhang entstanden sein.

Innenbebauung

Schwerpunkt der jüngeren Ausgrabungen von Michael Mackensen war der Bereich des Friedhofs um die Kirche St. Martin. Zur Römerzeit befand sich dieser Bereich direkt hinter dem Tor und südlich der Kastellhauptstraße. Diese verlief durch das Haupttor geradlinig weiter und bildete so die Vermessungsachse für die übrigen Straßen, weshalb auch die Innenbebauung einen ziemlich regelmäßigen Grundriss zeigen müsste.

Zunächst befand sich dort ein 6,8 m breites und etwa 26 m langes Gebäude mit Latrine und Estrichfußboden, dessen Aufgehendes aus Fachwerk errichtet war. Eine Deutung als Mannschaftsbaracke liegt nahe. Bald nach seiner Erbauung am Ende des 3. Jahrhundert wurde das Kastell zerstört, wie eine Brandschicht und ein Münzschatz aus dem Jahr 308 außerhalb des Kastells belegen. Möglicherweise steht diese Zerstörung im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen während der 2. Tetrarchie zwischen Maxentius und Konstantin.

Beim Wiederaufbau um 310 wurde statt der Mannschaftsbaracke ein großes einschiffiges Gebäude (26 × 14 m) parallel zur Ostmauer errichtet, das als Aula angesprochen wird. Dieser für Kastelle ungewöhnliche Befund findet sich ansonsten nur noch in einem Kastell im heutigen Ungarn (Castra ad Herculem/ Valeria = Kastelle von Pilismarót) sowie in Provinzhauptstädten oder Residenzen. Möglicherweise wurden hier germanische Gesandtschaften von hohen Würdenträgern des Reiches wie z.B. dem Dux Raetiae empfangen.

Denkmalschutz

Das Kastell und die erwähnten Anlagen sind eingetragene Bodendenkmale im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes (BayDSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig, Zufallsfunde sind den Denkmalbehörden anzuzeigen.

Literatur

Die Lage des Hallenbaus (Aula) wird an der Kirche durch die braune Pflasterung markiert.
  • Hans-Jörg Kellner: Kellmünz, Lkr. Neu-Ulm, Schw. – Spätrömisches Kastell. In: Wolfgang Czysz u. a.: Die Römer in Bayern. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-11-6, S. 461f.
  • Michael Mackensen: Besiedlung und militärisches Grenzgebiet im unteren Illertal und an der oberen Donau in der spätrömischen Kaiserzeit. In: B. Reinhardt/K. Wehrberger (Hrsg.): Römer an Donau und Iller. Neue archäologische Forschungen und Funde. Sigmaringen 1996, S. 135–151.
  • Michael Mackensen: Das Kastell Caelius Mons (Kellmünz an der Iller) – eine tetrarchische Festungsbaumaßnahme in der Provinz Raetien. In; Arheoloski vestnik 45, 1994, S. 145-161.
  • Michael Mackensen: Das spätrömische Grenzkastell Caelius Mons in Kellmünz an der Iller. Herausgegeben vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Theiss, Stuttgart 1995 (Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern Band 3, Schwaben).
  • Michael Mackensen: Das tetrarchische Kastell Caelius Mons/Kellmünz am raetischen Donau-Iller-Limes. In: K.- J. Gilles/C. Bridger (Hrsg.): Spätrömische Befestigungsanlagen in den Rhein- und Donauprovinzen. Oxford 1998, S. 119–135 (BAR Intern. Ser. 704).
  • Michael Mackensen: Raetia Secunda – neue Festungsbauten und das spätrömische Heer in Nordraetien. In: C.S. Sommer (Hrsg.): Archäologie, Fenster zur Vergangenheit in Bayern. Regensburg 2006, S. 218–222.

Weblinks

 Commons: Caelius Mons – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Occ. XXXV 8,30.

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