Cap Anamur (1983)

Cap Anamur (1983)

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Cap Anamur
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Schiffsdaten
Schiffstyp Stückgutfrachter
Bauwerft Heinrich Brand Schiffswerft, Oldenburg
Baunummer 216
Stapellauf 1983
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
90,02 m (Lüa)
78,61 m (Lpp)
Breite 14,0 m
Tiefgang max. 5,57 m
Maschine
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
1.470 kW (1.999 PS)
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 3.235 tdw
Container 181 TEU
Rauminhalt 4.721 m³

Die Cap Anamur ist ein Stückgutfrachter, der als Rettungsschiff der Hilfsorganisation Cap Anamur / Deutsche Not-Ärzte e.V. Bekanntheit erlangt hat. Beide Namen sind historisch und thematisch unmittelbar verknüpft und leiten sich ab vom Kap Anamur, dem südlichsten Kap der Türkei im Mittelmeer.

Einsatz als Rettungsschiff

Von den bei Cap Anamur / Deutsche Notärzte eingegangenen Spendengeldern konnte im Jahr 2004 ein eigenes Schiff gekauft werden. Die Entscheidung fiel auf einen 1983 auf der Heinrich Brand Schiffswerft GmbH & Co. KG in Oldenburg gebauten Stückgutfrachter. Das Schiff erhielt den Namen Cap Anamur und wurde am 14. Februar 2004 in Dienst gestellt. Bereits ab 1979 hatte die Hilfsorganisation ein gleichnamiges Schiff gechartert und von diesem 1982 auch den Namen übernommen. Die Jungfernfahrt der Cap Anamur führte im März 2004 von Lübeck nach Westafrika.

Erneut in die Schlagzeilen geriet das Schiff im Juli 2004. Bei ihrem ersten Einsatz im Mittelmeer wurden 37 Flüchtlinge vor der afrikanischen Küste an Bord genommen, welche ihre Herkunft zuerst mit „Sudan“ angaben, wobei sich herausstellte, dass 31 aus Ghana und sechs aus Nigeria stammten. Ihre Anträge auf Asyl in Deutschland wurden abgelehnt, da sich das Schiff nicht in deutschen Gewässern befand. Nach fast dreiwöchiger Blockade erteilten die italienischen Behörden der Cap Anamur am 12. Juli die Einlaufgenehmigung in den sizilianischen Hafen Porto Empedocle. Die 37 Flüchtlinge wurden in ein Lager gebracht. Kurz nach der Landung wurde das Schiff beschlagnahmt, der Kapitän, der 1. Offizier und der Chef der Hilfsorganisation Elias Bierdel wurden wegen Beihilfe zur illegalen Einreise festgenommen. Am 7. Oktober 2009 erfolgten Freisprüche, die vorerst nicht rechtskräftig sind[1][2][3]. Kritiker warfen dem Cap Anamur / Deutsche Notärzte e. V. vor, das Leid von Menschen zur Durchsetzung politischer Ziele zu missbrauchen. Auch der ehemalige Vorsitzende Rupert Neudeck kritisierte das Vorgehen der neuen Crew um Elias Bierdel und sprach von einem Verlust der Glaubwürdigkeit in die Hilfsorganisation. Die Beschuldigten kritisierten ihrerseits das bürokratische und „inhumane“ Vorgehen in der EU-Flüchtlingspolitik. Am 16. Juli 2004 wurden die drei Crew-Mitglieder, begleitet von Sympathiekundgebungen in ganz Italien, wieder freigelassen. Am 20. Juli wurden fast alle nigerianischen (ein einziger durfte vorläufig in Italien bleiben) und am 22. Juli die ghanaischen Flüchtlinge in ihre Heimat abgeschoben. In Folge dieser Aktion trennte sich der Cap Anamur / Deutsche Notärzte e. V. von seinem Ersten Vorsitzenden Elias Bierdel.

Am 18. Februar 2005 wurde das Schiff wieder freigegeben und lief Richtung Kroatien aus.

Im März 2005 beschloss das Komitee den Verkauf der zweiten Cap Anamur. Da das Schiff fast acht Monate lang als Beweismittel in Italien beschlagnahmt war, wurden in dieser Zeit Verträge mit Transportunternehmen abgeschlossen, um die Hilfsprojekte logistisch bewältigen zu können. Durch die langfristigen neuen Bindungen wäre der zusätzliche Einsatz und Unterhalt eines eigenen Schiffes zu teuer gewesen. Der Verkauf wurde im April 2005 abgeschlossen.

Am 13. Dezember 2009 wurde der Kapitän des Schiffes, Stefan Schmidt, in Berlin mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille ausgezeichnet. Die Internationale Liga für Menschenrechte vergibt die Carl-von-Ossietzky-Medaille in Gedenken an den gleichnamigen Friedensnobelpreisträger, der 1938 an den Folgen seiner KZ-Haft starb. Weiterhin bekam Schmidt 2006 den Menschenrechtspreis der Stiftung Pro Asyl[4].

Einzelnachweise

  1. Beitrag der Tagesschau vom 7. Oktober 2009
  2. MICHAEL BRAUN: Ex-Cap-Anamur-Chef Bierdel − "Ich freue mich nicht". taz.de, abgerufen am 9. Oktober 2009 (htm, deu, Interview): „Das Urteil ist ja nicht rechtskräftig. Binnen 90 Tagen wird das Gericht sein Urteil begründen, dann kann der Staatsanwalt in Berufung gehen. Das würde für uns bedeuten, dass wir die nächsten drei Jahre vor dem Gericht in Palermo - der nächsthöheren Instanz - zubringen.“
  3. René Heilig: Freispruch – Grund zum Feiern? Neues Deutschland, 8.1, abgerufen am 9. Oktober 2009 (html, deu, Interview): „Und unser Urteil ist auch noch nicht rechtskräftig. Die Kammer muss es jetzt innerhalb von 90 Tagen begründen. Danach hat die Staatsanwaltschaft 45 Tage Zeit, sich zu überlegen, ob sie in Revision geht.“
  4. Hamburger Abendblatt: Lübecker Kapitän als Schleuser angeklagt vom 14. Februar 2009

Weblinks


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