Clément Moreau

Clément Moreau
Clément Moreau 1979

Clément Moreau (* 26. März 1903 bei Koblenz am Rhein; † 27. Dezember 1988 in Sirnach), mit bürgerlichem Namen Carl Josef Meffert, war ein politisch und sozial engagierter Gebrauchsgrafiker und Künstler. Als sein Hauptwerk gilt die Linolschnittfolge "Nacht über Deutschland".

Inhaltsverzeichnis

Leben

Carl Josef Meffert wurde am 26. März 1903 unehelich in Koblenz geboren. Nach einer schwierigen Kindheit verbrachte er die Jahre 1914 bis 1918 als Fürsorgezögling in zwei Anstalten in Westfalen. Mehrere Ausreissversuche scheiterten.

1927 zog er nach Berlin und kam dort u.a. mit Käthe Kollwitz, Emil Orlik, Heinrich Vogeler, Otto Nagel und John Heartfield in Kontakt. Auch Dank deren Förderung stellt Meffert erste grafische Arbeiten sowie Buch- und Zeitschriftenillustrationen für die Arbeiterpresse her. 1928 entstehen die Linolschnittzyklen Erwerbslose Jugend und Deine Schwester; in den Jahren 1928/1929 folgt der zwanzigteilige Zyklus Fürsorgeerziehung, der Mefferts Erlebnisse in der Fürsorge zeigt.

Anfang der dreißiger Jahre hielt sich Meffert häufig in der Tessiner Land- und Künstlerkooperative Fontana Martina auf. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Deutschland besuchte er Anfang 1933 ein letztes Mal Berlin und entkam bei der Flucht in die Schweiz nur knapp der Gestapo. Bis 1935 lebte Meffert als illegaler politischer Emigrant in der Schweiz und nannte sich fortan Clément Moreau. Um seiner drohenden Verhaftung zu entgehen, reiste Moreau 1935 ins argentinische Exil, wo er bis 1961 lebte und arbeitete. Dort entstand in den Jahren 1937/1938 eines der wichtigsten Werke der antifaschistischen Exilkunst: der Linolschnittzyklus Nacht über Deutschland.

Die politischen Umstände in Argentinien erzwangen 1961 Moreaus Rückkehr in die Schweiz. Hier lebte er in St. Gallen und Zürich, war u.a. als Theaterzeichner und Zeichenlehrer tätig. Erst in den 1970er-Jahren erlangte Moreaus künstlerisches Werk allmählich öffentliche Aufmerksamkeit; es folgten Ausstellungen und Ehrungen wie der Kulturpreis des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes 1987 und der Kulturpreis des Deutschen Gewerkschaftsbundes 1988.

Clément Moreau starb am 27. Dezember 1988 in Sirnach.

Werk

Verzeichnis der Linolschnittzyklen und Zeichnungen:[1]

  • Hamburg
Verlag Junge Garde, Berlin 1927
6 bezeichnete und signierte Linolschnitte
  • Zement
Berlin: Galerie Neumann-Nierendorf 1927/1928
9 bezeichnete und signierte Linolschnitte
  • Deine Schwester
Berlin: Galerie Neumann-Nierendorf 1928
7 bezeichnete und signierte Linolschnite
  • Erwerbslose Jugend
Berlin: Galerie Neumann-Nierendorf 1928
6 bezeichnete und signierte Linolschnitte
  • Fürsorgeerziehung
Berlin: Galerie Neumann-Nierendorf 1929
19 bezeichnete und signierte Linolschnitte
  • Proletarische Kunst
Basel: Verlag der Genossenschafts-Buchdruckerei (Ende 1932)
15 bezeichnete und signierte Linolschnitte
  • Tagebuch des Spions Edward Kent
vermutlich Anfang 1933 in Basel entstanden
8 signierte Bleischnitte
  • Grossstadtbilder
Zürich-Wien-Prag: Büchergilde Gutenberg (Dez. 1933)
10 signierte Linolschnitte
  • 20 grabados de Clément Moreau
Buenos Aires: Ediciones Iman (ca. 1936)
20 signierte Linolschnitte
  • Contra el nazismo y el fascismo
Buenos Aires, Argentinisches Tageblatt, 1938
26 Zeichnungen sowie 4 Linolschnitte bzw. Bleischnitte
  • El que siembra viento recoge tempestades
Buenos Aires (ca. 1941)
31 signierte Blätter (Zeichnungen) und 18 Seiten Text
  • Mein Kampf
Texto de Adolfo Hitler
Zyklus von über 100 Zeichnungen (ca. 1937) in argentinischen Zeitungen veröffentlicht
  • "La comedia humana" / "Nacht über Deutschland"
107 Linolschnitte auf Japanpapier (Gampi)
Erstveröffentlichung im "Argentinischen Tagblatt" und "ARGENTINA LIBRE" 1940
  • el chaco
Zürich 1963
12 signierte Linolschnitte
  • Argentina
Zürich 1973
12 signierte Linolschnitte
  • Die Brücke im Dschungel
Büchergilde Gutenberg, Zürich Frankfurt Wien, 1979
21 signierte Linolschnitte
  • "Eine Liebesgeschichte"
5 Linolschnitte

Einzelnachweise

  1. Clément Moreau/Carl Meffert: Grafik für den Mitmenschen. Mit einem unvollständigen Werkverzeichnis. Neue Gesellschaft für bildende Kunst und Kunstamt Kreuzberg Berlin, 1978, S.294ff.

Literatur

  • Werner Mittenzwei: Carl Meffert/Clement Moreau. Ein Leben auf der Suche nach der Brüderlichkeit des Menschen. Henschelverlag Berlin 1977
  • Clément Moreau/Carl Meffert: Grafik für den Mitmenschen. Mit einem unvollständigen Werkverzeichnis. Neue Gesellschaft für bildende Kunst und Kunstamt Kreuzberg Berlin, 1978.
  • Clément Moreau: Nacht über Deutschland. 107 Linolschnitte aus den Jahren 1937-1938. Vorwort Heinrich Böll. Verlag Neue Münchner Galerie, 1976.
  • Clément Moreau: Nacht über Deutschland. 107 Linolschnitte aus den Jahren 1937-1938, EMG, Lübeck 2009 (Schriften der Erich-Mühsam-Gesellschaft 32).
  • Widerstand statt Anpassung. Deutsche Kunst im Widerstand gegen den Faschismus 1933-1945. Hrsg. vom Badischen Kunstverein, Karlsruhe, in Zusammenarbeit mit Elefanten Press, Berlin. Berlin West 1980
  • Hermann Schnorbach: Clement Moreaus Zeitungskarikaturen als Vorbild für Hitler-Figuren von Bertolt Brecht. In: Viktoria Hertling/ Wulf Koepke/ Jörg Thunecke (Hrsg.): Hitler im Visier. Literarische Satiren und Karikaturen als Waffe gegen den Nationalsozialismus. ARCO Verlag Wuppertal 2005, Seite 175-192.
  • Dietrich Grünewald: "Bilder sprechen ohne Worte." Carl Meffert/Clement Moreau. In: Deutsche Comicforschung Jahrbuch 2011. Comic+-Verlag Sackmann und Hörndl, Hildesheim 2010, Seite 64-76.
  • Hermann Schnorbach: Kinder flüchten vor Hitlers Weltkrieg. "Tim Tom und Mary" - Eine Bilderfolge von Carl Meffert/Clement Moreau. Verlag Dietmar Fölbach, Koblenz 2011

Weblinks


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