Codex St. Emmeram

Codex St. Emmeram
Cover der Faksimile-Ausgabe des Codex St. Emmeran von 2006.

Der Codex St. Emmeram ist eine Sammelhandschrift aus dem Regensburger Kloster Sankt Emmeram, die zwischen 1436 und 1459 entstand und musikalische Werke enthält.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Die Handschrift enthält vorwiegend geistliche Werke aus dem Zeitraum von circa 1370-1450. Sie enthält mehr als 270 mehrstimmige Kompositionen vor allem deutschen, italienischen, französischen und englischen Ursprungs, darunter 72 Sätze aus Messen und 125 Motetten. Viele der darin enthaltenen Werke sind Kontrafakturen. Es sind unter anderen Werke von Guillaume Du Fay, Gilles Binchois, Johannes Roullet und John Dunstable vertreten. Einige der enthaltenen Stücke sind Einzelüberlieferungen ansonsten unbekannter deutscher Komponisten, darunter mehrstimmige Fassungen volkstümlicher Credo-Melodien.

Die Handschrift ist teils in schwarzer und teils in weißer Mensuralnotation gehalten und ist an einigen Stellen ungenau.

Überlieferung

Begonnen und teilweise fortgeführt wurde die Handschrift von Hermann Pötzlinger, der ab 1448 im Kloster Sankt Emmerau tätig war. Im Zuge der Säkularisation gelangte sie 1811 in den Besitz der Königlich Baierischen Hof- und Centralbibliothek, der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek, wo sie heute unter der Signatur clm 14274 verwahrt wird. Es gibt Übereinstimmungen mit den Trienter Codices von 1440-1480. Eine zweibändige Faksimileausgabe wurde 2006 von Lorenz Welker herausgegeben.

Aufführungspraxis

Ob die Stücke im mittelalterlichen St. Emmeram zur Aufführung kamen, ist nach Aussagen des Musikwissenschaftlers David Hiley fraglich: „Wir können nicht davon ausgehen, dass Pötzlingers Liedersammlung im mittelalterlichen St. Emmeram aufgeführt wurde. Die schwierigen Stücke hätten die Möglichkeiten der Klosterkirche zu dieser Zeit bei Weitem überstiegen. Es gibt keine Beweise dafür, dass Musik dieser Art damals in St. Emmeram zu hören war“[1]

Literatur

  • Lorenz Welker (Hrsg): Mensuralcodex St. Emmeram. Faksimile der Handschrift Clm 14274 der Bayerischen Staatsbibliothek München. Reichert, 2006. ISBN 3895005061.
  • Dagmar Braunschweig-Pauli: Studien zum sogenannten Codex St. Emmeram: Entstehung, Datierung und Besitzer der Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek Clm 14274 (olim Mus. ms. 3232a). 1982.
  • Bernhold Schmid, Tom R. Ward, Lorenz Welker, Franz Körndle: Der Mensuralcodex St Emmeran (CLM 14274): Eine zentrale Quelle für die Musik Mitteleuropas im 15. Jahrhundert und ihre musikalischen, liturgischen und theologischen Voraussetzungen. In: David Clive Greer, Ian Rumbold, Jonathan King (Hgg): Musicology and sister disciplines. Oxford University Press, 2000. ISBN 0198167342
  • Gerhard Dietel: Musikgeschichte in Daten. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1994.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der Universität Regensburg vom 23. April 2008.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Codex Aureus — is Latin for Golden Book. Several Gospel Books from the 9th through 11th centuries were so heavily illuminated with gold leaf that they were referred to as the Codex Aureus. These manuscripts include: Codex Aureus of Lorsch Golden Gospels of… …   Wikipedia

  • Codex Aureus — (lat.: „goldenes Buch“; Mz. Codices Aurei) ist eine übliche Bezeichnung verschiedener Werke der Buchmalerei. der Stockholmer Codex Aureus (auch Codex Aureus von Canterbury), ein Werk der insularen Buchmalerei, das um 750 in Canterbury entstand… …   Deutsch Wikipedia

  • Codex Aureus de San Emmeram — Página del Codex Aureus, con la miniatura de la adoración del cordero. Página del Cod …   Wikipedia Español

  • Codex Aureus of St. Emmeram — Gem encrusted Cover page of the Codex Aureus of St. Emmeram. The Codex Aureus of St. Emmeram (Munich, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 14000) is a 9th century illuminated Gospel Book. It is named after Emmeram of Regensburg and lavishly… …   Wikipedia

  • Codex aureus von St. Emmeram — Der aufwändige Einband des Codex Karl de …   Deutsch Wikipedia

  • Codex Vyssegradensis — The new Bohemian monarchy uses the crowning haloed Hand of God in the Coronation Gospels of Vratislav II The Codex Vyssegradensis, also known as the Vyšehrad Codex or the Coronation Gospels of Vratislav II, is a late 11th century illuminated… …   Wikipedia

  • Codex aureus — Cọdex aure|us   [lateinisch »goldenes Buch«], Bezeichnung für mittelalterlichen Prachthandschriften mit goldenen Buchstaben oder goldenen Einbanddeckeln. Besonders bekannt sind der Codex aureus der Echternacher Malerschule, das in goldener… …   Universal-Lexikon

  • Kloster Sankt Emmeram — Basilika von St. Emmeram, Apsis und Altar Sankt Emmeram ist ein um 739 gegründetes Benediktinerkloster in Regensburg. Es entstand am Grab des als Märtyrer verehrten fränkischen Wanderbischofs Emmeram von Regensburg …   Deutsch Wikipedia

  • Kloster St. Emmeram — Basilika von St. Emmeram, Apsis und Altar Sankt Emmeram ist ein um 739 gegründetes Benediktinerkloster in Regensburg. Es entstand am Grab des als Märtyrer verehrten fränkischen Wanderbischofs Emmeram von Regensburg …   Deutsch Wikipedia

  • St. Emmeram's Abbey — Infobox Former Country native name = Reichsabtei Sankt Emmeram conventional long name = Imperial Abbey of St. Emmeram common name = Saint Emmeram s Abbey continent = Europe region = Central Europe country = Germany era = Middle Ages status =… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”