Creggandevesky

Creggandevesky
Creggandevesky
Verschiedene Formen von Court tombs - Creggandevesky oben links

Creggandevesky (auch Creggandeveskey - „Der Fels am schwarzen Wasser“ genannt), ist eine Megalithanlage vom Typ Court tomb oder Court Cairn. Sie entstand etwa 3500 v. Chr. auf einem Hügel am nordwestlichen Ende des Lough Mallon (See) und liegt etwa 1,5 Kilometer von der Kreuzung der Loughmallon Road mit der Camlough Road in südwestlicher Richtung entfernt, etwa vier Kilometer nordöstlich von Carrickmore im County Tyrone in Nordirland.[1]

Der Name Court tomb wurde 1960 von dem irischen Archäologen Ruaidhrí de Valera eingeführt. Die etwa 350 erhaltenen, bis zu 60 m langen Anlagen, liegen ausschließlich in der Nordhälfte der irischen Insel. Derartige Anlagen haben entweder einen zentral gelegenen oder, wie in Creggandevesky, einen außen liegenden Hof (Court). Die Strukturen liegen in einem Steinhügel (Cairn), dessen Ränder von Trockenmauerwerk begrenzt sind. Wegen der u-förmigen oder zangenartigen Einfassung des Vorhofs durch Mauerwerk wie im Fall Creggandevesky werden sie auch als Horned Cairns[2] („gehörnte Cairns“) bzw. Lobster Cairns („Hummer-Cairns“) bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Ausgrabungen

Das Court tomb von Creggandevesky wurde bei der Erforschung eines niedrigen Hügels, auf dem drei bemooste Felsblöcke lagen, entdeckt. Ende der 1970er Jahre plante man, das gesamte unter einer dicken Torfschicht liegende Gebiet landwirtschaftlich zu rekultivieren. Als man entdeckte, dass es sich bei dem Hügel um eine neolithische Grabanlage handelte, wurde zunächst eine Notgrabung durchgeführt. Nach Entfernung des angewehten Bodens zeigte sich ein trapezoider Cairn aus Granit mit einer zentralen Galerie aus drei Kammern. Der Cairn war so gut erhalten, dass zwischen 1979 und 1982 von Claire Foley vier saisonale Ausgrabungen durchgeführt wurden.[3]

Beschreibung

Der trapezförmige Cairn ist 18 m lang und verjüngt sich von 13 m an der breitesten Stelle auf etwa 6,5 m am nordwestlichen Ende.[4] Der Steinhügel ist noch wenig abgetragen und etwa 1,75 m hoch. Der U-förmige Hof ist etwa 5,6 m breit und fünf Meter tief. Die Exedra aus Orthostaten nimmt in Richtung des auf der Achse gelegenen Zugangs in der Höhe zu. Zwischen den Orthostaten sind die Räume mit Zwischenmauerwerk gefüllt.

Über dem nach Südosten hin orientierten Zugang zur Galerie ist der Türsturz noch erhalten. Dieser massive Stein war einer der drei bemoosten Felsen, die über die Torfschicht hinaus ragten. Alle Decksteine der drei Kammern sind hingegen eingestürzt. Sie waren noch mit einer Anzahl kleinerer Steine bedeckt, die im mittlereren Bereich des Cairns zu einer Gesamthöhe von zwei bis drei Metern geführt haben könnten.[4] Der zu den Seiten hin abfallende Cairn verkleinert sich auch zum Ende hin. Somit wurde bereits bei der Planung die geringste Menge an Füllmaterial angestrebt.[5]

Ein kleiner Stein im Boden des Zugangs ist wahrscheinlich der originale Schwellenstein. Er ist der einzige basale Trennstein innerhalb der Galerie. Die etwa zehn Meter lange Galerie hat drei, durch je zwei seitliche Pfosten unterteilte asymmetrische Kammern. Die erste und die zweite Kammer sind beiderseits des Durchgangs nicht annähernd gleich breit. Die erste Kammer weitet sich zu ihrer Westseite hin wesentlich mehr als zur Ostseite, in der zweiten Kammer ist dieses Verhältnis noch deutlicher ausgeprägt. Die vordere Kammer ist im Grundriss eiförmig, die zweite ist vorne breit und verjüngt sich in Richtung Ende. Wegen fehlender Steine kann die Form der dritten, wahrscheinlich rechteckigen Kammer, nur vermutet werden. Ihr Endstein und einige Steine der Ostseite fehlen. Entweder wurde die Kammer nicht fertig gestellt oder bereits in der Vorzeit, jedenfalls bevor die Anlage vom Torf bedeckt wurde, vieler Steine beraubt.[5]

Funde

In den Kammern wurden die eingeäscherten Knochen von 21 Menschen gefunden.[6] Dies ist die höchste Anzahl in einem Court tomb, das üblicherweise nur zwei oder drei enthält. Die identifizierbaren Überreste stammen von sieben Frauen und fünf Männern. Die meisten Knochen wurden in der ersten Kammer gefunden, einige in Kammer drei.

Kammer zwei enthielt keine Knochen aber eine Fülle von Beigaben. Rundbodige Keramik,[7] eine Speerspitze, ein Messer, Pfeilspitzen, Schaber aus Feuerstein und eine Halskette aus 112 Steinperlen.[8] Falls die Bestattungen in dieser Kammer keine Feuerbestattungen waren, so überstanden diese die sauren Bodenbedingungen nicht. Es könnten also auch noch mehr Menschen in diesem Cairn bestattet gewesen sein.[4] In Audleystown, County Down, wurden in einer Begräbnisstätte die Überreste von 33 Menschen gefunden, dort wurden doppelt so viele Körperbestattungen wie Feuerbestattungen gezählt.[6] Es ist daher unwahrscheinlich, dass die mittlere Kammer nur als Depot für die Grabbeigaben diente.

In der hinteren Kammer fand sich eine blattförmige Pfeilspitze aus Feuerstein. Die Reste einer Feuerstelle und ein paar verbrannte Knochen wurden in der Mitte des Hofes entdeckt. Die Grabbeigaben und die Radiokarbondatierung der Knochen deuten auf eine etwa 100-jährige neolithische Nutzung der Anlage um 3500 v. Chr. hin.[6]

Ackerbau

Der Bau von Creggandevesky fällt ins ausgehende Atlantikum, einem Klimaoptimum des Holozäns. Landwirtschaft war in dem 200 m über dem Meeresspiegel liegenden Gebiet, in dem die Anlage errichtet worden war, noch möglich. Im Court tomb von Creggandevesky wurde ein Stück Keramik mit dem Abdruck eines Gerstenkorns aus dieser Zeit gefunden.[9] Der ebenfalls aus dem Neolithikum stammende Wohnplatz bei Ballynagilly wurde Mitte der 1960er Jahre bei Cookstown, einer Nachbargemeinde von Carrickmore, ausgegraben.[10] Die Ergebnisse der Pollenanalyse auf diesem Grundstück wiesen auf Brandrodung für den Ackerbau hin. Im aufkommenden Subboreal fielen die Temperaturen, der Grundwasserspiegel stieg und die Felder vermoorten, so dass die Bauern gezwungen waren, die Region zu verlassen.

Schutz

Creggandevesky wird in der Literatur über den Schutz archäologischer Fundstätten oft als Beispiel genannt. Im Zuge der Rekultivierung der Moorflächen für die Landwirtschaft hätte der Hügel, unter dem sich die Anlage befindet zur Gänze abgetragen werden sollen. Erst als eine Notgrabung die Bedeutung der unter dem Torf gut erhaltenen Grabstätte offenbarte, wurde der Plan aufgegeben und das Gebiet unter Schutz gestellt.[11]

Im Umkreis von 15 Kilometern findet man in dieser Gegend zehn weitere Court tombs.[12] In der Nähe liegt der Steinkreis von Cregganconroe.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Andrew Halpin, Conor Newman: Ireland: an Oxford archaeological guide to sites from earliest times to AD 1600. Oxford University Press, 2006, S. 126 ISBN 0-19-280671-8
  2. Ruaidhrí de Valera: A Group of "Horned Cairns" near Ballycastle, Co. Mayo. The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland, 81, 2, S. 161-197, 1951
  3. Claire Foley: Only an old pile of stones. In: Ann Hamlin & Chris J. Lynn (Hrsg.): Pieces of the Past. Archaeological Excavations by the Department for the Environment of Northern Ireland 1970-1986. Her Majesty’s Stationary Office, Belfast 1988
  4. a b c Karen Anderson: Creggandevesky Court Tomb. Queen’s University of Belfast. (Abgerufen am 14. September 2011)
  5. a b Creggandevesky Court Tomb - County Tyrone. Visited June 2002. Beschreibung auf den Seiten von Megalithics (englisch). (Abgerufen am 12. September 2011)
  6. a b c Elizabeth Shee Twohig: Irish Megalithic tombs. Shire Publications, Princes Risborough 1990, S. 22–25 ISBN 0-7478-0094-4
  7. M. Herity: The Finds from Irish Court Tombs. Proceedings of the Royal Irish Academy, 87C, S. 103-281, 1987
  8. Andrew Halpin, Conor Newman: Ireland: an Oxford archaeological guide to sites from earliest times to AD 1600. Oxford University Press, 2006, S. 127 ISBN 0-19-280671-8
  9. M. A. Monk: Evidence from Macroscopic Plant Remains for Crop Husbandry in Prehistoric and Early Historic Ireland: A Review. The Journal of Irish Archaeology, 3, S. 31-36, 1985/1986, S. 31-32
  10. Claire Foley: Tyrone. Archaeology Ireland, 3, 3, S. 86-90, 1989
  11. Ann Hamlin: Government Archaeology in Northern Ireland. In: Henry Cleere (Hrsg.): Archaeological heritage management in the modern world. S. 171–181, Routledge, 1989, S. 175
  12. Architectural Monuments of Ireland Creggandevesky Court Tomb, near Carrickmore, County Tyrone

Literatur

  • Elizabeth Shee Twohig: Irish Megalithic tombs. Shire Publications, Princes Risborough 1990 ISBN 0-7478-0094-4 (Shire Archaeology 63)
  • Colm J. Donnelly: Living Places. The Institute of Irish Studies, The Queen’s University of Belfast, 1997
  • Peter Harbison: Guide to the National Monuments in the Republic of Ireland. Gill & Macmillan, Dublin 2001 ISBN 0-7171-3239-0.
  • Jürgen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Europäische Kultplätze der Steinzeit. Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3 (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 36)

Weblinks

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