Curd Ochwadt

Curd Ochwadt

Curd Ochwadt (* 27. März 1923 in Hannover) ist ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer, Herausgeber und Verleger.

Leben

Curd Ochwadt, geboren als Sohn eines Rechtsanwalts, wuchs in Hannover auf und besuchte hier das Ratsgymnasium. Seitdem er bereits 1935 auf dem Steinhuder Meer das Segeln kennenlernte, übte er diesen Sport bis in späte Jahre aus, teilweise auch als ehrenamtlicher Sportfunktionär und Betreuer (sowie Verfasser einer „Finn-Fibel“, 1967). 1938 lernte er den in Schnega im Hannoverschen Wendland lebenden Maler Hugo Körtzinger kennen. Dieser war mit Ernst Barlach befreundet und berichtete ihm 1943 von der Bergung der vom Einschmelzen zu Kriegsmaterial bedrohten Barlachschen Skulpturen „Geistkämpfer“ und „Güstrower Domengel“ auf Körtzingers Grundstück. 1942-1945 war Ochwadt Soldat und geriet im April 1945 in Italien in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1950-1953 studierte er in Freiburg/Breisgau Philosophie, nahm an Seminaren von Martin Heidegger teil und lernte den Freiburger Philosophen und Lektor Heinrich Ochsner kennen. Seitdem lebt er wieder in seiner Heimatstadt Hannover, wo er den Charis-Verlag gründete, in dem zahlreiche seiner Bücher erschienen.

Ochwadts Hauptinteressen verbinden sich mit vier Persönlichkeiten, deren Werk er einen Großteil seiner geistigen Bemühungen als Herausgeber und Übersetzer widmete: Martin Heidegger, Arthur Rimbaud, dem Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe und René Char.

1961 erschien im Verlag Lambert Schneider seine Übersetzung der „Briefe und Dokumente“ von Arthur Rimbaud. Seit 1963 sammelte er historische Texte für ein Buch über das Steinhuder Meer, das 1967 in Hannover erschien. 1965 wurde er in den Vorstand des Deutschen Seglerverbands gewählt; 1968 war er zudem Leiter vor Ort der Seglermannschaft der Bundesrepublik Deutschland bei den Olympischen Spielen in Mexico. Nachdem er 1966 im Fürstlich Schaumburg-Lippischen Hausarchiv in Bückeburg auf die Schriften des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe (1724-1777) getroffen war, begann er – ermuntert und unterstützt von dem hannoverschen Historiker Georg Schnath, von Martin Heidegger und von Kurt Müller (Leibniz-Archiv Hannover) – den Plan einer Edition der Schriften des Grafen Wilhelm zu verfolgen. Seit 1969 arbeitete er im Leibniz-Archiv der Niedersächsischen Landesbibliothek an dieser Ausgabe „Schriften und Briefe des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe“, die 1977 bis 1983 in drei Bänden erschien.

Nach dem Tod Martin Heideggers, den er im Juli 1975 zum letzten Mal besucht hatte, begann seine Mitarbeit an der Gesamtausgabe Heideggers (Verlag Klostermann); als erster Band erschienen 1977 die von Ochwadt aus den französischen Seminarprotokollen übersetzten und herausgegebenen „Vier Seminare“ Heideggers, 1982 Heideggers Freiburger Vorlesung „Hölderlins Hymne ‚Andenken’“, schließlich im Jahre 2000 Heideggers „Zu Hölderlin / Griechenlandreisen“.

1978 lernte er den französischen Dichter René Char kennen, den er in den Folgejahren häufig in dessen Wohnort L’Isle-sur-la-Sorgue besuchte. 1981 erschien die zusammen mit Erwin Tecklenborg von Ochwadt herausgegebene Gedenkschrift „Das Maß des Verborgenen“, Heinrich Ochsner zum Gedächtnis. Der 1988 erschienenen Publikation „Ernst Barlach, Hugo Körtzinger und Hermann F. Reemtsma“ folgte 1991 die von Ochwadt herausgegebene Monographie Hugo Körtzinger: „Bilder, Plastiken, Schriften“. Nach dem Tode René Chars im Jahre 1988 erschien 1994 Chars Schauspiel, „Die Sonne der Wasser“, übersetzt und mit einem Nachwort von Ochwadt. Den vorläufigen Abschluss seiner publizistischen Tätigkeit bildeten die 2004 im Göttinger Wallstein-Verlag erschienenen Briefe Werner Krafts an Curd Ochwadt unter dem Titel „Zwischen Jerusalem und Hannover“, herausgegeben von Ulrich Breden und Ochwadt. Mit Werner Kraft, dem aus Hannover stammenden Bibliothekar und Dichter, stand Ochwadt seit 1962 im Briefwechsel.

Literatur

  • Kürschners deutscher Literatur-Kalender. 1 (2002/2003), S. 866.

Werke

  • Zum Gedächtnis. Kessel ostwärts Dubrowka, Dezember 1942. [Gedicht.] In: Die Gegenwart. Jg. 11 (1956) Nr. 264 (14. Juli), S. 444.
  • Arthur Rimbaud: Briefe und Dokumente. Hrsg., übers. und erl. von Curd Ochwadt. Heidelberg: Lambert Schneider 1961 – als Taschenbuch auch bei Rowohlt 1964 (Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft. 155/156).
  • Ein kleiner Väinämöinen. Eine Beobachtung mit einigen Hinweisen auf das finnische Volksepos Kalevala. Für einen Freundeskreis. Hannover: Charis-Verlag 1962.
  • Werner Kraft: Jerusalem. [Gedicht. Mit einer Nachbemerkung von Curd Ochwadt.] In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 12. August 1963.
  • Isabelle Rimbaud: Rimbauds letzte Reise. - Vitalie Rimbaud: In London 1874. Übers., Nachbemerkungen: Curd Ochwadt. Hannover: Charis-Verlag 1964.
  • Finn-Fibel. Vom Umgang mit der olympischen Einmannjolle. Bielefeld, Berlin: Klasing 1967. (Kleine Yachtbücherei)
  • Peter Hübotter, Curd Ochwadt: Das Steinhuder Meer. Karte mit Flur- und Fischerflurnamen. Hannover-Kirchrode: Charis-Verlag 1967.
  • Das Steinhuder Meer. Eine Sammlung von Nachrichten und Beschreibungen bis 1900. Mit Übersetzungen und Nachbemerkungen hrsg. von Curd Ochwadt. Hannover: Piepenbrink 1967. (2. Aufl. 1975 im Charis-Verlag.)
  • Wilhelmstein und Wilhelmsteiner Feld. Vom Werk des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe (1724–1777) . Hannover: Charis-Verlag [um 1970].
  • Die Säulen des Herakles. In: Neue deutsche Hefte. Jg. 18 (1971) H.132, S. 19–22.
  • Voltaire und die Grafen zu Schaumburg-Lippe. Bremen, Wolfenbüttel: Jacobi-Verlag 1977.
  • Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe. 1724–1777. Zur 200. Wiederkehr des Todestages. Hrsg.: Schaumburg-Lippischer Heimatverein e.V. Bückeburg: Driftmann 1977.
  • Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe: Schriften und Briefe. Hrsg. von Curd Ochwadt. (Veröffentlichungen des Leibniz-Archivs; 6-8). Klostermann, Frankfurt am Main 1977–1983.
    • Bd. 1: Philosophische und politische Schriften. 1977.
    • Bd. 2: Militärische Schriften. 1977.
    • Bd. 3: Briefe. 1983.
  • Martin Heidegger: Vier Seminare. Le Thor 1966, 1968, 1969. Zähringen 1973. Übers. der französischen Seminarprotokolle von Curd Ochwadt. Frankfurt am Main: Klostermann 1977. (Japanische Übersetzung 1985, amerikanische Übersetzung 2003.)
  • Ernst Barlach, Hugo Körtzinger und Hermann Reemtsma. Auch ein Beitrag zur Biographie der letzten Lebensjahre Ernst Barlachs. Hrsg.: Freundeskreis Hugo Körtzinger e.V., Hannover. Hannover: Hejo-Verlag 1988.
  • Die Kristallnacht in Hannover. Erinnerungen eines damals Fünfzehnjährigen. Zeichnungen Ernst Wolfhagen. Hannover: Charis-Verlag [1988].
  • „Welteroberer“ und Dichten im Werk Rimbauds. In: Kunst und Technik. Gedächtnisschrift zum 100. Geburtstag von Martin Heidegger. Hrsg. von Walter Biemel und Friedrich-Wilhelm von Herrmann. Frankfurt am Main: Klostermann 1989, S. 403–424.
  • Zu „Aisé à porter“ von René Char. In: Kunst und Technik. Gedächtnisschrift zum 100. Geburtstag von Martin Heidegger. Hrsg. von Walter Biemel und Friedrich-Wilhelm von Herrmann. Frankfurt am Main: Klostermann 1989, S. 444–452.
  • Das Maß des Verborgenen. Heinrich Ochsner, 1891–1970, zum Gedächtnis. Hrsg. von Curd Ochwadt und Erwin Tecklenborg. Hannover: Charis-Verlag 1981.
  • Martin Heidegger: Gesamtausgabe. Abt. 2: Vorlesungen. Bd. 52: Hölderlins Hymne „Andenken“. Freiburger Vorlesung Wintersemester 1941/42. Hrsg. von Curd Ochwadt. Frankfurt am Main: Klostermann 1982. (Italienische Übersetzung 1997.)
  • Martin Heidegger: Gesamtausgabe. Abt. 1: Veröffentlichte Schriften 1910–1976. Bd. 15: Seminare. Hrsg. von Curd Ochwadt. Frankfurt am Main: Klostermann 1986. 2., durchgesehene Aufl. 2005. (Italienische Übersetzung 1992.)
  • Hugo Körtzinger. Bilder, Plastiken, Schriften. Auswahl, lebensgeschichtlicher Bericht und Erörterung einzelner Fragen von Curd Ochwadt. Hannover: Schäfer 1991.
  • René Char: Die Sonne der Wasser. Schauspiel für ein Fischergemälde. Übersetzt und mit einem Nachwort von Curd Ochwadt. Gerlingen: Lambert Schneider 1994.
  • René Char: Einen Blitz bewohnen. Ausgewählte Gedichte, französisch-deutsch. Mit Kommentaren von Lothar Klünner, Curd Ochwadt, Jean Voellmy und Horst Wernicke. Hrsg. von Horst Wernicke. Frankfurt am Main: Fischer 1995. (Fischer-Taschenbuch. 12675).
  • Verirrungen eines Heidegger-Biographen. Bedauerliche Auslassungen des Professors Hugo Ott in den Jahren 1996/97. Eine Dokumentation. Zusammengest. und mit Kommentaren von Curd Ochwadt. Hannover: Charis-Verlag 1997.
  • Martin Heidegger: Gesamtausgabe. Abt. 3: Unveröffentlichte Abhandlungen, Vorträge, Gedachtes. Bd. 75: Zu Hölderlin. Griechenlandreisen. Hrsg. von Curd Ochwadt. Frankfurt am Main: Klostermann 2000. (Japanische Übersetzung 2003.)
  • Gespräche mit dem Wein. In: Die Pforte / Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde in Kenzingen e.V. Jg. 17 (1997) Nr. 32/33, S. 40–44.
  • La nuit de la Victoire. Traduction de Jean-Luc Evard, revue par l’auteur. In : L’enseignement par excellence. Hommage à François Vezin. Textes réunis et édités par Pascal David. Paris, Montréal: L’Harmattan 2000, S. 275–284.
  • Wortnot – Urgence de la parole. Traduction par Philippe Arjakovsky. In : La fête de la pensée. Hommage à François Fédier. Textes rassemblés et édités par Hadrien France-Lanord et Fabrice Midal. Paris: Lettrage 2001, S. 128–143. (Acht Gedichte deutsch und französisch.)
  • Johann Friedrich Jugler: Wie ich mich beym Brunnentrinken habe ärgern müssen. Wer mich nicht lesen will, der kanns ja bleiben lassen. Nach zwei Jahrhunderten und 312 Monaten neu ans Licht gestellt vom Ururururenkel des Autors [d.i. Curd Ochwadt]. Hannover: Charis-Verlag 2002.
  • Werner Kraft: Zwischen Jerusalem und Hannover. Die Briefe an Curd Ochwadt. Hrsg. von Ulrich Breden und Curd Ochwadt. Göttingen: Wallstein-Verlag 2004.
  • Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe – falsch und richtig. [Hannover: Eigenverlag 2005.]

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