Daniel Domscheit-Berg

Daniel Domscheit-Berg
Daniel Domscheit-Berg auf dem 26. Chaos Communication Congress 2009 in Berlin

Daniel Domscheit-Berg (* 1978), eigentlich Daniel Berg, auch bekannt unter seinem Pseudonym Daniel Schmitt, ist ein deutscher Informatiker, ein ehemaliger Sprecher der Enthüllungsplattform WikiLeaks und Autor.[1][2] Er gründete OpenLeaks.

Domscheit-Berg ist verheiratet mit Anke Domscheit-Berg, die Direktorin bei der Microsoft Deutschland GmbH war und sich selbst für offenes Regierungshandeln einsetzt.[3] Das Ehepaar unterstützt die isländische Initiative zu modernen Medien, die vor allem investigativen Online-Journalismus rechtlich schützen soll, wie ihn WikiLeaks betreibt.[4] Daniel Domscheit-Berg war an den Vorarbeiten für das neue isländische Gesetz beteiligt.[5] Er lebt mit seiner Familie in Berlin.[6]

Inhaltsverzeichnis

Beruflicher Werdegang

Domscheit-Berg studierte ab 2002 Angewandte Informatik an der Berufsakademie Mannheim und schloss sein Studium 2005 ab. Danach arbeitete er bis Januar 2009 bei Electronic Data Systems, wo er bereits den Praxisteil des dualen Studiums absolviert hatte, als Netzwerkingenieur. Sein beruflicher Schwerpunkt lag in der Informationssicherheit und WLAN-Technologie.[7] Anfang 2009 verließ er jedoch seine damalige Arbeitsstelle für WikiLeaks und zog vom Rhein-Main-Gebiet nach Berlin. Schon während seiner Berufstätigkeit hatte er sich für Informationsfreiheit und Transparenz im Netz engagiert. Nach einem Treffen mit Julian Assange im Jahr 2007 begann er, WikiLeaks mit auszubauen.[2][8]

Mitarbeit bei WikiLeaks

Er war neben dem Hauptsprecher Julian Assange und Kristinn Hrafnsson eines der bisher bekannten Gesichter der Plattform und einer der wenigen Vollzeitmitarbeiter. Im September 2010 verließ er jedoch WikiLeaks nach einem Streit mit Assange, bei dem er suspendiert worden war.[9]

Domscheit-Berg kritisierte Assanges Arbeits- und Führungsstil als autoritär. WikiLeaks sei hierarchisch organisiert und intransparent, was für eine Gruppe falsch sei, die Transparenz und demokratische Werte befürworte. Aus Fehlern habe man nicht gelernt. Nach der Veröffentlichung spektakulärer Dokumente habe WikiLeaks stark unter Druck gestanden und die Arbeit an anderen Veröffentlichungen vernachlässigt.[10][1][11]

Domscheit-Berg veröffentlichte im Februar 2011 ein Buch über seine Zeit bei WikiLeaks.[12] Das Buch erschien unter dem Titel Inside WikiLeaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt im Februar des Jahres beim Econ Verlag.[13] Ghostwriterin des Buches war die Zeit-Online-Redakteurin Tina Klopp.[14] Es wurde in eine Vielzahl von Sprachen übersetzt, die Filmrechte wurden von Dreamworks gekauft.[15]

Mitarbeit bei OpenLeaks

Im Dezember 2010 gab Daniel Domscheit-Berg bekannt, dass er plane, zusammen mit Herbert Snorrason und anderen ehemaligen Mitarbeitern von WikiLeaks unter dem Namen OpenLeaks eine eigene Whistleblower-Plattform anzubieten.[16] Die Website von OpenLeaks ging im Januar 2011 online.

Im August 2011 entschied der Vorstand des Chaos Computer Club, Daniel Domscheit-Berg aus dem Verein auszuschließen. Vorangegangen war öffentliche Kritik von Vorstandsmitglied Andy Müller-Maguhn an Domscheit-Bergs Verhalten im Zusammenhang mit seiner Trennung von WikiLeaks und der Vorwurf, er habe den Ruf des Chaos Computer Club für sein eigenes Projekt OpenLeaks missbraucht.[17][18][19]

Datenpanne bei WikiLeaks

Anfang September 2011 veröffentlichte WikiLeaks die Depeschen US-amerikanischer Botschaften komplett und unredigiert und zog damit die Konsequenz aus einer Panne, die es Außenstehenden ermöglicht hatte, den entschlüsselten und unredigierten Text bei Cryptome und auf anderen Websites online zu stellen.[20][21] Domscheit-Berg gehörte im Vorfeld zu den Beteiligten, deren Handeln zu dem Datenleck führte.[22][23]

Werke

Literatur

Weblinks

 Commons: Daniel Domscheit-Berg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Deutscher Wikileaks-Sprecher geht im Streit bei spiegel.de, abgerufen am 7. Oktober 2010.
  2. a b Ullstein Buchverlage:Autorenportrait. Abgerufen am 21. Dezember 2010.
  3. Tatjana Kimmel-Fichtner: Die Kippfigur. In: Die Zeit, 16. Dezember 2010, Seite 36.
  4. Unterstützerliste für das Gesetzespaket. Abgerufen am 21. Dezember 2010.
  5. Marcel Rosenbach, Holger Stark: Staatsfeind WikiLeaks. Wie eine Gruppe von Netzaktivisten die mächtigsten Nationen der Welt herausfordert. S.114–116. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2011, ISBN 9783421045188.
  6. Daniel Domscheit-Berg: Inside WikiLeaks: Klappentext und S. 217.
  7. Profil von Daniel Berg bei LinkedIn. Abgerufen am 21. Dezember 2010.
  8. Scribe Publications: Autorenportrait. Abgerufen am 22. Dezember 2010.
  9. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-73989852.html
  10. Rosenbach, Marcel und Stark, Holger: „Mir bleibt nur der Rückzug“. In: Der Spiegel. Nr. 39, 2010, S. 190f (online).
  11. Mainzer Rhein-Zeitung online am 3. Dezember 2010: 13 Punkte: Wikileaks-Aussteiger erklärt die Plattform und wie es weitergeht. Abgerufen am 25. Dezember 2010.
  12. Interview bei Der Freitag vom 9. Dezember 2010. Abgerufen am 8. Februar 2011.
  13. Verlagsinformation. Abgerufen am 8. Februar 2011.
  14. WikiLeaks-Buch: Enttäuschte Liebe. Abgerufen am 13. Februar 2011.
  15. http://www.sueddeutsche.de/kultur/wikileaks-verfilmung-jaeger-der-verlorenen-akten-1.1068139
  16. Zeit.de am 10. Dezember 2010: Wikileaks-Aussteiger gründen eigene Plattform. Abgerufen am 8. Februar 2011.
  17. Zeit online am 14. August 2011: CCC wirft Domscheit-Berg raus. Abgerufen am 14. August 2011.
  18. Netzpolitik.org am 14. August 2011: Kommentar: Vorstand schmeißt Daniel Domscheit-Berg aus dem CCC. Abgerufen am 14. August 2011.
  19. Interview mit Andy Müller-Maguhn. In: Der Spiegel. Nr. 33, 2011, S. 81.
  20. Heise.de am 2. September 2011: Wikileaks: Alles muss raus (Update). Abgerufen am 5. September 2011.
  21. „Cryptome has decrypted the "z.gpg" file from the Wikileaks Archive using the passphrase obtained from several sources: ACollectionOfDiplomaticHistorySince_1966_ToThe_PresentDay# The decrypted "z.7z" file will be mailed on a DVD by request to cryptome[at]earthlink.net with the subject: z7z. For the DVD provide a postal address.“„The decrypted file is "z.7z," 368MB, which unzips to "cables.csv," about 1.7GB in size, dated 4/12/2010.“„http://cryptome.org/z/z.7z (368MB - CSV version)“ in: Cryptome. Abgerufen am 5. September 2011 (englisch).
  22. Spiegel Online am 1. September 2011: Datenleck bei WikiLeaks. Depeschen-Desaster in sechs Akten. Abgerufen am 11. September 2011.
  23. Frankfurter Rundschau am 31. August 2011: Wikileaks-Streit um Datenleck eskaliert. Abgerufen am 13. September 2011.

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