David Spiro

David Spiro

David Kahane Spiro (* 1901 in Książ Wielki, Polen; † 17. Oktober 1970 in Fürth) war Rabbiner im Rabbinat Warschau und Mitbegründer der Israelitischen Kultusgemeinde Fürths nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Nachkriegsdeutschland war er der einzige akademisch gebildete Rabbiner und galt weltweit als geachtete halachische Autorität. Es wird ihm zugeschrieben, maßgeblich daran beteiligt gewesen zu sein, dass sich jüdisches Leben in Bayern wieder etablieren konnte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Während des Ersten Weltkriegs kam Spiro im Haus seines Onkels, dem zweiten Rabbiner von Sochaczew, unter. Er erlernte dort die Grundsätze des Chassidismus. Zusammen mit seinem Vater zog Spiro nach Krakau. Nach intensivem Studium folgte seine Semicha, die formelle Ordination zum Rabbiner. Nach Warschau kam Spiro durch die Heirat mit der Tochter des Rabbiners Chaim Jehoschua Gutschechter. In das Rabbinat der damals größten jüdischen Gemeinde Europas wurde er 1936 als jüngstes offizielles Mitglied aufgenommen. In den Zeiten eines zunehmenden Antisemitismus gehörte es zu seinen Aufgaben, die jüdische Gemeinde gegenüber den Behörden zu vertreten.

Infolge der deutschen Besetzung Polens musste ein Judenrat gebildet werden. Bis zur Liquidierung des Warschauer Ghettos im April 1943 hatte David Spiro dieses Amt inne. Spiro wurde in das Zwangsarbeiterlager Budzyń deportiert. Sein weiterer Weg führte ihn in das KZ Flossenbürg und dessen Außenlager in Hersbruck.

Völlig erschöpft überlebt er den Todesmarsch zum KZ Dachau. Schwer erkrankt erlebt er die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau durch die 7. US-Armee. Unter den Befreiern befand sich auch sein Bruder, der Militärrabbiner Chaplain Abraham Spiro.[1]

Während Abraham Spiro seinen Dienst in der US-Bezirksverwaltung in Bamberg aufnahm und sich unter anderem für die Einrichtung von DP-Lagern einsetzte, übersiedelte David Spiro in ein DP-Lager in Fürth. Neben Jean Mandel war er die treibende Kraft des Wiederaufbaus der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth, deren Rabbiner er bis zu seinem Tod blieb.[1] Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Jüdischen Friedhof Fürths.

Seit dem Tod von Spiro und Mandel in den 1970ern verlor die Gemeinde viele Mitglieder, da diese keine Perspektive für eine jüdische Lebensführung mehr sahen. Der Mitgliederschwund bedrohte die Jüdische Gemeinde beinahe in ihrer Existenz. Die Auflösung der Gemeinde wurde erst in den 1990ern durch den Zuzug von Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion abgewendet.[2]

Rabbiner-Spiro-Preis

Im Jahr 2007 stiftete der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern einen undotierten Preis, der an David Spiro erinnern soll, der „trotz seiner Erlebnisse […] an eine jüdische Zukunft in Deutschland [glaubte] und […] zum wirkungsvollen Ratgeber für viele“ wurde. Der zweijährlich vergebene Preis soll an Persönlichkeiten verliehen werden, „die zur Aufrechterhaltung und Entwicklung jüdischer Gemeinden in Bayern beigetragen haben.“[3]

Die bisherigen Preisträger sind Edmund Stoiber und Johannes Friedrich.[4]

Quellen

  • Michael Trüger: 60 Jahre Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Rabbiner David Spiro sel. A.. In: Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern (Hrsg.): Jüdisches Leben in Bayern. Nr. 106, München April 2008, S. 6 (http://ikg-bayern.de/maerz08.pdf, abgerufen am 6. Januar 2010).

Einzelnachweise

  1. a b Jim G. Tobias: Trainingskibbuz Zettlitz : Jüdischer Neubeginn in Oberfranken. In: haGalil.com. 13. März 2006, abgerufen am 6. Januar 2010.
  2. Jüdisches Leben : Fürth - das "fränkische Jerusalem". In: BR-online. Bayerischer Rundfunk, 27. Januar 2005, abgerufen am 1. Januar 2010.
  3. JA/zu: Festakt zum 60. Jubiläum. In: Zentralrat der Juden in Deutschland (Hrsg.): Zukunft : Informationsblatt des Zentralrats der Juden in Deutschland. Nr. 12, Berlin 21. Dezember 2007, ISSN 1618-6087, Nachrichten, S. 3 (http://www.zentralratdjuden.de/de/article/1501.html, abgerufen am 6. Januar 2010).
  4. Landesbischof Friedrich mit Rabbiner-Spiro-Preis ausgezeichnet. In: Internetseite des Zentralrats der Juden in Deutschland. Zentralrat der Juden in Deutschland, 8. Dezember 2009, abgerufen am 6. Januar 2010.

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