Deutsch-baltische Partei in Estland

Deutsch-baltische Partei in Estland

Die Deutsch-baltische Partei in Estland (DbPE, estnisch Saksa-Balti erakond) war die Partei der deutschen Minderheit in Estland von 1918 bis 1935.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches bildete sich im Gouvernement Estland am 24. Februar 1918 die Provisorische Regierung, die sich bis November 1918 auf deutsche Truppen stützte. Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches wurden diese Truppen abgezogen, und es kam zum Freiheitskrieg der Esten gegen die Sowjetunion. Dieser endete mit der Niederlage der Roten Armee und dem Frieden von Dorpat, in dem die Sowjetunion die Unabhängigkeit Estlands anerkennen musste.

Als Reaktion auf den Abzug der deutschen Truppen und in Vorbereitung auf die Wahl zur Asutav Kogu (der Konstituierenden Versammlung oder Konstituante also Verfassungsgebende Versammlung) bildete sich am 27. November 1918 die Deutsch-baltische Partei in Estland. Die Partei war als Einheitspartei der deutschen Minderheit konzipiert und war auch die einzige Partei der Deutschen in Estland. Die Deutschen hatten jahrhundertelang die gebildete und reiche Oberschicht in Estland gebildet. Dies prägte auch die Partei, die alten Landadel und wohlhabendes Bürgertum vertrat. Der Natur dieser Klientel gemäß wurden konservative Positionen vertreten.

1934 wurde durch Staatspräsident Konstantin Päts der Ausnahmezustand ausgerufen und das Parlament (Riigikogu) aufgelöst. Am 5. März 1935 wurden die Parteien Estlands, darunter auch die Deutsch-baltische Partei in Estland verboten und aufgelöst.

Wahlergebnisse

Jahr Parlament Stimmen Mandate Anmerkung
1919 Asutav Kogu 11.462 3
1920 Riigikogu 18.444 4
1923 Riigikogu 15.950 3
1926 Riigikogu 13.278 2
1929 Riigikogu 16.235 3 (2 Deutsche, 1 Schwede)
1932 Riigikogu 15.527 3 (2 Deutsche, 1 Schwede)

Ab 1929 bildete die Deutsch-baltische Partei in Estland einen gemeinsamen Wahlblock mit der Partei der schwedischen Minderheit, da sie 1926 mit 2 Abgeordneten keine Fraktionsstärke erreicht hatte.

Abgeordnete

Name Anmerkung
Asutav Kogu 1919-1920
Max Bock Fraktionsvorsitzender
Hermann Koch
Johannes Meyer 27. Januar 1920 Mandatsverzicht
Georg von Stackelberg ab 27. Januar 1920
1. Riigikogu 1920-1923
Max Bock Fraktionsvorsitzender
Hermann Koch
Walter von Petzold
Georg von Stackelberg
2. Riigikogu 1923-1926
Werner Hasselblatt Fraktionsvorsitzender
Carl von Schilling
Martin Luther 1. Oktober 1923 Mandatsverzicht
Gerhard Kreß ab 1. Oktober 1923 / 9. April 1924 Mandatsverzicht
Axel de Vries ab 9. April 1924
3. Riigikogu 1926-1929
Werner Hasselblatt (Fraktions)vorsitzender
Carl von Schilling
4. Riigikogu 1929-1932
Carl von Schilling Fraktionsvorsitzender
Werner Hasselblatt
Hans Pöhl Schwede, † 22. Januar 1930
Mathias Westerblom Schwede, ab 22. Januar 1930
5. Riigikogu 1929-1932
Carl von Schilling Fraktionsvorsitzender
Hermann Koch
Mathias Westerblom Schwede

Literatur

  • Mads Ole Balling: Von Reval bis Bukarest - Statistisch-Biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel und Südosteuropa 1919-1945, Band 1, 2. Auflage. Kopenhagen 1991, ISBN 87-983829-3-4, S. 116-117.

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