Deng Xiaoping während der Kulturrevolution

Deng Xiaoping während der Kulturrevolution
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Deng Xiaoping war während der Kulturrevolution wegen seines pragmatischen Kurses heftigen Angriffen ausgesetzt und als „der zweitgrößte kapitalistische Wegbeschreiter“ nach Liu Shaoqi gebrandmarkt worden. In Folge dessen wurde er 1968 entmachtet, 1973 zwar rehabilitiert, aber nach Zhou Enlais Tod 1976 erneut gestürzt. Erst nach dem Tod Mao Zedongs im September 1976 und der Entmachtung der Viererbande begann sein dritter und endgültiger (Wieder-)Aufstieg.

Inhaltsverzeichnis

1966 bis 1969: Kulturrevolution

Als Mao Zedong 1966 die Kulturrevolution ausrief und die Roten Garden das Land terrorisierten, nahm Deng eine eher gemäßigte Haltung ein. Für ihn standen Ruhe und Ordnung sowie der Erhalt der Kommunistischen Partei Chinas im Vordergrund. Gleichzeitig verhinderten persönliche Differenzen mit Liu Shaoqi eine vollständige Verbündung mit dem Lager um Zhou Enlai und Liu. Ab Herbst 1966 sah Deng sich zunehmend wegen seiner pragmatischen Linie und der angeblich kapitalistischen Politik, die er verfolgte, heftigen Angriffen ausgesetzt und wurde schließlich als „der zweitgrößte kapitalistische Wegbeschreiter“ nach Liu Shaoqi gebrandmarkt. Von allen Seiten bedrängt, sah Deng den einzigen Ausweg zum Überleben in der Selbstkritik.

Bis August 1967 war er zwar theoretisch ein freier Mann, trotzdem war es für ihn nicht mehr sicher, sich außerhalb der Mauern von Zhongnanhai, dem Regierungssitz, aufzuhalten. Überall auf den Straßen demonstrierten die Roten Garden gegen ihn und Liu, und in der Presse wurden durchweg diffamierende Artikel publiziert. Eine regelrechte Pogromstimmung lag über der Stadt. Höhepunkt dieser Verleumdungskampagne war im Sommer 1967, als das letzte öffentliche Tribunal gegen Deng stattfand, bei dem er in der sogenannten „Propeller-Stellung“ Hetztiraden über sich ergehen lassen musste und seine Verfehlungen gestehen sollte. Seit diesem Zeitpunkt befand er sich in Hausarrest.

Während der Kulturrevolution geriet aber nicht nur Deng in den Sog der Verfolgung, sondern seine gesamte Familie und Verwandtschaft. So ist sein Sohn Pufang seit Mai 1968 querschnittgelähmt, weil er sich nur durch einen Sprung aus dem Fenster vor den Misshandlungen durch die Roten Garden retten konnte. Deng selber musste zwar auch bei öffentlichen Tribunalen antreten, wurde aber im Gegensatz zu Liu Shaoqi körperlich weniger misshandelt. Jahre später nach Ende der Kulturrevolution erklärte er, dass Lin Biao und Jiang Qing ihn ohne Maos schützende Hand getötet hätten.

Auf der 12. Plenartagung des 8. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas im Oktober 1968 wurde Deng schließlich aller seiner Ämter enthoben, durfte aber im Gegensatz zu Liu Shaoqi die einfache Parteimitgliedschaft behalten.

1969 bis 1973: Exil in Jiangxi

Im Oktober 1969 musste Deng zusammen mit seiner Frau Zhou Lin und seiner Stiefmutter Xia Bogen, nach über zwei Jahren in Hausarrest, Peking verlassen und wurde zum Arbeitsdienst nach Nanchang, der Hauptstadt der Provinz Jiangxi, verbannt. Ihre neue Unterkunft für die nächsten drei Jahre war eine alte Schule der Infanterie etwas außerhalb der Stadt. Deng und Liu arbeiteten tagsüber in einer Traktorenfabrik, wo ihm seine früheren Tätigkeiten als Werkstudent in Frankreich zu Gute kamen.

Deng nutzte die Zeit im Exil, um sich physisch und psychisch zu stärken. Da es ihm möglich war, eine kleine Büchersammlung mit sich zu führen, verbrachte er viel Zeit damit, moderne und historische Bücher, die Werke Mao Zedongs und der marxistisch-leninistischen Klassiker zu studieren. Die Reden, die er nach seiner Rückkehr nach Peking hielt, deuten darauf hin, dass er vom Studium dieser Lebensweisheiten sowie der in- und ausländischen Historie erheblich profitierte.

Die ganze Zeit über in der Verbannung hielt Deng sich zurück und wartete auf eine Gelegenheit, um wieder ins Zentrum der Macht zurückzukehren. Diese sollte sich im September 1971 bieten. Nachdem Deng erfahren hatte, dass Lin Biao tot war, keimten in ihm die ersten Hoffnungsschimmer auf. Er schrieb umgehend an Mao und bat um die Erlaubnis, zurückkehren zu dürfen und sich wieder in den Dienst der Partei zu stellen: „Ich habe Lin Biao nicht gut gekannt, bin aber trotzdem bereit, mich an der Kritikkampagne gegen ihn zu beteiligen. Früher habe ich eine revisionistische Linie verfolgt und Fehler begangen. Nun will ich ehrlich die Kritik der Massen annehmen und sie nie mehr zurückweisen. Im Moment bin ich gesund und hoffe, dass mir die Partei einen einfachen Posten zuweisen wird, damit ich den Rest meines Lebens in den Dienst der Partei und des Volkes stellen kann“. Mao beantwortete sein Schreiben zwar nicht, aber da Deng zusätzlich unter anderem auch um medizinische Versorgung für seinen querschnittgelähmten Sohn bat und diese Bitte kurze Zeit später erfüllt wurde, ist davon auszugehen, dass Mao den Brief zumindest erhalten hat.

Da sein erster Brief nicht beantwortet wurde und Deng ungeduldig wurde, schrieb er im August 1972 erneut an Mao und wiederholte seine Bitte, zurückzukehren und wieder arbeiten zu dürfen. Diese Unterwürfigkeit hatte schließlich Erfolg; am 22. Februar 1973 kehrte Deng nach Peking zurück und zog mit Zhuo Lin, Xia Bogen und seiner Tochter Deng Maomao in einen Gebäudekomplex im Norden der Stadt.

1973 bis 1976: Rückkehr an die Macht

Obwohl Deng am 20. März 1973 offiziell seine Ämter zurückbekam und zum stellvertretenden Ministerpräsidenten ernannt wurde, konnte er noch nicht wirklich Macht ausüben, denn sein Aufgabenfeld umfasste anfangs hauptsächlich den Empfang und die Betreuung ausländischer Staatsgäste. Doch das sollte sich schlagartig ändern, als sich der Gesundheitszustand Zhou Enlais Ende des Jahres zusehends verschlechterte. Mao übergab ihm das Militärkommando und nahm ihn auch wieder in das Politbüro auf. Parallel dazu bildete Deng nach seiner Rückkehr nach Peking Anfang 1973 eine Allianz mit dem Ministerpräsidenten Zhou Enlai und dem Militärchef Ye Jianying. Dieses Gegenbündnis der wichtigsten Männer Maos war ein Meilenstein.

Anfang des Jahres 1974 gehörte Deng bereits wieder zum Führungskern und leitete im April eine Delegation zur Generalversammlung der Vereinten Nationen nach New York, wo er einen seiner größten internationalen Triumphe feierte, indem es ihm gelungen war, China zum mächtigsten Fürsprecher der Dritten Welt zu machen. Bis heute wird die „Drei-Welten-Theorie“ als Dengs bedeutendster Beitrag in der kommunistischen Politik angesehen.

Sein Wiederaufstieg vollzog sich rasch, und Dengs Einfluss wuchs beständig. Durch den Machtgewinn begann er in der Folgezeit damit, sein eigenes Programm umzusetzen und die negativen Auswirkungen der Kulturrevolution rückgängig zu machen. Allen voran versuchte er den niedrigen Lebensstandard der Bevölkerung zu heben. Aber auch die Wiederbelebung der Kultur und die Rehabilitierung zahlreicher Kader war Teil seines Programms.

Als Zhou Enlai im Mai 1974 ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, weil sich sein Krebsleiden verschlimmert hatte, avancierte Deng zu Zhous Stellvertreter, also zum amtierenden Ministerpräsidenten, dessen Amt er schließlich Anfang 1975 erlangte und somit das erreichte, was die Linken die ganze Zeit versucht hatten zu verhindern. Es schien so, als hätte er den parteiinternen Machtkampf gegen die Viererbande, die im August 1973 ebenfalls ins Politbüro aufgestiegen war, für sich entscheiden können. Gegen Ende des Jahres 1975 zog sich Mao krankheitsbedingt immer mehr zurück. Deng, der in dieser Zeit den Vorteil hatte, mit Mao zuweilen trotzdem noch persönlich sprechen zu können, nutzte seinen Machtgewinn geschickt aus und die Allianz übte, sehr zum Missfallen der anderen Beteiligten im Nachfolgekampf, immer mehr Druck auf den Vorsitzenden aus.

Am 8. Januar 1976 starb Zhou Enlai, der Förderer Dengs, nach langer Krankheit. In der Folge gab es scharfe Angriffe, auch des Politbüros und Maos, auf Deng. Im Anschluss an die gewaltsame Beendigung der Demonstrationen auf dem Platz des Himmlischen Friedens für Zhou Enlai, und damit gegen die Gruppe der Kulturrevolutionäre, am 5. April 1976 (Tian’anmen-Zwischenfall) wurde Deng am 7. April aller Ämter enthoben, unter Hausarrest gestellt und in der Öffentlichkeit denunziert. Aber wieder durfte er seine Parteimitgliedschaft behalten. Mao ernannte den relativ unbekannten Hua Guofeng als Kompromisskandidat zu Zhous Nachfolger. Die Parteiführung gab den Namen Deng Xiaoping zur allgemeinen Kritik frei – der dritte Sturz war besiegelt.

Erst unmittelbar nach Maos Tod am 9. September 1976 und der anschließenden Verhaftung der Viererbande begann Dengs dritter Wiederaufstieg. Zwar erklärte das gesäuberte Politbüro nach der Entmachtung der ultralinken Fraktion die Kulturrevolution für beendet, allerdings wurde Deng noch nicht rehabilitiert. In Folge dessen entbrannte ein heftiger Streit in der Parteispitze um seine Rückkehr. Unterstützt von führenden pragmatischen Funktionären, die im Amt geblieben waren, erhielt Deng im Juli 1977 alle seine politischen Posten zurück und wurde rehabilitiert.

Literatur

  • David S. G. Goodman: Deng Xiaoping and the Chinese Revolution. A political biography. Routeledge, London 1994, ISBN 0-415-11252-4
  • Richard Evans: Deng Xiaoping and the making of modern China. Hamilton, London 1993, ISBN 0-241-13031-X
  • Roderick MacFarquhar, Michael Schoenhals: Mao's last revolution. The Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge and London 2006, ISBN 978-0-674-02332-1
  • Jon Halliday, Jung Chang: Mao. Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes. Karl Blessing Verlag, München 2005, ISBN 978-3-89667-200-1
  • Uli Franz: Deng Xiaoping, Chinas Erneuerer. Eine Biographie. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 3-421-06371-0
  • Deng Rong: Deng Xiaoping and the Cultural Revolution. A Daughter Recalls the Critical Years. Aus dem Chinesischen von Sidney Shapiro. C. Bertelsmann, New York 2005, ISBN 0-38551476-X

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