Der Püller

Der Püller

Der Püller (* spätestens 1255; † spätestens 1316) war ein Minnesänger, der in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts eingeordnet wird. Er wird mit Konrad von Hohenburg identifiziert, welcher in verschiedenen Dokumenten zwischen 1262 und 1316 belegt ist.

Inhaltsverzeichnis

Der Name

Die Familie von Hohenburg stammte aus dem Unterelsass und bekam wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert den Beinamen Pullere. Es gibt zwei Theorien auf welche Weise die Familie zu diesem Namen gekommen ist. Entweder geht er auf den aufbrausenden Charakter des Geschlechts zurück und der Namen wäre somit eine Abwandlung von Polterer, oder die Familie kämpfte in Apulien und bekam so, über den Namen (A)pulier, den Beinamen Pullere. Die Farben Blau und Gold, die der Ritter auf einer Abbildung im Codex Manesse trägt, zierten das Wappen der Hohenburger.[1] Dies wird als wichtiger Beleg der Identifikation des Püllers mit dem Geschlecht der Hohenburger betrachtet.

Leben

Die Brüder Konrad und Heinrich von Hohenburg wurden 1262 erstmalig in einem Dokument erwähnt. Es wurde schriftlich festgehalten, dass Konrad im März 1273 als Burgmann in den Dienst von Herzog Friedrich III. trat. Da dieser Posten nur an volljährige Männer vergeben wurde, wird seine Geburt zwischen den Jahren 1250 und 1255 vermutet. Im Jahr 1278 wurde er vier Mal in verschiedenen Regesten als Schiedsmann bezeugt. Aufgrund der Minnelieder Konrads von Hohenburg und seiner dokumentierten Verbindung zu Rudolf I. von Habsburg wird angenommen, dass er unter anderem an Rudolfs Kriegszug 1276–1278 gegen König Ottokar II. von Böhmen teilgenommen hat. Das Siegel Konrads von Hohenburg taucht einige weitere Male auf verschiedenen Urkunden auf. Im Dezember 1215 setzte Konrad von Hohenburg noch ein wahrscheinlich letztes Mal sein Siegel unter eine Urkunde. Wobei hier nicht eindeutig zu erkennen ist, ob es sich um ihn oder um seinen Sohn handelt. Ein Erbteilungsvertrag seiner beiden Söhne vom 3. Juni 1316 weist auf seinen Tod hin.

Lieder

Unter dem Namen „Der Püller“ sind im Codex Manesse 14 Strophen in fünf Lieder überliefert. Das zweite Lied besteht aus zwei Strophen, wobei der Schreiber dieser Lieder sechs Zeilen, vermutlich für weitere Verse, frei ließ. Die übrigen vier Lieder sind dreistrophig gebaut. In der Sekundärliteratur wird dem Püller immer wieder ein Bezug auf Gottfried von Neifen zugeschrieben. Die formalen Abweichungen von der klassischen Kanzone und einzelne Motive wie der „mvnt“, der so „rosen var“ ist, gleichen dem Stil Gottfrieds von Neifen. Eine Eigenheit des Püllers lässt sich beim Thema erkennen, dieses weicht vom klassischen Thema der Minne und auch von Neifens Stil ab.

Thema der Lieder

In den ersten beiden Liedern betrauert der Püller die unerwiderte Liebe einer Angebeteten und bittet sie um Erlösung seiner Qualen durch einen Kuss. Erhört sie ihn nicht, muss er nach dem Tod streben. In der Tradition des klassischen Minnesangs ist die Angebetete hier eine Unbekannte. Das dritte Lied kann sowohl der Verehrung dieser Frau als auch der Kritik an seinem König, der sie von ihr fern hält, zugeordnet werden. Eine thematische Besonderheit der letzten zwei Lieder zeigt sich darin, dass der Minnesänger diese nicht einer höher stehenden Dame widmet. Der Püller schreibt als Minnesänger an seine zu Hause im „elsasen lant“ am „rin“ gebliebene Geliebte. Der Püller betrauert die Entfernung zu seiner Geliebten, deren „wibes guote“ und „roten mvnt“ er stetig lobt. Zudem wirft er dem König vor, ihn durch den Krieg von ihr fernzuhalten. Er selbst scheint in einem „froemden lande“ zu sein. Er spricht in seinen Liedern von „oesterrich, wiene“ und dem „vngerlant“. Hier lassen sich Bezüge zu seinem eigenen Leben im Krieg erkennen. In der Sekundärliteratur werden seine Lieder deswegen auch als Bestätigung der oben aufgestellten Biographie gesehen. Diese Nennung von spezifischen Ortsnamen ist eine weitere Abweichung von der klassischen Minne. Die Lieder bekommen dadurch einen starken Bezug zur Realität. Alle fünf Lieder des Püllers werden durch einen Natureingang eingeleitet. Davon haben das erste, dritte und fünfte einen Sommereingang, das zweite und vierte einen Wintereingang.

Form

Die Form der Lieder variiert stark. Keines der fünf Lieder ist nach dem selben Prinzip aufgebaut. Das erste Lied ist nach der klassischen Kanzonenform gebaut. In den nächsten beiden Liedern sind leichte Variationen zu erkennen. Im zweiten Lied gleichen sich die beiden Stollen im Aufgesang in Bezug auf das Reimschema nicht exakt. Die Struktur des Liedes kann folgendermaßen formalisiert werden: 2-a 2-a 5b / 2-c 2-c 5b // 5-d 2-d 7b. Die Variation im dritten Lied bezieht sich auf die Verszahl. Hier sind die einzelnen Strophen aus insgesamt nur sechs Versen aufgebaut. Sowohl die beiden Stollen im Aufgesang, als auch der Abgesang besteht aus jeweils zwei Versen. Die Struktur hier: 4-a 4b/ 4-a 4b // 4c 8-c. Das vierte Lied weist eine Reienstrophe im Stile Neidharts auf. Auch das fünfte Lied ist eine Abwandlung der klassischen Kanzone. Die beiden Stollen des Aufgesangs sind was das Metrum angeht gleich aufgebaut, doch weicht das Reimschema ähnlich dem zweiten Lied leicht ab. Zudem sind leichte Variationen zwischen den einzelnen Strophen zu erkennen, sodass es schwer scheint eine allgemeingültige Formalisierung zu erstellen. Carl von Kraus gelang es jedoch mit seinem Verständnis für Minnesang in seinem Werk Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts dieses Lied aufzuschlüsseln. Dieses fünfte Minnelied von dem Püller ist, ausgenommen dem ersten Vers des Abgesangs, aus vierhebigen Vierversstollen aufgebaut, diese Struktur wiederholt sich in jeder Strophe des Liedes.

Literatur

Primärliteratur

  • Fridrich Pfaff (Hrsg.): Die Große Heidelberger Liederhandschrift. Codex Manesse. 2. Auflage. Heidelberg 1984, S. 836–840.

Sekundärliteratur

  • Ingo F. Walther (Hrsg.): Codex Manesse. Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift. 1. Auflage. Stuttgart/München 1988, S. 170–171.
  • Carl von Kraus (Hrsg.): Der Püller. In: Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts. Tübingen 1958, S. 382–385.
  • Helmut de Boor (Hrsg.): Geschichte der deutschen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter. Zerfall und Neubeginn, Erster Teil 1250-1350. 3. Auflage. 3. Band, Hamburg 1967, S. 310-311.
  • Reinhard Müller: Konrad (Püller) von Hohenburg. In: Heinz Rupp, Carl Ludwig Lang (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-Bibliographisches Handbuch. 3. Auflage. 9. Band, Bern 1984, Sp. 224.
  • Volker Mertens: Der Püller. In: Kurt Ruh (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Auflage. 7. Band, Berlin/New York 1989, Sp. 910–913.
  • Uwe Meves (Hrsg.): Regesten deutscher Minnesänger des 12. und 13. Jahrhunderts. Berlin 2005, S. 759–776.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0502

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