Der bunte Schleier (Roman)

Der bunte Schleier (Roman)

Der bunte Schleier (engl. The Painted Veil) ist ein Roman von William Somerset Maugham, der 1925 bei Heinemann in London und im selben Jahr bei George H. Doran in New York City erschien. Die Übertragung ins Deutsche kam 1928 heraus. Maugham versetzt sich zumeist in die Psyche der jungen Londonerin Kitty aus Harrington Gardens.[A 1]

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Als die Beauty Kitty Garstin 25 Jahre alt geworden ist und ihre viel jüngere, unansehnliche Schwester in den niederen englischen Adel einheiratet, reagiert sie unüberlegt. Kitty erhört den selbstbewussten Bakteriologen Dr. Walter Fane. Nach der Hochzeit folgt Kitty dem Gatten in die Kolonie Hongkong. In der Chinesenstadt lässt sie sich im Hinterzimmer eines Raritätenladens mit dem 41-jährigen Kolonialvizesekretär Charlie Townsend ein. Nach einem Jahr bemerkt der zurückhaltende Walter den fortwährenden Ehebruch seiner Frau Kitty.

Der Forscher Walter will freiwillig nach Meitanfu gehen. Dort auf dem Lande grassiert eine Cholera-Epidemie. Die Chinesen sterben wie die Fliegen. Walter stellt Kitty vor die Wahl. Entweder sie begleitet ihn in das Seuchengebiet oder er bleibt in Hongkong und lässt sich von ihr scheiden. Kitty weist das Ansinnen empört von sich. Sie wähnt sich in Sicherheit. Charlie wird sich von seiner Gattin Dorothy sicherlich scheiden lassen und sie heiraten. Das erweist sich als fataler Irrtum. Charlie hängt an seiner Ehefrau. Das Paar hat einen 15-jährigen Sohn. Charlie will seine Karriere als höherer Kolonialbeamter nicht mutwillig vorzeitig beenden.

Ernüchtert geht Kitty mit Walter nach Meitanfu. Fassungslos will sie nicht wahrhaben, dass sie – erst 27 Jahre alt – als todgeweiht abgestempelt wird. Jedoch das Leben geht in der Provinz weiter. Dort im Kloster wird sie von der hochadeligen französischen Mutter Oberin mit der Pflege bedürftiger chinesischer Kleinkinder betraut und lebt mitten im Seuchengebiet auf. Walter, dessen aufopferungsvolle Arbeit und bescheidenes Wesen die Nonnen nicht hoch genug schätzen können, infiziert sich und stirbt. Sein letztes Wort spielt auf die Ironie des Schicksals an. Nach seinem Willen sollte sich Kitty den Tod holen und nun ereilt er ihn[1]. Kurz vor der Infektion hatte ihm Kitty ihre Schwangerschaft gestanden und den Gatten um Verzeihung für den Ehebruch gebeten. Walter hatte abgewunken. Durch Kittys Aufenthalt und Karitas in Meitanfu wäre ihr Ehebruch längst gesühnt.

Kittys Mutter ist verstorben. Auf der Heimfahrt zu ihrem Vater nach London muss Kitty in Hongkong auf die Abfahrt ihres Schiffes warten. Dorothy Townsend, vor der Charlie das Verhältnis mit Kitty offenbar verbergen konnte, nimmt die Schwangere überaus freundlich in ihrem Haus auf. Nach ein paar Tagen nutzt Charlie eine mehrstündige Abwesenheit von Dorothy und verführt Kitty neuerlich. Kitty verachtet sich und nimmt ihr Versagen notgedrungen hin. Charlie möchte der Vater des noch ungeborenen Kindes werden. Kitty behauptet, Walter sei der Vater. Walter hatte sie zu dessen Lebzeiten gestanden, sie wisse nicht, wer der Vater ihres Kindes sei.

Bei Kittys Ankunft daheim in London begegnen sich Vater und Tochter wie Fremde. In etwa vier Monaten erwartet Kitty ihr Kind. Viel zu spät wird der alte Vater als Gerichtspräsident in die Kolonien gerufen. Kitty folgt ihm auf die Bahamas.

Verfilmungen

Deutsche Erstausgabe

  • Der bunte Schleier. Roman. E. P. Tal, Wien und Leipzig 1928. 252 Seiten

Verwendete deutsche Ausgabe

  • Der bunte Schleier. Aus dem Englischen von Anna Kellner. Verlag Volk und Welt, Berlin 1978 (1. Aufl.). 254 Seiten (Lizenzgeber: Scherz Verlag, Bern 1953)

Anmerkung

  1. Zur Lage von Harrington Gardens siehe auch den Kopfsatz und die Landkarte in The Bentley London.

Einzelnachweise

  1. Verwendete Ausgabe, S.198, 2. Z.v.o. und S. 205 unten
  2. Hongkong war ihr Schicksal in der IMDb

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