Deutsche Levante-Linie

Deutsche Levante-Linie
Flagge der Deutschen Levante Linie

Die Deutsche Levante-Line AG (DLL) war eine von 1889 bis 1970 bestehende Linienreederei in Hamburg.

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

Als Levante bezeichnet man in der Seeschifffahrt, geographisch nicht ganz korrekt, die Länder des östlichen Mittelmeers. Der Handel zwischen Deutschland und dem Levantegebiet wurde traditionell auf dem Landwege, zumeist über den italienischen, österreichischen und süddeutschen Raum abgewickelt. Bis zu den ersten zaghaften Vorstößen ab dem Jahr 1878 gab es keine regelmäßigen Dampfschiffsverbindungen für den Seehandel mit den Ländern dieses Seegebiets.

Geschichte

Anfangsjahre

Am 6. September 1889 gründete man mit einem Kapital von 1,5 Millionen Mark die Deutsche Levante-Linie. Zur Aufnahme des Linienverkehr wurden zunächst vier Dampfer bestellt. Die Werft Wigham, Richardson & Company in Newcastle upon Tyne lieferte den ersten Dampfer, die Chios, welche am 28. Juni 1890 den Dienst eröffnete. Drei weitere Schiffe, die Lesbos, Rhodos und Samos entstanden bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft. Alle vier Schiffe waren mit etwa 1700 BRT vermessen und trugen jeweils etwa 2500 Tonnen. Der Bau kostete mit rund 2 Millionen Mark mehr, als anfangs kalkuliert, so dass eine Prioritäts-Schuldverschreibung von 750.000 Mark ausgegeben werden musste, um die Eigenkapitalausstattung zu gewährleisten. Die junge Reederei kämpfte zunächst ebenso beständig mit solchen Finanzproblemen, wie mit den Schwierigkeiten, die sich beispielsweise aus Missernten in der Türkei, der Hamburger Choleraepidemie, oder dem Verlust von Schiffen ergaben. Bis zur ersten Auszahlung einer Dividende im Jahr 1896 war das Eigenkapital infolgedessen auf 1,1 Millionen Mark herabgesetzt worden. 1898 wurde Hans von Jacobs Vorsitzender des Vorstandes. Schon 1899 war die erste Durststrecke überwunden und die Reedereiflotte auf 21 Dampfer, bis 1903 auf 30 Dampfer und 1914 auf 59 Dampfer[1] angestiegen. Anfang 1914 übernahm die HAPAG die Anteilsmehrheit an der DLL. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs fusionierte die Levante Linie mit der Bremer Dampferlinie Atlas und übernahm dank guter Konjunktur die Reedereien A.C. de Freitas & Co. und H.C. Horn, womit die Flotte so auf 63 Schiffe erweitert wurde.

Erster Weltkrieg und Konzentration

Die DLL verlor während des Krieges zunächst keine Schiffe durch Kampfhandlungen. Sie musste trotzdem den Verlust eines Großteils der Schiffe hinnehmen. Schiffe, die bei Kriegsausbruch in türkischen Häfen lagen kamen bei Kriegseintritt der befreundeten Türkei unter deren Bewirtschaftung. Schiffe in Häfen der Kriegsgegner wurden beschlagnahmt, alle verbliebenen Schiffe über 1600 BRT bis auf das Wrack der Thasos mussten nach Kriegsende an die Inter Allied Shipping Commission abgeliefert werden. Der Reedereibetrieb kam trotz dieser Erschwernisse nicht völlig zum Erliegen, da zunächst noch einige Reisen mit abzuliefernden DLL-Schiffen durchgeführt werden konnten und bald ein eingeschränkter Verkehr mit drei zurückgekauften Dampfern unter der Flagge der befreundeten Rotterdamer N.V. Cargadoors & Scheepvaart Kantoor "Levant" aufgenommen werden konnte. Obwohl am 1. August 1919 eine 4 1/2-prozentige Obligationsanleihe von 1911 zurückbezahlt wurde, um erneut Kredite aufnehmen zu können, übernahm die HAPAG die DLL am 23. Dezember desselben Jahres.

Obgleich die Entwicklung in den ersten Jahren nach Kriegsende durch das Fehlen eigener Schiffe noch stark behindert wurde und die Eingliederung von Neubauten, die ursprünglich von der DLL bestellt worden waren, in die HAPAG-Flotte den Aufbau der eigenen Flotte zusätzlich bremste, verfügte die DLL 1921 bereits wieder über zehn eigene Schiffe. Vom Dezember 1920 bis zum Mai 1922 bestand zusätzlich eine Charter von sechs Schiffen der Londoner Reederei Olivier & Company, die unter dem Namen Oliviers Levant Line in Kommission der Deutschen Levante-Linie beladen wurden.

Neue Mitbewerber dieser Jahre waren die 1921 gegründete die Deutsche Orient-Linie A.G., eine Tochtergesellschaft Stettiner Dampfer-Compagnie und der 1922 neugegründete Levantedienst der Bremer Argo Reederei. Während die Argo Reederei schon im Dezember 1922 mit der Roland-Linie fusionierte, welche drei Jahre darauf ihrerseits im Norddeutschen Lloyd aufging, wurde die Deutsche Orient-Linie am 1. Juli 1924 mit der DLL verschmolzen. Als 1931 auch die Stettiner Dampfer-Compagnie vom Norddeutschen Lloyd übernommen wurde, lag die deutsche Levantefahrt wieder in den Händen der beiden großen Reedereien an der Weser und der Elbe.

Umbau und Neugründung

Das Deutsche Reich stellte im Laufe des Jahres 1934 einen Sanierungsplan auf, der eine Entflechtung und Aufgabenkonzentration der deutschen Linienreeedereien zum Ziel hatte. Zu diesem Zweck erwarb das Reich Mehrheitsbeteiligung an der Hamburg-Amerika-Linie, sowie am Norddeutschen Lloyd. Bis zum 9. November 1934 waren auch mit den Deutschen Afrika-Linien und der Hamburg-Süd entsprechende Verträge ausgehandelt. Die Ausgliederungsaktion fand mit den Neugründungen der Deutschen Levante-Linie Hamburg A.G. mit einem Eigenkapital von 4 Millionen Reichsmark am 5. Juli 1935 in Hamburg, sowie der Atlas Levante-Linie A.G. (ALL) mit einem Eigenkapital von 2,3 Millionen Reichsmark am 26. Juli desselben Jahres in Bremen ein Ende. Beide Reedereien schlossen einen Poolvertrag und gründeten die Deutsche Levante-Linie G.m.b.H., an der die DLL AG zwei Drittel und die ALL ein Drittel hielt. Bis zum erneuten Kriegsausbruch folgten einige erfolgreiche Jahre und schon 1935/36 stockte beispielsweise die Deutschen Levante-Linie Hamburg ihr Eigenkapital um 1,5 Millionen Reichsmark auf.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

1942 veränderten sich die Besitzverhältnisse der DLL und der ALL. Die DLL wurde von der Reederei Bock, Godeffroy & Co. übernommen und als deren Tochtergesellschaft eingegliedert, die ALL löste ihre Personalunion mit der Argo Reederei. Im Laufe des Zweiten Weltkriegs ging eine Reihe der DLL-Schiffe verloren, den verbleibenden Rest mussten die Deutsche Levante-Linie und die Atlas Levante-Linie auch nach diesem Krieg wieder abliefern. Es blieben die Kontorräume und Reste des Anlagevermögens. In den 1950er Jahren fand zwar ein langsamer Wiederaufbau der DLL-Flotte statt, 1956 wurde die Deutsche Levante-Linie jedoch als Tochtergesellschaft der Bock, Godeffroy & Co. von der Oetker-Gruppe übernommen, welche die Schornsteinmarke und Flagge nur bis 1967 weiterführte und den Namen Deutsche Levante-Linie 1970 schließlich ebenfalls einstellte.

Weblinks

Literatur

  • Stegemann, Richard; Deutsche Levante-Line (Hrsg.): 50 Jahre Deutsche Levante-Fahrt. 1889-1939. Selbstverlag, Hamburg 1939.
  • Witthöft, Hans Jürgen: Kurs Levante. Deutsche Linienfahrt ins östliche Mittelmeer. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1989, ISBN 3-7822-0454-9.

Einzelnachweise

  1. Otto Mathies: Hamburgs Reederei, 1814-1914

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