Die Fremde (Schnitzler)

Die Fremde (Schnitzler)

Die Fremde ist eine Novelle von Arthur Schnitzler, die am 18. Mai 1902 in der Tageszeitung Neue Freie Presse[1] in Wien unter dem Titel "Dämmerseele"[2] erschien.

Albert von Webeling aus Graz, Vize-Sekretär in einem Ministerium in Wien, zeigt letztendlich Charakter.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Albert verehrte und liebte Katharina zwei Jahre, bevor er sie ungeachtet ihrer Gemütskrankheit ehelichte. Am Tage vor der Hochzeit kauft er ihr ein Häuschen in einer Wiener Gartenvorstadt. Als Albert seine Katharina zur Trauung abholt, ist sie ihm geradeso fremd wie an dem Tag, als er sie kennenlernte. Seinen Antrag hatte Katharina ohne größere Bewegung angenommen. Albert spürt wohl, diese Ehe ist für ihn ein Schritt ins Dunkle, ins Ungewisse. Das Glück währt dann auch nur zwei Wochen. Katharina, die sich dem Gatten nach der Hochzeit "ohne Leidenschaft und ohne Widerstreben" hingegeben hatte, beendet die Hochzeitsreise in Innsbruck, indem sie Albert brieflich Adieu sagt und macht sich davon. Genauer, Katharina bleibt noch in Innsbruck. Eigentlich ist Albert nicht überrascht. Innerlich gibt er Katharina frei, ist ihr aber nach wie vor verfallen.

Dummerweise hatte sich Albert vor der Hochzeit festgelegt. Er ist entschlossen, diese Welt zu verlassen, wenn ihm die Schöne einmal entschwände. Das macht er tatsächlich. Zuvor beobachtet der verlassene Ehemann aus einem Versteck, wie Katharina in der Hofkirche den erzenen Fuß der Statue des Gotenkönigs Theoderich küsst. Albert besorgt eine Kopie der Statue, lässt sie in Wien für Katharina extra in ihrem neuen Garten aufstellen und gibt sich – exakt zu Mittag – die Kugel. Nach dem Kuss des Fußes in der Kirche war Katharina beim Verlassen des Gotteshauses ein gewisser Andrea Geraldini gefolgt. Von dem Herrn wurde Katharina geschwängert. Nun schreibt die werdende Mutter postlagernd einen Brief an Andrea nach Verona, erhält jedoch keine Antwort.

Rezeption

  • Paul Goldmann nach der Erstveröffentlichung der Novelle anno 1902 in einem Feuilleton:[3] Schnitzler überbetone das Thema "Liebe und Tod".
  • Ehegattin Katharina bleibt nicht nur für Ehemann Albert die Fremde. Er toleriert sogar weiterhin widerspruchslos ihre Eskapaden, als da z.B. sind: Treffs mit wildfremden Männern in Innsbruck. Von einem Fremden wird Katharina sogar geschwängert. Das Letztere teilt der Erzähler lediglich mit. Es ist nicht bekannt, ob und wie viel Albert von dem Ehebruch weiß. Albert findet das Gesuchte, das nicht Alltägliche in seiner zerstörerischen Leidenschaft für die depressive Katharina. Er unternimmt keinen ernsthaften Versuch, Katharina, der Fremden, ihr Geheimnis zu entlocken. Albert kann die Barriere zwischen Katharina und sich nicht überwinden, weil er die Wahrheit fürchtet. Schnitzler lässt den Leser im Unklaren, um ihn schließlich zu enttäuschen.[4]
  • Farese nennt die schwer verdauliche Story "merkwürdig". Schnitzler zeige zudem in der Novelle, dass der Gegenüber – in dem Falle die eigene Ehefrau – nicht verstanden werden könne.[5]

Weblinks

Literatur

Quelle
Erstausgabe in Buchform
Sekundärliteratur
  • Michaela L. Perlmann: Arthur Schnitzler. Sammlung Metzler, Bd. 239. Stuttgart 1987. 195 Seiten, ISBN 3-476-10239-4
  • Giuseppe Farese: Arthur Schnitzler. Ein Leben in Wien. 1862–1931. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. C. H. Beck München 1999. 360 Seiten, ISBN 3-406-45292-2. Original: Arthur Schnitzler. Una vita a Vienna. 1862–1931. Mondadori Mailand 1997

Einzelnachweise

  1. Quelle, S. 522, dritter Eintrag
  2. Perlmann, S. 140, 11. Z.v.o.
  3. Farese, S. 107, 2. Z.v.o.
  4. Perlmann, S. 140, 9. bis 35. Z.v.o.
  5. Farese, S. 107, 9. Z.v.o.
  6. Quelle, S. 522, letzter Eintrag

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