Die Schattenhand

Die Schattenhand

Die Schattenhand (Originaltitel The Moving Finger) ist der 33. Kriminalroman von Agatha Christie. Er erschien zuerst im Juli 1942 in den USA bei Dodd, Mead and Company [1] und im Vereinigten Königreich im Collins Crime Club im Juni 1943 [2]. Der Scherz Verlag (Bern) veröffentlichte 1943 die deutsche Erstausgabe in der Übersetzung von Anna Katharina Rehmann [3]. 2004 wurde der Roman von Sabine Roth neu übersetzt [4].

Es ermittelt Miss Marple in ihrem dritten Roman.

Inhaltsverzeichnis

Erklärung des Romantitels

Der Originaltitel entstammt dem 71. Vers der Rubaiyats von Omar Khayyām in der Übersetzung von Edward FitzGerald:

The Moving Finger writes; and, having writ,
Moves on: nor all thy Piety nor Wit
Shall lure it back to cancel half a Line,
Nor all thy Tears wash out a Word of it.

(Der Finger bewegt sich und er schreibt; und, hat er geschrieben, geht er fort: Weder werden all deine Frömmigkeit noch dein Geist ihn zurücklocken, um auch nur die Hälfte der Zeile zu löschen, noch werden deine Tränen ein Wort davon fortwaschen.) Dieser Vierzeiler war im englischsprachigen Raum sehr beliebt und bekannt. Er bezieht sich auf das biblische Menetekel im Buch Daniel.

Handlung

Jerry Burton wird bei einem Flugzeugabsturz im Krieg schwer verwundet. Sein Arzt empfiehlt ihm sich auf dem Land zu erholen. So mieten Jerry und seine Schwester sich ein Landhaus im idyllischen Lymstock. Sie beginnen sich gerade in das Landleben einzugewöhnen, als sie einen obszönen anonymen Brief erhalten, in dem ihnen unterstellt wird, ein Verhältnis miteinander zu haben. Schnell entdecken sie, dass sie nicht die einzigen im Ort sind, die einen derartigen Brief erhalten haben.

Dann begeht Mrs. Symmington, die Frau des örtlichen Anwalts Suizid, nachdem auch sie einen anonymen Brief erhalten hat. Darin wird unterstellt, dass ihr zweites Kind illegitim sei. Ihre Leiche wird entdeckt neben dem Brief, einem Glas mit Cyanid und einem zerrissenen Abschiedsbrief mit den Worten: Ich kann nicht mehr. Bei den Symmigstons lebte neben den gemeinsamen beiden Kindern auch Mrs. Symmingtons Tochter aus erster Ehe, Megan, und neben dem Hausmädchen Agnes auch noch ein hübsches schwedisches Kindermädchen, Elsie Holland.

Bei der Leichenschau wird der Suizid festgestellt und die Ermittlungen der Polizei konzentrieren sich auf den Schreiber der anonymen Briefe.

Dann erhält die Haushälterin der Burtons, Partridge, einen Anruf von Agnes, die völlig verstört zu sein scheint. Beide verabreden sich für den nächsten Tag zum Tee. Nur Agnes kommt nie an. Megan findet ihre Leiche in einem Schrank.

Scotland Yard übernimmt die Ermittlungen und man gewinnt die Erkenntnis, dass der Briefschreiber/Mörder eine Frau mittleren Alters und prominente Bewohnerin von Lymstock sein müsse. Weil ihr die Fortschritte zu langsam sind, beauftragt die Frau des Pfarrers eine eigene Expertin – Miss Marple. Jerry Burton liefert Miss Marple viele Ideen, indem er ihr von seinen Träumen und seinen unzusammenhängenden Gedanken erzählt.

Dann wird die Schwester des Arztes verhaftet. Man hat sie angeblich gesehen, wie sie einen Brief an das Kindermädchen der Symmingtons schrieb, auf der Schreibmaschine im Frauenzentrum, mit der auch die Umschläge der anderen Briefe beschriftet worden waren.

Jerry nimmt auf einer Fahrt zu seinem Arzt in London Megan mit. Er bringt sie zu einem Friseur und kauft ihr schicke Kleider – macht so aus einem schlampigen und vernachlässigten Teenager eine attraktive Frau. Er verliebt sich auf der Stelle in sie und bittet sie, ihn zu heiraten, aber sie weigert sich. Trotzdem geht er zu Mr. Symmington - zum einen um seine Zustimmung zu erhalten und zum anderen um von der Ablehnung zu berichten. Symmington, der froh wäre Megan loszuwerden, verspricht, noch einmal mit ihr zu reden.

Später am Abend kommt Megan in Symmingtons Büro, um ihn zu erpressen, denn sie weiß, dass er die Morde begangen hat. Er zahlt ihr den geforderten Betrag. In der Nacht, als sie schläft, versucht er sie jedoch zu ermorden, indem er sie betäubt und sie anschließend vor den Gasherd legt. Dabei wird er von Jerry und der Polizei erwischt. Es stellt sich heraus, dass Megan die Erpressung im Auftrag von Miss Marple begangen hatte, um Symmington aus der Reserve zu locken.

Symmington hatte alle Briefe geschrieben, um den Mord an seiner Frau zu vertuschen, denn er wollte das Kindermädchen heiraten. Die Schwester des Arztes hatte nur den einen Brief geschrieben, weil sie Symmington liebt und ihn vor einer falschen Ehe bewahren wollte.

Megan realisiert im Schatten der letzten Ereignisse, dass sie Jerry liebt. Dessen Schwester heiratet den Arzt und beide Paare lassen sich in Lymstock nieder, anstatt nach London zurückzukehren. Nachdem sie den Fall erläutert hat, kehrt Miss Marple nach St. Mary Mead zurück.

Romantitel

Der Romantitel bezieht sich auf dreierlei: Zum einen gingen die Briefe wie ein sich bewegender Finger von einem zum anderen; zum anderen wurden die Adressen der Briefumschläge nur mit einem Finger getippt, um keine Spur zum Schreiber zu hinterlassen. Drittens ist es wie im Menetekel der Finger einer Schattenhand, von der man nicht weiß, wer der Schreiber ist.

Personen

  • Miss Marple, die Amateurdetektivin
  • Jerry Burton, ein rekonvaleszenter Militärpilot
  • Joanna Burton, seine Schwester
  • Emily Barton, Vermieterin des Landhauses der Burtons
  • Miss Partridge, ihre Haushälterin
  • Owen Griffith, der Arzt von Lymstock
  • Aimée Griffith, seine Schwester
  • Richard Symmington, Anwalt
  • Mrs. Symmington, Frau des Anwaltes
  • Megan Hunter, ihre Tochter aus erster Ehe
  • Elsie Holland, Kindermädchen bei den Symmingtons
  • Caleb Dane Calthrop, Pfarrer von Lymstock
  • Maud Dane Calthrop, Frau des Pfarrers
  • Mr. Pye, Einwohner von Lymstock
  • Inspektor Nash von Scotland Yard

Verfilmungen

  • The Moving Finger wurde zuerst von der BBC mit Joan Hickson für die Fernsehserie Miss Marple verfilmt und am 21. und 22. Februar 1985 ausgestrahlt.
  • Eine zweite Verfilmung entstand 2006 mit Geraldine McEwan als Miss Marple für die Fernsehserie Agatha Christie’s Marple. Die Erstsendung erfolgte am 12. Februar 2006 im Vereinigten Königreich.

Wichtige Ausgaben

  • 1942, Dodd Mead and Company (New York), Juli 1942
  • 1943, Collins Crime Club (London), Juni 1943
  • 1944 deutsche Erstausgabe in der Übersetzung von Anna Katharina Rehmann; Scherz Verlag (Bern) [3]
  • 2004 Neuübersetzung von Sabine Roth [4]; Fischer-Taschenbuch-Verlag (Frankfurt am Main)

Die erste Veröffentlichung des Romans erfolgte in dem US-amerikanischen Magazin Collier's Weekly in acht Fortsetzungen vom 28. März (Volume 109, Nummer 13) bis zum 16. Mai 1942 (Volume 109, Nummer 20) mit Illustrationen von Mario Cooper.

Sonstiges

In Ihrer Autobiographie bezeichnet Christie selbst, dieses Buch als eines ihrer besten: „Ein anderes Buch mit dem ich richtig zufrieden bin ist The Moving Finger. Es ist ein guter Test, noch einmal zu lesen, was man vor siebzehn oder achtzehn Jahren geschrieben hat. Manche Ansichten ändern sich. Einiges besteht den Test der Zeit nicht, manches schon.“[5]

Hörbücher

  • 2005 Die Schattenhand (5 CDs): einzige ungekürzte Lesung; Sprecherin: Ursula Illert. Regie: Hans Eckardt. Übersetzung von Sabine Roth; Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen (Marburg/Lahn) [6]
  • 2010 Die Schattenhand (3 CDs): gekürzte Lesung; Sprecher: Edmund Telgenkämper; Der Hörverlag (München)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. American Tribute to Agatha Christie
  2. Chris Peers, Ralph Spurrier and Jamie Sturgeon. Collins Crime Club – A checklist of First Editions. Dragonby Press (Second Edition) March 1999 (Page 15)
  3. a b deutsche Erstausgabe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  4. a b Neuübersetzung 2004 im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  5. Christie, Agatha. An Autobiography. (Page 520). Collins, 1977. ISBN 0-00-216012-9
  6. Hörbuch (vollst.) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

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