die tageszeitung

die tageszeitung
die tageszeitung
Taz-logo-neu.png
Beschreibung deutsche Tageszeitung
Verlag taz, die tageszeitung Verlagsgenossenschaft eG
Erstausgabe 1978
Erscheinungsweise montags bis samstags
Verkaufte Auflage (IVW 3/2011, Mo-Sa) 52.515 Exemplare
Reichweite (MA 2011 I) 0,34 Mio. Leser
Chefredakteurin Ines Pohl
Herausgeber taz-Genossenschaft
Weblink taz.de
Artikelarchiv letzte 12 Monate
ISSN 0931-9085

die tageszeitung (taz) ist eine überregionale Tageszeitung in Deutschland. Sie wurde 1978 in West-Berlin als linksalternatives, selbstverwaltetes Zeitungsprojekt gegründet. Herausgeberin ist die taz, die tageszeitung Verlagsgenossenschaft eG. Von Anfang 1999 bis 2009 leitete Bascha Mika zehn Jahre lang die Redaktion der taz. Mitte Juli 2009 folgte ihr Ines Pohl.[1]

Inhaltsverzeichnis

Zeitung

Die 1978 gegründete taz ist bundesweit erhältlich und erscheint seit dem 17. April 1979 täglich[2] (von Montag bis Samstag). Sie erscheint im sogenannten Berliner Format. Damit ist sie etwas kleiner als die meisten anderen großen überregionalen Zeitungen, die im Norddeutschen Format erscheinen. Die IVW-geprüfte verkaufte Auflage der gedruckten taz beträgt 55.653, davon 45.919 im Abonnement.[3] Seit 18. April 2009 erscheint die sonntaz in der Samstagsausgabe als Beilage.[4]

Neben der Printausgabe wird die Zeitung auch in digitaler Form als Elektronische Zeitung unter dem Namen taz e-Paper angeboten. Im monatlich kündbaren Abonnement ist taz e-Paper in den Formaten MOBI, EPUB (ohne Digital Rights Management), PDF, HTML und TXT (in reiner Textversion) erhältlich.[5] Einzelausgaben werden im elektronischen Kiosk in den Formaten PDF, EPUB und mobipocket angeboten.[6] Ende 2010 verkaufte die taz 2.508 ePaper-Abos. Als Vergleichsgröße wurde angegeben, dass die Springer-Publikationen Die Welt und Bild-Zeitung im selben Zeitraum auf lediglich 383 bzw. 785 Abonnenten kamen. [7]

Regionalausgaben

Sitz der tageszeitung in der Rudi-Dutschke-Straße im Berliner Stadtteil Kreuzberg

Seit dem 4. November 1980 erscheint die taz mit einem Berliner Regionalteil. Dieser ist heute auch Bestandteil der in den ostdeutschen Bundesländern vertriebenen Ausgaben. Darüber hinaus gibt es die Regionalausgabe Nord für die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Spezialisiertere Regionalausgaben, etwa die münster taz, taz ruhr oder eigene Ausgaben für Bremen und Hamburg, sind nach längeren Diskussionen in den großen Regionalausgaben aufgegangen, dies vor allem aus Kostengründen. Die taz nord umfasst neben der Mantelzeitung drei Seiten allgemeinen Regionalteil und eine Wechselseite jeweils für die Länder Bremen und Hamburg. Die taz nrw, die aus den Regionalausgaben taz Köln und taz Ruhr hervorgegangen ist, erschien aus finanziellen Gründen nach einer gescheiterten Rettungskampagne am 4. Juli 2007 zum letzten Mal.

Preisstruktur

Um eine möglichst große Leserschaft zu erreichen und gleichzeitig die Finanzierung der Zeitung sicherzustellen, bietet die tageszeitung beim regulären Abonnement drei unterschiedliche Preisstufen in einem sogenannten „Soli-Preis-System“ an. Welcher Preis bezahlt wird, soll sich nach der finanziellen Kraft der Abonnenten entscheiden, jedoch findet keine Überprüfung statt. Man vertraut darauf, dass die Abonnenten ehrlich sind und den Wert ihrer Zeitung selbst einschätzen können. Zudem gilt auch beim digitalen Abonnement als ePaper das „Soli-Preis-System“.

Alle Abonnements schließen die deutsche Ausgabe der Monatszeitung Le Monde diplomatique mit ein. Darüber hinaus gibt es – wie bei vielen anderen Zeitungen – zahlreiche weitere befristete Abonnementsvarianten zu Festpreisen. Sonderaktionen zu wichtigen politischen Ereignissen schlossen ein „Neuwahl-Abo“ zur Bundestagswahl 2005 ein, bei dem der Wahlausgang den Abonnementspreis beeinflussen sollte. Ähnlich ist auch die Aktion der taz zur bayrischen Landtagswahl Ende September 2008. Unter der Überschrift „taz manipuliert Wahl“ wurde für neue Abos im Zusammenhang der CSU-Prozente zur Landtagswahl geworben. Für jedes Prozent, das die CSU unter 50 Prozent der Wählerstimmen kommen würde, wäre ein Monat eines neu abgeschlossenen Abos umsonst. Letzten Endes konnten somit 50 neue Abonnenten die taz sieben Monate lang kostenlos beziehen. Laut einem Bericht von Spiegel Online handelt es sich um Zeitungen im Wert von 11.375 Euro.[8]

Perşembe

Perşembe war eine zweisprachig auf Deutsch und Türkisch erscheinende Wochenzeitung, die seit dem Jahr 2000 jeden Donnerstag deutschlandweit der taz beigelegt wurde. Perşembe bedeutet auf Türkisch Donnerstag. Verantwortlicher Redakteur des achtseitigen Blattes war Ömer Erzeren. Das vielgelobte Experiment[9] wurde nach einiger Zeit wieder eingestellt.

taz.de

Seit dem 12. Mai 1995 stellt die taz (als eine der ersten deutschsprachigen Zeitungen) ihre Inhalte vollständig ins Internet. Alle Artikel der letzten 12 Monate sind frei abrufbar. Ältere Artikel sind im Online-Archiv verfügbar, das alle taz-Ausgaben seit 1. September 1986 bis zur aktuellen Ausgabe enthält, sowie alle Texte der deutschsprachigen Ausgabe von Le Monde diplomatique seit Mai 1995. Für die Recherche und Nutzung des Online-Archivs ist eine kostenpflichtige Registrierung nötig. Die Nutzung des gesamten elektronischen Archivs ist ab einer monatlichen Pauschale von 5 Euro möglich.[10]

Lagen die Seitenabrufe für taz.de zu Beginn der IVW-geprüften Zählung im Oktober 2001 noch bei rund 200.000, wurden am 8. November 2010 im Rahmen der Live-Berichterstattung über die Castor-Proteste erstmals auf taz.de an einem einzelnen Tag über 1,5 Millionen Seitenabrufe verzeichnet.[11] Im März 2011 wurde auf taz.de ein neuer monatlicher Höchstwert von über 6 Millionen Unique visitors und 17,1 Millionen Seitenabrufen verzeichnet.[12]

taz-zahl-ich

Seit dem 9. April 2011 bietet das Online-Angebot taz.de die Bezahloption taz-zahl-ich an. So kann man die Inhalte weiterhin kostenlos nutzen, aber freiwillig für den gesamten Internetauftritt oder für einzelne Artikel einen beliebigen Betrag entrichten. Als Bezahlarten werden Handypayment, PayPal, Lastschrift, flattr, Kreditkarte oder Überweisung angeboten. Über den Klick auf das entsprechende Symbol am Ende eines Beitrags können Betrag und Zahlart bestimmt werden. Bereits am ersten Tag seien mit 386 Zahlungen 1.963 Euro eingegangen. Die taz kündigte an, im Zuge der Kampagne für mehr finanzielle Transparenz zu sorgen.[13] In einem Artikel zur Aktion nennt Matthias Urbach als Gründe für die Einführung dieser Bezahlmöglichkeit die weitere Finanzierungsquelle des Online-Angebots neben den Anzeigen, die Förderung von unabhängigem Journalismus, das Ersetzen der „Gratis-Kultur im Internet“ durch eine „Fairness-Kultur“ und das Bieten einer Alternative zu so genannten „Paywalls“ und zum Kaufen einer gesamten Zeitung, wenn ein Leser nur einen einzigen Artikel lesen will.[14]

Unternehmen

Genossenschaft

Im Zuge einer existenziellen finanziellen Krise der Zeitung wurde 1992 die taz, die tageszeitung Verlagsgenossenschaft eG gegründet, um neue Investitionsmittel zu erhalten und gleichzeitig die publizistische Unabhängigkeit zu wahren. Die seither als Herausgeberin der Zeitung agierende Genossenschaft hatte im November 2009 mehr als 9000 Mitglieder mit einem Genossenschaftskapital von über 8,6 Millionen Euro. Die Zahl der Genossen ist seitdem stetig gestiegen. Von Januar bis Dezember 2008 waren 808 neue Mitglieder beigetreten. Der Eintritt als „Genosse“ in die Genossenschaft wird mit einer einmaligen Zahlung von mindestens 500 Euro,[15] höchstens aber zunächst 25.000 Euro, seit September 2010 100.000 Euro,[16] an die taz abgeschlossen. Jeder Genosse hat unabhängig von der eingelegten Summe nur eine Stimme. Ende November 2011 hatte die Genossenschaft 11.489 Mitglieder.[17]

Bezahlung der Mitarbeiter

Rund 250 Angestellte in Redaktion und Verlag arbeiten für die taz, die es sich bislang nicht leisten kann, ihre Mitarbeiter branchenüblich zu bezahlen. Bis 1991 gab es einen Einheitslohn für alle Angestellten, vom Schriftsetzer bis zur verantwortlichen Redakteurin. Seither gibt es „Verantwortungszuschläge“ von wenigen hundert Euro, etwa für die Leiter der einzelnen Ressorts. Der Bruttolohn für die meisten Angestellten liegt laut Haustarif bei rund 2.000 Euro im Monat, wobei es kein Urlaubs- oder Weihnachtsgeld gibt.

Bis heute verdienen Redakteure bei der taz deutlich weniger als in anderen Zeitungen.

Das Logo der Zeitung ist der Abdruck einer Tatze (auch „Tazze“ genannt). Roland Matticzk, der Erfinder des Logos, versäumte es jedoch, sich in den Gründungsjahren der taz die Rechte daran zu sichern. Das Unternehmen Jack Wolfskin registrierte in den 1980ern ein ähnliches Logo für sich. Den Rechtsstreit zwischen den beiden Unternehmen verlor die taz im Jahre 2002, was zur Folge hatte, dass sie die Tatze nun nicht mehr auf Produkte drucken darf, die zum Kerngeschäft von Jack Wolfskin gehören. Zudem darf sie die Tatze auf eigenen Produkten nur in Verbindung mit dem Zusatz „die tageszeitung“ nutzen.

Auch gegen die Abbildung einer daraufhin mit einem Kreuz überstickten „Tazze“ neben dem geforderten Schriftzug auf einem Badehandtuch, das über den verlagseigenen taz-Shop vertrieben wird, ging Jack Wolfskin vor: „Das ‚Durchstreichen‘ des Tatzensymbols (beinhaltet) eine rufschädigende Abwertung der bekannten Marke“, monierten die Anwälte.[18]

Geschichte

Die taz entstand in Folge des Tunix-Kongresses im Januar 1978 in Berlin und war auch eine Reaktion auf den „Deutschen Herbst“ 1977. Unter den taz-Mitbegründern befand sich auch der heutige Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen Hans-Christian Ströbele. Nach dem Gleichheitsgrundsatz bezog jeder Mitabeiter den gleichen bescheidenen Lohn von 600 D-Mark.[19] Da es im Gegensatz zur üblichen Hierarchie in Zeitungs-Redaktionen auch bessere Aufstiegsmöglichkeiten gab, wurde die taz oft als „Journalistenschule der Republik“ bezeichnet. Neben Ströbele begann beispielsweise auch der Redenschreiber von Bundeskanzler Schröder Reinhard Hesse seine Kariere bei der taz und war die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer bei der taz als Druckerin beschäftigt. Die erste Vorausgabe erschien am 27. September 1978. Allerdings trug sie das Datum 22. September – fünf Tage hatte die Bearbeitung der „Nullnummer Nr. 1“ mit 16 Seiten gedauert. Sie enthielt einen doppelseitigen Bericht des Schriftstellers und Journalisten Gabriel Garcia Marquez über den Sieg der Sandinistas in Nicaragua. Weitere Schwerpunkte waren die geplante Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll in Gorleben, die Verhaftung von Astrid Proll, ein Interview mit einer Animierdame einer Peepshow, der Widerstand gegen Uranbergbau im Schwarzwald, das NATO-Großmanöver AUTUMN FORGE. Die erste reguläre Ausgabe der taz erschien dann am 17. April 1979. Die Zeitung verstand sich als Alternative zum von ihr bisher ausschließlich bürgerlich orientiert empfundenen Zeitungsmarkt mit der Zielgruppe Studenten, Alternative, Grüne, Linksliberale, linke Sozialdemokratie und später auch für die ab 1980 anwachsende Hausbesetzerbewegung.

Im Laufe der Jahre gab es mehrere Neustarts der Zeitung. Runde Jubiläen werden in der Regel mit besonderen Ausgaben gefeiert. Zum 30. Jahrestag des regelmäßigen Erscheinens im April 2009 gab es einen tazkongress, der sich aktuellen politischen Diskussionen widmete. Zudem erschien die Zeitung in einem renovierten Layout und mit einer neuen, sonntaz genannten, Wochenendbeilage, die das bisherige taz mag ablöste.[20]

Das Landeskriminalamt Kiel und das Bundeskriminalamt haben bei Ermittlungen gegen eine vermeintliche terroristische Vereinigung in Norddeutschland im Vorfeld des G8-Gipfels von Heiligendamm (2007) unter anderem mindestens 19 Telefonate mit Journalisten abgehört, darunter auch Gespräche von Mitarbeitern der taz. Außerdem betroffen waren Mitarbeiter von NDR-info, Spiegel online und tagesschau.de sowie mehrere Strafverteidiger.[21]

Rettungskampagnen

Seit ihrer Gründung stand die taz mehrmals vor der Insolvenz. Mit Aufmerksamkeit erregenden Kampagnen hat die Zeitung immer wieder versucht, mehr Abonnenten zu bekommen. Während einer sogenannten Erpressungs-Kampagne „drohte“ die Redaktion zum Beispiel damit, die Zeitung einen Tag lang ohne Fotos, ohne Kritik, als Boulevardblatt usw. erscheinen zu lassen, wenn in einer bestimmten Woche nicht genug neue Abos abgeschlossen würden. In der Folge wurden die „Drohungen“ teilweise umgesetzt. Im ersten Halbjahr 2003 konnte die tageszeitung erstmals in ihrer Geschichte einen Gewinn verbuchen.

Regelmäßig wirbt die taz um neue Mitglieder für ihre Genossenschaft sowie um höhere Einlagen der Genossenschaftsmitglieder. Ende 2003 suchte die Zeitung Kapitalgeber für die taz EntwicklungsKommanditgesellschaft, die unter anderem seit dem 8. Dezember 2003 einen täglichen Lokalteil in Nordrhein-Westfalen finanzierte, der allerdings im Juli 2007 eingestellt wurde.

Im Winter 2004 startete die taz mit dem ExtraBlatt – Erlesenes erhalten eine Abokampagne, mit der zugleich auf die besondere Bedeutung von Tageszeitungen im Allgemeinen aufmerksam gemacht werden soll. Als Autoren konnten zum Beispiel Juli Zeh, Michael Jürgs, Maxim Biller, F. W. Bernstein oder Michael Rutschky gewonnen werden. Einen zeichnerischen Ost-West-Dialog steuerten die Cartoonisten Eckhard Henscheid und Manfred Bofinger bei.

Seit dem 30. April 2005 hat die taz eine neue Titelseite, mit der sie vor allem versucht, die Zahl der Kioskkäufe zu erhöhen. So steht jetzt ein bestimmtes Thema mehr im Mittelpunkt, was auch durch ein großes Bild unterstrichen wird.

Aktionen

Unter dem Motto „Das einzige Medium gegen Propaganda-Müll und Verlautbarungs-Dünnsäure ist nach wie vor Literatur“ (18. September 1987) wurde die Redaktion im Herbst 1987 für drei Tage namhaften Autoren übergeben: Hans Magnus Enzensberger, Heiner Müller, Alfred Sohn-Rethel, Hans Mayer, Erich Kuby, Johannes Mario Simmel, Elfriede Jelinek und Hermann Henselmann machten dabei mit.

Nachdem seit dem 26. Februar 1990 eine in der DDR produzierte taz ddr erschienen war, veröffentlichte diese im Juni 1990 als erste Zeitung in einer Sondernummer eine Liste von 9251 Stasi-Objekten in der DDR – eine umstrittene Aktion, die auch unter DDR-Bürgerrechtlern Kritiker fand.[22] Im Dezember 1991 ging die dann so genannte taz Ost in der Mutterzeitung auf.

Bei der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2003 unterstützte die taz die Sängerin Senait Mehari mit dem Lied Herz aus Eis. Den Text des Liedes durften die Leser verfassen, ebenso standen mehrere Melodien zur Auswahl. In der deutschen Vorentscheidung kam Senait auf den vierten Platz.

In der Samstagausgabe vor der Landtagswahl in Bayern im September 2003 verkündete die taz auf der Titelseite „Stoiber erringt klaren Sieg“ sowie das vorläufige Wahlergebnis, die Lottozahlen und Bundesligaergebnisse.[23]

Im Dezember 2003 wurde die Redaktion im Rahmen der Studentenproteste gegen die Etatkürzungen an den Berliner Universitäten eine Zeitlang besetzt.

Im Mai 2004 startete die taz anlässlich der geplanten Liberalisierung des Kartellrechts für Zeitungen eine tägliche Reihe zu Einzeitungskreisen und machte damit erfolgreich auf die zunehmende Pressekonzentration aufmerksam.

Die tageszeitung, die bereits seit 1982 ihren Titel klein schreibt, veröffentlichte am 12. August 2004 eine Ausgabe in der sogenannten „gemäßigten Kleinschreibung“. Dies war als Gegenreaktion auf die Ankündigung einiger deutscher Verlage gedacht, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. – Das Binnen-I (nicht selten als „Taz-I“ bezeichnet) wurde zwar nicht von der taz erfunden, jedoch in Deutschland vor allem durch sie verbreitet.

2005 schlug die taz anlässlich des 25. Todestages von Rudi Dutschke vor, einen Teil der Berliner Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße umzubenennen. Nachdem hierüber langjährig gerichtliche Auseinandersetzungen mit einer Anwohnergemeinschaft (deren Mitglied wiederum der Axel-Springer-Verlag ist) geführt wurden, erklärte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg im April 2008 die Umbenennung endgültig als rechtskräftig.

Aus Urheberrechtsgründen musste die taz ihre satirische Seite-1-Rubrik, die nach der ARD-Nachrichtensendung Tagesschau benannt worden war, neu betiteln. Seitdem heißt die Rubrik „verboten“ und wurde bis April 2009 mit dem Hinweis „übrigens: verboten darf nicht tagesschau heißen“ versehen. Ab Januar 2008 wurde der Rubrik-Name täglich an Leser verkauft. Nach einem längeren Namensstreit unter der Leserschaft hatte ein Leser für fünf Euro und zehn alte Rubel den Rubrik-Namen dachgold gekauft und damit den Auftakt für einen täglich neuen und von Lesern gekauften Namen gemacht, u. a. kaufte der Schauspieler Dietmar Bär den Namen und ließ dafür „Jens Lehmann“ einsetzen. Seit dem 5. Mai wird jedoch wieder der alte Name ohne Zusatz verwendet.

Aus Solidarität mit dem iranischen Regisseur Jafar Panahi, der vom religiösen Regime des Iran an der Ausreise zur Berlinale 2011 gehindert wurde, erschien die taz am 11. Februar 2011 in grüner Farbe, der Farbe der iranischen Oppositionsbewegung.[24]

Rezeption

Das Verhältnis zur Bild

Eine besondere Beziehung hat die taz zur Bild-Zeitung. Deren Chefredakteur Kai Diekmann klagte gegen die taz, als deren Autor Gerhard Henschel am 8. Mai 2002 auf der Satire-Seite „die wahrheit“ behauptete, Diekmann habe sich einer Penisvergrößerung unterziehen wollen. Diekmann verklagte die Zeitung auf 30.000 Euro Schadenersatz. Das Berliner Kammergericht entschied in zweiter Instanz, dass Diekmann als Chefredakteur der Bild „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung anderer sucht“ und daher „weniger schwer durch die Verletzung seines eigenen Persönlichkeitsrechtes belastet wird“. Er müsse „davon ausgehen, dass diejenigen Maßstäbe, die er anderen gegenüber anlegt, auch für ihn selbst von Belang sind“. Daher stufte das Gericht die Persönlichkeitsverletzung als nicht so schwerwiegend ein, dass ein Schmerzensgeld angemessen sei. Gleichzeitig verbot das Gericht der taz, die Meldung zu wiederholen. Im März 2006 sagte Diekmann der türkischen Zeitung Hürriyet, dass die Klage „ein Fehler“ gewesen sei. Er habe sich dadurch umso lächerlicher gemacht.

Am 50. Geburtstag der Bild-Zeitung im Jahre 2002 titelte die taz50 Jahre Bild – Jetzt reichts!“, um so gegen den Boulevardjournalismus der Zeitung zu protestieren. Nach dem 25. Geburtstag der taz vom 17. April 2004 wurden zum 25. Jubiläum der Nullnummer am 27. September 2004 die „Lieblingsfeinde“ als Redakteure für einen Tag in die Redaktion der taz zur Mitarbeit eingeladen. An der als „feindliche Übernahme“ betitelten Aktion waren neben Kai Diekmann als Chefredakteur der Ausgabe auch der ehemalige BDI-Präsident Hans Olaf Henkel, der ehemalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping, sowie Fernsehpfarrer Jürgen Fliege und der ehemalige Herausgeber der Bild-Zeitung Peter Boenisch beteiligt. In der Ausgabe wurde auch erstmals Altkanzler Helmut Kohl für die taz interviewt. Die sogenannte "Feindes-taz" 2004 schaffte die Rekordauflage von 100.000 Stück.[25]

2005 ließ der Axel Springer Verlag die Ausstrahlung der taz-Kino-Spots[26] „Kiosk I“ und „Kiosk II“ per einstweiliger Verfügung untersagen. Springer argumentierte, dass es sich dabei um eine „Rufausbeutung“ zu Lasten der Bild-Zeitung handele. Die Spots gewannen im August 2006 einen First Steps Award. In der Revisionsverhandlung vor dem Bundesgerichtshof hat dieser in seinem Urteil (Az: I ZR 134/07) vom 1. Oktober 2009 die Entscheidungen der Vorinstanzen aufgehoben und die Klage der Bild-Zeitung abgewiesen.[27] Die taz darf die Werbespots somit wieder einsetzen.[28]

In der Sonderausgabe zum 30. Jahrestag der Erstausgabe am (27. September 2008) gratulierte die Bild-Zeitung mit einer ganzseitigen Anzeige zu dem Jubiläum. Zu sehen war ein Pflasterstein mit Geburtstagskerze. Ähnliches wiederholte sich am 18. April 2009: die Jubiläumsausgabe zum 30. Jahrestag des regelmäßigen Erscheinens erschien mit einer Anzeige des Axel Springer Verlages mit der Frage: „Ist es nicht schön, ein Alter erreicht zu haben, in dem man Cocktails trinkt, anstatt sie zu werfen?“.

Seit Mai 2009 ist Bild-Chefredakteur Kai Diekmann Mitglied der taz-Genossenschaft.[29]

Am 20. November 2009 wurde vor dem taz-Café eine gefälschte Sonderausgabe der taz verteilt, welche den Titel „Wir sind Schwanz!“ trug.[30] Später stelle sich heraus, dass Kai Diekmann für die gefälschte Ausgabe verantwortlich war.[31]

Satireseite „die wahrheit“

„Die Wahrheit“ ist laut Eigendarstellung der taz die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit.[32]

  • Die Grünen distanzierten sich im November 2001 von der taz, nachdem die Zeitung auf ihrem Titel ein seitengroßes, nachkoloriertes Foto von Parteichefin Claudia Roth zeigte, auf dem sie einen grünen Umhang über einem roten Abendkleid trägt. Dazu lautete die Überschrift „Die Gurke des Jahres“. Chefredakteurin Bascha Mika erklärte, es handele sich lediglich um eine Satire. Die Seite habe das Satire-Ressort „Wahrheit“ anlässlich seines zehnjährigen Bestehens gestaltet.[33]
  • Ein am 26. Juni 2006 auf der die wahrheit genannten letzten Seite der taz erschienener Artikel führte zu Verstimmungen im deutsch-polnischen Verhältnis.[34] In dem Artikel Polens neue Kartoffel. Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Heute: Lech „Katsche“ Kaczynski wurden der polnische Präsident Lech Kaczyński sowie sein Zwillingsbruder und damaliger Ministerpräsident Jarosław Kaczyński satirisch überhöht als politisch unerfahren und einfältig dargestellt. Die Überschrift „Polens neue Kartoffel“ war ein nur für taz-Leser erkennbarer Insiderwitz: Der frühere aus Polen stammende Papst Johannes Paul II. wurde auf der Wahrheit-Seite der taz regelmäßig „Kartoffel“ genannt. Die kurz darauf geplanten politischen Gespräche zwischen Frankreich, Deutschland und Polen – auch Weimarer Dreieck genannt – wurden von Lech Kaczyński abgesagt. Offiziell geschah das zwar aus Krankheitsgründen, politische Analysten gingen aber davon aus, dass dies unmittelbare Folge des Artikels war. Die Absage wurde von acht ehemaligen polnischen Außenministern in einem offenen Brief vehement kritisiert. Demgegenüber forderte der Fraktionsvorsitzende der Regierungspartei PiS, Przemysław Gosiewski, Justizminister Ziobro auf, zu prüfen, ob gegen die taz ein Strafverfahren wegen Beleidigung des Präsidenten eingeleitet werden könne. Außerdem forderten polnische Regierungsvertreter die deutsche Bundesregierung auf, den Artikel zu verurteilen. Diese lehnte das jedoch mit Hinweis auf die in Deutschland geltende Pressefreiheit ab.
  • Am 17. April 2011 erschien in der Rubrik "die wahrheit" eine Glosse unter dem Titel "Die ganze Welt liebt den König von Swasiland"[35], welche in einem offenen Brief des Migrationsrates Berlin Brandenburg als rassistisch beanstandet wurde[36]. Besonders wurde die Benutzung von abfälligen und rassistischen Bezeichnungen für Schwarze kritisiert sowie deren klischeehaft sexualisierte Darstellung[37]. Die Chefredaktion der taz reagierte daraufhin mit dem Verweis auf die Autonomie der Ressorts und Autoren bei der taz. Weiterhin wurde in der Antwort auf die Meinung des Autors Michael Ringel verwiesen, der die ironische Verwendung überkommener Klischees und Stereotypen innerhalb einer Glosse zum legitimen Mittel der Satire erklärt.[38][39].

Presseratsrügen

Der Deutsche Presserat sprach 2009 eine nicht-öffentliche Rüge gegen die Zeitung wegen Verstoßes gegen den Pressekodex aus. Sie hatte in ihrer Berichterstattung über einen Sorgerechtsstreit zwischen einem Elternpaar eine der beiden Streitparteien nicht befragt und damit nach Ansicht des Beschwerdeausschusses gegen die journalistische Sorgfaltspflicht verstoßen. Einen Verstoß gegen Persönlichkeitsrechte sah der Presserat, weil ein Elternteil identifizierbar gewesen sei.

Übersicht über die Rügen des Presserates gegenüber der taz[40]:

Jahr Anzahl Rügen Bemerkung Art des Verstoßes
1991 1 - Religion, Weltanschauung, Sitte
1997 1 - Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde
1999 1 - Schutz der Ehre
2000 1 -nicht-öffentlich- Persönlichkeitsrechte
2001 3 - Sorgfalt, Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde,Schutz der Ehre
2002 1 - Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde
2009 1 - Sorgfalt, Persönlichkeitsrechte

taz-Panter

Der taz Panter wird seit 2005 jährlich als Jury- und auch als Leserpreis in Berlin verliehen. Der Preis wurde ins Leben gerufen, um Bürger bekannt zu machen, die „mit Mut und Phantasie etwas in der Gesellschaft bewegen“. Die Preise sind jeweils mit 5.000 € dotiert.

taz-Panter-Stiftung

Die taz Panter Stiftung wurde am 2. Oktober 2008 als gemeinnützige Stiftung mit einem Stiftungskapital von 709.962,75 € gegründet.[41] Die hauptsächlichen Zwecke der Stiftung bestehen darin, den jährlichen taz-Panter-Preis (5.000 Euro) finanziell abzusichern, sowie die taz Akademie zu betreiben. Der Preis wird an Menschen verliehen, die „gegen politische und gesellschaftliche Missstände aktiv“ sind.[42] Die Akademie soll in Workshops junge Nachwuchsjournalisten ausbilden. Die Stiftung wirbt sowohl um Zustifter, um das Kapital der Stiftung zu erhöhen, als auch um Spender, um die laufenden Projekte direkt zu fördern.

Literatur

  • taz – die tageszeitung. Die Tageszeitung Verlagsgenossenschaft e. G., Berlin 1.1987,1ff. ISSN 0931-9085
  • Oliver Tolmein, Detlef zum Winkel: tazsachen. Kralle zeigen – Pfötchen geben. Hamburg 1988, ISBN 3-922144-76-4.
  • Jörg Magenau: Die taz. Eine Zeitung als Lebensform.. Hanser Verlag, München 2007, ISBN 978-3-446-20942-8.
  • Nora Münz: Links und liebenswert. Nutzungsmotive von Lesern der tageszeitung (taz). In: Senta Pfaff-Rüdiger, Michael Meyen (Hrsg.): Alltag, Lebenswelt und Medien. Lit Verlag. Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0897-6, S. 215–235.
  • Lothar Baier: Der beinamputierte Tausendfüßler. Ein Jahr linke 'Tageszeitung' (TAZ)'. In: Freibeuter. 4, 1980, S. 162ff.
  • Michael Ringel (Hrsg.): Sternstunden der Wahrheit. Oktober Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3938568859.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Chefin geht: Bascha Mika verlässt die "taz" auf Spiegel.de vom 25. Juni 2009); vgl. auch journalist 8, S. 77
  2. "taz"-Geburtstag: 25 Jahre links und andersauf stern.de vom 17. April 2004
  3. laut IVW, zweites Quartal 2011, Mo–Sa
  4. Peter Unfried in der Einladung zur GV 2008
  5. taz e-Paper im Abo
  6. taz e-Paper Einzelausgaben im e-Kiosk
  7. taz verkauft sechsmal so viele e-Paper-Abos wie die Welt
  8. Teure CSU-Wahldebatte – „taz“ verschenkt Abos an Neuleser, Spiegel Online, 29. September 2008
  9. Karl-Heinz Meier-Braun: Migranten in Deutschland: Gefangen im Medienghetto?
  10. Gesamtarchiv der taz
  11. Zugriffszahlen XXXL auf taz.de taz-Hausblog vom 9. November 2010
  12. Über 6 Millionen Besuche auf taz.de taz-Hausblog vom 1. April 2011
  13. Der erste „taz zahl ich“-Tag, Mathias Broeckers, taz-Blog, 10. April 2011
  14. In eigener Sache – taz bezahl ich!, Matthias Urbach, taz, 9. April 2011
  15. taz.de – Genossenschaft
  16. Satzungsänderung September 2010
  17. Anzahl der an der Genossenschaft beteiligten Personen abgerufen am 21. November 2011
  18. No logo! In: taz vom 10./11. März 2007. ISSN 0931-9085
  19. http://www.stern.de/panorama/taz-geburtstag-25-jahre-links-und-anders-522769.html
  20. 30. Ersterscheinungs-Jubiläum: tazkongress
  21. Staatsaktion
  22. Heimatkunde - die unendlich lange Liste ehemaliger Stasi-Objekte. taz, die tageszeitung (Sonderdruck), 20. Juni 1990.
  23. Süddeutsche Zeitung: Die allererste Hochrechnung, 21. September 2003
  24. Tageszeitung, 11. Februar 2011.
  25. Diekmann macht die taz in Der Spiegel, Ausgabe 39/2003
  26. Youtube.de: taz Kinospots
  27. Bundesgerichtshof: Mitteilung der Pressestelle Nr. 201/2009 auf bundesgerichtshof.de
  28. taz gewinnt vor Gericht: Man darf über "Bild"-Leser lachen vom 1. Oktober 2009
  29. "Bild", Diekmann und die "taz": Gestatten, Genosse!, auf sueddeutsche.de vom 8. Mai 2009
  30. Fake-taz zum Pimmel über Berlin: Wir sind Schwanz! auf taz.de vom 20. November 2009
  31. Kai Diekmann gesteht taz-Fälschung auf taz-blog vom 25. November 2009
  32. Die Wahrheit auf taz.de!
  33. Claudia Roth getroffen und verärgert: Grüne distanzieren sich von der "taz" auf handelsblatt.com vom 25. November 2001
  34. Polens neue Kartoffel. In: taz vom 26. Juni 2006. ISSN 0931-9085
  35. Glosse Die ganze Welt liebt den König von Swasiland
  36. Offener Brief des Migrationsrates Berlin Brandenburg
  37. Radiointerview mit André Degbeon und Angelina Weinbender vom migrationsrat Berlin Brandenburg, radio corax 20. Mai 2011
  38. Antwortschreiben der taz-Chefredaktion vom 11. Mai 2011
  39. Interview mit der stellvertretenden Chefredakteurin Sabine am Orde, radio corax am 14. Juni 2011
  40. http://www.presserat.info/inhalt/dokumentation/chronik-der-ruegen/1997-2009.html
  41. taz Panter Stiftung
  42. Heldinnen und Helden des Alltags gesucht! taz-Hausblog vom 6. Mai 2010

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